Wunsch und Wirklichkeit

Natürlich stehen in diesem Bericht des ARD-Magazins Kontraste die negativen Aspekte im Vordergrund. Bemerkenswert sind allerdings u.a. zwei Dinge:1. Die Frage, ob Soldaten der Bundeswehr mit Helmkameras ausgestattet sind, kann nun auch offiziell bejaht werden.2. Auch die Frage, wie und warum im vergangenen Jahr Soldaten in einem Transportpanzer Fuchs ertrinken konnten, dürfte sich angesichts dieser Bilder erledigt haben.

Die Frage der Ausbildung

In der Frage der Ausbildung der Soldaten, scheint der Bericht eindeutig. Sie sei ungenügend bestätigen zwei Soldaten. Außerdem seien die Einheiten für den Afghanistan-Einsatz aus unterschiedlichen Truppenteilen zusammengesetzt. Vor allem aber genügten die Ausbildungsrichtlinien nicht den Anforderungen an den Kampfeinsatz. Das klingt plausibel, und spiegelt mit Sicherheit die Erfahrungen der beiden Kronzeugen wider. Dennoch: In der infantristischen Ausbildung werden in der Bundeswehr schon Jahrzehnte genau die Kenntnisse vermittelt, die nötig sind, um auch in Afghanistan zu bestehen. Das zeigt unter anderem der Erfahrungsbericht der QRF 3 aus dem Jahr 2009 in der Zeitschrift „Der Panzergrenadier“. Und auch die Ausbildung im Gefechtsübungszentrum ermöglicht eine einsatznahe Qualifikation der Soldatinnen und Soldaten. Eine Frage aber bleibt im Raum stehen: Müssten angesichts der veränderten Bedrohungslage nicht alle Einsatzkräfte eine entsprechende Kampfausbildung durchlaufen?

Was tun gegen freundliches Desinteresse?

Eine Frage, die hier im Blog wiederholt gestellt wurde und wird (http://bendler-blog.de2010/01/07/freundliches-desinteresse), ist, warum die Bundesregierung nicht, wie beispielsweise die kanadische Regierung, vierteljährlich einen Bericht an das Parlament und die Öffentlichkeit erstellt: http://www.afghanistan.gc.ca/canada-afghanistan/documents/qr-rt.aspx Grundlage dieser Berichte sind vereinbarte Ziele für den Einsatz: http://www.afghanistan.gc.ca/canada-afghanistan/progress-progres/benchmarks-reperes/index.aspx?menu_id=60&menu=L Politisch und kommunikativ gibt es also durchaus „Benchmarks“ an denen sich die Bundesregierung orientieren könnte. Die Frage ist: Warum tut sie es nicht?

Ähnliche Fragen muss sich aber auch das Parlament stellen lassen. Bereits im Februar 2007 hatte der ehemalige Bundestagsabgeordnete Winfried Nachtwei festgestellt: „Friedensmissionen und die Schlüsselthemen Nation Building, Sicherheitssektorreform, zivil-militärische Zusammenarbeit, Drogenbekämpfung werden im Parlament viel zu ressortborniert behandelt. Themenbezogene gemeinsame Sitzungen sind überfällig. Die Einrichtung eines ressortübergreifenden „Sicherheitsausschusses“, wie z.B. vom Bundespräsidenten vorgeschlagen, sollte näher geprüft werden.“ (http://www.nachtwei.de/index.php/articles/471)

Passiert ist seither wenig. Bei einer Recherche auf den Webseiten der Ausschüsse des Bundestages (http://www.bundestag.de/bundestag/ausschuesse17/index.html) finden sich keine Hinweise auf gemeinsame Sitzungen der Ausschüsse, die sich den Themen der vier am Afghanistan-Einsatz maßgeblich beteiligten Ressorts – Außenministerium, Verteidigungsministerium, Innenministerium und Entwicklungshilfeministerium – widmen. Warum ist das so? Und warum entschließen sich die vier Ausschüsse – Auswärtiges, Inneres, Verteidigung, Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – nicht, in einer koordinierten Aktion, die Bundesregierung zu einer regelmäßigen Berichterstattung aufzufordern?

