In die Debatte um Veteranen der Bundeswehr hat Verteidigungsminister Thomas de Maizière neuen Schwung gebracht. Mit einem Gedenktag will er – ja, wen eigentlich? – ehren. Genau diese Unbestimmtheit hat bereits erste Diskussionen ausgelöst. Kernfragen sind: Wer soll wofür und wann geehrt werden? Im Rahmen dieser Diskussion hat ein US-amerikanischer Kamerad einen sehr bemerkenswerten Gedanken mit mir geteilt:
„The Bundewehr veterans who ‚held the line‘ at the border during the Cold War are as deserving of their nation’s gratitude as those now deployed in Afghanistan. We were beside them, and I always respected them.“
(frei übersetzt: Die Veteranen, die während des Kalten Krieges die Linie gehalten haben, verdienen die Dankbarkeit ihrer Nation gleichermaßen wie die, die nun nach Afghanistan entsandt sind. Wir waren an ihrer Seite, und ich habe sie immer geachtet.)
Diese Sätze bringen meine Überzeugung auf den Punkt. Wenn wir einen Ehrentag einrichten – und ich denke es gibt gute Gründe dafür -, sollten wir unterschiedlos alle Soldaten der Bundeswehr ehren. Die Alternative wäre eine Zersplitterung des Gedenkens in Partikularinteressen. Minister de Maizière wäre daher gut beraten, neben den etablierten Verbänden wie dem Bundeswehrverband und dem Reservistenverband auch den Bund Deutscher Veteranen an einen Runden Tisch zu bitten, um gemeinsam ein langfristig tragfähiges Programm zu erarbeiten. Ziel müsste es sein, eine angemessene Gedenkkultur zu etablieren, die auch die Bürger aktiv anspricht. Gewissermaßen ein Gegenbild zum Ehrenmal der Bundeswehr, das sich als Manifestation eines Ego-Trips des ehemaligen Ministers Jung hinter dem Zaun des Ministeriums verschanzt.
Unter dem Dach dieses gemeinsamen Ehrentages wäre es einzelnen Gruppen möglich, ihre persönliche Form des Gedenkens zu entwickeln. Den Volkstrauertag halte ich übrigens für ein schlechtes Datum. Er reduziert das Soldatische auf den Tod und die Opfer. Das ist zwar ein wesentlicher Aspekt soldatischer Identität, aber eben nur einer. Ich wünsche mir hier etwas mehr Mut, Neues zu wagen und mit einem Veteranentag vor allem zu betonen, wofür deutsche Soldaten heute kämpfen.
Ich bin auch der Meinung wenn dann alle , aber da muss man dann auch an die Kameraden der NVA denken ! Ich finde auch dass ein anderer Tag als der Volkstrauertag gewählt werden muss um die erbrachte Leistung der Veteranen zu würdigen!
@Hendrik: Guter Hinweis, danke.
@Hendrik
Die Angehörigen der ehemaligen NVA waren keine Kameraden, sondern feindliche Kämpfer, die ein diktatorisches Regim auf deutschem Boden schützten!
Das verdient sicher eines ständigen Mahnung, aber keinem ehrenden Gedenken!
Die ehemaligen NVA Soldaten und die der Bundeswehr müssten einen gemeinsamen Ehrentag haben. Zum Glück kam es zu keinem Krieg.
@Koffer: Und was ist mit denen, die übernommen wurden und die nun als Berufssoldat dienen?
Na ja, für das allumfassende Gedenken gibt es sicher auch Gründe. In unserer, allem militärischen recht kritisch gegenüberstehender Gesellschaft sowie angesichts der außen- und innenpolitischen Denkverbots-Linien (aber auch vor dem Traditionsverständnis, das die Bundeswehr vertritt) sind Wehrmachts- und NVA-Angehörige wohl nicht diejenigen, derer wir im Rahmen eines Veteranen-Tages gedenken wollen.
Die Idee ist allerdings gut, immerhin zeigen die Reaktionen und Diskussionen, dass es ein Stückchen weiter voran geht mit dem „ganz normalen“ Umgang mit Soldaten und deren Auftrag für unsere Gesellschaft und den Staat.
Mal abwarten, bis eine konzepionell inhaltiche Überlegungen zum „Tag des Veteranen“ bekannt werden.
Solange diese nicht bekannt sind und vorallem, wer diese verfassen und verantworten wird, wird eher über „heiße Luft“ sinniert.
