Gastbeitrag: Symposium „Sicherheitspolitische Kommunikation und Web 2.0″

Ich konnte ja leider aus terminlichen Gründen vom 4. – 6.12. nicht zum Symposium der AIK und der TU Ilmenau nach Strausber fahren. Glücklicherweise war eine junge Kollegin so freundlich, ihre Eindrücke zusammenzufassen.

Auch ein Weg von 1.000 Meilen beginnt immer mit dem ersten Schritt

von Nora Anne Heinrich

Leider konnte ich erst ab Freitag am Symposium teilnehmen, wobei ich mir sagen ließ, dass der Donnerstag bis auf den Vortrag von Thomas Wiegold (Redakteur beim Focus und Augen Geradeaus-Blogger) unter informativen Gesichtspunkten eher zu vernachlässigen war.

Der Freitag startete mit einem Vortrag von Prof. Dr. Martin Löffelholz und seinem Wissenschaftlichen Mitarbeiter Matthias Duchscherer. Dieser Vortrag bildete den wissenschaftlichen Rahmen für die weiteren Vorträge der Studenten der TU Ilmenau. Die Kernaussage dieses Vortrags war die absolute Notwendigkeit der Formulierung strategischer Ziele für die Kommunikation der Bundeswehr. Als mögliche Richtungspunkte wurden genannt:

•    die aktive Gestaltung eines positiven Images der Bundeswehr in der Öffentlichkeit
•    sowie das Ziel eine partizipationsausgerichtete Organisation zu werden.

Aus diesen beiden Zielen würden sich dann die notwendigen zielführenden Methoden und Medien ableiten lassen. Nach diesen strategischen Vorgaben beleuchteten nun die Vorträge der Studenten die operativen Möglichkeiten der Kommunikation im Web 2.0.

Der erste studentische Vortrag von Claudia Auer behandelte das Thema Weblogs. Auer gab einen umfassenden Überblick über die deutsche Blogosphäre in der sicherheitspolitischen Kommunikation. Interessant war hierbei, dass die Bundeswehr bisher kein eigenes Blog führt, wobei dies eine Möglichkeit des aktiven Reputationsmanagements darstellen würde. Hier lohnt sich ein Blick über den Atlantik. So gibt es in den USA ein Blog der Angestellten des Department of Defence oder ein offizielles Blog der Air Force, um nur zwei Beispiele zu nennen. Die am Symposium teilnehmenden Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter der Bundeswehr standen dem Thema Blog eher kritisch gegenüber. Als problematisch wurden die Kontrollmöglichkeit der Inhalte und die Kommentarfunktion der Beiträge gesehen. Ich denke, hier wird eine gewisse Vermeidungsstrategie deutlich, sich mit kritischen Meinungen auseinanderzusetzen. Dabei würde eine kritische Diskussion durchaus zur Glaubwürdigkeit und Authentizität der Bundeswehr in der Öffentlichkeit beitragen. Meines Erachtens liegt hier ein Konflikt zwischen innerorganisatorischen Kommunikationsregeln und der kulturellen Praxis von Weblogs zugrunde. Aus diesem Grund glaube ich persönlich nicht an die schnelle Umsetzung eines Bundeswehr eigenen Weblogs.

Der folgende Vortrag von Thomas Haseloff und Johannes Schmitt behandelte das Thema Podcasts. Es wurde deutlich, dass bei der Bundeswehr Vieles, was dazu nötig ist – sowohl Inhalte als auch technische Möglichkeiten -, bereits vorhanden ist. Allerdings wurde zu Recht angemerkt, dass zurzeit für bestimmtes Bildmaterial noch Lizenzverträge bestehen, die die Zweitverwertung von Bildmaterial zum Download untersagen. Trotzdem gibt es bereits sehr gute Ansätze für die Umsetzung von Podcasts, vgl. dazu die Site http://www.uni-pod.de/ der UniBw in München. Interessanterweise gibt es auf den Bundeswehr-Sites auch einige „Podcasts“, die laut Definition gar keine sind. Es fehlt die Einbindung in ein Newsfeed. Ich vermute, dass in diesen Fällen jemand auf die Schnelle etwas Neues machen wollte, ohne sich vorher richtig zu informieren… Nichtsdestotrotz besteht hier großes Potential mit wenig Aufwand und vorhandene Ressourcen ein tolles Ergebnis zu erzielen.

Jana Pohl und Oliver Hermann widmeten sich einem weiteren spannenden Aspekt des Web 2.0 – den Social Communities. Exemplarisch beschäftigten sich die beiden mit der Community Soldatentreff.de. Und förderten dort Interessantes zu Tage. So bietet diese Community unter anderem eine sog. AGA-Kontaktliste, in die sich Rekruten vor ihrem Diensteintritt eintragen können. So ist es möglich zukünftige Kameraden schon vor dem Dienstantritt zu finden oder Fahrgemeinschaften zu bilden. Gute Idee, warum kam keiner von treff.bundeswehr.de darauf? Die Frage die sich stellt ist, wie die Bundeswehr als Institution mit solchen Communities umgeht. Einerseits könnte die Bundeswehr die Inhalte dieser Sites nutzen, um Bedürfnisse zu erkennen und für ihre eigenen Seiten zu nutzen. Andererseits ist es möglich, diese Communities bewusst als eine Art Seismograph für Themen zu sehen, die gerade beschäftigen. Was mich persönlich etwas schockiert hat, war die Tatsache, dass es bei Soldatentreff.de Downloads von Dokumenten gibt, die auch im BW-Intranet sowie auf der bundeswehr.de zu finden sind. Was für ein Licht, wirft das auf die interne Kommunikation…?

Der Vortrag zum Thema Videoportale von Wakketov Dolejsova und Thomas Heerd förderte unter anderem die Handlungsempfehlung zu Tage, die bereits unter dem Titel „Look at this Lads!“ im Bendler-Blog vorhanden ist: Bundeswehr – broadcast yourself!

So viel zum Symposium in Strausberg. Aus meiner Sicht war es sehr fruchtbar und ein Schritt in die richtige Richtung. Trotzdem sollten die anwesenden Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter vor lauter Begeisterung für das Web 2.0 nicht die grundsätzlichen Baustellen der Unternehmenskommunikation der Bundeswehr außer Acht lassen. Es gibt noch viel zu tun, aber auch ein Weg von 1.000 Meilen beginnt immer mit dem ersten Schritt ;).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.