In der Kommunikationszange

Ich hatte bereits an anderer Stelle auf einen Artikel zur Kommunikationsarbeit der Bundeswehr im Fachblatt prmagazin hingewiesen. Das PDF des Artikels mit der treffenden Überschrift „In der Zange“ hat mir nun der Verlag freundlicher Weise zu Verfügung gestellt, und schon aus reiner Eitelkeit finde ich ihn natürlich lesenswert 😉

Weiter zum Text: Kommunikation der Bundeswehr aus prmagazin4/2008

„Bitte nicht mehr Filmen!“ …

… möchte man der Bundeswehr mal wieder zu rufen, denn Sie kann es einfach nicht. Abgesehen von dem mehr als fragwürdigen Selbstlob, dass es über zwei Jahre gedauert hat, diesen Film (über die Streitkräftebasis) zu drehen, ist es einfach unsäglich, wie man die wirklich guten – aber fast schon zu Tode komponierten – Bilder, derart steif zuquatschen kann. Zwar behauptet der Pressetext, der Film erzähle eine Geschichte , die ist aber so was von unspannend, dass es mehr als fraglich ist, ob die davon umworbenen Nachwuchskräfte nun in Scharen zum Kreiswehrersatzamt strömen, um sich zu bewerben (Vor allem, wenn man befürchten muss, dass sie anschließend so ein Roboterdeutsch sprechen, wie einige Soldaten in diesem Film). Da ist ja fast jede einzelne Sendung von „Bahn TV in Fahrt“ aufregender.

Man muss ernsthaft fragen, ob es im Bereich der Nachwuchswerbung niemanden gibt, der in der Lage ist, solche Filme zu bewerten. Oder der Vertriebsleiter, der diesen Film verkauft hat, liefert zur Zeit tonnenweise Sand zu Rohölpreisen an Sahara-Anrainer-Staaten aus. Es ist einfach nur unglaublich …

Ach ja, gute Filme gibt es weiterhin bei den Alliierten.

Bär vom Dienst

Ein durchaus gelungener Bericht von bwtv über eine durchaus gelungene Maßnahme der internen Kommunikation der Bundeswehr findet sich hier.

Karl, der Bärenreporter, soll Kindern erklären, warum ihre Eltern in den Einsatz gehen und was sie dort erleben. Warum aber das Zentrum für Innere Führung bei Eltern immer noch nur an die Ausprägung „Papa“ denkt, bleibt rätselhaft. Vor allem weil das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr doch erst Anfang der Woche seinen Forschungsbericht 82 mit dem wirklich originellen Titel „Truppenbild mit Dame“ vorgelegt hat. (Dafür gibt es von mir den Karl Auer-Award des Bendler-Blog)

Kommando Spezial Kommunikation

Jetzt interessiert sich das Parlament mal wirklich für die Bundeswehr und für Details des Afghanistan-Einsatzes, und was passiert? Laut der Berichterstattung des Spiegels beabsichtigt das Bundesverteidigungsministerium den Bericht des Untersuchungsausschusses zum KSK-Einsatz zu „zensieren.“ Liest man genauer hin, scheint es dabei unter anderem darum zu gehen, den ein oder anderen militärspezifischen Alkoholkonsum und unerfreuliche Details zur Gefangenenverwahrung durch die Amerikaner zu verbergen, wie Joe Sixpack in den USA seine Bierflasche in einer braunen Papiertüte.

Wäre es – um im Bild zu bleiben – nicht mal langsam an der Zeit, die Flasche aus der Tüte zu ziehen und der Bevölkerung zu zeigen, dass darin Bier ist und nicht Kamillentee? Das der Einsatz in Afghanistan eben keine Kegelvereinsfahrt ist (wenngleich beim Kegeln im Zweifelsfall ungleich mehr Alkohol getrunken wird als im Einsatz) sondern ein Kampfeinsatz, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Dass die politische Führung des Ministeriums aber vor allem bei Kommunikationsoperationen nicht wirklich zu den Spezialkräften zählt, aber auch.

Video über Video und weitere Medienempfehlungen

Kluge Kommentare von Jo Groebel zum Kontrollverlust der militärischen und politischen Führung in Zeiten von Videohandys und YouTube hat Spiegel Online aufgezeichnet.

Sehr witzig ist der Zusammenschnitt auf stern.de. Riverdance in Tarndruck, sag ich mal.

Eigene – hoffentlich auch einigermaßen kluge – Kommentare zur Kommunikation der Bundeswehr, durfte ich – neben anderen – Daniel Neuen vom Fachblatt PR-Magazin geben (leider nicht online, sondern nur auf totem Holz zu lesen). Meine Kernthese: durch ihre heile Welt-PR manövriert sich die Bundeswehr gezielt in eine Legitimationsfalle, anstatt die Öffentlichkeit auf das, was die Soldatinnen und Soldaten erwartet, vorzubereiten.

Das übernimmt mal wieder die Redaktion des Stern. „Alexandra im Krieg“ ist eine mehrseitige Reportage im aktuellen Heft, für die Franziska Reich und Jörg Gläscher eine Verwaltungsangestellte der Bundeswehr mehrere Monate im Einsatz begleitet haben. (mit Unterstützung des Ministeriums)

NATO-TV im Spiegel

Einen nett lästerlichen Artikel zu NATO-TV hat Christian Stöcker in Spiegel Online geschrieben. Das Ärgernis beginnt bereits mit der Beschränkung auf den Internet Explorer als Browser und setzt sich nahtlos in der Qualität der Beiträge fort. Allerdings ist die Bewertung von Stöcker falsch. Der Sender nervt nicht, weil er plumpe Propaganda zeigt, sondern einfach ein schlechtes Programm. Wie es richtig geht, zeigt das Digital Video and Imagery Distribution System der US-Streitkräfte. Damit umzugehen ist eine echte Aufgabe für den Journalismus, für die Lästerei über die NATO-Amateure gibt es deshalb nur einen Kleingewinn für SPON.