Sex im Einsatz – ein afghanischer Sommernachtstraum

Von Gewalt und Tod in Afghanistan haben wir schon viel gehört. Von Sex nicht. Die Redaktion von tagesschau.de lüftet jetzt den Schleier. Zum Vorschein kommen „lange Wimpern und dunkle, samtige Augen“. Sie gehören zu Hermann, einem Esel. Erstanden von deutschen Soldaten auf dem Markt von Char Darah. 70 Euro soll er gekostet haben. „Etwas besseres als den Tod findest du überall“ mag sich der Esel in Erinnerung an seinen Verwandten bei den Bremer Stadtmusikanten gedacht haben, bevor er Teil des deutschen Sommernachtstraums im afghanischen Winter wurde. Emma, übernehmen sie.

Warum nicht Fusion? – Deutsche Welle und Bundeswehrmedien

Folgt man der aktuellen Berichterstattung, steht dem neben der Bundeswehr größten Kommunikationsapparat deutscher Politik, der Deutschen Welle, in den kommenden Jahren ein grundlegender Umbau bevor. Warum also nicht im Sinne einer vernetzten Sicherheitspolitik mal zusammen denken, was zusammen gehört? Konkret: In die Überlegungen über eine engere zivil-militärische Zusammenarbeit auch die Ressourcen bei der Medienproduktion mit einbeziehen und beispielsweise eine Einrichtung wie die Medienzentrale der Bundeswehr organisatorisch mit den Auslandsrundfunkern verschmelzen. Es gibt da zwar einige Passagen im Deutsche-Welle-Gesetz, die noch nicht ausreichend kompatibel mit Einsatzaufträgen sind, aber die Aufforderung von Verteidigungsminister zu Guttenberg, etwas unverkrampfter an das Thema Deutsche Sicherheitsinteressen heranzugehen, könnte hier sicher die ein oder andere Verspannung lösen. Außerdem unterstützt zum Beispiel DW-TV bereits regelmäßig die Regierungs-PR, der Schritt ist also nicht so groß. Und für die Medienmacher der Bundeswehr wäre damit in jedem Fall eine deutliche Professionalisierung verbunden.

Nachtrag:
Das mit der Professionalisierung ist übrigens sehr ernst gemeint. In diesem Zusammenhang noch ein Hinweis auf das Blog „lab“ von Marcus Bösch und Steffen Leidel. Warum fällt es den Bundeswehrkommunikatoren so schwer, ähnliche Impulse zu setzen, wo es Ihnen doch so leicht fällt, tote Pferde mit staatstragendem Anspruch wie die Initiative Govermedia zu zeugen und zu satteln?

Zu Guttenbergs riskante Strategie

Die Berichte über zu Guttenbergs jüngsten „Frontbesuch“ und das Portrait eines Hauptgefreiten der Task Force Kunduz in der FAZ vom 6. November 2010 müssen parallel gelesen werden, um die Gefahren des deutschen Afghanistan-Einsatzes richtig einschätzen zu können. Mit seinen regelmäßigen Reisen nach Afghanistan appelliert zu Guttenberg an einen Kernpunkt der militärischen Identität, nicht nur der Bundeswehr: Führen von vorne. Die Besuche sind richtig, aber sie sind auch Teil einer riskanten Strategie. Nicht, weil der Minister dort übermäßig gefährdet wäre. Wenn er es wäre, wäre er nicht dort. Gefährlich sind seine charismatischen Auftritte, weil sie zeigen, dass der Regierung die Argumente für den Einsatz ausgehen – so sie denn je welche hatte. Und so ist es nicht verwunderlich, dass zu Guttenberg bereits rhetorisch den Rückzug vorbereitet. Er nennt das Übergabe in Verantwortung. Diese wird spätestens dann stattfinden, wenn das  afghanische Abenteuer zu beenden, Stimmen im kommenden amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf verspricht. „Declare victory and pull out“ wird es dann in Washington und Berlin heißen.

Der Krieg, der nie zu Ende geht

Diese Diskussionen sind dem Hauptgefreiten Johannes C. vermutlich egal. Für ihn und seine Kameraden sind der Einsatz, die Gefechte, die Gefahr bereits jetzt zum Sinn stiftenden Selbstzweck geworden. Und ihr Krieg, der auch unser ist, wird nie zu Ende gehen. Bereits jetzt leben zahlreiche Veteranen in unserer Gesellschaft. Ihnen und ihren Angehörigen wird zu Guttenberg (und nicht nur er) schon bald erklären müssen, warum ihr Leiden sinnvoll war. Charisma, geschliffene Worte und Habitus werden dabei nur wenig helfen. Die Glaubwürdigkeit von Karl-Theodor zu Guttenberg wird dann von konkreten Taten abhängen, und er wird sie nicht alleine bewerkstelligen können. Das macht seine Strategie so riskant.