Was würden Sie dem Minister sagen, was ihn fragen?

Liebe Leserinnen und Leser,

ich probiere jetzt mal etwas aus. In Computerspielen gibt es ja den „God-like Mode“, eine Einstellung, in der jeder unter Umgehung der geltenden Regeln alles tun kann, ohne das seine Spielfigur Schaden nimmt.

Meine Bitte: Was würden Sie – natürlich unter Umgehung des Dienstweges – tun, wenn Sie fünf Minuten Zeit hätten, um dem Verteidigungsminister zu sagen, was sich an der Kommunikationspolitik der Bundeswehr ändern müsste. Und was würden Sie tun, wenn Sie – im God-like Mode – eine Maßnahme umsetzen könnten. Konstruktive Antworten und Fragen bitte hier in den Kommentaren, oder gänzlich anonym auf meinem Formspring-Account.

Ich werde anschließend die Vorschläge zusammenfassen und in der kommenden Woche an das Ministerium weiterleiten.

Bildungsmisere am Hindukusch

Bildung ist nicht nur in Deutschland ein Megathema. Auch in Afghanistan sollen zukünftige Soldaten und Polizisten von deutsche Ausbildern fit für die Zukunft gemacht werden. Das scheint auch dringend nötig. Einen eindrucksvollen Einblick in die Aufgaben, vor denen die deutschen Ausbilder stehen, vermittelt die Reportage „Zu Gast bei Feinden – Zehn Tage unter Taliban.“ (Noch ein paar Tage abrufbar in der Mediathek des ZDF). Man ist fast versucht, den Film als Aufmunterung für deutsche Soldaten zu nutzen, um ihnen zu vermitteln, dass sie ihrem Gegner deutlich überlegen sind. Gerade der Dilettantismus aber, den die Aufständischen an den Tag legen, ist es, der den Einsatz so gefährlich macht. Außerdem muss die Frage erlaubt sein, ob es sinnvoll ist, sich mit einer strukturierten Ausbildung dort einen noch gefährlicheren Gegner selbst zu schaffen. „Von Deutschland lernen, heißt Siegen lernen“ könnte sich hier auf fatale Weise ins Gegenteil verkehren.

Shock and Awe in Blogistan

Fast könnte man meinen, dass das „Ausstiegsprogramm für gemäßigte Blogger“ zumindest unter den sicherheitspolitisch orientierten Webautoren greift. Der Tod von Michael Forster, der die meines Erachtens inhaltlich umfassendsten Beiträge und viele wirkliche Nachrichten im Sinne von „News is what someone wants to suppress. Everything else is advertising“ (zugeschrieben: Rubin Frank, NBC) lieferte, ist dabei sicher der schwerste Schlag (der menschliche Verlust für seine Angehörigen und Freunde lässt sich nicht ermessen). Nun hat auch der im Umfeld der klassischen Medien aktivste Blogger, Focus-Redakteur Thomas Wiegold, sein Blog „Augen Geradeaus“ eingestellt. Über die Gründe wird – u.a. in den Kommentaren – vielfältig spekuliert (wobei bemerkenswert ist, dass der Focus das Format Blog fast gänzlich abgeschafft hat).

Doch während mancher schon befürchtet, Aliens seien dafür verantwortlich, regt sich bereits Widerstand. So schreibt beispielsweise Professor Martin Löffelholz von der TU Ilmenau an den Noch-Chefredakteur des Focus, Helmut Markwort, und seinen Co, Uli Baur:

„Sehr geehrter Herr Markwort, sehr geehrter Herr Baur,

in der zwar kleinen, aber zunehmend aktiven sicherheitspolitischen Community in Deutschland gibt es seit gestern erhebliche Unruhe, weil Ihr Redakteur Thomas Wiegold seinen Blog zur Sicherheitspolitik (bei Focus online) ohne Angabe von Gründen eingestellt hat.

