Weihnachtswünsche

„Dat Johr geit to End“ heißt ein ein schönes plattdeutsches Weihnachtslied von Rolf Zuckowski (ja, der). Und weil das Jahr zu Ende geht, möchte ich mich ganz herzlich bei allen Leserinnen und Lesern für ihr Interesse und die zahlreichen On- und Offline-Kommentare und -Begegnungen bedanken. Ihr seid/Sie sind das Blog. Ich schreibs nur auf.

3 Weihnachtswünsche möchte ich noch sagen:

Allen Soldatinnen und Soldaten im Einsatz und zu Hause ein gesegnetes Fest, Gesundheit, Glück und Kraft, auch dunkle Stunden und Tage durchzustehen.

Den Kameraden von Radio Andernach wünsche ich möglichst viele Hörer für ihren Internetlivestream, der bis zum 2. Januar auch für uns Zivilisten zu empfangen ist. Wie das geht, steht hier: http://www.radio-andernach.bundeswehr.de/portal/a/rander

Persönlich wünsche ich mir für 2012 ein Streitgespräch zwischen den Kommandeuren der Offizierschulen, dem Kommandeur der Führungsakademie und derPräsidentin der Universität der Bundeswehr München. Offen, konstruktiv, nachhaltig, denn wir müssen eine breite Basis schaffen, um über diesoldatische Identität im Allgemeinen und über die Rolle des Offiziers im Besonderen zu diskutieren.

Die Gretchenfrage für den Offizier

Heute morgen bekam ich über eine Netzwerkplattform den Link zur aktuellen Ausgabe des Hochschulkuriers der Universität der Bundeswehr München zugeschickt. Als ich das PDF kusorisch scannte – moderne Leserinnen und Leser heißen nur noch so, tun es aber immer weniger – blieb ich an der folgenden Bildunterschrift hängen:

„Vor dem neuen Studierendenjahrgang liegt der wichtigste und längste Abschnitt der Offiziersausbildung“

Screenshot Hochschulkurier

Trotz nunmehr 10 Jahren ziviler Berufstätigkeit, warf mein Hirn eine Fehlermeldung aus, und ich dachte mit einer kleinen lästerlichen Statusmeldung auf Facebook, wäre dem Thema Genüge getan. Das ist es nicht, wie der ein oder andere Kommentar nahelegt. Wer das Thema Ausbildung der Offiziere Ernst nimmt, kann es nicht bei Lästereien belassen, er muss erklären, was ihn an dieser Bewertung irritiert. Damit ist, und dass macht es besonders, fast zwingend verbunden, sich selbst zu erklären. Die Bildunterschrift und der zugehörige Artikel haben ein faustisches Moment.

„Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?“

Herausgeberin des Hochschulkuriers und Stichwortgeberin für die Bildunterschrift ist die Präsidentin der Universität der Bundeswehr München, Prof. Merith Niehuss, die, so der Artikel anlässlich der Begrüßung des neuen Studierendenjahrgangs „(…) in ihrer Begrüßungsrede (betonte), dass vor den Studierenden nun der wichtigste und längste Abschnitt ihrer Offizierausbildung liege“.

Diese Bewertung ist mit Blick auf die Länge der Ausbildung so richtig, wie sie hinsichtlich der Bedeutung falsch, ja gefährlich ist.

Der Offizier der Bundeswehr ist Führer, Erzieher und Ausbilder der ihm unterstellten Soldaten. Im Frieden, wie im Einsatz. Und der Offizier ist ein Krieger, Kämpfer, Kombattant. Die wichtigste Ausbildung des Offiziers kann daher nur die sein, die ihn befähigt, sich selbst und die ihm anvertrauten Soldaten im Kampf zu führen. Denn an der Fähigkeit, dies zu tun, hängen Fragen von Leben und Tod.

Dass die Präsidentin einer Universität, zu deren Selbstverständnis es gehört, die Wirklichkeit wissenschaftlich kritisch zu reflektieren, Offizieranwärter mit diesen Worten begrüßt, wird weder dem selbst gestellten Anspruch der Universität noch dem Berufsziel der jungen Soldaten gerecht. Es ist dringend geboten, über soldatische Identität in der modernen Gesellschaft im Allgemeinen und die Rollen des Offiziers im Besonderen zu diskutieren, und welcher Ort böte dazu einen besseren Rahmen als eine Universität der Bundeswehr?

