Update: Order of Battle

EU-Mission Atalanta (Task Force 465)
Italien – Einsatzgruppenversorger Etna (Flaggschiff und Force Headquarters)
Spanien – Fregatte Navarra, Seefernaufklärer Orion P-3A
Deutschland – Fregatte Emden
Frankreich –  Fregatte Surcouf
Griechenland – Fregatte Salamis
Niederlande – Fregatte Tromp
Luxemburg – Seeaufklärer (Zivilfirma im Auftrag der luxemburgischen Regierung)

NATO-Operation Ocean Shield (Task Force 508)
Dänemark – HDMS Absalon (zugleich Flaggschiff)
USA – USS Boone
Großbritannien – HMS Chatham

Combined Task Force 150 (Operation Enduring Freedom, Anti-Terror)
Deutschland – Fregatte Augsburg
Pakistan – Fregatte Babur
Australien – Fregatte Stuart
USA – Zerstörer Carney

Combined Task Force 151 – Anti-Piraterie
USA – Zerstörer Forrest Sherman, McFaul, Farragut (zugleich Flagschiff)
Türkei – Fregatte Gemlik
Südkorea – Chungmugong Yi Sun- Shin (Status unklar, könnte auch unter nationalem Kommando operieren).

Combined Task Force 53 – Versorgung
Großbritannien – Versorger Bayleaf
USA – Schlepper Catawba,  Tanker Kanawha, Unterstützungsschiff/Versorger Bridge, Versorger Amelia Earhart

Unter nationalem Kommando – National Tasking
USA – Orion P-3C Seefernaufklärer, Reaper-Drohnen
Saudi-Arabien – Fregatte Al-Riyadd
China:  Fregatten Wenzhou, Chaohu, Versorger Qiandoa-Hu
Japan – Zerstörer Takanami, Hamagiri, Orion P-3C Seefernaufklärer
Russland – Zerstörer Neustrashimy, Versorger Olekma, Zerstörer Admiral Chabanenko,
Iran – offiziell nur Versorger Busheur, Fregatte Alborz, Landungsschiff (incoming)
Indien – Fregatte Tabar

Südkorea – Chungmugong Yi Sun-Shin (s. Anmerkung oben)
Australien – Orion P-3C Seefernaufklärer

Ukraine – Marinesicherungskräfte (Vessel Protection Team) im Zulauf, stationiert in Mombasa, primär für Schutz WFP

Medienoffensive und Journalisten als Ego-Shooter

„Krieg ist scheiße, aber der Sound ist spitze.“ Den Text, der 1989 diverse Initiationsriten in die Fallschirmjägertruppe der Bundeswehr begleitete, singen wir heute noch. Allerdings nicht wir armen misshandelten damaligen Rekruten. Dafür umso lauter die so genannten Journalisten. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass viele von ihnen die ISAF-Offensive unter dem klingenden Namen „Gemeinsam“ (Moshtarak) ein bisschen geil finden. (Man verzeihe mir diese wenig distanzierte Ausdrucksweise. Wer klinisch reine Texte lesen möchte, greife zur FAZ.)

In diesem kollektiven medialen „Jetzt geht´s los“, muss man sich den Journalisten als Ego-Shooter vorstellen. Deutlich wird das unter anderem an der unkritischen Übernahme der Sprachfigur, dass man nun „ins Herz der Finsternis“ vorstoße (Mehr als 1.300 Treffer in Google News“, Abfrage vom 15.2.2010). Dahinter verbirgt sich ein Appell an tief verankerte popkulturelle Instinkte. Die bekannteste Nacherzählung der gleichnamigen Romanvorlage von Joseph Conrad ist der Film Apocalypse Now von 1979. Er gilt vielen als Antikriegsfilm. Das ist eine Lüge. Für die meisten Soldaten, gibt es keine Antikriegsfilme. Im Gegenteil: In einem militärischen Umfeld sind diese Filme gleichermaßen Aufputschmittel wie Katharsis. Vor allem aber stiften sie Hoffnung, denn sie erzählen immer die Geschichte derer, die den Krieg überleben – oder aber einen, wenn nicht sinn-, so doch ehrenvollen Tod sterben.

Moshtarak ist auch eine Inszenierung, eine Medienoffensive in einem Kommunikationskrieg. Dass solches in der aktuellen Berichterstattung niemand dechiffriert, zeigt, in welchem erbärmlichen Zustand sich der deutschsprachige Journalismus befindet.