Eine mögliche Antwort: Fast alle Beteiligten können mit dem freundlichen Desinteresse der Bevölkerung leben, denn eine offene Bilanz würde womöglich sichtbar machen, dass nicht alle Ressorts ihren Auftrag so konsequent wahrnehmen, wie das Verteidigungsministerium. Das zeigt unter anderem eine Bilanz der taz, die – so ist zu hören – auch bei Militärs gut ankommt. Unter der Überschrift „Unser Krieg“ finden sich beispielsweise folgenden Angaben:

4.450 Soldatinnen und Soldaten sind derzeit in Afghanistan stationiert.

40 Mitarbeiter sind derzeit für deutsche NGOs vor Ort.

240 zivile Aufbauhelfer

sind derzeit im Auftrag des deutschen Staates im Einsatz.

1.100 Afghanen arbeiten für deutsche Wiederaufbauprojekte.

174 Polizeibeamte unterstützen derzeit die Ausbildung der afghanischen Polizei.

Angesichts der zurückhaltenden Kommunikation der Regierung passt es ins Bild, dass auf den Schwerpunktseiten des Auswärtigen Amtes zu Afghanistan (http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Aussenpolitik/RegionaleSchwerpunkte/AfghanistanZentralasien/Uebersicht-Afghanistan.html)

an prominenter Stelle eine Broschüre zum Wiederaufbau in Afghanistan zu finden ist, deren aktuellestes Projekt vom 25. Juli 2008 datiert (http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Infoservice/Broschueren/AfghWiederaufbauKonkret.pdf).

In Umkehrung eine Binsenweisheit der Kommunikation könnte man das wie folgt zusammenfassen: „Wir tun nichts Gutes, also reden wir auch nicht darüber.“

Ist das wirklich so? – Ich hoffe, nicht.

Was ist zu tun? – Wenn nicht die Regierung, so mögen sich das Parlament und die mit dem Thema befassten Ausschüsse beschließen, Parlament und Öffentlichkeit regelmäßig schriftlich und mündlich über Ziele sowie Fort- und Rückschritte des Afghanistaneinsatzes zu unterrichten.

Posted via email from bendlerblogger

Szenarien für Afghanistan

Niemand wird wohl behaupten, die Situation in Afghanistan sei einfach zu verstehen. Einen Versuch, die Handlungsstränge zu entwirren und mögliche Szenarien zu visualisieren, haben Studierende der Fachhochschule Potsdam unternommen. Sehenswert. Zu Recht ist die Arbeit auch schon dem ebenfalls sehr lesens- und sehenswerten Blog „Information is beautiful“ aufgefallen.

Sie fand den Weg in den Bendler-Blog via Facebook und @sachark.

Neulich in Langley – PR für PR für Afghanistan

Neulich in Langley, Virginia. Matt Brown und Victoria Blue, zwei Praktikanten der Central Intelligence Agency, sitzen beim Abendessen. „Weißt Du Vicky, was mich wirklich stört“, fragt Matt genervt „Wir tun hier alles, um die Welt zu retten, aber die Deutschen interessieren sich weder für die Agency, noch für Afghanistan.“ – „Und Frauenrechte sind ihnen auch egal, seit sie eine Kanzlerin und eine Arbeitsministerin haben“ wirft Victoria ein. – „Hm“, Matt überlegt: „Lass uns mal out-of-the-box denken. Könnten wir diese drei Fliegen nicht mit einer Klappe schlagen?“ – „Wie soll das denn gehen“, Victoria ist irritiert.

„Heureka, ich hab´s“, ruft Matt nach einer Weile. „Wir schreiben ein Konzept, wie wir das Thema Frauenrechte in Afghanistan im Rahmen einer PR-Strategie hypen wollen, stufen das als vertraulich ein, laden es anonym auf Wikileaks hoch, und warten, was passiert?!“

„Vergiss es Matt, das kauf uns keiner ab, so dämlich sind noch nicht einmal die Deutschen.“

Na dann.

Das Konzept.

Die Deutschen: Tagesschau, Meedia, Carta, taz, PR-Journal, uvm. Auch Blogs.

Deutscher General neuer ISAF-Sprecher

Mit Brigadegeneral Josef Blotz wird erstmals ein Deutscher Sprecher von ISAF-Kommandeur General Stanley McChrystal. Eine Besonderheit der Berufung, auf die unter anderem die Süddeutsche Zeitung hinweist: Blotz kommt nicht aus der Schiene der Pressearbeiter, sondern ist Kampftruppenoffizier.  Für aktuell – Zeitung für die Bundeswehr, ein Medium der internen Kommunikation, sprach dessen stellvertretender Chefredakteur Jörg Briedigkeit mit Blotz. Der Bendler-Blog veröffentlicht das Interview mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

Eine neue Herausforderung

Brigadegeneral Josef Blotz wird Sprecher von ISAF-Kommandeur General Stanley McChrystal.

