Fernsehen zum Lesen

Es ist schon erstaunlich. Da war offensichtlich ein Team des Bundeswehr eigenen Fernsehsenders zu Dreharbeiten im Kosovo. Vermutlich war dieser Einsatz derart anstrengend, dass sich der Schnitt des fertigen Beitrages noch einige Monate hinziehen wird. Um die Zeit des sehnsüchtigen Wartens auf die neueste kinematographische Meisterleistung der St. Augustiner Filmer zu verkürzen, haben sie die Redaktion der Webseite der Streitkräftebasis überredet, einen Text über ihren Einsatz zu verfassen (Auch die Top Story auf bundeswehr.de). In seinem Beitrag schwadroniert Autor Steffen Maluche derart auffällig über die fast schon unglaublichen Herausforderungen, denen sich das Filmteam ausgesetzt sah (u.a. Regen, hört, hört) und die enorme Erfahrung der Filmemacher, dass man nicht anders kann, als sich fragen, was das soll?

Ist die Ausschreibung zu einer eventuellen Vergabe von bwtv an einen zivilen Dienstleister mittlerweile derart weit fortgeschritten, dass man sich in St. Augustin ernsthaft Sorgen macht, dass dort bald jemand den Arbeitstakt eines modernen Medienproduktionsunternehmens vorgibt, und will man deshalb noch schnell dokumentieren, dass man ja doch schon mal einen Film selbst gedreht hat? Oder ist dieser Artikel nur ein weiteres Zeichen einer redaktionellen Planung, die völlig beliebig irgendwelche Artikel veröffentlicht, ohne Schwerpunkte zu setzen, Struktur zu geben und Themen zu entwickeln?

Wie dem auch sei: Was völlig daneben ist, ist mit einem riesen Bohei über angeblich so anstrengende Dreharbeiten zu SCHREIBEN und den Film dazu nicht zu zeigen. Das ist Dilettantismus in Reinkultur. Andererseits ist es angesichts der bisher in Regie von bwtv entstandenen Beiträge vielleicht auch besser, dass sie uns nicht ein weiteres Dokument des Scheiterns liefern.

Winterschlaf?

Schwer vorstellbar, aber derzeit scheint es aus Sicht des Verteidigungsministeriums kaum relevante sicherheitspolitische Themen zu geben, über die es sich zu sprechen lohnte. Liegt das an der so genannten Wirtschaftskrise, bei der sich der erwartete Rückgang der Wirtschaftsleistung um 5 Prozent zu einem Verlust der Hoffnung um gefühlte 100 Prozent entwickelt hat? Oder haben sich die Strategen im Bendlerblock ein Schweigegelübde bis zur Amtseinführung des neuen US-Präsidenten am 20. Januar auferlegt? Außer ein paar Allgemeinplätzen von Minister Jung zum Gaza-Konflikt und den üblichen Berichten über seine Truppenbesuche ist – Stand heute – die Elternzeit eines der Topthemen auf der Webseite des Ministeriums.

Den offenkundigen Winterschlaf des BMVg nutzen die außenpolitischen Sprecher der Koalitionsfraktionen und bringen einen möglichen Einsatz der Bundeswehr im Gaza-Streifen ins Gespräch. Die reale und mediale Dimension dieses Konflikt arbeitet erneut die Redaktion von Zeit Online hervorragend auf. Einen guten Einstieg ins Thema bietet das Interview mit Herfried Münkler vom 6. Januar, in dem er klar macht, was diese „neue Art des Krieges“ ausmacht, wie sie zwischen Israel und der Hamas zu beobachten ist. Gewissermaßen den Krieg 2.0 betrachtet Kai Biermann in seinem Artikel „Propagandaschlacht im Internet“. Vielleicht nutzen die Kommunikationsexperten in Berlin ja die Zeit, um ein bisschen zu lesen – wenn sie schon nichts sagen dürfen.

7 Jahre danach

Abzeichen des Einsazkameratrupps der Bundeswehr

Auf manches wartet man ja etwas länger. Umso größer ist die Freude, wenn man das Obkjekt der Begierde dann doch noch bekommt. Seit 2001 hatte ich in Bezug auf Bundeswehr-Devotionalien keinen größeren Wunsch als endlich das Abzeichen des Einsatzkameratrupps (Mehr dazu u.a. hier, hier, und hier) der Bundeswehr zu bekommen. Am 21. Dezember 2008 war es endlich soweit, und ein Freund und ehemaliger Kamerad machte mir ein wirklich tolles Geburttagsgeschenk. Nicht ohne darauf hinzuweisen, dass dies ohne den Einsatz eines anderen EKT-Urgesteins nicht möglich gewesen wäre. Deshlab auch an dieser Stelle noch mal herzlichen Dank nach Mayen.

