Einwochen-Fliege: Twitter der Streitkräftebasis

Nur eine Woche twitterte die Redaktion der Streitkräftebasis. Dann wurde der Account wieder außer Dienst gestellt. Sachdienliche Hinweise sind – wie immer – willkommen. Und falls die Kommunikationsstrategen im Verteidigungsministerium nicht nur der eigenen Truppe etwas verbieten möchten, sei ihr Blick hiermit auf lustige Fake-Accounts gelenkt, die eine Intervention nötiger hätten:

Minister 1: http://twitter.com/BaronzuG

Minister 2: http://twitter.com/kalleguttenberg

Minister 3: http://www.facebook.com/zuGuttenberg (Oopps, das können sie ja gar nicht, sorry, mein Fehler)

Wer dennoch wissen will, wie Twitter geht (und das es auch mal in der Bundeswehr ging), der lese bitte den Text im Folgenden, alternativ könnte man den Herren auch mal die Funktion des Google Cache erklären.

Bonn, 18.01.2010.
Die Streitkräftebasis bietet ihre neusten Nachrichten, Bilder und Videos nun als Tweet im Internet an. Unter twitter.com/redaktion_SKB können Sie uns folgen und sind so immer up-to-date.

Collage aus einem Logo der Streitkräftebasis und dem Twittervögelchen

Streitkräftebasis bei twitter.com (Quelle: PIZ SKB / twitter.com)

Unter den ersten 200Followern“ verlosen wir 4 DVDs der BigBand der Bundeswehr.

Also los, anmelden, mitlesen und immer auf Stand bleiben.

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1. Schritt (Quelle: twitter.com)Größere Abbildung anzeigen

1. Schritt – Eröffnung eines Benutzerkontos

Geben Sie die folgende Internetadresse in die Adresszeile ihres Browsers (Firefox, Internet Explorer, Opera o.ä) ein.

www.twitter.com/signup

Füllen Sie das Formular wie folgt aus:

    • Vollständinger Name: <hier geben Sie ihren Namen ein>
    • Benutzername: <hier einen Benutzernamen>
      (unter diesem Benutzernamen wird ihr Blog zu erreichen sein)
    • Passwort: <hier ein beliebiges Passwort> MERKEN!
    • Email: <ihre Emailadresse>
    • Sicherheitsabfrage: <schreiben Sie die beiden abgebildeten Wörter in das Feld, achtet Sie auf die Kleinschreibung>

Ihre Eingaben werden sofort überprüft und mit einem grünen Häckchen versehen, wenn alles in Ordnung ist.

Zum Abschluss auf den Button „Mein Konto erstellen“ klicken.

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2. Schritt (Quelle: twitter.com)Größere Abbildung anzeigen

2. Schritt – Suchen Sie ihre Freunde

Im zweiten Schritt haben Sie die Möglichkeit ihre twitternden Freunde zu suchen. Wir überspringen jetzt diesen Schritt. Klicke Sie unten auf der Webseite auf den Link „Skip this Step“.

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3. Schritt (Quelle: twitter.com)Größere Abbildung anzeigen

3. Schritt – Promis twittern auch

Den dritten und letzten Schritt überspringen Sie auch, da uns erst einmal nur der Redaktion_SKB – Tweet interessiert und nicht irgendwelche Promis und was die gerade so machen.

Daher klicken Sie unten <Skip this Step>

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4. Schritt (Quelle: twitter.com)Größere Abbildung anzeigen

4. Schritt – Ihr erstes Mal

Nun erscheint ihr „Home“ – Bildschirm. Hier können Sie schreiben was Sie gerade machen. Alle die, die ihrem Blog folgen, heißen „Followers“. Die Followers können lesen was Sie gerade machen, wenn Sie es in das Feld „What are you doing?“ eintragen. Hierfür haben Sie maximal 140 Zeichen, fast wie bei einer SMS.

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5. Schritt (Quelle: twitter.com)Größere Abbildung anzeigen

5. Schritt – Sie werden zum Follower

Da Sie über die neusten Informationen der Streitkräftebasis bescheid wissen wollen, müssen Sie dem Tweet „Redaktion_SKB“ folgen, somit werden Sie zum Follower. Klicken Sie oben auf „Find People“. Geben Sie in das Suchfeld Redaktion_skb ein und klicke Sie auf den „Search“ Button. Es erscheint das Redaktion_SKB-Logo, klicken Sie zuerst rechts auf den „Follow“ Button, dann auf das Logo.