Berlin. Routinemäßig wechselt der Posten des Sprechers ISAF und zugleich Sprecher des ISAF-Kommandeurs, zwischen den truppenstellenden Nationen. In dieser Woche wird der bisherige Kommandeur der Infanterieschule in Hammelburg, Brigadegeneral Josef Blotz, den kanadischen Brigadegeneral Eric Tremblay, ablösen. Vor seinem Abflug nach Kabul sprach er mit aktuell über seine Aufgaben und die Lage am Hindukusch.

Herr General, in dieser Woche werden Sie für ein Jahr als neuer ISAF-Sprecher, gleichzeitig Sprecher des Kommandeurs der ISAF-Truppen in Afghanistan, General Stanley McChrystal, nach Kabul gehen. Wie haben Sie sich auf diese Aufgabe vorbereitet?

Mein letzter Einsatz in Afghanistan liegt noch nicht lange zurück. Da musste also wenig einsatzvorbereitende Ausbildung, Impfprogramm und ähnliches durchlaufen werden. Für meine neue Aufgabe habe ich im Verteidigungsministerium, im Einsatzführungskommando und bei der NATO eine Reihe von Einweisungen und Abmeldegesprächen absolviert, um als Sprecher fit zu sein. Dies schloss auch ein Medientraining an der Akademie für Information und Kommunikation in Strausberg ein, das sehr nützlich war. Hinzu kommen persönliche Vorbereitungen, um auch meine Familie für eine lange Abwesenheit richtig aufzustellen.

Im Jahr 2007 waren Sie bereits Kommandeur des Regionalkommandos Nord. War solch eine Verwendung bei ISAF eine zwingende Voraussetzung, um Sprecher des COMISAF zu werden?

Gerade für einen Pressesprecher kommt es auf Authentizität an. Ich glaube, dass man umso glaubwürdiger ist, je eher man auf persönliche Erfahrungen und Kenntnisse, auch aus schwierigen Lagen, zurückgreifen kann. Insofern sehe ich die Bewährung in einer entsprechenden Führungsverwendung im Einsatz in der Tat als wichtiges Entscheidungskriterium für diese Aufgabe. Ich bin froh, darüber hinaus auch auf Erfahrungen aus dem multinationalen Umfeld, also aus vorherigen NATO-Verwendungen, und auf die unabdingbaren Sprachkenntnisse zurückgreifen zu können.

Was können Sie aus der Zeit als Regionalkommandeur in Ihre neue Tätigkeit mit einbringen?

Das sind vor allem Kenntnisse der Konflikthintergründe, der Grundzüge der militärischen wie nicht-militärischen Strategien und die Einsicht in die Notwendigkeit der letztlich unverzichtbaren afghanischen Führungsrolle. Daran gilt es, weiter hart zu arbeiten. Meine Zeit in Mazar-e-Sharif hat mir außerdem sehr deutlich die Wichtigkeit realistischer Ziele und die Notwendigkeit besserer Koordination aller am Prozess Beteiligten vor Augen geführt.

Was genau wird Ihre Aufgabe als Sprecher COMISAF sein?

Der Sprecher ist, neben dem Commander selbst natürlich, der zentrale Ansprechpartner für die Medien der ganzen Welt, die über ISAF berichten. Das heißt: Pressekonferenzen, Interviews, Hintergrundgespräche, Beratung des Befehlshabers und dessen Begleitung bei presserelevanten Vorhaben und so weiter. Ich werde diese Aufgabe in einem multinationalen Team leisten, zu dem an ganz wichtiger Stelle auch der Pressesprecher des afghanischen Verteidigungsministeriums, General Mohammed Saher-Azimi, gehört.

Bislang gab es noch keinen deutschen General, der die Aufgabe des Sprecher COMISAF innehatte. Welche Erwartungen haben Sie an diese Verwendung?

Ich bin von der Notwendigkeit unseres Einsatzes in Afghanistan, an dem Streitkräfte aus 45 Ländern teilnehmen, fest überzeugt und halte den konzeptionellen Ansatz für die Lösung der Probleme für richtig. Anderenfalls hätte ich zu meiner künftigen Aufgabe auch nicht „ja“ sagen können. Jetzt möchte ich mitarbeiten an einem erfolgreichen weiteren Stabilisierungs- und Aufbauwerk. Darauf freue ich mich. Ich bin sicher, dass ich persönlich und soldatisch eine große Bereicherung erfahren werde.