Ich (werde) sehe(n)

Lange dürfte es nicht mehr dauern, bis die Bundeswehr auch offiziell auf YouTube zu sehen ist. Ganz gut angefangen hatte mal das Presse- und Informationszentrum der Marine unter PIZ Marine,dass dann aber wieder sanft entschlummerte. Ein Schönes am Netz ist jedoch, dass nicht der Absender, sondern der Inhalt entscheidet, was Premium ist. Was der Nutzer als Programmdirektor zu leisten vermag, zeigt der YouTube-Kanal von – toller Name – Nasenstaub, der natürlich auch von der schrittweisen Öffnung der Videoquellen der Bundeswehr profitiert. Dazu demnächst mehr in diesem Theater.

KSK – Kommando Spezial-Kommunikation II

Vertrauen ist der Anfang von allem. Warb mal eine Bank. Verteidigungsminister zu Guttenberg musste am Anfang seiner Amtszeit allerdings feststellen, dass Vertrauen alles andere als eine Bank ist. Einen Staatssekretär und einen Generalinspekteur später, intensiviert der Minister die Kontrolle. Wie aus Berlin zu hören ist, unterstützen ihn dabei jetzt zwei Kommunikations-Prätorianer: Dr. Christoph Schwegmann, unter anderem ehemals persönlicher Referent von Volker Rühe und zuletzt bei der NATO tätig sowie Joachim Peter, vormals Redakteur bei der Welt. Über die konkreten Aufgaben dieses Kommandos Spezial Kommunikation ist wenig zu erfahren, aber u.a. im Bendlerblock lästert wohl schon mancher, dass das wohl „Strategic Communication“ sein müsse.

Nun stünde der Bundeswehr eine strategische Ausrichtung der Kommunikation zwar ausgezeichnet, allerdings wäre es unklug, dieses Vorhaben außerhalb der etablierten Abteilungen voranzutreiben. Unklug aber ist zu Guttenberg wirklich nicht. Vermutlich dürfte die Hauptaufgabe der Verstärkungskräfte also der Flankenschutz für den Minister sein. Und nachdem er sich mit Walther Otremba einen Staatssekretär an die Seite geholt hat, der die Gespräche über die Finanzierung des A 400 M sicher zielführend beenden wird, bleibt eigentlich nur noch eine Baustelle, die gleich – Achtung, Wortspiel – zweier Poliere bedarf: Der Kunduz-Untersuchungsausschuss. Die Auftritte dort wollen gut vorbereitet sein, und dabei können Verbindungen zur NATO und in die deutsche Medienlandschaft nicht schaden. Wenn es also um strategische Kommunikation geht, dann um die des Ministers.

Und was macht die Kommunikationsstrategie der Bundeswehr? Die muss warten. Um die Zeit etwas zu verkürzen, empfehlen wir einen gründlichen Blick auf die Vorschläge, die die Leser dieses Blogs gemacht haben. Einen guten strategischen Rat liefern wir frei Haus mit. Um die in der Bundeswehr verborgenen Kommunikationskräfte zu entfesseln, empfehlen wir nur zwei minimale Veränderungen vorzunehmen:

1. Die Budgets für Kommunikationsmaßnahmen den inhaltlich verantwortlichen Ressorts zuweisen.

2. Einen Ausbildungsverbund zwischen den Universitäten, der Führungsakademie, der AIK und führenden Hochschulen etablieren und insbesondere in den Aufbau von qualifiziertem Personal und die Ausbildung investieren.

Die Wette gilt, dass dann viele der kundigen Vorschläge, die hier gemacht wurden, quasi automatisch umgesetzt würden. Aber Achtung: Nur Punkt 1 umsetzen ist zu wenig. Dort, wo die inhaltlich verantwortliche Abteilung auch das Budget verwaltet – bei der Personalwerbung – kommt nämlich manchmal ganz schön großer Mist raus.  Ich zumindest frage mich, welches Aufnahmeritual der am Fallschirm hängende Kamerad durchlaufen musste, um einen solchen Blick zu haben. Vermutlich war er in Zweibrücken stationiert. Die Vorgänge dort hat der Stern unter einer Weltklasseüberschrift zusammengefasst: „Obst in den Po und Paddel drauf.“

