Bundeswehr-Magazin Y. vor Neustart

Das Bundeswehr-Magazin Y. steht vor dem Neustart. Wie der Presse- und Informationsstab auf Rückfrage mitteilte, wechselt das Truppeninformationsmedium vom Frankurter Societäts-Verlag zur Berliner Agentur KircherBurkhardt. Die Agentur hat sich auf Corporate Publishing und Editorial Design spezialisiert. Zu den Kunden gehören unter anderem die Bahn oder auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nach einer Übergangsphase soll Y. mit komplett neuem Design und frischen redaktionellen Impulsen an den Start gehen.Das ist wirklich eine gute Nachricht, denn wenn man sich die Referenzliste von KircherBurkhardt anschaut, ist ein deutlicher Sprung bei der gestalterischen Qualität von Y. zu erwarten. Gespannt darf man sein, wie schnell die Zusammenarbeit zwischen der Stammredaktion und dem neuen externen Team Früchte trägt.

Nachtrag 25. Februar 2009: Ganz fremd ist KircherBurkhardt das Thema Bundeswehr nicht. Im vergangenen Jahr hat die Agentur bereits JS – Die Evangelische Zeitschrift für junge Soldaten überarbeitet. Das Ergebnis (leider ist die Zeitschrift nicht online verfügbar) kann sich wirklich sehen lassen.

Workshop „Sicherheit“

An der Universität Marburg findet am kommenden Wochenende (21. und 22. Februar) der erste Workshop der neu gegründeten „Akademischen Gesellschaft für sicherheitspolitische Kommunikation“ statt. Unter dem Titel „Sicherheit heute – morgen – übermorgen“ möchten die Initiatoren das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten, um so die Grundlage für weiterführende Diskussionen zu schaffen. Ein Schwerpunkt des ersten Workshops wird auf der sicherheitspolitischen Kommunikation liegen. Dazu wird es insgesamt drei Vorträge geben, und zwar von:

  • Dr. Stephan Böckenförde (Vertretungsdozent an der Universität Marburg)
    Militär und sicherheitspolitische Kommunikation
  • Jochen Fischer (Universität Marburg)
    Medien als politische Akteure in der Sicherheitspolitik?
  • Sascha Stoltenow (Kommunikationsberater und Blogger)
    Die Bundeswehr als publizistischer Akteur

Das komplette Programm steht hier online. Anmeldungen sind noch möglich.

Der Workshop richtet sich vornehmlich an jene, die sich theoretisch wie praktisch mit sicherheitspolitischen  Fragestellungen auseinandersetzen. Dies betrifft sowohl Personen aus der strategisch-operativen Praxis als auch aus der
Wissenschaft, hier speziell Doktoranden, Habilitanden, aber auch Studierende höheren Semesters, die sich im Rahmen ihrer Forschungsarbeiten und Forschungsvorhaben austauschen wollen.

Ich bin gespannt.

Geheime Sondereinheit

Sämtliche Klischees erfüllt derzeit ein Artikel auf Spiegel Online. „Geheime Cyberwar-Truppe“ überschreiben die Sonderspezialjournalisten ihren Beitrag zu der im Aufbau befindlichen „Abteilung Informations- und Computernetzwerkoperationen“im Kommando strategische Aufklärung. Abgesehen davon, dass das nicht so neu ist, zeigt vor allem die schnelle Verbreitung der Geschichte, dass vor allem die gar nicht geheimen Cyber-Krieger bei Spiegel Online ihr Geschäft beherrschen. Es ist nämlich nicht nur die Infrastruktur, die über den Erfolg von Informationsoperationen entscheidet, sondern es sind vor allem die Inhalte. Und da muss man vor der Bundeswehr derzeit noch nicht wirklich Angst haben.

Immerhin, ein Anfang

Die Qualität von Videobeiträgen der Bundeswehr war bereits öfter Gegenstand dieses Blogs. Eine – fast schon etwas versteckte – Neuerung auf der Webseite der Bundeswehr gibt allen Interessierten jetzt Gelegenheit, sich selbst zeitnah ein Bild davon zu machen. Zu sehen gibt es entweder aktuelle, einsatzbezogene Beiträge von bwtv oder das „Einsatzvideo der Woche“ der Einsatzkameratrupps.

Grundsätzlich gute Idee

Grundsätzlich ist es eine gute Idee, bewegte Bilder aus den Einsätzen der Bundeswehr anzubieten. Allerdings ist die Qualität der Beiträge noch nicht so, dass sie für sich alleine stehen können. Besser wäre es, sie als zusätzliches Angebot innerhalb eines breiteren thematischen Fokus‘ einzusetzen. Damit ließen sich beispielsweise Redundanzen vermeiden wie bei den beiden aktuellen Beiträge von bwtv. Das Video zum Einsatzgeschwader in Mazar-e Sharif nutzt beispielsweise die gleichen Bilder wie das Interview mit dem Kommodore des Einsatzgeschwaders, Oberst Karsten Stoye. Der Nachrichtenwert ist damit entsprechend gering. Ärgerlich beim Interview ist vor allem, dass Stoye zwar jede Menge interessante Geschichten über den Auftrag und diverse Unterstützungsprojekte erzählt, bwtv aber nicht in der Lage ist, die entsprechenden Bilder zu liefern. Statt afghanischer Mädchen, die in die Schule gehen, ist der bwtv-Moderator im Studio zu sehen. Es gibt bessere Bild-Text-Scheren. Dass der Kommodore dabei nur als Standbild eingeblendet wird, und es offensichtlich nicht möglich war, eine Live-Strecke auf, passt da im wahrsten Sinne des Wortes ins Bild.