In Ihren letzten Verwendungen standen Sie jeweils an der Spitze zahlreicher Soldaten. Ist es eine große Umstellung, nun nur noch wenig Personal zu führen und stattdessen dem COMISAF quasi auf Schritt und Tritt zu folgen?

Lassen Sie es mich einmal so sagen: Nach 35 Dienstjahren in unterschiedlichsten Verwendungen stelle ich mich jetzt einer wirklich neuen Herausforderung. Ihre besonderen Kennzeichen, aber auch ihr Reiz liegen nicht in der vertrauten Truppenführung, sondern in der Vermittlung von Informationen und Zusammenhängen gegenüber der Öffentlichkeit, übrigens auch in Afghanistan selbst. Das fordert von mir in der Tat ein anderes Denken und Handeln. General McChrystal habe ich persönlich kennengelernt und freue mich auf die Zusammenarbeit mit einem so erfahrenen und von der Bedeutung der Aufgabe überzeugten Vorgesetzten.

Wie schätzen Sie die derzeitige Lage in Afghanistan ein?

Ich habe den Eindruck, dass nach der Londoner Konferenz Ende Januar in Afghanistan wesentliche Schlüsselelemente besser zur Entfaltung gebracht werden: Eine geschärfte strategische Eindeutigkeit und Entschlossenheit aller Nationen, zusätzliche militärische, politische und finanzielle Beiträge vieler Nationen und die Überzeugung, dass es um den Schutz und die Überzeugung der afghanischen Bevölkerung vom richtigen gemeinsamen Weg geht. Denn nur so ist jetzt ein Fortschritt zu erzielen. Das spürt man – trotz der offenkundigen Schwierigkeiten und auch Rückschläge. Hinzu kommt eine zufriedenstellende Entwicklung bei der Aufstellung und Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte, die zum großen Teil auch durch die Bundeswehr geleistet wird. Natürlich ist noch ein steiniger und gefahrvoller Weg zu gehen, der Geduld und das Wissen um das Machbare erfordert. Wir werden am Ende erfolgreich sein, wenn es gelingt, mit den Afghanen gemeinsam realistische Ziele zu formulieren und die notwendige Initiative zu gewinnen – nicht nur auf militärischem Gebiet.

Was können Sie dazu beitragen, dass speziell die deutsche Öffentlichkeit mehr über das Engagement von ISAF in Afghanistan erfährt?

Vielleicht gelingt es mir, über die Medien zu differenzierter Information und zu mehr Hintergrundwissen über den gesamten Friedensprozess in Afghanistan beizutragen. Ohne dies ist eine ausgewogene und verantwortungsvolle Diskussion über diese gewaltige Anstrengung der internationalen Gemeinschaft nicht möglich. Übrigens: Auch die afghanische Seite erwartet dies ganz selbstverständlich von uns allen. Sollte mir dies, in aller Bescheidenheit, gelingen, wäre ich glücklich.

Die vollständige Ausgabe der aktuell als PDF findet sich hier.

Ach, bwtv

So gut und richtig in der Theorie der Ansatz der vernetzten Sicherheit auch sein mag, die Art und Weise, wie das Bundeswehrfernsehen bwtv diesen derzeit zu erklären versucht, weckt erneut nachhaltige Zweifel an den konzeptionellen und handwerklichen Fähigkeiten der Macher. Die vier aktuell auf der Webseite der Bundeswehr eingestellten Beiträge zu den Themen Schützen, Helfen, Vermitteln, Kämpfen erreichen allenfalls das Niveau von Hobbyreportern, die ihre Beiträge auf dem offenen Kanal ausstrahlen dürfen. Die Diskrepanz zu professionellen journalistischen Beiträgen fällt vor allem – aber nicht nur – auf, weil die Bundeswehr richtiger Weise dazu übergegangen ist, Reportagen von öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern auf ihrer Seite einzubinden. Zwar wurde der ZDF-Film „Die Afghanistan-Lüge“ inzwischen im Archiv versteckt, andere Beiträge sind aber weiterhin in der Rubrik Einsätze leicht zu finden.