Neu im Haus: Order of Battle

Eigentlich wollte ich den 200. Beitrag der Münchner Sicherheitskonferenz widmen. Angesichts der Ausfälle in der Blogosphäre fülle ich aber lieber eine Lücke. Frei nach dem Marines Motto „If you die, we´ll split your gear“, übernimmt das Bendler-Blog die bei Augen Geradeaus! begonnene Tradition der Schiffsmeldungen, Neudeutsch:

Order of Battle

EU-Mission Atalanta (Task Force 465)
Italien – Einsatzgruppenversorger Etna ( Flaggschiff und Force Headquarters)
Spanien – Fregatte Navarra, Seefernaufklärer Orion P-3A

Deutschland – Fregatte Emden

Frankreich –  Fregatte Surcouf
Griechenland – Fregatte Salamis
Luxemburg – Seeaufklärer (Zivilfirma im Auftrag der luxemburgischen Regierung)

 

NATO-Operation Ocean Shield (Task Force 508)
Dänemark – HDMS Absalon (zugleich Flaggschiff)
USA – USS Boone
Kanada- Fregatte Fredericton

Großbritannien – HMS Chatham

 

Combined Task Force 150 (Operation Enduring Freedom, Anti-Terror)
Deutschland – Fregatte Augsburg
Pakistan – Fregatte Babur

Frankreich – Somme, Primeauguet
Großbritannien – Fregatte Lancaster
USA – Zerstörer Carney

 

Combined Task Force 151 – Anti-Piraterie
USA – Zerstörer Forrest Sherman, Porter, Farragut (zugleich Flagschiff)
Türkei – Fregatte Gokova
Pakistan – PNS Khaibar

Combined Task Force 53 – Versorgung
Großbritannien – Versorger Bayleaf
USA –  Schlepper Catawba,  Tanker Tippecanoe, Kanawha, Unterstützungsschiff/Versorger Bridge, Versorger Amelia Earhart

Unter nationalem Kommando – National Tasking
USA – Orion P-3C Seefernaufklärer, Reaper-Drohnen

Saudi-Arabien – Fregatte Hofouf
China:  Fregatten Wenzhou, Maashan, Versorger Qiandoa-Hu
Japan – Zerstörer Takanami, Hamagiri, Orion P-3C Seefernaufklärer
Russland – Zerstörer Neustrashimy, Versorger Lena, Zerstörer Admiral Chabanenko
Iran – offiziell nur Versorger Busheur, Fregatte Alborz, Landungsschiff (incoming)
Indien – Fregatte Talwar

Südkorea – C.Y. Sun-Shin
Australien – Orion P-3C Seefernaufklärer

Ukraine – Marinesicherungskräfte (Vessel Protection Team) im Zulauf, stationiert in Mombasa, primär für Schutz WFP

Dänen lügen nicht?

Die Story des Tages liefern unsere nördliche Nachbarn. Laut aktueller Berichte haben dänische Special Forces im Golf von Aden (gibt es eigentlich auch einen Manta von Aden, so mit Fuchsschwanz?) das Frachtschiff Ariella aus der Hand von Piraten befreit – oder auch nicht?. Die ganze Geschichte gibt es unter anderem auf Spiegel Online.

Guten Morgen Berlin

Falls jemand auf der Suche nach einer guten Idee ist, wie der deutschen Bevölkerung der Afghanistaneinsatz näher gebracht werden kann, lohnt sich der Blick hierhin. Unter der Überschrift „30 Days Through Afghanistan“ werden ab dem 8. Februar zwei Soldaten der US-Luftwaffe die Regional Commands der ISAF besuchen und in Videos, Fotos und Textbeiträgen über ihre Begegnungen mit Afghanen und Soldaten berichten.

Ist das Propaganda? Ja, natürlich, aber gute!

Könnten das auch deutsche Soldaten? Ja, natürlich!

Was würden Sie dem Minister sagen, was ihn fragen?

Liebe Leserinnen und Leser,

ich probiere jetzt mal etwas aus. In Computerspielen gibt es ja den „God-like Mode“, eine Einstellung, in der jeder unter Umgehung der geltenden Regeln alles tun kann, ohne das seine Spielfigur Schaden nimmt.

Meine Bitte: Was würden Sie – natürlich unter Umgehung des Dienstweges – tun, wenn Sie fünf Minuten Zeit hätten, um dem Verteidigungsminister zu sagen, was sich an der Kommunikationspolitik der Bundeswehr ändern müsste. Und was würden Sie tun, wenn Sie – im God-like Mode – eine Maßnahme umsetzen könnten. Konstruktive Antworten und Fragen bitte hier in den Kommentaren, oder gänzlich anonym auf meinem Formspring-Account.

