Let´s talk about money

Bei einer Personalstärke von ca. 1,5 Millionen investieren die US-Streitkräfte 667 Millionen Dollar in Werbung.

Wenn die Bundeswehr ähnlich agieren würde, müsste sie im Einzelplan 14 ca. 67 Millionen Euro für diesen Zweck ausweisen. Rechnet man die dort ausgewiesenen Posten für Nachwuchswerbung und Öffentlichkeitsarbeit großzügig zusammen, ergibt sich eine Summe von weniger als 20 Millionen Euro. Das ist zwar immer noch viel Geld, aber wer, wie das Bendler-Blog, regelmäßig die mangelnde Qualität des kommunikativen Auftritts der Bundeswehr kritisiert, muss auch die fehlende Quantität zur Kenntnis nehmen.

Das heißt nicht, dass die Bundeswehrwerbung durch mehr Geld automatisch besser werden würde. Allerdings entsteht Qualität auch dadurch, dass Führungspersonal professionelle Erfahrungen sammelt. Wenn aber Offiziere nie für ein Budget verantwortlich sein können, dass ihr Monatsgehalt übersteigt, kann man von Ihnen auch nicht erwarten, kompetente Entscheidungen zu treffen.

SOPA

Der Header des Bendler-Blog ist heute schwarz, weil Freiheit und Zensur meines Erachtens nicht zusammenpassen, letztere ohnehin unwirksam ist und also nur professionelles Angstmanagement sein kann. Ein Bürger aber soll keine Angst haben.

Eine Ausnahme? – Der Krieg ist die Ausnahme!

Es sind, nicht nur für Zivilisten, verstörende Bilder. US-Soldaten urinieren auf die Leichen ihrer Feinde. Die offiziellen Erklärungen dazu sind hingegen nicht verstörend. Im Gegenteil: Sie sind konsistent, mit einem Muster, dass sich spätestens seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts etabliert hat. Grausamkeiten in Kriegen werden zur Ausnahme erklärt. Die „Wahrheit“ aber ist: Der Krieg ist die Ausnahme, in der Grausamkeit die Regel ist. Der Schritt von der professionellen, also nicht in Notwehr erfolgten Tötung meines Feindes zu seiner Schändung ist kleiner als der Schritt vom Zivilisten zum Soldaten. Dennoch: Für Streitkräfte gibt es keine Alternative. Sie müssen diese Fälle zur Ausnahme erklären, weil sie ansonsten nicht legitimierbar wären – besonders in Deutschland.

Für eine Gesellschaft wie der deutschen, die seit dem Ende des zweiten Weltkrieges von Kriegen und Grausamkeiten verschont geblieben ist, sind Bilder wie diese noch verstörender als für Menschen in Staaten wie den USA, die in weiten Teilen immer noch von einer Gewaltkultur geprägt sind. Aber: Auch deutsche Soldaten sind gegen entsprechende Übergriffe nicht gefeit. Die so genannten Schädelfotos, bei denen Bundeswehrsoldaten meinten, Skelette mit ihren Geschlechtsteilen dekorieren zu müssen, sind Ausdruck der gleichen Kultur, wie die aktuellen Aufnahmen der amerikanischen Kameraden.

Krieg bzw. Kampf sind existentielle Momente. Es geht um Leben und Tod, und es ist kein Zufall, dass sich bei den Soldaten Todes- und Lebenstrieb im Sinne Freuds Bahn brechen. Ja, es widerspricht unseren zivilisatorischen Standards. Ja, es ist grausam, es ist widerlich. Aber wir können uns nicht einfach zurücklehnen und sagen, die Soldaten müssen sich halt beherrschen, denn wir, die wir die Soldaten in den Einsatz schicken, liefern sie einer Herrschaft aus, der des Krieges, die mächtiger ist, als unsere zivilisatorischen Standards. Das ist das Paradoxon unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung. Wir „entzivilisieren“ Menschen und machen sie zu Soldaten, damit die Mehrheit zivilisiert bleiben kann.

Die eigentliche Leistung ist es daher, dass es nur so wenige Übergriffe wie die vorstehend genannten gibt (das schließt auch eine mögliche Dunkelziffer ein). Wir müssen uns daher als Gesellschaft damit auseinandersetzen, was wir unseren Soldaten zumuten wollen und vor allem, wie wir sie wieder integrieren, wenn sie nicht mehr im Einsatz sind bzw. wenn sie ihre soldatische Laufbahn beenden. Gewalt und Grausamkeiten zur Ausnahme zu erklären schützt dabei nicht die Soldaten sondern vor allem ihre Auftraggeber, also uns.

Inspiriert unter anderem von diesem Artikel von Robert Fisk im Independent: „This is not about ‚bad apples‘. This is the horror of war.“ sowie der Diskussion bei Thomas Wiegold.

Des Kaisers neue Kleider?

Wie man hört, ist der Verteidigungsminister ja sehr stolz darauf, dass der Claim „Wir.Dienen.Deutschland.“ eine „Eigenentwicklung“ der Bundeswehr ist. Die Wir-machen-es-uns-selbst-Euphorie scheint nun den Personalwerbern der Bundeswehr zu Kopf gestiegen zu sein.

Das Personalamt der Bundeswehr verschickt derzeit wohl allen Ernstes einen Link auf die folgende Landing Page an potentielle Nachwuchsführungskräfte:

Des Kaisers neue Kleider

„Lust auf neue Klamotten“ haben die Personalwerber ranschmeißerisch getextet und einen allenfalls semi-professionellen YouTube-Clip dazu gestellt. Während also aktive und ehemalige Offiziere hier und andernorts intensiv über das Selbstverständnis des Offiziers diskutieren, kalauert sich das Personalamt durch das Internet. Das ist inhaltlich falsch und handwerklich schlecht.

Und so kontrovers die Diskussion über das Wesen des Offizierberufes auch ist, eines eint sie: Es geht – so pathetisch es auch klingen mag – um innere Werte, geistige und charakterliche Bildung und nicht um Klamotten. Vielleicht könnte das jemand mal dem obersten Personalwerber der Bundeswehr, Generalmajor Manfred Schlenker, bei Gelegenheit ausrichten. Denn wer auch immer sich ernsthaft mit der Option beschäftigt, Offizier zu werden, dürfte auf den ersten Blick erkennen, dass der hier werbende Kaiser nackt ist. Oder sucht die Bundeswehr eventuell bewusst nach Typen, die so sind, wie es General a.D. Egon Ramms in einem Beitrag für die Zeitschrift des Reservistenverbandes treffend auf den Punkt bringt: „Wir haben zu viele profillose Offiziere.“?

Nachtrag
Auf der Facebook-Seite von Wir.Dienen.Deutschland. entspinnt sich gerade eine kleine Diskussion, die mir folgendes verdeutlicht hat. Unter Führung des Personalamtes entsteht bei Kommunikationsmaßnahmen offenkundig immer eine vergleichbar schlechte Qualität entsteht, unabhängig davon ob Mitarbeiter einer Agentur oder Bundeswehrangehörige an der Aufgabe arbeiten. Das war bei den unsäglichen Radiospots so. Das ist hier der Fall. Beide werden durch einen unernsten, kalauernden Stil geprägt, der im scharfen Kontrast zur Ernsthaftigkeit des soldatischen Tuns steht. Darüber lohnt es sich, nachzudenken.

Nachtrag 2
Hier noch die dazugehörige Postwurfsendung:

Postwurfsendung1

Postwurfsendung2