Auf dem Weg zum Journalismus

Auch die Beiträge der Einsatzkameratrupps sind noch ein gutes Stück davon entfernt, journalistischen Ansprüchen zu genügen. Ebenso wie die bwtv-Videos wären sie eher als so genannte Nachricht im Film, oder kurz „NiF“ geeignet. Denn rein technisch sind die Bilder in Ordnung. Die Kameraleute wählen den richtigen Bildausschnitt, lassen die Bilder stehen und beginnen nicht hektisch zu schwenken oder zu zoomen. Was fehlt, ist die redaktionelle Qualität. Vor allem kranken die Beiträge daran, dass sie zu weit von den Menschen weg bleiben. Das mag daran liegen, dass es nicht ausreichend Dolmetscher gibt, oder den Bundeswehr-Filmern  die Traute fehlt, mal ran zu gehen. Dennoch: Hier muss man eigentlich mehr erwarten, denn fast 10 Jahre, nachdem beide Einheiten ins Leben gerufen wurden, sollten sowohl bwtv als auch EKT aber schon deutlich über die ersten Kapitel von Fernseh-Journalismus, des Standardwerks zur Ausbildung, hinaus sein.

Zeichen der Hoffnung

Aber es ist ja nicht alles schlecht. Es ist gut, die Videos auf der Seite zu haben. Es ist gut, wenn die Macher, die sich sicherlich sehr bemühen, diese Öffentlichkeit als Chance sehen, sich zu profilieren. Und wenn dann noch etwas Wettbewerb zwischen bwtv und EKT entsteht, kann das nur beiden nutzen. Vielleicht sollte man im Ministerium in Erwägung ziehen, auch ausgewählte Fachmedienzentren (FMZ) zu ermutigen, ihre Beiträge einzureichen. Denn auch in der Heimat passieren interessante Dinge, wie beispielsweise dieser Beitrag des FMZ Hammelburg auf YouTube zeigt. Mut macht auch ein Beitrag von bwtv über die Hilfsorganisation Kinderberg, die sich in Afghanistan u.a. um mangelernährte Kinder kümmert. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob dieser komplett in Eigenregie von bwtv entstanden ist und ob die Angaben im Abspann zu bwtv-Mtarbeiterinnen und Mitarbeitern oder zu freien Profis gehören.

Kritik der Kritik

Es liegt an der Natur eine Blogs, dass es teilweise selbstbezüglich ist. Interessant – und deshalb will ich das hier kurz zum Thema machen – fand ich dennoch einen Kommentar auf meinen kritischen Kommentar zu einem Artikel über die Arbeit von bwtv, bei dem ich vor allem bemängelte, dass der Filmbeitrag über dessen Erstellung geschrieben wurde, nicht zu sehen war.

Am 25. Januar schrieb ein Leser des Bendler-Blog dazu den folgenden Kommentar:

„Wenn hier jemand schwadroniert, dann ist es der Autor dieses Artikels. Einen inhaltsschwachen Artikel als Vorwand zu nehmen um über bwtv zu polemisieren ist ärmlich. Wer so etwas vermutlich als Journalismus sieht, sollte mit Medienkritik sehr vorsichtig sein.“

Interessant an diesem Kommentar finde ich folgende Punkte:

1. Er ist anonym. Das ist das gute in der Blogosphäre. Wer sich nicht traut, oder andere, bspw. dienstliche Gründe hat, muss sich nicht exponieren. In diesem Sinne freue ich mich über weitere Kommentare. Wem also etwas auf der Zunge liegt, der soll es raus lassen.

2. Der Kommentar setzt meiner Kritik eine persönliche Beleidigung entgegen „… ist ärmlich.“ Die grundsätzlich lobenswerte Anonymität des Webs hat also auch negative Elemente, denn in einer offenen Diskussion würde man vermutlich anders agieren. Weiterhin interessant ist, dass der Kommentator darauf verzichtet ein Gegenargument, das sich auf den Diskussionsgegenstand, also die Beiträge von bwtv sowie die redaktionelle Nutzung der Bundeswehr-Webseite, bezieht. Wenn es diese Gegenargumente gäbe, wäre ich sehr gespannt, sie zu hören. Vor allem aber würde ich mich über hochwertige Beiträge von bwtv freuen.

3. Der Kommentar versucht Zweifel an der grundsätzlichen Berechtigung dieses Blogs zu wecken („Wer so etwas vermutlich als Journalismus sieht, sollte mit Medienkritik sehr vorsichtig sein.“) Nicht jedes Blog ist ein journalistisches Medium. Es gibt einige, die von Journalisten geschrieben werden, und die auch einen entsprechenden Anspruch erheben. Auf den Bendler-Blog trifft das nicht zu. Darüber hinaus offenbart dieser Satz, dass der Kommentator einem „alten“, hierarchisch geprägten Verständnis von Kommunikation – und womöglich Gesellschaft insgesamt? – anhängt, denn im Umkehrschluß bedeutet seine Aussage, dass nur „professionelle“ Journalisten Medienkritik über dürfen, bzw. jegliche öffentlich geäußerte Kritik irgendwelchen definierten Kriterien – von wem eigentlich? – genügen muss. Eine solche Argumentation provoziert deshalb sowohl Zweifel am Medien- als auch Demokratieverständnis des Kommentators.

Ganz klar: Wer wie ich gerne austeilt, muss auch einstecken können. Und wenn das zu einer regen Debatte über die sicherheitspolitische Kommunikation führt, bei der alle Beteiligte etwas mitnehmen, freue ich mich darauf. Von daher: Feuer frei!