Als Spezialist für Fragen sicherheitspolitischer Kommunikation habe ich den Blog von Herrn Wiegold als enorme Bereicherung schätzen gelernt. Daher bitte ich Sie um Auskunft, ob der Blog dauerhaft eingestellt wird bzw. wann damit zu rechnen ist, dass Focus diesen äußerst erfolgreichen und wichtigen Blog wieder aktiviert.

Ich wende mich an Sie, weil Herr Wiegold leider keinerlei Gründe für diese plötzliche Verabschiedung angegeben hat. Der zunächst von mir angeschriebene Chefredakteur von Focus online, Jochen Wegner, hat mich an Sie verwiesen, da Herr Wiegold primär für die Printausgabe tätig sei.

In jedem Fall würde ich mich freuen, wenn Ihre Redaktion weiterhin entsprechende Themen aufgreift. Denn leider gibt es in Deutschland nur wenige Journalisten, die sich so lange und so fundiert wie Herr Wiegold mit Fragen der Sicherheits-/Verteidigungspolitik beschäftigen.“

Wir sind gespannt, ob eine und welche Reaktion auf diese Intervention folgt. Außerdem hat sich angesichts der Dezimierung der bereits oben kurz erwähnte Alien-Freund entschlossen, die von Thomas Wiegold begonnene Order of Battle für die Anti-Piraten-Missionen am Horn von Afrika fortzuführen. Stephan Löwenstein von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hat gelobt, die Schlagzahl zu erhöhen. Aus der Anonymität heraus, hat Securityfreak einige lesenswerte Texte verfasst. Und unter Klarnamen schreibt Ralf Zielonka zum Themenbereich. Das zeigt, dass im Long Tail Bewegung in der Community ist. So erfreulich das ist, dem Tail fehlen als Teeth Leitmedien wie Geopowers und Augen Geradeaus/Focus, und weil auch im Umfeld der tatsächlichen und selbst ernannten Think Tanks bislang keine Initiative zu erkennen ist, muss man die Existenz einer Strategic Community in Deutschland erneut in Frage stellen. Aber vielleicht brauchen wir die auch nicht, so lange Guido und Günther der Welt nachhaltig vermitteln, dass sie vor Deutschland wirklich keine Angst mehr haben muss.

Merkels Media Markt

Die Regierungserklärung von Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Afghanistan-Engagement Deutschlands war gut. Was sie aber entgegen anderslautender Darstellung nicht enthielt, war eine Strategie – zumindest keine für Afghanistan. Warum? Folgen wir für einen Moment der behaupteten und so genannten Weisheit der Massen auf Wikipedia. Demnach ist eine Strategie „ein längerfristig ausgerichtetes planvolles Anstreben eines Ziels unter Berücksichtigung der verfügbaren Mittel und Ressourcen.“ Als simpel gestrickter Fallschirmjäger habe ich mir für den Hausgebrauch eine einfache Formel zurechtgelegt: Strategie ist, was ich tun will, Taktik ist, wie ich es tun will. Elemente von beidem enthält auch Merkels Regierungserklärung. Etwas Entscheidendes aber fehlt, oder ist zumindest hinreichend vage: Das Ziel. Zu mehr als den unscharfen Formulierungen „Übergabe in Verantwortung“ und „Schaffung eines sicheren Umfelds“ haben sich weder die Vereinten Nationen noch die Bundesregierung bekannt. Darüber können auch die konkreten Zahlen, die Merkel genannt hat, nicht hinwegtäuschen.

Symbolpolitik

Ein Teil des Problems ist, dass Deutschland schlicht und einfach nicht strategiefähig ist. Dazu ist sowohl der materielle als auch finanzielle Beitrag, den Deutschland in Afghanistan leisten kann und will, nicht bedeutend genug. Das deutsche Afghanistan-Engagement ist vor allem ein Solidaritätsbeweis gegenüber den USA. Das ist wichtig, erlaubt uns aber nicht, strategische Ziele in Bezug auf Afghanistan zu formulieren. Das, was Merkel und ihre Minister präsentiert haben, ist als Strategiesurrogat das Ergebnis einer nach Innen gerichteten – dann doch – Kommunikationsstrategie. Ihr Ziel: Den öffentlichen Diskurs so zu beeinflussen, das es der SPD fast unmöglich gemacht wird, dem Mandat nicht zuzustimmen, ohne den bisherigen sicherheitspolitischen Konsens aufzukündigen. Genau weil das zu gelingen scheint, war Merkels Regierungserklärung gut. Aber sie ist nicht ohne Vorbild.

