Bilder wirken

Es geht doch. Eine aktuelle Videoreportage des Bundeswehrfernsehens bwtv findet eine sehr angemessene Form, um den Einsatz der schnellen Eingreiftruppe (Quick Reaction Force) in Afghanistan darzustellen. Der nun veröffentlichte erste Teil einer auf drei Folgen angelegten Reportagereihe verbindet Übungsbilder aus Afghanistan mit Eindrücken aus der Einsatzvorbereitung in Deutschland. Das ist sowohl inhaltlich als auch von der Machart eine neue Qualität, und man kann die Verantwortlichen nur ermutigen, diesen Ansatz weiter zu verfolgen. Angenehm fällt die Tonalität auf, die weniger „hollywoodesk“ und nicht ganz so „trigger happy“ (schießwütig) wie vergleichbare Filmbeiträge aus dem anglo-amerikanischen Umfeld ist. An der manchmal etwas gestelzten Sprache („Feindliche Kräfte werden durch die Maschinenkanone ausgeschaltet“) lässt sich bestimmt noch arbeiten. Ich bin wirklich gespannt auf die kommenden Teile der Serie, in der die Autoren den Bogen zur aktuellen Situation in der Region um Kunduz schlagen wollen.

Wer solange nicht warten mag, findet vielleicht den SAT 1-Beitrag von heute Abend noch hier online.

Das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Eitelkeit geht an …

… Verteidigungsminister Franz-Josef Jung, weil nicht seine Sommerreise eine Nachricht ist, sondern das, was die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr weltweit leisten. Einem Amt Gesicht und Stimme zu geben, bedeutet außerdem auch, eine angemessene Zurückhaltung zu wahren und nicht bei jeder Gelegenheit zu betonen, man selbst habe sowohl den Bau des Ehrenmals der Bundeswehr als auch die Stiftung des Ehrenkreuzes der Bundeswehr für Tapferkeit initiiert – es sei denn, man nimmt sich selbst wichtiger als seine Aufgabe.

NATO sucht User Generated Content

Na, ob die EKT der Bundeswehr da eine Chance haben? Das NATO Joint Forces Command in Brunssum sucht unter dem Motto „Why Afghanistan Matters“ die besten Videobeiträge von Angehörigen des Militärs. Beiträge können bis zum 31. August per CD/DVD eingeschickt werden und werden dass auf YouTube veröffentlicht. Gute Idee, allerdings hätte ich auch gerne eine überzeugende Erklärung der Bundesregierung, warum Afghanistan wichtig ist. Das wäre doch mal ein Thema für den Video-Podcast der Kanzlerin, oder?

Was die Bundeswehr so Operation nennt

Ach, es ist zum Verzweifeln. Das aktuelle Einsatzvideo der Woche – man beachte den etwas eitlen EKT-Führer, der sich an einen US-General ranwanzt – trägt den martialischen Titel „Operation Herathon.“ Das weckt natürlich Erwartungen, denn für den militärisch vorgebildeten Zuschauer, ist eine Operation ja schon was (Wikipedia weiß das auch). Der Filmbeitrag aber enttäuscht diese Erwartungen auf ganzer Linie, denn er ist – kurz gesagt – ein Reisevideo des obersten US-Logistikers auf dem Weg an die afghanisch-uzbekische Grenze. Wer auch immer das beauftragt hat, beweist einen ausgeprägten Sinn für Realsatire.

Kampfeinsatz

Klarere Worte scheinen sich ihren Weg zu bahnen. Minister Jung spricht laut Spiegel Online im ARD/ZDF-Morgenmagazin (auch) von einem Kampfeinsatz (Dokumentation bei Thomas Wiegold). Die Forderung, nicht von Krieg zu sprechen, kommt allerdings zu spät und ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass es der Minister versäumt hat, selbst die Agenda zu setzen. Nun hat ihn die öffentliche Diskussion immerhin auf Ballhöhe getrieben. Gut so – aber nur der Anfang, denn jetzt gilt es, zu erklären, warum unsere Soldatinnen und Soldaten am Hindukusch im Einsatz sind. Ob sich dadurch die öffentliche Meinung drehen lässt ist fraglich (Debattenforum dazu u.a. beim ZDF). Aber zumindest nach Innen braucht es jetzt starke Signale.

Strategien für die Krise – Internationale Konferenz in Ilmenau

Ob in Wirtschaft, Politik oder Gesellschaft – überall ist Krise. Die Auswirkungen sind gut zu beobachten. Das weltweite Finanzsystem balanciert am Rande eines Abgrunds, das Vertrauen in die Lösungskompetenz politischer Entscheidungsträger schwindet und auch im sozialen Bereich mehren sich die Anzeichen, dass die Verteilungskämpfe härter werden. Auf der globalen Ebene markieren die Anschläge vom 11. September 2001  eine Zeitenwende, an der – unabhängig von politischen Zuschreibungen – fundamentale Wertekonflikte deutlich geworden sind.

Als mindestens ebenso wichtig wie einzelne Ereignisse selbst, hat sich in der durch die modernen Medien vernetzten Welt die Kommunikation über diese Ereignisse erwiesen. Vor diesem Hintergrund veranstaltet die Internationale Forschungsgruppe Krisenkommunikation (IRGoCC) an der TU Ilmenau vom 8. bis 10. Oktober 2009 eine Konferenz zur Krisenkommunikation.

Unter dem Titel „Crisis Communication at the Beginning of the 21st Century – Perspectives and Challenges for the Study of Communication in the Context of Terrorism, War, Disaster and Organizational Crisis” stellen international führende Wissenschaftler aus Europa, Asien und den USA aktuelle Forschungsergebnisse zur strategischen Krisenkommunikation von Organisationen vor. Dabei diskutieren Praktiker und Wissenschaftler auch über die kommunikative Bewältigung und längerfristigen Folgen der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Als Keynote-Speaker haben Robert Heath, Professor emeritus der University of Houston und Timothy Coombs von der Eastern Illinois University zugesagt. Interessenten können sich ab sofort über die Tagungs-Website anmelden.

Kontakt für Rückfragen:
Matthias Duchscherer, TU Ilmenau, Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft
Tel.: 03677 694659
E-Mail: matthias.duchscherer@tu-ilmenau.de