Was Berater so raten

Etwas, das ich am Social Web wirklich mag, ist, dass Themen zu mir kommen. Oder besser: Menschen, die wissen, für welche Themen ich mich interessiere, mich auf diese aufmerksam machen. Heute beispielsweise bekam ich den Hinweis auf ein Feature des Deutschlandfunks zur Personalsuche der Bundeswehr. „Employer Branding und Karrierecenter“ ist einer von vielen Beiträgen der Journalistin Anja Kempe zum Thema Arbeitgeber Bundeswehr.

Inhaltlich neu war für mich, dass sich das Verteidigungsministerium, dessen Chef Thomas de Maizière sehr stolz darauf ist, ohne Berater auszukommen, sich in Fragen der Personalgewinnung von einer Unternehmensberatung unterstützen lässt. Die firmiert zwar als Forschungsinstitut, aber daran, dass nicht überall draufsteht, was drin ist, muss man sich offenkundig nicht nur bei Lasagne gewöhnen. Problematisch dagegen erscheinen die Ratschläge, die der Inhaber des Instituts, Dieter Dohmen, laut Beitrag erteilt.

Mit Blick auf die Personalgewinung empfiehlt er der Bundeswehr, das Angebot an Ausbildungsplätzen zu erhöhen, um ihre Unbeliebtheit auszugleichen, und mit Blick auf die Qualifikation der Bewerber sagt er: „Die Zielsetzung der Bundeswehr kann meines Erachtens nur darin bestehen, zu sagen, okay, wir machen Abstriche. Und Abstriche können dergestalt gemacht werden, sich zu fragen, ob man nur die Jugendlichen mit Schulabschluss und dann idealerweise mit Real- oder Gymnasialabschluss nimmt, oder ob man auch bereit ist, sich auf Jugendliche einzulassen, die im Zweifelsfall einen Schulabbruch haben.“ Die Antwort des Beraters auf die Frage, wie sich Nachwuchs für einen Beruf finden lässt, der immer höhere Ansprüche stellt, ist also, die Ansprüche zu senken. Darauf muss man erst kommen. Aber vielleicht hat das die Redakteurin ja auch nur falsch dargestellt.

2 Gedanken zu „Was Berater so raten

  1. Mich würde sehr interessieren, wie solche Berater ausgewählt werden. Besondere Kompetenz bei diesem Thema geht ja zumindest aus der Selbstdarstellung des Instituts nicht hervor.
    Aus eigener Erfahrung mit Beratern: Diese dienen oft nur als Feigenblatt, um Entscheidungen auf eine scheinbar objektive Grundlage zu stellen, die man intern längst getroffen hat und sich nur nocheinmal bestätigen läßt. Die Berater wissen dies und geben sich große Mühe, die Erwartungen an das Beratungsergebnis zu erfüllen, das dann mit austauschbaren Managementfloskeln präsentiert wird. Im vorgestellten Fall orientiert sich das Ergebnis der Beratsleistung auffallend eng an der bisherigen Strategie, Standards und Ansprüche zu senken und militärische Bezüge möglichst auszublenden.

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