Reformkommunikation – Kommunikationsreform

Jetzt wird es ernst. Und folgt man den Empfehlungen der Strukturkommission der Bundeswehr, wird es auch ernst für die nach Personalstärke größte (und vermutlich unbekannteste) Kommunikationsagentur Deutschlands – den Kommunikationsapparat der Bundeswehr.

Den geplanten, umfassenden Umbau der Bundeswehr werden die Kommunikatoren in einer interessanten Doppelrolle als Gestalter und Betroffene der Reform erleben. Die Weise-Kommission hat der Kommunikation eine zentrale Rolle zugewiesen, „um Ziele und Vorgehen verständlich zu machen, aber auch die Erfahrungen in der Bundeswehr für die Transformation zu nutzen.“ Parallel zu dieser Reformkommunikation wird aber auch eine fundamentale Kommunikationsreform stattfinden, zu deren Ausrichtung im Bericht der Weise-Kommission bereits (oder nur?) schwache Signale zu erkennen sind. Im Sinne der thematischen Ausrichtung dieses Blogs, erlaube ich mir daher, diese Signale etwas zu verstärken und bediene mich dabei dem Aufbau und der Sprache des Kommissions-Berichtes.

Erfolgsfähige Strukturen im Ministerium

Kommissions-Bericht: „Der Presse- und Informationsstab ist für die Pressearbeit der gesamten Leitung, die Öffentlichkeitsarbeit, die Medienarbeit sowie für die Information und Kommunikation des Ministeriums zuständig.“

Ergänze: „Dem Generalinspekteur wird ein eigenständiger Kommunikationsstab zur Seite gestellt, geführt durch einen Kommunikationschef der Bundeswehr im Range eines Generals. Er verantwortet und steuert die Einsatzkommunikation, die Personalkommunikation und die Truppeninformation und arbeitet eng mit dem Presse- und Informationsstab zusammen. Die operative Umsetzung der Personalkommunikation erfolgt in Verantwortung der Inspekteure der Teilstreitkräfte und ist mit der Abteilung Personal abzustimmen. Für den Aufbau dieses Kommunikationsstabes ist die Unterstützung durch externe Experten inkl. externe Besetzungen zu prüfen.“

Kommissions-Bericht: „Das zentrale Controlling wird im Sinne eines Gesamtcontrollings der Bundeswehr zur unmittelbaren Führungsberatung des Ministers und der übrigen Leitung weiterentwickelt. Die dazu erforderlichen Messgrößen und Kriterien für den gesamten Bereich der Bundeswehr werden hier in Abstimmung mit der Leitung definiert und bewertet. Das Bundeswehr-Controlling erhält dazu ein Durchgriffs- und Weisungsrecht gegenüber allen nachgeordneten Controllingelementen.“

Ergänze: „Ein eigenständiges Element für das Kommunikations-Controlling ist unter Mitwirkung externer Expertise aufzubauen.“

Erfolgsfähige Strukturen in der Bundeswehr
Empfehlung: „Den Inspekteuren der Teilstreitkräfte werden – ergänzend zu den Presse- und Informationszentren – eigene Ressourcen und Budgets für das Kommunikationsmanagement zugewiesen. Dies umfasst auch die Teilstreitkraft spezifische Personalkommunikation. Für die operative Umsetzung von Kommunikationsmaßnahmen können die Inspekteure auf externe Ressourcen ebenso wie auf einen aufzubauenden Medienproduktionsverbund der Bundeswehr zugreifen.“

Einsatzspezifische Kommunikation

Empfehlung: „Unter der Maßgabe „Vom Einsatz her denken“ wird die Informations- und Medienzentrale der Bundeswehr in der bisherigen Form aufgelöst. An ihrer Stelle wird unter der Führung der Truppe für Operative Information ein Medienproduktionsverbund der Bundeswehr aufgebaut, zu dem auch die Fachmedienzentren der Truppenschulen gehören.“

Ausbildung und Forschung

Kommissions-Bericht: „Die Bildungs- und Forschungseinrichtungen der Bundeswehr (z.B. Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr, Militärgeschichtliches Forschungsamt, Zentrum für Transformation der Bundeswehr, Zentrum Innere Führung, Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation) sind zu bündeln und weiterzuentwickeln. Die Führungsakademie der Bundeswehr wäre der geeignete Nukleus. Die Einbindung der Bundesakademie für Wehrverwaltung und Technik wird empfohlen.“ 

