Auf Sendung

Laut eines Berichts der Financial Times Deutschland plant die NATO, einen eigenen TV Kanal. Mal sehen, was das wird. Bemerkenswert: der Redakteur des Artikels, Fidelius Schmid, kommt in seiner abschließenden Bewertung über altbekannte Klischees nicht hinaus: „Das erste Opfer im Krieg ist die Wahrheit. Anders wird das mit Nato.tv auch nicht.“ Wieder einer, der die Medienkompetenz des Militärs überschätzt und damit schon mal präventiv die eigene Rolle kleinredet. Denn strenggenommen sind bereits jetzt alle Medien gleichermaßen Al Quaida und NATO-TV. Dort gilt es genauer hinzuschauen.

Nachtrag: Seit heute gibt es Programm auf natochannel.tv

Was man könnte, wenn man könnte

In der Sprache sind es die Feinheiten, die bedeutsam sind. Das weiß offensichtlich auch Reinhold Robbe, der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages. Beim oberflächlichen Lesen des Abschnitts 14 seines Jahresberichtes 2007, scheint die Lage der Medien der Bundeswehr vielversprechend. Liest man genauer hin, verfestigt sich unweigerlich der Eindruck, dass die Bundeswehr bislang nur wenig aus ihren medialen Möglichkeiten macht:

„Die Medien der Bundeswehr können den Soldatinnen und Soldaten in geeigneter und verlässlicher Weise Informationen
über politische Zusammenhänge, militärische Entscheidungen und auch den Truppenalltag liefern. Ebenso dienen sie den Soldaten zur persönlichen Lebenshilfe, der Allgemeinbildung und nicht zuletzt der Unterhaltung. Die Bundeswehr ist in der vorteilhaften Lage, über eine Vielzahl unterschiedlicher publizistischer und audiovisueller Medien zu verfügen. Sie besitzt damit einzigartige Möglichkeiten, nicht nur informativ, aufklärend, bildend und unterhaltend in die Truppe hineinzuwirken. Der Medienmix der Bundeswehr bietet auch die Chance einer professionellen positiven Außendarstellung. An dieser Stelle ist meines Erachtens die politische und militärische Führung gefragt, die Bundeswehrmedien als eine offene Plattform der Truppeninformation und der Diskussion zu nutzen.

Ferner ist die Zukunft von Bundeswehr TV (bwtv) weiterhin offen. Nachdem der Probebetrieb über den 31. Dezember
2007 hinaus fortgesetzt wurde, ist bisher ungeklärt, ob bwtv zur Jahresmitte 2008 im Regelbetrieb senden wird. Das Programm kann in allen Bundeswehrdienststellen, die über einen Decoder zur Entschlüsselung des Satellitensignals verfügen, empfangen werden und richtet sich in erster Linie an die Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz. Eine uneingeschränkte Aufrechterhaltung des Angebotes halte ich im Interesse der Soldatinnen und Soldaten für unverzichtbar.

Die Medien der Bundeswehr sind in hervorragender Weise geeignet, die Prinzipien der Inneren Führung in die Truppe hineinzutragen. Eine angemessene personelle, materielle sowie technisch adäquate Ausstattung sowie die Beteiligung am
ministeriellen Informationsfluss sind dafür notwendige Voraussetzung.“

Im Klartext: die Bundeswehr – insbesondere die politische und militärische Führung – macht nichts aus diesen Möglichkeiten. Wie auch, sie haben zu wenige professionelle Kommunikatoren, die das könnten. Das hat Herr Robbe richtig erkannt und diplomatisch elegant verpackt. Bleibt zu hoffen, dass bald jemand das Päckchen öffnet und die überfälligen Veränderungen einleitet.

Twisting by the Pool …

… hies mal ein gute Laune-Titel der Dire Straits. Weniger gute Laune hat unter anderem Thomas Wiegold, weil er vermutet, dass die Bundeswehrführung bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit weiterhin ein verdrehtes Verständnis von Professionalität an den Tag legt, wenn Sie das unter anderem in Hollywood, bei Robbie Williams und beim DFB bewährte „Pool-Prinzip“ auf ihre Kommandeure anwendet. Konkret heißt das, dass die Medienvertreter den Teilnehmern der 41. Kommandeurstagung nur von einer Galerie aus beim Tagen zusehen dürfen, nicht aber mit Ihnen sprechen. Für die im Sinne der Bundeswehr gedrehten (oder zu drehenden) Bilder sorgt dann die Bundeswehr (bitte nicht die Kamerakinder von bwtv oder der Informations- und Medienzentrale).

Das ist gleich in zweierlei Hinsicht eine Frechheit, denn es degradiert die Journalisten zu Objekten einer fragwürdigen Kommunikationspolitik und – viel schlimmer – unterstellt, dass die Kommandeure der Bundeswehr nicht wissen, wie und worüber sie mit Journalisten sprechen sollen. (Was angesichts der Kommunikationsausbildung innerhalb der Bundeswehr vielleicht sogar eine tiefere Wahrheit ist). Übrigens die gleichen Kommandeure, denen deutsche Eltern ihre Töchter und Söhne anvertrauen sollen.