Einige Impulse dazu habe ich versucht, bei der Podiumsdiskussion „Den Krieg erklären? – Kommunikationsmanagement und Sicherheitspolitik“ zu geben, zu der Natascha Zowislo-Grünewald, Professorin für Unternehmskommunikation, eingeladen hatte.Außerdem habe ich mich am Rande der Veranstaltung mit Martin Böcker, dem Chefredakteur der Campus, der Zeitung des studentischen Konvents, zu einem Gespräch verabredet, das genau um diese Themen kreist und hier im PDF nachzulesen ist.

Die Bundeswehr-Reform – Ihre Chance. Call for Papers.

Detlef Buch, Oberstleutnant und Mitarbeiter der Stiftung Wissenschaft und Politik, plant, einen Sammelband herauszugeben, in dem die aktuelle Reform der Bundeswehr sozialwissenschaftlich beleuchtet wird. Interessant an der Anlage ist, dass Buch nicht die übergreifenden Aspekte wie Streitkräftestruktur oder gesetzliche Rahmenbedingungen betrachten will, sondern den „menschlichen Faktor.“

Gemeint sind damit, so lese ich das, weder Schmusekurs noch Stuhlkreis, sondern der Umstand, dass der aktuelle Veränderungsprozess unter deutlich veränderten Bedingungen abläuft, als die Strukturreformen der vergangenen Jahre. So ist beispielsweise die Maßgabe „vom Einsatz her zu denken“ deutlich näher am Erleben vieler Soldaten als dies bei der abstrakten, nicht direkt gekoppelten Bedrohung zu Zeiten des kalten Krieges der Fall war.

Spannend dürfte auch sein, ob und inwieweit sich die veränderte Kommunikationslandschaft auf die Reform auswirkt. Ein konkretes Beispiel, das sich zu untersuchen lohnen dürfte, könnten die Aktivitäten der noch recht jungen Veteranenverbände sein, die neben der klassischen Verbandsarbeit gezielt und erfolgreich die Möglichkeiten des so genannten Web 2.0 nutzen, um ihre Anliegen vorzutragen und Forderungen umzusetzen.

Den „Call for Papers“ können sich interessierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Experten aus der Praxis hier herunterladen. Abstracts (deutsch oder englisch) können bis zum 05. Januar 2012 per Mail bei Dr. Detlef Buch eingereicht werden: detlef.buch@swp-berlin.org

EU-Internet-Krieger zu Guttenberg?

Ich hatte ja gehofft, um das Thema zu Guttenberg hier im Blog herumzukommen. Mit der Hilfe von EU-Kommissarin Neelie Kroes hat er es aber doch geschafft, auch dieses Block zu hacken. Nicht im technischen Sinne wohlgemerkt, sondern sozial. Überhaupt ist der „social hack“ eines der wesentlichen Gestaltungsprinzipien für die Diskurse der vernetzten Gesellschaft,vor allem bzw. gerade weil er ohne konkrete technische Kenntnisse möglich ist.

Besonders bemerkenswert fand ich die folgende Bemerkung von Kroes zu der zukünftigen Rolle von zu Guttenberg als Internet-Berater: „Er hat zwei Ministerien geführt, die für dieses Thema relevant sind.“ Wirtschaft und Krieg im und mit dem Internet sind im Verständnis von Kroes also von zentraler Bedeutung für die EU-Kommission. Ob das mit Catherine Ashton abgesprochen ist? Wie dem auch sei, mit seiner Vorerfahrung als Täuscher und Trickser ist zu Guttenberg vermutlich über alle Maßen qualifiziert, im Namen der EU grau und schwarze Propaganda – auch in eigener Sache – zu betreiben. Was das aber mit der eigentlich zivilgesellschaftlich ausgerichteten digitalen Agenda der EU zu tun hat, würde ich dann aber schon gerne wissen. Und sonst? Sonst ist das zum Kotzen.

Nachwuchswerbung light – Die Arnold-Malczak-Kollektion

„Neu?“,  „Nein, mit Perwoll gewaschen.“ Nachdem er in der Debattentrommel einmal gründlich weichgespült und konform zur Corporate Identity des YouTube-Kanals der Bundesregierung (man kann ja nie wissen, wo er eingesetzt wird) mit Worten unterlegt wurde, präsentiert sich nun der Bundeswehr-Trailer für …, ja, für was eigentlich?