Ab sofort können Sie jetzt lesen, was in der SKB passiert und selber schreiben, was Sie erleben.

Manches muss man einfach lesen

Ein echtes „Must read“ haben Major General Andrew Mackay und Commander Steve Tatham auf der Webseite der Defence Acedemy of the United Kingdom veröffentlicht. Ihr Whitepaper mit dem Titel „Behavioural Conflict“ ist eine wegweisende Analyse, die eine grundlegend neue Perspektive auf den Einsatz von Streitkräften in der Informationsgesellschaft eröffnet. Basierend auf den Erfahrungen aus dem Einsatz der 52. Infantriebrigade (UK) in der afghanischen Krisenregion Helmand entwerfen die Autoren ein Konzept strategischer Kommunikation, das weit über bestehende Ansätze von Informationsoperationen hinaus weist. Gleichzeitig ist die Arbeit eine Generalabrechnung u.a. mit den Defiziten in der Ausbildung britischer (Generalstabs-) Offiziere, die zahlreiche Ansätze bietet, um die Ausbildungs- und Forschungspraxis der Bundeswehr zu hinterfragen. Da mit einer ähnlich klarsichtigen Analyse aus den Reihen des deutschen Militärs auf absehbare Zeit nicht zu rechnen ist, sei die vollständige Lektüre hiermit ausdrücklich empfohlen: Behavioural Conflict

Vom Besserwissen und Bessermachen

In die Reihe der Generäle, die ihre Stimme erst nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst erheben, reiht sich auf Welt online der ehemalige Leiter des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, Günther Roth, ein. Unter der Schlagzeile „Geht zu den Leuten!“ skizziert er eine aus seiner Perspektive erfolgversprechende Strategie für den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr und formuliert die ein oder andere interessante Frage. Wir geben – wie auch schon immer im aktiven Dienst – ein paar freche Antworten (mit denen man natürlich nicht General werden kann):

Was führte im deutschen Verantwortungsbereich des Regionalkommandos Nord dazu, dass die Taliban dieses als „weichen Unterleib“ der Isaf identifizierten und deshalb in die Region Chahar Dareh bei Kundus hineinstießen?

Weil die – politisch gewollt – falsch ausgestatteten und unterlegenen Soldaten – von denen ohnehin 80 Prozent die meiste Zeit im Lager verbringen – absolut richtig erkannt haben, dass es nicht besonders süß und ehrenvoll ist, am Hindukusch für das Vaterland zu sterben, und sich deshalb darauf verlegt haben, nur das minimal möglich zu tun.

– Warum bauten die deutschen Einsatzkontingente zunehmend den militärischen „Schleier“ zum Schutz der zivilen Wiederaufbauteams ab und schützen vor allem sich selbst und nicht die afghanische Bevölkerung in den Dörfern?

siehe vorstehend

– Warum zeigen die Deutschen „Präsenz“ vor allem durch mechanisierte Patrouillen, wodurch der Kontakt zur Bevölkerung verloren ging und die Taliban gefahrlos verlorenes Terrain zurückgewinnen konnten? Warum geraten diese „Präsenz-Patrouillen“ auf ihren ausgefahrenen Wegen regelmäßig in Hinterhalte, werden in Gefechte verwickelt und sind in „Notwehrsituationen“ weitgehend nur auf reaktives Verhalten festgelegt?

siehe vorstehend, und weil bei Stehzeiten von 4-6 Monaten niemand erwarten kann, dasss auch nur ansatzweise verbindliche Kontakte zur Bevölkerung geknüpft werden können. Das weiß wiederum diese auch, und telefoniert lieber mit den Taliban-Kommandos als mit den Patroullienführern.

– Was veranlasste den Kommandeur in Kundus, nach der Entführung der beiden Tanklastwagen zum Mittel des Luftschlags zu greifen, statt ein kampfkräftiges Aufklärungskommando auszusenden, obwohl im Feldlager Kundus allein 800 Soldaten stationiert sind?

Bereits am 5. September umfassend beantwortet, hier:

– Warum wird die unter deutschem Befehl stehende Kompanie der Quick Reaction Forces, die im etwa 250 Kilometer entfernten „ruhigen“ Raum um Masar-i-Scharif stationiert ist, nicht in das gefährdete Kundus verlegt?