P.S. Kurzer „historischer“ Hinweis. Das EKT-Logo enstand 2001 während des ersten Einsatzes des EKT im Kosovo. Ich saß damals an einem Laptop und dachte, dass für die erste Live-Übertragung des EKT eine passende Senderkennung sicher ganz schick wäre. Mittlerweile dürfte es eine ganze Reihe von Soldatinnen und Soldaten geben, die das Abzeichen nicht ohne Stolz an ihrer Uniform tragen – und das ist der eigentliche Erfolg.

Weihnachtsgrüße via YouTube

Wir probieren jetzt mal was. Daniel Moj und ich haben auf YouTube eine Gruppe (http://de.youtube.com/group/auslandseinsatz) eingerichtet, in der jeder der mag, die deutschen Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz grüßen kann – wie das u.a. auch die Bundeskanzlerin getan hat.

Wie geht´s
– Grußwort aufnehmen (mit der Videokamera, mit dem Handy, oder auch der BILD-Leserreporter Kamera (da wird die dann auf einmal richtig nützlich)
– auf YouTube ein Konto eröffnen
– der Gruppe „Auslandeinsatz“ beitreten
– Video hochspielen
– anschauen und weitersagen (vor allem den Soldaten im Einsatz)

Zur Sicherheit
Am besten sowenig private Detail wie möglich bekanntgeben. Also nicht: Wir grüßen Hauptfeldwebel A. stationiert in B., sondern lieber etwas allgemeiner halten und dem zu grüßenden eine persönliche E-Mail schicken.

Die Grußworte von Daniel und mir sollten heute nachmittag online sein. Wir sind gespannt und freuen uns auf Mit-Grüßer.

Gastbeitrag: Symposium „Sicherheitspolitische Kommunikation und Web 2.0″

Ich konnte ja leider aus terminlichen Gründen vom 4. – 6.12. nicht zum Symposium der AIK und der TU Ilmenau nach Strausber fahren. Glücklicherweise war eine junge Kollegin so freundlich, ihre Eindrücke zusammenzufassen.

Auch ein Weg von 1.000 Meilen beginnt immer mit dem ersten Schritt

von Nora Anne Heinrich

Leider konnte ich erst ab Freitag am Symposium teilnehmen, wobei ich mir sagen ließ, dass der Donnerstag bis auf den Vortrag von Thomas Wiegold (Redakteur beim Focus und Augen Geradeaus-Blogger) unter informativen Gesichtspunkten eher zu vernachlässigen war.

Der Freitag startete mit einem Vortrag von Prof. Dr. Martin Löffelholz und seinem Wissenschaftlichen Mitarbeiter Matthias Duchscherer. Dieser Vortrag bildete den wissenschaftlichen Rahmen für die weiteren Vorträge der Studenten der TU Ilmenau. Die Kernaussage dieses Vortrags war die absolute Notwendigkeit der Formulierung strategischer Ziele für die Kommunikation der Bundeswehr. Als mögliche Richtungspunkte wurden genannt:

•    die aktive Gestaltung eines positiven Images der Bundeswehr in der Öffentlichkeit
•    sowie das Ziel eine partizipationsausgerichtete Organisation zu werden.

Aus diesen beiden Zielen würden sich dann die notwendigen zielführenden Methoden und Medien ableiten lassen. Nach diesen strategischen Vorgaben beleuchteten nun die Vorträge der Studenten die operativen Möglichkeiten der Kommunikation im Web 2.0.

Der erste studentische Vortrag von Claudia Auer behandelte das Thema Weblogs. Auer gab einen umfassenden Überblick über die deutsche Blogosphäre in der sicherheitspolitischen Kommunikation. Interessant war hierbei, dass die Bundeswehr bisher kein eigenes Blog führt, wobei dies eine Möglichkeit des aktiven Reputationsmanagements darstellen würde. Hier lohnt sich ein Blick über den Atlantik. So gibt es in den USA ein Blog der Angestellten des Department of Defence oder ein offizielles Blog der Air Force, um nur zwei Beispiele zu nennen. Die am Symposium teilnehmenden Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter der Bundeswehr standen dem Thema Blog eher kritisch gegenüber. Als problematisch wurden die Kontrollmöglichkeit der Inhalte und die Kommentarfunktion der Beiträge gesehen. Ich denke, hier wird eine gewisse Vermeidungsstrategie deutlich, sich mit kritischen Meinungen auseinanderzusetzen. Dabei würde eine kritische Diskussion durchaus zur Glaubwürdigkeit und Authentizität der Bundeswehr in der Öffentlichkeit beitragen. Meines Erachtens liegt hier ein Konflikt zwischen innerorganisatorischen Kommunikationsregeln und der kulturellen Praxis von Weblogs zugrunde. Aus diesem Grund glaube ich persönlich nicht an die schnelle Umsetzung eines Bundeswehr eigenen Weblogs.