Man muss sich fragen, ob die Soldaten und Zivilisten bei bwtv kein Fernsehen gucken und entsprechend vergleichbare Qualitätsansprüche an sich selbst stellen, oder ob sie sich bewusst von dem abgrenzen wollen, was sie dort sehen. Möglich ist auch, dass man ihnen befohlen hat, diese Beiträge zu erstellen und sie hatten keine Lust dazu. Das zu zeigen, wäre ihnen dann wiederum vortrefflich gelungen. Die Kommentare bei soldatenglueck.de zeigen, das auch das Publikum erkennt, dass das Mist ist.

Weitere Beiträge zu bwtv im Bendler-Blog:
Was man könnte, wenn man könnte
Totenglocke für bwtv
Die Medienzentrale schlägt zurück – und trifft sich selbst
Wenn man es nicht kann, kann man es doch einfach sein lassen
Immerhin, ein Anfang
Fernsehen zum Lesen

Kunduz 2030 – Eine Vision

17. April 2030. Vor dem Zentralkrankenhaus der afghanischen Nationalarmee in Kundus nimmt ein Polizeibeamter die Personalien von Blogger Idris Z. auf. Idris hatte über seinen Account beim afghanischen Netzwerk afg.com vorgeschlagen, sich vor dem Krankenhaus zu treffen, um sich mit verwundeten und getöteten afghanischen Soldaten der UN-Friedenstruppe im Kongo solidarisch zu zeigen. Jetzt besteht der Verdacht, dass Idris mit seinem Vorschlag gegen das Versammlungsrecht verstoßen hat, das seit 2023 in der afghanischen Verfassung verankert ist.

Die UN-Mission im Kongo ist in Afghanistan umstritten. Rund 70 Prozent der Afghanen sind dagegen, noch weiter Truppen nach Zentralafrika zu schicken. Vor allem, weil die afghanische Regierung die Bevölkerung nur sehr zögerlich über den Einsatz, den eine Loya Jirga im Jahr 2025 beschlossen hatte, informiert. Der sunnitische Imam hatte zu Beginn des letzten Ramadans die Regierung gemahnt, den Einsatz zu beenden, denn nichts sei gut im Kongo.

Diesen Eindruck hatten vor allem Berichte über einen Hinterhalt der Kongo Liberation Force verstärkt, bei dem vor 2 Tagen 5 afghanische Soldaten getötet worden waren. Während die Moral der Soldaten in Süd-Kivu hoch ist, ist in den afghanischen Medien eine Debatte über deren Ausrüstung und Ausbildung entbrannt. Dessen ungeachtet hat sich bei afg.com eine Gruppe mit mehreren tausend Menschen gefunden, die die Soldaten – unabhängig von der Debatte um den Einsatz an sich – unterstützen wollen. 20 von ihnen stehen nun vor dem Krankenhaus in Kundus, Frauen und Männer wie üblich getrennt. Während Idris mit dem Polizisten spricht, nimmt eine Polizistin die Personalien der vier anwesenden verschleierten Frauen auf. Die Stimmung ist entspannt, obwohl sich einige der Menschen, die sich spontan versammelt haben, fragen, ob die Polizei nichts besseres zu tun habe, als die etwas 50-jährige Amina L. ruft: „Seid doch froh, dass sich die Polizei heute um so was kümmert, vor 20 Jahren hätten sie uns noch ausgeraubt.“

Flagge zeigen

Nachtrag: Selbst wenn es klein anfängt und die A61 kein Highway of Heroes ist: das Beispiel Kanada zeigt, welche Kraft in einer solidarischen Handlung liegt: http://www.youtube.com/watch?v=h3IutxvltBM

Ein Vorschlag: Die in Afghanistan verwundeten Soldaten werden in der Regel ins Bundeswehrkrankenhaus Koblenz gebracht. Auf meine Frage, was mit den Gefallenen passiert habe ich aus dem Ministerium noch keine Antwort bekommen, kann mir aber vorstellen, dass sie vom Flughafen Köln-Wahn ebenfalls dorthin überführt werden. Wann das ist, weiß ich nicht, aber wer immer Zeit hat, kann sich am Samstag, 17.4.2010 um 12 Uhr in Koblenz seine Solidarität zeigen und/oder unter „Solidarität mit Soldaten“ oder auf der Facebook-Seite der Aktion „Gelbes Band“ seine Anerkennung zeigen.

gelbe-schleife.gif

Zum Gedenken und Trost zwei Gedichte, die mir persönlich sehr nahe gehen.

Stop all the clocks, cut off the telephone,
Prevent the dog from barking with a juicy bone,
Silence the pianos and with muffled drum
Bring out the coffin, let the mourners come.