Also im Abspann steht „Wir.Dienen.Deutschland.“ über „Karriere mit Zukunft.“ Aber war das erstere nicht die Kampagne zum neuen Selbstverständnis der Bundeswehr und also keine Nachwuchswerbung? Und ist es nicht eigentlich ein no go, zumindest aber fragwürdiges Hand- bzw. Kopfwerk zwei Claims übereinander zu hämmern? Und was soll der Appell „Informieren Sie sich!“ am Ende des Spots? Worüber – Karriere bei der Bundeswehr ist klar, aber wo? Kein URL, kein Link, kein weiterer Hinweis (Ich habe das hier mal händisch in 2 Minuten nachgebaut: http://www.youtube.com/watch?v=jEHo_h3yo0E)!

Aber, ganz wichtig, keine einzige Explosion, kein einziger Schuß. Das ist in Summe einfach nur gaga, aber sehen Sie selbst:

Die Vermischung der Claims ist übrigens kein Zufall sondern gewollt. Derzeit testet die Bundeswehr auf ihrer Karriereseite wieder einige mögliche Plakatmotive, die ebenfalls diese Dopplung tragen. Ich finde diese ja eher so mittelmäßig und frage mich, wen die Truppe damit hinter dem Ofen hervorlocken will? Na ja, vielleicht sprechen Herr Arnold und Frau Malczak damit ja in ihren Kreisverbänden gezielt junge, ernsthafte Menschen an:

bundeswehr-karriere-mit-zukunft.jpg

bundeswehr-karriere-mit-zukunft-2.jpg

bundeswehr-karriere-mit-zukunft-3.jpg

bundeswehr-karriere-mit-zukunft-4.jpg

Informationen über Afghanistan? – Bestellen Sie sich doch eine Broschüre

Mancher erinnert sich vielleicht. Im Mai 2010 habe ich beim Deutschen Bundestag eine Petition eingereicht, mit der ich eine verbesserte, also vor allem transparentere und kontinuierlichere Berichterstattung der Bundesregierung über den Einsatz deutscher Zivilisten und Soldaten in Afghanistan anregen wollte. Eine zentrale Forderung: Die Bunderegierung möge das Parlament und die Öffentlichkeit vierteljährlich sowohl in öffentlicher Sitzung des Bundestages als auch schriftlich in Form eines Afghanistan-Berichtes informieren, also so, wie das beispielweise die kanadische Regierung getan hat. Nun ist das Petitionsverfahren abgeschlossen. Der Petitionsausschuss des Bundestages empfiehlt, das Petitionsverfahren abzuschließen, weil – und jetzt wird es interessant – „dem Anliegen teilweise entsprochen wurde.“

War die Petition also erfolgreich? Ich bin da zwiegespalten. Einerseits hat sich seit Mai 2010 in der Tat einiges getan. So informiert das Verteidigungsministerium seit Februar 2011 mit seiner „Unterrichtung der Öffentlichkeit“ interessierte Leser über die Lage in den Einsatzgebieten. Diese wiederum sind eine deutlich abgespeckte Version der wöchentlichen Unterrichtung des Parlaments. Bereits im Dezember 2010 hat das Auswärtige Amt erstmals einen Fortschrittsbericht veröffentlicht und diesen im Juli 2011 mit einem Zwischenbericht fortgeschrieben. Andererseits sind diese Berichte inhaltlich sehr eindimensional – über das, was deutsche Soldaten und Helfer in Afghanistan leisten, erfährt man wenig bis nichts – und gestalterisch alles andere als Glanzstücke der Informationsaufbereitung, und von einer offenen Plattform, die es begabteren Akteuren als dem vonBundespresseamt beauftragten Grafikern, erlaubten, die Daten auszuwerten und zu visualisieren, ist weit und breit nichts zu sehen. Das so etwas prinzipiell möglich ist, zeigt unter anderem eine Open Data-Plattform der US-Regierung. Unter www.data.gov/opengovplatform finden sich unter anderem so sensible Daten wie die Selbstmordrate des US Heeres, um nur ein Beispiel zu nennen. Im Detail kann ich die Plattform nicht bewerten, weil ich kein Open Data-Experte bin, halte sie aber für den Ausdruck einer grundsätzlich richtigen Haltung (vzgl. auch die Kurzmeldung bei Heise).

Deutlich anders ist offenkundig die Haltung des Bundestages bzw. des Petitionsausschusses. Dieser sagt, Bürger und Bürgerinnen könnten Fakten und Daten auf der Webseite des Bundesregierung zu Afghanistan in Erfahrung bringen und sich im Übrigen ja Broschüren über den Einsatz bestellen. Nun ja.