Wählerverwirrung im politischen Kaufhaus

Blaupause für die politische Rhetorik Merkels sind die Werbekampagnen von Elektronikhändlern, Baumärkten und Möbelhäusern. Diesen ist es durch die permanente Beschallung mit Supersonderpreisen und Rabatten auf alles außer Tiernahrung gelungen, dem Verbraucher jegliches Gefühl für faire Preise zu nehmen. In Merkels sicherheitspolitischem Media Markt wird das erreicht, in dem möglichst viele vermeintlich konkrete Ziele genannt werden – Straßenbau, Wiederaufbauhilfe, Schülerzahlen -, wohl wissend, dass weder ein größeres öffentliches Interesse besteht, noch die dafür nötigen Berichtsstrukturen vorhanden sind. Manchem mag das bedauerlich erscheinen, aber es ist auch Staatskunst. Es ist nicht unplausibel, davon auszugehen, dass dieser Plan auch Guido Westerwelle durch die Afghanistan-Konferenz in London tragen wird. Wer sich dagegen für die wirkliche Afghanistan-Strategie der westlichen Staatengemeinschaft interessiert, wird woanders suchen müssen: In Washington.

Einwochen-Fliege: Twitter der Streitkräftebasis

Nur eine Woche twitterte die Redaktion der Streitkräftebasis. Dann wurde der Account wieder außer Dienst gestellt. Sachdienliche Hinweise sind – wie immer – willkommen. Und falls die Kommunikationsstrategen im Verteidigungsministerium nicht nur der eigenen Truppe etwas verbieten möchten, sei ihr Blick hiermit auf lustige Fake-Accounts gelenkt, die eine Intervention nötiger hätten:

Minister 1: http://twitter.com/BaronzuG

Minister 2: http://twitter.com/kalleguttenberg

Minister 3: http://www.facebook.com/zuGuttenberg (Oopps, das können sie ja gar nicht, sorry, mein Fehler)

Wer dennoch wissen will, wie Twitter geht (und das es auch mal in der Bundeswehr ging), der lese bitte den Text im Folgenden, alternativ könnte man den Herren auch mal die Funktion des Google Cache erklären.

Bonn, 18.01.2010.
Die Streitkräftebasis bietet ihre neusten Nachrichten, Bilder und Videos nun als Tweet im Internet an. Unter twitter.com/redaktion_SKB können Sie uns folgen und sind so immer up-to-date.

Collage aus einem Logo der Streitkräftebasis und dem Twittervögelchen

Streitkräftebasis bei twitter.com (Quelle: PIZ SKB / twitter.com)

Unter den ersten 200Followern“ verlosen wir 4 DVDs der BigBand der Bundeswehr.

Also los, anmelden, mitlesen und immer auf Stand bleiben.

Bildschirmausschnitt bei Twitter.com

1. Schritt (Quelle: twitter.com)Größere Abbildung anzeigen

1. Schritt – Eröffnung eines Benutzerkontos

Geben Sie die folgende Internetadresse in die Adresszeile ihres Browsers (Firefox, Internet Explorer, Opera o.ä) ein.

www.twitter.com/signup

Füllen Sie das Formular wie folgt aus:

    • Vollständinger Name: <hier geben Sie ihren Namen ein>
    • Benutzername: <hier einen Benutzernamen>
      (unter diesem Benutzernamen wird ihr Blog zu erreichen sein)
    • Passwort: <hier ein beliebiges Passwort> MERKEN!
    • Email: <ihre Emailadresse>
    • Sicherheitsabfrage: <schreiben Sie die beiden abgebildeten Wörter in das Feld, achtet Sie auf die Kleinschreibung>

Ihre Eingaben werden sofort überprüft und mit einem grünen Häckchen versehen, wenn alles in Ordnung ist.