Let aeroplanes circle moaning overhead
Scribbling on the sky the message He Is Dead,
Put crepe bows round the white necks of the public doves,
Let the traffic policemen wear black cotton gloves.

He was my North, my South, my East and West,
My working week and my Sunday rest,
My noon, my midnight, my talk, my song;
I thought that love would last for ever: I was wrong.

The stars are not wanted now: put out every one;
Pack up the moon and dismantle the sun;
Pour away the ocean and sweep up the wood.
For nothing now can ever come to any good.

W.H. Auden, Funeral Blues

Deutsche Rezitation von Joachim Krol auf YouTube.

Die Liebenden

Sieh jene Kraniche in großem Bogen!
Die Wolken, welche ihnen beigegeben
Zogen mit ihnen schon, als sie entflogen
Aus einem Leben in ein andres Leben
In gleicher Höhe und mit gleicher Eile
Scheinen sie alle beide nur daneben.
Daß so der Kranich mit der Wolke teile
Den schönen Himmel, den sie kurz befliegen
Daß also keines länger hier verweile
Und keines andres sehe als das Wiegen
Des andern in dem Wind, den beide spüren
Die jetzt im Fluge beieinander liegen
So mag der Wind sie in das Nichts entführen
Wenn sie nur nicht vergehen und sich bleiben
Solange kann sie beide nichts berühren
Solange kann man sie von jedem Ort vertreiben
Wo Regen drohen oder Schüsse schallen.
So unter Sonn und Monds wenig verschiedenen Scheiben
Fliegen sie hin, einander ganz verfallen.
Wohin ihr? Nirgendhin. Von wem davon? Von allen.
Ihr fragt, wie lange sind sie schon beisammen? Seit kurzem.
Und wann werden sie sich trennen? Bald.
So scheint die Liebe Liebenden ein Halt.

Bertolt Brecht

Update: Order of Battle (9. April 2010)

EU-Mission Atalanta (Task Force 465)
Italien – Einsatzgruppenversorger Etna ( Flaggschiff und Force Headquarters)
Spanien – Fregatte Navarra, Patrouillenboot Vencedora, Seefernaufklärer Orion P-3A
Deutschland – Fregatte Emden
Frankreich –  Fregatte Nivose, Lafayette
Niederlande – Fregatte Tromp
Luxemburg – Seefernaufklärer Merlin SW 3 (Zivilfirma im Auftrag der luxemburgischen Regierung)

NATO-Operation Ocean Shield (Task Force 508)
Vereinigte Staaten – USS Cole
Italien – Fregatte ITS Scirocco
Großbritannien – HMS Chatham (zugleich Flaggschiff)
Griechenland – Fregatte HS Limnos
Türkei – Fregatte Gelibolu

Combined Task Force 150 (Operation Enduring Freedom, Anti-Terror)
Australien – Fregatte HMAS Paramatta
Canada – Fregatte Fredericton
USA – Zerstörer Forrest Sherman, San Jacinto
Deutschland – Seefernaufklärer Orion P3-C (zugleich für Anti-Piraterie)

Combined Task Force 151 – Anti-Piraterie
USA – Zerstörer Farragut (zugleich Flagschiff)
Pakistan – PNS Khaibar
Südkorea – Chungmugong Yi Sun- Shin (derzeit unter nationalem Kommando)
Großbritannien – HMS Lancaster
Türkei – TCG Gemlik (Danke für den Hinweis an Leser Saturn5)

Combined Task Force 53 – Versorgung
Großbritannien – Versorger Bayleaf
USA –  Schlepper Catawba,  Tanker Pecos, Patuxent, Frachter/ Munitionsversorger Robert E. Peary

Unter nationalem Kommando – National Tasking
USA – Orion P3-C Seefernaufklärer, Reaper-Drohnen, Fregatte USS Nicholas
China –  Fregatten Wenzhou, Chaohu, Versorger Weishan Hu
Japan – Zerstörer Sawagiri, Ohnami, Orion P-3C Seefernaufklärer
Russland – Zerstörer Pechenga, Versorger Sorum, Zerstörer Marschall Shaposhnikov
Indien – Fregatte INS Beas
Saudi Arabien – Fregatte Tarif
Australien – Orion P-3C Seefernaufklärer
Iran – Fregatte Sabalan, Versorger Kharg ?
Frankreich – Seefernaufklärer Atlantique (stationiert in Djibouti, für TF 465)