Das Parlament kann sich dagegen deutlich besser informiert fühlen, schließlich erhält es wöchentlich die bereits oben erwähnte „Unterrichtung des Parlaments“ den der Einsatzführungsstab des Verteidigungsministeriums erstellt. Diese Unterrichtug ist als „Verschlußsache – Nur für den Dienstgebrauch“ eingestuft, enthält aber nicht wirklich kritische Informationen. Es wäre ein Leichtes, diese Daten freizugeben. Allerdings bilden diese Unterrichtungen nur die militärische Perspektive ab. Darüber, was Auswärtiges Amt, BMZ und Innenministerium über Afghanistan zu berichten haben, findet sich nichts.

Interessant ist ein weiteres Detail des abschließenden Schreibens des Petitionsausschusses. Dieser hat nämlich sowohl den Antrag der Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen mehrheitlich abgelehnt, die Petition der Bundesregierung als Material zu überweisen, um eine unabhängige Evaluation des Einsatzes der Bundeswehr voranzutreiben, als auch den Antrag der Fraktion Die Linke, die Petition an das Auswärtige Amt und dem BMZ zu überweisen sowie den Fraktionen des Bundestages zur Kenntnis zu geben. Das heißt: Offenkundig dominieren auch im Petitionsausschuß die Interessen der Parteien, nicht die der Bürger. Ich google jetzt mal „Politikverdrossenheit.“

Wer mag, kann Beschlussempfehlung Petition Berichterstattung über den Afghanistan-Einsatz.

Jugendpressekongresse – Einige Antworten aus eine kleine Anfrage im Bundestag

Ende des Sommers 2011 hatte es dieses kleine unbotmäßige Blog gewagt, dem Verteidigungsministerium, hier dem Presse- und Informationsstab, ein paar Fragen zu den von der Bundeswehr unterstützten Jugendpressekongressen zu stellen. Zur Erinnerung: Das waren die Propagandaveranstaltungen, bei denen ein Berliner Unternehmen, die Young Leaders GmbH, vom Ministerium damit beauftragt wurde, junge Journalisten einzuseifen. Bis zum Sommer dieses Jahres wurde dabei glatt übersehen, dass die Bundeswehr auf den Unterlagen der Kongresse nicht explizit als Veranstalter auftauchte. (Ein bisschen erinnert diese Geschichte an das Video für den YouTube-Kanal der Bundesregierung, bei dem – Ooops – übersehen bzw. überhört wurde, dass bei den vielen Bildern und der vielen Musike, gar kein Wort zu hören war).

Wie dem auch sei, die Fragen, die ich dem ehrwürdigen Hause stellte, wurden – wir erinnern uns, das Ministerium spricht nicht mit Bloggern – so kurz wie nichtssagend durch den InfoService Bürgeranfragen „beantwortet.“ Ich hatte damals unter anderem die Hoffnung ausgedrückt, „eine Institution, gegenüber der die Bundeswehr auskunftpflichtig ist, nimmt sich der Sache an, und stellt die gebotene Transparenz her.“ Das ist inzwischen geschehen. Am 19. Oktober stellten Abgeordnete – inlusive des von mir nun gar nicht wohlgelittenen Abgeordneten Arnold – und die Fraktion der SPD eine Antwort Bundesregierung aus kleine Anfrage zu Jugendpressekongressen der Bundeswehr. Zwar bleiben auch hier einige kritische Punkte unklar bzw. werden wie die Frage nach der Dokumentation und Evaluation sowie der Mitwirkung von Journalisten, die auch für öffentlich-rechtliche Sender arbeiten, nicht oder asuweichend beantwortet, aber es bleibt zu hoffen, dass man nun im Ministerium bei diesen Veranstaltungen etwas genauer hinschaut. Und es ist gut, zu erfahren, dass Abgeordnete des Bundestages Impulse von Bürgern aufnehmen und nicht, wie das Verteidigungsministerium, durch einen „InfoService“ nicht beantworten lassen.

Werbewirkungsforschung Bundeswehr

Eins vorweg: Vertrauenswürdige Kreise wissen zu berichten, dass die Bundeswehr als solche kein Nachwuchsproblem hat. In sämtlichen Laufbahnen gäbe es quantitativ und qualitativ ausreichend Bewerber – bis auf eine Ausnahme: den freiwilligen Wehrdienst. Wenn man nun beispielsweise anhand von Musikvideoas kontrovers über das mediale Abbild der Bundeswehr diskutiert, die vermeintlich um Nachwuchs werben sollen, ist das Problem ein anderes, nämlich die Werbung selbst.