Zum Abschluss auf den Button „Mein Konto erstellen“ klicken.

nach oben

Bildschirmausschnitt von twitter.com

2. Schritt (Quelle: twitter.com)Größere Abbildung anzeigen

2. Schritt – Suchen Sie ihre Freunde

Im zweiten Schritt haben Sie die Möglichkeit ihre twitternden Freunde zu suchen. Wir überspringen jetzt diesen Schritt. Klicke Sie unten auf der Webseite auf den Link „Skip this Step“.

nach oben

Bildschirmausschnitt von twitter.com

3. Schritt (Quelle: twitter.com)Größere Abbildung anzeigen

3. Schritt – Promis twittern auch

Den dritten und letzten Schritt überspringen Sie auch, da uns erst einmal nur der Redaktion_SKB – Tweet interessiert und nicht irgendwelche Promis und was die gerade so machen.

Daher klicken Sie unten <Skip this Step>

nach oben

Bildschirmausschnitt bei twitter.com

4. Schritt (Quelle: twitter.com)Größere Abbildung anzeigen

4. Schritt – Ihr erstes Mal

Nun erscheint ihr „Home“ – Bildschirm. Hier können Sie schreiben was Sie gerade machen. Alle die, die ihrem Blog folgen, heißen „Followers“. Die Followers können lesen was Sie gerade machen, wenn Sie es in das Feld „What are you doing?“ eintragen. Hierfür haben Sie maximal 140 Zeichen, fast wie bei einer SMS.

nach oben

Bildschirmausschnitt bei twitter.com

5. Schritt (Quelle: twitter.com)Größere Abbildung anzeigen

5. Schritt – Sie werden zum Follower

Da Sie über die neusten Informationen der Streitkräftebasis bescheid wissen wollen, müssen Sie dem Tweet „Redaktion_SKB“ folgen, somit werden Sie zum Follower. Klicken Sie oben auf „Find People“. Geben Sie in das Suchfeld Redaktion_skb ein und klicke Sie auf den „Search“ Button. Es erscheint das Redaktion_SKB-Logo, klicken Sie zuerst rechts auf den „Follow“ Button, dann auf das Logo.

Ab sofort können Sie jetzt lesen, was in der SKB passiert und selber schreiben, was Sie erleben.

Manches muss man einfach lesen

Ein echtes „Must read“ haben Major General Andrew Mackay und Commander Steve Tatham auf der Webseite der Defence Acedemy of the United Kingdom veröffentlicht. Ihr Whitepaper mit dem Titel „Behavioural Conflict“ ist eine wegweisende Analyse, die eine grundlegend neue Perspektive auf den Einsatz von Streitkräften in der Informationsgesellschaft eröffnet. Basierend auf den Erfahrungen aus dem Einsatz der 52. Infantriebrigade (UK) in der afghanischen Krisenregion Helmand entwerfen die Autoren ein Konzept strategischer Kommunikation, das weit über bestehende Ansätze von Informationsoperationen hinaus weist. Gleichzeitig ist die Arbeit eine Generalabrechnung u.a. mit den Defiziten in der Ausbildung britischer (Generalstabs-) Offiziere, die zahlreiche Ansätze bietet, um die Ausbildungs- und Forschungspraxis der Bundeswehr zu hinterfragen. Da mit einer ähnlich klarsichtigen Analyse aus den Reihen des deutschen Militärs auf absehbare Zeit nicht zu rechnen ist, sei die vollständige Lektüre hiermit ausdrücklich empfohlen: Behavioural Conflict