Weil sie dort kämpfen müsste? Vermutlich auch, weil sich die Taliban

– Welche Einschätzungen der Rolle der Deutschen führten dazu, dass US-General McChrystal 2500 Mann Kampftruppen aus dem umkämpften Regionalkommando Süd in den Verantwortungsbereich der Bundeswehr verlegte?

Eine militärisch angemessene!

Stubentiger oder Schreibtischtäter?

Roth versucht sich in seinem Text ebenfalls an Antworten und entlarvt sich dabei als eine Mischung aus Stubentiger und Schreibtischtäter, der offenbar seiner aktiven Zeit immer noch hinterhertrauert. Er fordert Elite-Soldaten, Kampfbahnen und eine Kriegserklärung: „Deshalb ist es entscheidend, den Konflikt in Afghanistan als das zu bezeichnen, was er ist – ein völkerrechtskonformer Krieg zur Wahrung der Menschenrechte und -würde der Afghanen und der Sicherheit Deutschlands.“ (…) „Mit dieser Kampfweise würde der deutsche Soldat im Guerilla-Kampf vom Gejagten zum Jäger.“ Dabei tur er so, als sei die Bundeswehr (oder zumindest die Fallschirmjägertruppe) in den 80er Jahren ein knallharter Haufen gewesen, der es mit jedem Gegner hätte aufnehmen können – wenn man, sprich die Politik, sie damals nur gelassen hätte. Das ist nicht nur Wunschdenken, das ist dummes Zeug. Andererseits erspart er es dem kundigen Leser damit, seine Wortmeldung ernst zu nehmen. Dass Roth nicht schon viel früher den Mumm hatte, öffentlich auf vermeintliche und tatsächliche Mißstände hinzuweisen, passt ins Bild.

Ermutigend

Die gute Nachricht ist nicht, dass die Redaktion der Webseite der Streitkräftebasis twittert. Gut ist, dass sie durch ihre Twitter-„Bedienungsanleitung“ viele, die sich mit dieser Technik vielleicht nicht so gut auskennen, ermutigt, es auch zu tun. Zwei Fragen hätte ich da aber noch: Wie gut läuft Twitter auf den dienstlichen Rechnern? Und wer ist das Redaktionsteam, denn schließlich ist Twitter ein Kommunikationskanal und nicht nur ein Push-Medium für offizielle Verlautbarungen.

Endlich, Substanz

You don´t know what you´ve got till it´s gone … Manchmal merkt man aber auch, dass eine kritische Stimme fehlt, wenn sie sich mal wieder meldet. Getan hat das nun in der Diskussion um die – von vielen Kritikern offenkundig nicht gelesenen – Predigt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Winfried Nachtwei. In einem offenen Brief (dokumentiert in der taz, als PDF herunterzuladen hier) dankt er Käßmann dafür, dass sie „Anstoß erregt“ habe. Warum das nötig war – und immer wieder sein wird – bringt unter anderem dieser Satz Nachtweis auf den Punkt: „Für manche Ihrer Kritiker scheint es auch eine Gelegenheit zu sein, abzulenken von eigenem politischen Versagen und eigener Ratlosigkeit, abzulenken von der hochsteigenden Angst vor einem möglichen großen Desaster.“ 

Dringend bitten möchte man in diesem Zusammenhang auch, dass ein Appell Nachtweis erhört wird: „(Die) Politik (ist) in der Pflicht (…), den eigenen Soldaten – und Polizisten, Diplomaten, Entwicklungshelfern – nur solche Einsätze zuzumuten, die nicht nur legitim, sondern auch friedens- und sicherheitspolitisch dringlich, sinnvoll, aussichtsreich und leistbar sind. Das erfordert höchste Sorgfalt im Hinsehen, Sprechen, Handeln – nicht nur bei den entsandten Soldaten, sondern vor allem auch bei der Politik, aber auch in der Gesellschaft. Die Politik war hier bisher kein Vorbild.“ 

Mit Blick auf die Lage in Afghanistan heißt das, dass es mit der angekündigten Verdopplung der Entwicklungshilfe allein nicht getan ist. Ebenso wichtig, wenn nicht gar dringlicher, ist, dass die Bundesregierung endlich umfassend darüber informiert, wie diese Mittel verwendet werden. Könnte man dazu nicht dem offiziellen Afghanistan-Beauftragten der Bundesregierung, Bernd Mützelburg, nicht einen Sonderberichterstatter zu Seite stellen? Widerspräche das Ihrer Resozialisierung, Herr Nachtwei?

