Plötzlich re:publica

Neues von den Kommunikationsgenies im Bendlerblock (oder eher von der Abteilung Personal oder gar das super-agile Cyber Innovation Hub der Bundeswehr in Berlin?). Wie dem auch sei. Sie wollten auf der re:publica, der größten Internet-Konferenz in Deutschland wohl um Nachwuchs werben. Vermutlich kam der Termin überraschend (seit 10 Jahren immer im Mai), und so waren alle Ausstellerflächen schon ausgebucht.

Jetzt ist es ja nicht ungewöhnlich, dass die Bundeswehr zu spät kommt. Zum Verzweifeln ist aber die kommunikative Borniertheit und Engstirnigkeit. Anstatt darüber nachzudenken, wie eine Institution wie die Bundeswehr inhaltlich bei der größten zivilgesellschaftlichen Konferenz zur Digitalisierung dabei sein kann, will man stumpf Werbung machen. Und nachdem man die Konferenz zehn Jahre höflich ignoriert hat, obwohl zentrale Themen, die für die Bundeswehr relevant sind, dort diskutiert wurden, sagt man nicht erstmal guten Tag, sondern will sich mit seinem fetten Arsch gleich mitten ins Wohnzimmer setzen – so zumindest wirkt es.

Was man hätte tun können: 30 Tickets kaufen, Uniform anziehen, hingehen, sich unters Volk mischen, mit den Leuten reden. Das hätte – gerade jetzt – einen viel größeren Effekt als ein sinnloser Messestand. Übrigens: Das ginge immer noch. Die re:publica beginnt ja erst morgen. Aber die Truppe hat jetzt wichtigeres zu tun. Sie muss ihre Zimmer aufräumen.

8 Gedanken zu „Plötzlich re:publica

  1. Man fragt sich, wer rückwärtsgewandter ist: das Uffzkorps irgendeiner Kompanie, das einen ollen Helm oder k98 irgendwo als Raumschmuck hängen hat. Oder eine „Führung“, die anstatt eigene Orientierung zu geben, eine Art stalinistische Bilderstürmerei für Arme durchführt. Jedenfalls ist da keine Zeit für irgendeine Form von Zukunft. Ob kommunikativ, von Waffen und Ausrüstung her oder in Bezug darauf, wer oder was man eigentlich sein und leisten können will.

  2. Auf jeden Fall wäre zumindest vom KdoCIR zu erwarten gewesen, um die Bedeutung von re:publica in Kenntnis zu sein und gegenüber, zunächst GI, dann ff. IBuK Präsenz einzufordern.
    Da die Gegenwart Anderes zeigt, geschah offenbar beides nicht. Ursache mag die erst jüngst erfolgte Gründung (http://augengeradeaus.net/2017/04/materialsammlung-kommando-cir/) des neuen OrgBer sein, einschließlich damit verbundener organisatorischer Hektik und offensichtlicher operativer Windstille.
    Angesichts der erforderlichen Diskussion zu Olt A. etc befürchte ich allerdings, die Innovationsfähigkeit im sicherheitspolitischen Großraum Berlin zeigt sich erschöpft. Die Kapazitäten im Führungskreis glauben sich mehr als ausgelastet, insbesondere auch infolge permanenter – notwendiger – medialer Nachfragen. Wann, überhaupt (?) war jemals ein Generalinspekteur im Morgenmagazin???
    Letzter „Erklär-Bär“-Versuch: Kdo CIR war durchaus vorstellig geworden, wurde aber abgebügelt, „dafür haben wir jetzt keine Zeit“. Träfe des zu, handelte es sich um die Unfähigkeit das Ganze vor seinen Teilen zu identifizieren.

  3. Die gegenwärtige Verteidigungsministerin hat heute am Abend nichts Besseres zu tun, als sich in der Fernsehsendung der Anne Will zum Thema des Wahlausgangs in Frankreich zu äußern.

    Hat wohl in der aktuellen Lage der Bundeswehr noch einige Energien übrig, um sich zu Dingen zu äußern, die mit ihrem Ressort nur sehr peripher zu tun haben.

    • Nun ja, wer wollte Ihr denn zum Vorwurf machen, in der gegenwärtigen Situation ein Ablenkungsmanöver zu fahren?

  4. Zeitzeuge:
    Wenn Frau von der Leyen sich im Deutschen Fernsehen zur Wahl in FRA äußert, dann im Auftrag der Kanzlerin und der CDU, also in quasi Regierungsauftrag.
    Ihr Auftritt hat mit der aktuellen Lage Deutscher Streitkräfte nichts zu tun

  5. Ich kenne Uniformen auf ähnlichen Events wenn das BW-Wiki vorgestellt wird.
    Selten so angenehme Referenten und Besucher erlebt, das wäre wirklich die beste Werbung.

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