Ergänze: „Die Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation in der derzeitigen Form wird aufgelöst. Sie wird ersetzt durch einen direkt an die Führungsakademie der Bundeswehr angebunden Ausbildungs- und Forschungsverbund Strategische Kommunikation. Die Ausbildung des Kommunikationspersonals der Bundeswehr erfolgt zukünftig ebenengerecht in enger Zusammenarbeit mit zivilen Ausbildungseinrichtungen und den Universitäten der Bundeswehr. Der Aufbau des Forschungsverbundes erfolgt in enger Zusammenarbeit mit führenden europäischen Universitäten. Ausbildung und Führung der Jugendoffiziere als einer der wertvollsten Kommunikationsressourcen der Bundeswehr erfolgt in enger Anbindung an die Führungsakademie.“

Operative Umsetzung

Empfehlung: „Der Probebetrieb des Bundeswehrsenders bwtv in der jetzigen Form ist sofort einzustellen. Freiwerdende Ressourcen sollten genutzt werden, um Soldatinnen und Soldaten im Einsatz eine umfassende und kostenfreie Nutzung von Kommunikationsmedien (Internet, Deutsches Fernsehprogramm, Telefonie) zu ermöglichen. Die Produktion eines eigenständigen Corporate TV der Bundeswehr ist unter Maßgabe der Wirtschaftlichkeit an externe Dienstleister auszulagern, die eng mit dem Medienproduktionsverbund der Bundeswehr zusammenarbeiten. Die Führung erfolgt durch den Kommunikationsstab des Generalinspekteurs.“

Kommentare und weitere Empfehlungen sind sehr willkommen.

Innere (Un)Sicherheit

Der Einsatz der Bundeswehr im Inneren kommt ja nicht so recht voran. Ganz anders der Einsatz des Bundesverteidigungsministers im Inneren. Der macht daraus ein Familienunternehmen und etabliert die zu Guttenbergs als Power Couple der deutschen Politik.

Während Karl-Theodor laut Focus sich nicht nur um Kunduz, sondern auch um Stuttgart kümmern mag, und begleitet von Hell´s Bells beim Deutschlandtag der Jungen Union einmarschiert, geht seine Ehefrau bei RTL 2 (stand der Sendername nicht mal für Rammeln, Töten, Lallen?) auf die Jagd nach Kinderschändern.

Konsequenter nächster Schritt wäre nun ein Auftritt beim Musikantenstadl, wo beide im Duett singen können:

I won’t take no prisoners won’t spare no lives
Nobody’s putting up a fight
I got my bell I’m gonna take you to hell

Ich halte mich derweil lieber an das Original und Frage mich, ob es noch einen Unterschied gibt zwischen Pop und Politik.

In München steht …

…, ja, das auch. Vor allem aber stehen an der Universität der Bundeswehr jetzt drei Lehrstühle für den neuen Studiengang „Wirtschaft und Journalismus“. Zwei davon sind bereits besetzt. Unternehmenskommunikation lehrt dort Natascha Zowislo-Grünewald, Print- und Online-Kommunikation Gabriele Goderbauer-Marchner. Die Professur für TV- und Radiojournalismus wird derzeit besetzt.

Insgesamt 59 Studierende haben am 1. Oktober das Studium in München aufgenommen. Laut Pressemitteilung der Universität sollen sie in etwas mehr als drei Jahren der Bundeswehr als Kommunikationsprofis zur Verfügung stehen. Das ist zwar eher schön geredet, aber wenn die Absolventinnen zu diesem Zeitpunkt gelernt haben, dass selbstbezügliche und vor Eigenlob strotzende Pressemitteilungen Mist sind, wäre schon einiges getan.

Die Voraussetzungen von Seiten der beiden neuen Hochschullehrerinnen scheinen jedenfalls gegeben. Natascha Zowislo-Grünewald hat nach einem internationalen Studium praktische Erfahrung in der internen Kommunikation der Deutschen Bank sowie als PR- und Marketing-Managerin bei PriceWaterhouseCoopers gesammeltund eine Dissertation zu „Symbolen, Mythen und Geschichtsdidaktik im Diskurs über die europäische Integration“ verfasst. Habilitiert hat sie sich an der Universität Bayreuth und war zuletzt an der privaten International University Bruchsal tätig, die Ende 2009 den Betrieb einstellen musste.

Gabriele Goderbauer-Marchner hat nach einem lokaljournalistischen Volontariat in München Geschichts- und Politikwissenschaften studiert und war vor ihrer Berufung nach München Professorin an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt. Als Geschäftsführerin des MedienCampus Bayern und Mitglied des Vergabeausschuss des FilmFernsehFonds Bayern sowie in der Jury des Bayerischen Fernsehpreises ist sie in der (bayrischen) Medienwelt gut vernetzt.

Ich wünsche den neu berufenen Professorinnen und den Studierenden des 1. Medienstudienganges an einer Universität der Bundeswehr einen guten Start. Es gibt viel zu tun. Sehr viel.