Was Sie schon immer über Sicherheitspolitik wissen wollten, …

… aber bisher nicht zu fragen wagten, können Sie jetzt tun. Der „neueste heiße Scheiß“ für Social Media-Nutzer nennt sich Formspring. Nicht mehr und nicht weniger auf einer Microsite, auf der jeder anonym Fragen stellen kann. Ich habe keine Ahnung wie und ob es sinnvoll funktioniert, aber ausprobieren lohnt sich.

Wer also eine Frage an den Bendler-Blogger hat, oder eine Frage an wen anders zum Thema Sicherheitspolitik, die der Bendler-Blogger anderen stellen sollte, klicke bitte hier.

Tom Enders macht Druck

High Noon in der Rüstungsindustrie. Statt Kugeln fliegen mediale Botschaften. Noch ist unklar, wer der Marshal und wer der Gangster ist, aber die Duellanten haben sich schon postiert. Vor allem Airbus-Chef Thomas Enders erhöht jetzt den öffentlichen Druck. Die Drohung: Ohne substantielle Beteiligung der Besteller an den Kosten für den neuen Militärtransporter A 400 M, wird Airbus das Projekt abbrechen. Das zentrale Argument klingt plausibel. Vor allem die Forderung der Auftraggeber, die Triebwerke durch europäische Unternehmen neu entwickeln zu lassen, habe die Kosten in die Höhe getrieben. Die Wahrheit indes ist komplizierter. Bereits Airbus und der Mutterkonzern EADS sind nicht Produkte des freien Spiels der Marktkräfte, sondern Ausdruck des politischen Willens der beteiligten Staaten. Die Folge sind immer wieder aus betriebswirtschaftlicher Sicht fragwürdige Entscheidungen über die Vergabe von Entwicklungs- und Produktionsaufträge innerhalb des Konzerns.

Worum es derzeit also geht, ist eine möglichst plausible Inszenierung für den Steuerzahler, die es allen Beteiligten ermöglicht, ihr Gesicht zu wahren. Zu Guttenberg tut gut daran, auf die neuerliche Provokation nicht allzu vorschnell zu reagieren. Je länger er mit einer Antwort warte, umso günstiger dürfte die Regierung davon kommen – wenn zu Guttenberg nicht überzieht. Gefragt ist also ein optimales Timing.

Cool Britannia

Wie die Webseite eines Verteidigungsministeriums auch aussehen kann, zeigt das britische Ministry of Defense. Wer auch immer sich im und um das BMVg herum Gedanken über eine konzeptionelle Neuentwicklung der Onlineauftritte der Bundeswehr macht, sollte sich dieses Portal genau anschauen – ebenso wie die Auftritte der Teilstreitkräfte. Das ist – wir übernehmen gerne die Diktion des Ministers an dieser Stelle – Benchmark. Und wer gerade dabei ist: Die Online Engagement Guidelines übersetzen, Stempel drauf und ab an den Großverteiler @bundeswehr.gov

Nachtrag: Ganz viele Social Media Richtlinien gibt es bei Socialmediagovernance.

Die unstrategische Community

Gibt es in Deutschland eine „Strategic Community“? Oder besser: Was soll das eigentlich sein, eine „Strategic Community“? Die sonst allwissende Wikipedia versagt bei dieser Frage ihren Dienst und selbst Google wirft nur knapp leidlich 1.000 deutschsprachige Fundstellen aus. Im digitalen Zeitalter sind die Ergebnisse dieser – zugegeben oberflächlichen – Recherche ein ernst zu nehmendes Symptom.

Ja, sicher, es gibt eine Vielzahl von tatsächlichen oder selbst ernannten Think Tanks. Und es gibt sogar eine staatliche Einrichtung, die sich die Förderung der nicht näher definierten Gemeinschaft auf ihre Fahnen geschrieben hat: Die „Bundesakademie für Sicherheitspolitik“ (BAKS), die von sich behauptet, von Anbeginn „den Aufbau einer in den angelsächsischen Ländern seit langem wohl etablierten ‚Strategic Community‚ im Auge“ zu haben.  In eine ähnliche Richtung argumentierte 2007 der leitende wissenschaftlicher Direktor der Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation, Dietmar Ose, der in einem Interview auf die Frage sagte, wie denn die „Strategic Community“ voranzubringen sei, dass „eine öffentliche Befassung mit Themen der Sicherheitspolitik wegweisend werden“ könnte – und deshalb die„Optimierung der Mittel und Methoden der Kommunikation auf dem erweiterten Feld der Sicherheit“ für sein Haus in Anspruch nahm.