Vom Besserwissen und Bessermachen

In die Reihe der Generäle, die ihre Stimme erst nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst erheben, reiht sich auf Welt online der ehemalige Leiter des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, Günther Roth, ein. Unter der Schlagzeile „Geht zu den Leuten!“ skizziert er eine aus seiner Perspektive erfolgversprechende Strategie für den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr und formuliert die ein oder andere interessante Frage. Wir geben – wie auch schon immer im aktiven Dienst – ein paar freche Antworten (mit denen man natürlich nicht General werden kann):

Was führte im deutschen Verantwortungsbereich des Regionalkommandos Nord dazu, dass die Taliban dieses als „weichen Unterleib“ der Isaf identifizierten und deshalb in die Region Chahar Dareh bei Kundus hineinstießen?

Weil die – politisch gewollt – falsch ausgestatteten und unterlegenen Soldaten – von denen ohnehin 80 Prozent die meiste Zeit im Lager verbringen – absolut richtig erkannt haben, dass es nicht besonders süß und ehrenvoll ist, am Hindukusch für das Vaterland zu sterben, und sich deshalb darauf verlegt haben, nur das minimal möglich zu tun.

– Warum bauten die deutschen Einsatzkontingente zunehmend den militärischen „Schleier“ zum Schutz der zivilen Wiederaufbauteams ab und schützen vor allem sich selbst und nicht die afghanische Bevölkerung in den Dörfern?

siehe vorstehend

– Warum zeigen die Deutschen „Präsenz“ vor allem durch mechanisierte Patrouillen, wodurch der Kontakt zur Bevölkerung verloren ging und die Taliban gefahrlos verlorenes Terrain zurückgewinnen konnten? Warum geraten diese „Präsenz-Patrouillen“ auf ihren ausgefahrenen Wegen regelmäßig in Hinterhalte, werden in Gefechte verwickelt und sind in „Notwehrsituationen“ weitgehend nur auf reaktives Verhalten festgelegt?

siehe vorstehend, und weil bei Stehzeiten von 4-6 Monaten niemand erwarten kann, dasss auch nur ansatzweise verbindliche Kontakte zur Bevölkerung geknüpft werden können. Das weiß wiederum diese auch, und telefoniert lieber mit den Taliban-Kommandos als mit den Patroullienführern.

– Was veranlasste den Kommandeur in Kundus, nach der Entführung der beiden Tanklastwagen zum Mittel des Luftschlags zu greifen, statt ein kampfkräftiges Aufklärungskommando auszusenden, obwohl im Feldlager Kundus allein 800 Soldaten stationiert sind?

Bereits am 5. September umfassend beantwortet, hier:

– Warum wird die unter deutschem Befehl stehende Kompanie der Quick Reaction Forces, die im etwa 250 Kilometer entfernten „ruhigen“ Raum um Masar-i-Scharif stationiert ist, nicht in das gefährdete Kundus verlegt?

Weil sie dort kämpfen müsste? Vermutlich auch, weil sich die Taliban

– Welche Einschätzungen der Rolle der Deutschen führten dazu, dass US-General McChrystal 2500 Mann Kampftruppen aus dem umkämpften Regionalkommando Süd in den Verantwortungsbereich der Bundeswehr verlegte?

Eine militärisch angemessene!

Stubentiger oder Schreibtischtäter?

Roth versucht sich in seinem Text ebenfalls an Antworten und entlarvt sich dabei als eine Mischung aus Stubentiger und Schreibtischtäter, der offenbar seiner aktiven Zeit immer noch hinterhertrauert. Er fordert Elite-Soldaten, Kampfbahnen und eine Kriegserklärung: „Deshalb ist es entscheidend, den Konflikt in Afghanistan als das zu bezeichnen, was er ist – ein völkerrechtskonformer Krieg zur Wahrung der Menschenrechte und -würde der Afghanen und der Sicherheit Deutschlands.“ (…) „Mit dieser Kampfweise würde der deutsche Soldat im Guerilla-Kampf vom Gejagten zum Jäger.“ Dabei tur er so, als sei die Bundeswehr (oder zumindest die Fallschirmjägertruppe) in den 80er Jahren ein knallharter Haufen gewesen, der es mit jedem Gegner hätte aufnehmen können – wenn man, sprich die Politik, sie damals nur gelassen hätte. Das ist nicht nur Wunschdenken, das ist dummes Zeug. Andererseits erspart er es dem kundigen Leser damit, seine Wortmeldung ernst zu nehmen. Dass Roth nicht schon viel früher den Mumm hatte, öffentlich auf vermeintliche und tatsächliche Mißstände hinzuweisen, passt ins Bild.

