Der Colibri fliegt im Saarland

Einem Leser verdanke ich den Hinweis auf die aktuell laufende Übung Colibri. Im zweijärlichen Wechsel sind deutsche und französische Fallschirmjäger jeweils im anderen Land zu Gast und bereiten sich gemeinsam auf mögliche Einsätze vor. Einen „Insider-Bericht“ zur Übung bietet die Rheinische Post, deren Mitarbeiter Helmut Michelis als Reservist die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Das liest sich ganz unterhaltsam, wobei mir ein bisschen die Einordnung auch für unbedarfte Leser fehlt. (Wobei ich als ehemaliger Fallschirmjäger, der auch zweimal an dieser Übung teilgenommen habe, die Begeisterung natürlich versteht).

Interessant finde ich an der Berichterstattung noch einen weiteren Punkt: Während das Thema auf der Bundeswehr-Homepage quasi nicht zu finden ist, nehmen sich die Redaktonen von Heer und der Division Spezielle Operationen des Themas ausführlich an. Das ist gut und richtig. Allerdings stellt sich die Frage, warum nicht auch das Verteidigungsministerium das Thema aufgreift? Die Top-Themen dort:

– Einsatzvideo der Woche

– Wechsel an der Spitze des Einsatzführungskommandos

– Girls Day

– Afghanistan

– Jung

– Atalanta

– Abwrackprämie (die auch Soldaten im Auslandseinsatz beantragen können)

Aus dieser Momentaufnahme kann der Eindruck entstehen, als sei die zentrale Bundeswehrseite für die Auslandsthemen und den Minister zuständig, während die „Heimatfront“ denTeilstreitkräften überlassen bleibt. Ist das eine gezielte Redaktionspolitik, oder nur ein Ergebnis der bisher zu beobachtenden eher erratischen Kommunikationslinie, die die Themenauswahl eher dem Zufall als dem eigenen Gestaltungswillen überlässt?

Wie dem auch sei: Selbst wenn die Auslandseinsätze der Bundeswehr derzeit im Fokus der Öffentlichkeit stehen – ein Großteil der Soldatinnen und Soldaten leisten ihren Dienst immer noch zu Hause. Eine Tatsache, die angesichts des Verschwindens der Truppe etwas in den Hintergrund rückt. Die Bundeswehrführung täte gut daran, auch diese Thema in der Kommunikation systematisch zu berücksichtigen, und es nicht nur glücklichen Zufällen oder dem Eigeninteresse der Teilstreitkräfte zu überlassen. Bereits ein einfacher Link kann hier Wunder wirken.

In München bewegt sich etwas …

Nein, es geht nicht um die Trainerdiskussion beim FC Bayern, obwohl die mediale Verhandlung des taz-Titel-Bildes von Jürgen „Bryan“ Klinsmann aus Perspektive des Kommunikationsmanagements einfach toll ist.

Um Kommunikationsmanagement geht es aber auch an anderer Stelle in München. Genauer gesagt an der Universität der Bundeswehr. Dort tun sich große Dinge. Zum Herbstrimester 2010 soll dort der Studiengang Wirtschaft und Journalismus starten. Damit wird erstmals an einer der beiden Universitäten der Bundeswehr das Thema ein echter Medienstudiengang ins Leben gerufen. Das ist – in aller Bescheidenheit – ein echter Meilenstein in der Professionalisierung der wissenschaftlichen Ausbildung der studierenden Offiziere. Um eine gute Basis für das neue Programm zu schaffen, investiert die Universität kräftig in Personal und hat drei Professuren ausgeschrieben, und zwar für:

Unternehmenskommunikation

TV- und Radio-Journalismus

Print- und Online-Journalismus

Bewerbungen sind bis zum 28. Mai möglich.

An dieser Stelle bereits vorab ein großes Lob an die Verantwortlichen der Universität der Bundeswehr München, die die Iniative ergriffen und diesen Studiengang eingerichtet haben und natürlich die Verantwortlichen auf Seiten des Verteidigungsministeriums, die sie dabei unterstützt haben. Es war an der Zeit.