Abgesehen davon, dass es angesichts des richtigen und wichtigen Primats der Politik sowie eines erweiterten Sicherheitsbegriffs etwas seltsam anmutet, dass die Bundesregierung, die zentrale Einrichtung zu diesem Thema im nachgeordneten Geschäftsbereich des Verteidigungsministeriums anordnet, liegt darin eine tiefere Logik. Man will das Thema weg organisieren. Diese Methode mag politisch plausibel sein, strategisch könnte sie sich als Fehler erweisen, denn es gibt diese Community, und es könnte sinnvoll sein, diese nicht länger zu ignorieren, sondern einzubinden. Darauf weisen unter anderem zwei Veröffentlichungen aus dieser bislang noch eher virtuellen Gemeinschaft hin.

In der aktuellen Ausgabe des relaunchten Magazin des Reservistenverbandes „loyal“ analysiert Martin Löffelholz, Professor an der TU Ilmenau die Kommunikationsarbeit des Verteidigungsministerium in den vergangenen Jahren als „Weder strategisch noch modern“ (Dokument hier, online auch im Afghanistanblog des Kollegen Boris Barschow, lesenswert in loyal auch der Bericht von Marco Seeliger, online bei Thomas Wiegold).

Noch etwas grundsätzlicher in ihrer Kritik an der sicherheitspolitischen Kultur Deutschlands wird Constanze Stelzenmüller in ihrem Beitrag für das Magazin Internationale Politik. Unter dem Titel „Die selbstgefesselte Republik“ entwickelt die ehemalige Redakteurin der Zeit und aktuell Fellow beim German Marshall Fund in Berlin treffend fünf Thesen und Empfehlungen zur zukünftigen Sicherheitspolitik. Der Appell an die Politik etwas schnodderig zusammengefasst lautet: Fangt an, das Thema endlich Ernst zu nehmen, beispielsweise indem, so eine von Stelzenmüllers These, Deutschlands unterentwickelt sicherheitspolitische Eliten und Institutionen zielgerichtet gefördert werden. Dazu gehört auch, – ganz im Sinne dieses Blogs – es den Menschen zu erklären, denn die strategische Community sind wir alle.

Statt freundlichem Desinteresse – Das Beispiel Kanada

Ist es Zufall, dass in Kanada – einem Land, in dem die Regierung regelmäßig über den Afghanistan-Einsatz ihrer Streitkräfte informiert – auch die Öffentlichkeit etwas interessierter an den Soldatinnen und Soldaten scheint? Vielleicht. Es ist dennoch überaus bemerkenswert, wie kanadische Bürger trotz ihrer Skepsis (im Sommer 2007 sprachen sich bei einer Umfrage 59 Prozent gegen den ISAF-Einsatz aus) den im Einsatz getöteten Soldaten ihren Respekt erweisen.

Die Leichname der „Fallen Canadians“ werden per Flugzeug auf die Luftbasis Trenton in der Nähe von Toronta überführt. Dort nehmen Fahrzeuge die Särge auf und transportieren sie von dort über den Highway 401  in die zentrale Pathologie in Toronto. Die Angehörigen der Getöteten begleiten diesen Konvoi. Seit 2002 versammeln sich Menschen aus den anliegenden Gemeinden entlang dieses Weges. Es sind Anwohner, Polizisten, Feuerwehrleute, Bauarbeiter, Veteranen – quasi ein Querschnitt der kanadischen Bevölkerung – die am Straßenrand oder auf Brücken stehen, um „ihren“ Soldaten die letzte Ehre zu erweisen. 2007 wurde der Autobahnabschnitt offiziell in „Highway of Heroes“ umbenannt. Dieses Ritual mag für die deutsche Gesellschaft seltsam oder sogar pathetisch anmuten, es ist aber in jedem Fall bewegend. Ein Blick auf die entsprechenden Videos bei YouTube ist sehr zu empfehlen.