Ermutigend

Die gute Nachricht ist nicht, dass die Redaktion der Webseite der Streitkräftebasis twittert. Gut ist, dass sie durch ihre Twitter-„Bedienungsanleitung“ viele, die sich mit dieser Technik vielleicht nicht so gut auskennen, ermutigt, es auch zu tun. Zwei Fragen hätte ich da aber noch: Wie gut läuft Twitter auf den dienstlichen Rechnern? Und wer ist das Redaktionsteam, denn schließlich ist Twitter ein Kommunikationskanal und nicht nur ein Push-Medium für offizielle Verlautbarungen.

Endlich, Substanz

You don´t know what you´ve got till it´s gone … Manchmal merkt man aber auch, dass eine kritische Stimme fehlt, wenn sie sich mal wieder meldet. Getan hat das nun in der Diskussion um die – von vielen Kritikern offenkundig nicht gelesenen – Predigt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Winfried Nachtwei. In einem offenen Brief (dokumentiert in der taz, als PDF herunterzuladen hier) dankt er Käßmann dafür, dass sie „Anstoß erregt“ habe. Warum das nötig war – und immer wieder sein wird – bringt unter anderem dieser Satz Nachtweis auf den Punkt: „Für manche Ihrer Kritiker scheint es auch eine Gelegenheit zu sein, abzulenken von eigenem politischen Versagen und eigener Ratlosigkeit, abzulenken von der hochsteigenden Angst vor einem möglichen großen Desaster.“ 

Dringend bitten möchte man in diesem Zusammenhang auch, dass ein Appell Nachtweis erhört wird: „(Die) Politik (ist) in der Pflicht (…), den eigenen Soldaten – und Polizisten, Diplomaten, Entwicklungshelfern – nur solche Einsätze zuzumuten, die nicht nur legitim, sondern auch friedens- und sicherheitspolitisch dringlich, sinnvoll, aussichtsreich und leistbar sind. Das erfordert höchste Sorgfalt im Hinsehen, Sprechen, Handeln – nicht nur bei den entsandten Soldaten, sondern vor allem auch bei der Politik, aber auch in der Gesellschaft. Die Politik war hier bisher kein Vorbild.“ 

Mit Blick auf die Lage in Afghanistan heißt das, dass es mit der angekündigten Verdopplung der Entwicklungshilfe allein nicht getan ist. Ebenso wichtig, wenn nicht gar dringlicher, ist, dass die Bundesregierung endlich umfassend darüber informiert, wie diese Mittel verwendet werden. Könnte man dazu nicht dem offiziellen Afghanistan-Beauftragten der Bundesregierung, Bernd Mützelburg, nicht einen Sonderberichterstatter zu Seite stellen? Widerspräche das Ihrer Resozialisierung, Herr Nachtwei?

Was Sie schon immer über Sicherheitspolitik wissen wollten, …

… aber bisher nicht zu fragen wagten, können Sie jetzt tun. Der „neueste heiße Scheiß“ für Social Media-Nutzer nennt sich Formspring. Nicht mehr und nicht weniger auf einer Microsite, auf der jeder anonym Fragen stellen kann. Ich habe keine Ahnung wie und ob es sinnvoll funktioniert, aber ausprobieren lohnt sich.

Wer also eine Frage an den Bendler-Blogger hat, oder eine Frage an wen anders zum Thema Sicherheitspolitik, die der Bendler-Blogger anderen stellen sollte, klicke bitte hier.