Vor den Fakten meine Meinung: Statt eines NACHWUCHSwerbeproblems hat die Bundeswehr vor allem ein NachwuchsWERBEproblem. Will sagen: Jungen Menschen bewerben sich TROTZ der aktuellen werblichen Anstrengungen bei der Bundeswehr. Der Dienst ist so attraktiv, dass selbst Werber, die meinen, man können den Soldatenberuf wie Schokoriegel verkaufen und dilettantische Spots zusammenzimmern, den Nachwuchs nicht davon abhalten können, den Weg in die Kreiswehrersatzämter und Zentren für Nachwuchsgewinnung zu gehen.

So unwirksam und unwichtig die Werbung aber auch ist, sie findet statt und kostet Geld, also könnte man sie auch gut machen. Weil das aber nicht nur über Geschmack entscheidbar, gleichzeitig die Entscheider, die für die Nachwuchswerbung verantwortlich sind, für ihre Aufgaben aber nicht hinreichend qualifiziert scheinen (gemessen an dem, was für Steuergelder produziert und gesendet werden darf), ist es gut, wenn jemand sich darum bemüht, eine objektive Bewertungsgrundlage zu schaffen.

Dieser Aufgabe hat sich Mitte dieses Jahre eine Gruppe junger Studierender an der Technischen Universität Dresden angenommen. Nadja Hoffmann, Anika Peucker, Max Wiedemann und Pascal Ziehm haben in einer Online-Erhebung fast 700 Teilnehmer zu den personalwerblichen Maßnahmen der Bundeswehr befragt. „Die Reform als Chance? – Eine kommunikationswissenschaftliche Evaluation ausgewählter Werbemittel der Personalmarketing-Kampagne der Bundeswehr“ haben sie ihre Studie genannt. Diese ist im besten Sinne eine Nachwuchsarbeit, denn sie ist eine der wenigen aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen, die sich der Nachwuchswerbung widmen und sie ist gemacht von Nachwuchswissenschaftlern. Das macht sich unter anderem daran bemerkbar, dass der strategische Überblick an manchen Stellen fehlt, stattdessen aber die Forscher akribisch die Daten, scheinar um zu beweisen, dass sie methodisch sauber arbeiten. Das wiederum ist in Zeiten, wo sich so mancher etwas großzügiger arbeitende Politiker um Kopf und Kragen plagiiert, erfreulich und sorgt dafür, dass die Ergebnisse auch einer gründlichen Kritik Stand halten.

Aber was sind nun die Ergebnisse? Ist die Werbung gut oder schlecht? So leicht ist das nicht zu sagen. Wir sind ja wissenschaftlich unterwegs. Dennoch werden Tendenzen deutlich. Und die sind für die Bundeswehr durchaus erfreulich. Obwohl die Untersuchung unter anderem die Werbemittel der Personalwerbung (Radiospots und Videospot samt zugehöriger Slogan) mit denen der aktuellen Imagekampagne „Wir.Dienen.Deutschland.“ vergleicht, ist bemerkenswert, dass die in-house erdachten Maßnahmen deutlich besser bewertet werden, als die durch die vermeintlichen Werbeprofis verantworteten aus dem Hause Zenith Optimedia (a.k.a. „Soldaten sind Schokolade-Werber“).

Wer nun sagt, das hieße Äpfel mit Birnen zu vergleichen, hat nicht ganz unrecht, wenn man es aus der Perspektive der Absender und deren Intention betrachtet. Der methodische Ansatz, der dies heilen kann (und den die Dresdner Kollegen leider nicht genutzt haben), ist, die Kommunikation der Bundeswehr konsequent aus Sicht des Publikums zu betrachten. Und diesem Publikum ist es relativ gleichgültig, ob der Absender meint, er können zwischen einzeln Maßnahmen differenzieren. Im Gegenteil: nicht der Absender integriert heute die Kommunkation, sondern der Empfänger. Will heißen: Jede mediale Repräsentation der Bundeswehr wirkt immer aus personalwerblich, ganz gleich ob es ein Dokumentarfilm, eine Werbespot, eine fiktionale Tatort-Folge oder eine unglaublich intensive und bewegende Interview-Serie in der Zeit ist.

Dazu, wie solche Repräsentationen wissenschaftlich erfasst und bewertet werden können, liefert die Arbeit der jungen Dresdner eine hervorragende Grundlage. Das Forschungsdesign lässt sich beliebig auf werbliche wie redaktionelle Inhalte anwenden und ist leicht skalierbar. Es wäre erfreulich, wenn sich die verantwortlichen Stellen der Bundeswehr, dieser Thematik und Methodik annähmen und die begonnene Arbeit auf größerer Ebene fortsetzten.