Ich werde anschließend die Vorschläge zusammenfassen und in der kommenden Woche an das Ministerium weiterleiten.

Bildungsmisere am Hindukusch

Bildung ist nicht nur in Deutschland ein Megathema. Auch in Afghanistan sollen zukünftige Soldaten und Polizisten von deutsche Ausbildern fit für die Zukunft gemacht werden. Das scheint auch dringend nötig. Einen eindrucksvollen Einblick in die Aufgaben, vor denen die deutschen Ausbilder stehen, vermittelt die Reportage „Zu Gast bei Feinden – Zehn Tage unter Taliban.“ (Noch ein paar Tage abrufbar in der Mediathek des ZDF). Man ist fast versucht, den Film als Aufmunterung für deutsche Soldaten zu nutzen, um ihnen zu vermitteln, dass sie ihrem Gegner deutlich überlegen sind. Gerade der Dilettantismus aber, den die Aufständischen an den Tag legen, ist es, der den Einsatz so gefährlich macht. Außerdem muss die Frage erlaubt sein, ob es sinnvoll ist, sich mit einer strukturierten Ausbildung dort einen noch gefährlicheren Gegner selbst zu schaffen. „Von Deutschland lernen, heißt Siegen lernen“ könnte sich hier auf fatale Weise ins Gegenteil verkehren.

Shock and Awe in Blogistan

Fast könnte man meinen, dass das „Ausstiegsprogramm für gemäßigte Blogger“ zumindest unter den sicherheitspolitisch orientierten Webautoren greift. Der Tod von Michael Forster, der die meines Erachtens inhaltlich umfassendsten Beiträge und viele wirkliche Nachrichten im Sinne von „News is what someone wants to suppress. Everything else is advertising“ (zugeschrieben: Rubin Frank, NBC) lieferte, ist dabei sicher der schwerste Schlag (der menschliche Verlust für seine Angehörigen und Freunde lässt sich nicht ermessen). Nun hat auch der im Umfeld der klassischen Medien aktivste Blogger, Focus-Redakteur Thomas Wiegold, sein Blog „Augen Geradeaus“ eingestellt. Über die Gründe wird – u.a. in den Kommentaren – vielfältig spekuliert (wobei bemerkenswert ist, dass der Focus das Format Blog fast gänzlich abgeschafft hat).

Doch während mancher schon befürchtet, Aliens seien dafür verantwortlich, regt sich bereits Widerstand. So schreibt beispielsweise Professor Martin Löffelholz von der TU Ilmenau an den Noch-Chefredakteur des Focus, Helmut Markwort, und seinen Co, Uli Baur:

„Sehr geehrter Herr Markwort, sehr geehrter Herr Baur,

in der zwar kleinen, aber zunehmend aktiven sicherheitspolitischen Community in Deutschland gibt es seit gestern erhebliche Unruhe, weil Ihr Redakteur Thomas Wiegold seinen Blog zur Sicherheitspolitik (bei Focus online) ohne Angabe von Gründen eingestellt hat.

Als Spezialist für Fragen sicherheitspolitischer Kommunikation habe ich den Blog von Herrn Wiegold als enorme Bereicherung schätzen gelernt. Daher bitte ich Sie um Auskunft, ob der Blog dauerhaft eingestellt wird bzw. wann damit zu rechnen ist, dass Focus diesen äußerst erfolgreichen und wichtigen Blog wieder aktiviert.

Ich wende mich an Sie, weil Herr Wiegold leider keinerlei Gründe für diese plötzliche Verabschiedung angegeben hat. Der zunächst von mir angeschriebene Chefredakteur von Focus online, Jochen Wegner, hat mich an Sie verwiesen, da Herr Wiegold primär für die Printausgabe tätig sei.

