Wer die Diskussion über die Gorch Fock verfolgt hat, kommt nicht umhin, sich damit auseinander zu setzen, was das denn nun bedeutet, und ob, und wenn ja was, man daran über (Unternehmens)Kommunikation in der Mediengesellschaft lernen kann. Hierzu ein paar Anregungen:
– Nach dem die Bild noch einmal mit dem Wasserski fahrenden Kapitän versucht hat, nachzulegen, hat das PIZ Marine der Story den Stecker gezogen. Gut, dass zu Guttenberg nicht auch noch über dieses Stöckchen gesprungen ist, das die Redaktion ihm hingehalten hat.
– Wir haben gelernt, dass die Bild kein Freund des Militärs, sondern der Auflage ist (was interessanterweise auch bedeutet, dass die Bild und andere Medien eigentlich die einzigen sind, die konsequent ihrer Linie folgen. Damit kann und muss man arbeiten)
– Wir haben gelernt, dass der Minister unter Druck Fehler macht und im Zweifelsfall eher seine Offiziere verrät, als sich mit ihnen zu beraten. Das Publikum und vor allem die Truppe spüren den Verrat genau, sind aber dennoch bereit zu verzeihen, weil zu Guttenberg in der Tat verspricht, mehr zu bewegen, als seine Vorgänger. Außerdem ist ein Minister mit einem schlechten Gewissen ein besserer Verhandlungspartner.
– Wir haben gelernt, dass der Inspekteur Marine weder das Rückgrat noch die Ideen hatte, wie er den Minister hätte davon überzeugen können, dass die Einbestellung von Schatz in der Sache nicht falsch, aber von Anfang an falsch kommuniziert war. Stattdessen hat er sich nacheilend in peinlicher Gefechtsfeldlyrik (oder wie auch immer das Gefechtsfeld bei der Marine heißt) ergangen, die vor Metaphern nur so strotzte, um die fehlende Substanz zu kompensieren. En passant hat der Inspekteur damit offenbart, dass quasi in der gesamten Admiralität und Generalität der Bundeswehr keinerlei Willen oder Kompetenz mit Blick auf ein professionelles Kommunikationsmanagement vorhanden ist.
– Wir haben gelernt, dass der teure Stab Strategische Kommunikation des Ministers ein fulminanter Schlag ins Wasser ist, weil die dort dienenden Leichtmatrosen beim ersten Sturm über Bord gegangen sind, auch, weil sie keinerlei Gespür für das Soldatische haben.
– Wir haben gelernt, dass die Opposition nicht satisfaktionsfähig, weil intellektuell überfordert ist.
– Und wir haben gelernt, dass die bemerkenswerte Ahnungslosigkeit des Ministers über das nicht immer appetitliche Wesen des Militärs bemerkenswert mit der bemerkenswerten Ahnungslosigkeit des Publikums (freundliches Desinteresse war also ein Euphemismus sondergleichen) korrespondiert, und die Beliebtheitswerte des Ministers deshalb vermutlich bemerkenswert stabil bleiben werden, denn im Kern misstraut der deutsche Michel seinen Soldaten noch mehr als seinen Politikern, vor allem, wenn sie gut aussehen.
Soviel Klarheit war also nie, und zu Guttenberg bleibt im Amt, weil er gerade noch die Kurve bekommen hat.
Mir gefällt das, denn es zeigt mal wieder, warum sich Soldaten selbst nach Kriegen verstehen sie teilen die Gewissheit, von der Regierung verarscht worden zu sein. Habe ich wen vergessen? Glück Ab!