Der folgende Vortrag von Thomas Haseloff und Johannes Schmitt behandelte das Thema Podcasts. Es wurde deutlich, dass bei der Bundeswehr Vieles, was dazu nötig ist – sowohl Inhalte als auch technische Möglichkeiten -, bereits vorhanden ist. Allerdings wurde zu Recht angemerkt, dass zurzeit für bestimmtes Bildmaterial noch Lizenzverträge bestehen, die die Zweitverwertung von Bildmaterial zum Download untersagen. Trotzdem gibt es bereits sehr gute Ansätze für die Umsetzung von Podcasts, vgl. dazu die Site http://www.uni-pod.de/ der UniBw in München. Interessanterweise gibt es auf den Bundeswehr-Sites auch einige „Podcasts“, die laut Definition gar keine sind. Es fehlt die Einbindung in ein Newsfeed. Ich vermute, dass in diesen Fällen jemand auf die Schnelle etwas Neues machen wollte, ohne sich vorher richtig zu informieren… Nichtsdestotrotz besteht hier großes Potential mit wenig Aufwand und vorhandene Ressourcen ein tolles Ergebnis zu erzielen.

Jana Pohl und Oliver Hermann widmeten sich einem weiteren spannenden Aspekt des Web 2.0 – den Social Communities. Exemplarisch beschäftigten sich die beiden mit der Community Soldatentreff.de. Und förderten dort Interessantes zu Tage. So bietet diese Community unter anderem eine sog. AGA-Kontaktliste, in die sich Rekruten vor ihrem Diensteintritt eintragen können. So ist es möglich zukünftige Kameraden schon vor dem Dienstantritt zu finden oder Fahrgemeinschaften zu bilden. Gute Idee, warum kam keiner von treff.bundeswehr.de darauf? Die Frage die sich stellt ist, wie die Bundeswehr als Institution mit solchen Communities umgeht. Einerseits könnte die Bundeswehr die Inhalte dieser Sites nutzen, um Bedürfnisse zu erkennen und für ihre eigenen Seiten zu nutzen. Andererseits ist es möglich, diese Communities bewusst als eine Art Seismograph für Themen zu sehen, die gerade beschäftigen. Was mich persönlich etwas schockiert hat, war die Tatsache, dass es bei Soldatentreff.de Downloads von Dokumenten gibt, die auch im BW-Intranet sowie auf der bundeswehr.de zu finden sind. Was für ein Licht, wirft das auf die interne Kommunikation…?

Der Vortrag zum Thema Videoportale von Wakketov Dolejsova und Thomas Heerd förderte unter anderem die Handlungsempfehlung zu Tage, die bereits unter dem Titel „Look at this Lads!“ im Bendler-Blog vorhanden ist: Bundeswehr – broadcast yourself!

So viel zum Symposium in Strausberg. Aus meiner Sicht war es sehr fruchtbar und ein Schritt in die richtige Richtung. Trotzdem sollten die anwesenden Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter vor lauter Begeisterung für das Web 2.0 nicht die grundsätzlichen Baustellen der Unternehmenskommunikation der Bundeswehr außer Acht lassen. Es gibt noch viel zu tun, aber auch ein Weg von 1.000 Meilen beginnt immer mit dem ersten Schritt ;).

Herzlichen Glückwunsch …

Selbst wenn es fast schon etwas viel Schmidteinander zum 90. Geburtstag des ehemaligen Bundeskanzlers gibt: Mit dieser Anzeige aus der aktuellen Beilage der Zeit, ist der Helmut Schmidt Universität/Universität der Bundeswehr ein toller Glückwunsch gelungen. Von daher auch an dieser Stelle Glückwünsche zum Geburtstag und zur Idee sowie Dank an Dietmar Strey, der mir das Motiv zur Verfügung gestellt hat.

Look at this Lads!

Einer jungen Kollegin verdanke ich den Hinweis auf den YouTube-Channel der Britischen Armee. Hallo Berlin! Hinschauen, nachmachen, geht schnell und kostet wenig, und warum sollen nur die Bundestagsparteien ihren eigenen Channel haben und nicht auch die Soldaten, die das Parlament in den Einsatz schickt?

CDU
SPD
FDP
Grüne
Linke

Also, wo bleibt http://de.youtube.com/user/Bundeswehr?