In jedem Fall würde ich mich freuen, wenn Ihre Redaktion weiterhin entsprechende Themen aufgreift. Denn leider gibt es in Deutschland nur wenige Journalisten, die sich so lange und so fundiert wie Herr Wiegold mit Fragen der Sicherheits-/Verteidigungspolitik beschäftigen.“

Wir sind gespannt, ob eine und welche Reaktion auf diese Intervention folgt. Außerdem hat sich angesichts der Dezimierung der bereits oben kurz erwähnte Alien-Freund entschlossen, die von Thomas Wiegold begonnene Order of Battle für die Anti-Piraten-Missionen am Horn von Afrika fortzuführen. Stephan Löwenstein von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hat gelobt, die Schlagzahl zu erhöhen. Aus der Anonymität heraus, hat Securityfreak einige lesenswerte Texte verfasst. Und unter Klarnamen schreibt Ralf Zielonka zum Themenbereich. Das zeigt, dass im Long Tail Bewegung in der Community ist. So erfreulich das ist, dem Tail fehlen als Teeth Leitmedien wie Geopowers und Augen Geradeaus/Focus, und weil auch im Umfeld der tatsächlichen und selbst ernannten Think Tanks bislang keine Initiative zu erkennen ist, muss man die Existenz einer Strategic Community in Deutschland erneut in Frage stellen. Aber vielleicht brauchen wir die auch nicht, so lange Guido und Günther der Welt nachhaltig vermitteln, dass sie vor Deutschland wirklich keine Angst mehr haben muss.

Merkels Media Markt

Die Regierungserklärung von Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Afghanistan-Engagement Deutschlands war gut. Was sie aber entgegen anderslautender Darstellung nicht enthielt, war eine Strategie – zumindest keine für Afghanistan. Warum? Folgen wir für einen Moment der behaupteten und so genannten Weisheit der Massen auf Wikipedia. Demnach ist eine Strategie „ein längerfristig ausgerichtetes planvolles Anstreben eines Ziels unter Berücksichtigung der verfügbaren Mittel und Ressourcen.“ Als simpel gestrickter Fallschirmjäger habe ich mir für den Hausgebrauch eine einfache Formel zurechtgelegt: Strategie ist, was ich tun will, Taktik ist, wie ich es tun will. Elemente von beidem enthält auch Merkels Regierungserklärung. Etwas Entscheidendes aber fehlt, oder ist zumindest hinreichend vage: Das Ziel. Zu mehr als den unscharfen Formulierungen „Übergabe in Verantwortung“ und „Schaffung eines sicheren Umfelds“ haben sich weder die Vereinten Nationen noch die Bundesregierung bekannt. Darüber können auch die konkreten Zahlen, die Merkel genannt hat, nicht hinwegtäuschen.

Symbolpolitik

Ein Teil des Problems ist, dass Deutschland schlicht und einfach nicht strategiefähig ist. Dazu ist sowohl der materielle als auch finanzielle Beitrag, den Deutschland in Afghanistan leisten kann und will, nicht bedeutend genug. Das deutsche Afghanistan-Engagement ist vor allem ein Solidaritätsbeweis gegenüber den USA. Das ist wichtig, erlaubt uns aber nicht, strategische Ziele in Bezug auf Afghanistan zu formulieren. Das, was Merkel und ihre Minister präsentiert haben, ist als Strategiesurrogat das Ergebnis einer nach Innen gerichteten – dann doch – Kommunikationsstrategie. Ihr Ziel: Den öffentlichen Diskurs so zu beeinflussen, das es der SPD fast unmöglich gemacht wird, dem Mandat nicht zuzustimmen, ohne den bisherigen sicherheitspolitischen Konsens aufzukündigen. Genau weil das zu gelingen scheint, war Merkels Regierungserklärung gut. Aber sie ist nicht ohne Vorbild.

Wählerverwirrung im politischen Kaufhaus

Blaupause für die politische Rhetorik Merkels sind die Werbekampagnen von Elektronikhändlern, Baumärkten und Möbelhäusern. Diesen ist es durch die permanente Beschallung mit Supersonderpreisen und Rabatten auf alles außer Tiernahrung gelungen, dem Verbraucher jegliches Gefühl für faire Preise zu nehmen. In Merkels sicherheitspolitischem Media Markt wird das erreicht, in dem möglichst viele vermeintlich konkrete Ziele genannt werden – Straßenbau, Wiederaufbauhilfe, Schülerzahlen -, wohl wissend, dass weder ein größeres öffentliches Interesse besteht, noch die dafür nötigen Berichtsstrukturen vorhanden sind. Manchem mag das bedauerlich erscheinen, aber es ist auch Staatskunst. Es ist nicht unplausibel, davon auszugehen, dass dieser Plan auch Guido Westerwelle durch die Afghanistan-Konferenz in London tragen wird. Wer sich dagegen für die wirkliche Afghanistan-Strategie der westlichen Staatengemeinschaft interessiert, wird woanders suchen müssen: In Washington.