Ein bisschen erinnert es schon an das Vorhaben „Ehrenmal“, welches nun in einer militärischen Liegenschaft – angekündigt als ein Ehrenmal „von nationalem Rang“- verharrt.
„Von oben verordnetes Ehren und Gedenken“ .. das bleibe ich zunächst skeptisch.
@Sascha Stoltenow
„…und mit einem Veteranentag vor allem zu betonen, wofür deutsche Soldaten heute kämpfen.“
Mich würde auch sehr interessieren, wofür gekämpft wird, wenn denn überhaupt gekämpft werden darf. Meine persönliche Vermutung ist, dass ich für amerikanischen Größenwahn, naive europäische Weltverbesserungsphantasien und französische Interessen in Afrika im Einsatz war. Man würde daher m.E. die Veteranen herabwürdigen, wenn man statt der Veteranen selbst an einem Veteranentag die Politik in den Vordergrund stellen würde, für die sie mutmaßlich oder tatsächlich eingesetzt werden. Auf einen weiteren Anlass, zu dem Politiker die üblichen Floskeln absondern, kann ich gut verzichten. Würde kann man einem Veteranentag verleihen, wenn man die Politik von ihm soweit fernhält wie irgend möglich. Zu den politischen Spielchen auf dem Rücken von Soldaten gehört übrigens auch die Ausgrenzung der Veteranen von deutschen Streitkräften jenseits denen der BRD. Viele der Veteranen, die hier ausgegrenzt werden, waren bessere Soldaten als der Durchschnitt der heutigen Bw. Wer seiner Heimat als deutscher Soldat anständig gedient hat, verdient es auch, geehrt zu werden.
@Sascha Stoltenow
Wieso? Da gibt es kein Problem, werden genauso geehrt wie alle anderen Soldaten der Bw auch. Deren Dienstzeit beginnt am 03.10.1990.
Durch ihren Dienst für Deutschland seit dem haben sie es sich verdient, dass man sie würdigt.
Der Dienst vor 1990 hingegen kann vielleicht toleriert, aber sicherlich nicht anerkannt werden!
Deutlicher wird das vielleicht an den Grenztuppen. Niemand kann sich ernsthaft wollen, das wir an unserem Veteranentag diese Totschläger ehren, oder?
Der Tag könnte so bezeichnet werden:
Wir.Dienen.Deutschland.Tag
Für alle, die Deutschland gedient haben und aktuell dienen.
Evtl. wäre das auch ein Tag für Feuerwehr, Polizei, Altenpfleger, Lehrer usw.?
Angehörige der ehemaligen NVA als Veteranen zu ehren steht aus meiner Sicht nicht zur Diskussion. Sie bleibt eine Armee eines Unrechtsregimes. Davon zu unterscheiden sind sicher die Kameraden, die dann in die Bundeswehr übernommen wurden und dort einen Einsatz absolviert haben.
Pauschal alle Soldaten als Veteranen zu sehen geht mr zu weit. Sicher war die Zeit als Soldat im kalten Krieg auch voller Entbehrungen. Lange Übungen etc. sind definitiv Belastungen, auch für die Familien, wie mir aus erster Hand als Soldatenkind bekannt ist. Dennoch gibt es wesentliche Unterschiede zu den Einsätzen in „heissen“ Kriegsgebieten.
So sehe ich Polizisten und andere Uniformierte die für unser Land in den Ensätzen dienen genauso als Veteranen wie Soldaten, die im Einsatz waren, ob als Aktiver oder als Reservist.
Das man Soldaten die im kalten Krieg ausgebildet wurden nicht ehren sollte davon distanziere ich mich .Sie haben den Grundstock einer soliden Ausbildung für die heutigen Einsatzkräfte erarbeitet.
Und auch so manchen Soldaten für den Einsatz mit dem nötigen Wissen ausgerüstet.und ausgebildet.wobei ihre Ausbildung wesentlich härter war . mfg udo
Es ist alles eine Frage der Definition. Alles Angehörige der Bw sind Veteranen und alle die im Einsatz waren sind Einsatzveteranen.
@M.Malucha: Genau das meinte ich damit, dass einzelne Gruppen ihre eigenen Formen des Gedenkens entwickeln können, bspw. die Afghanistan-Veteranen.
@Sascha Stoltenow
„Genau das meinte ich damit, dass einzelne Gruppen ihre eigenen Formen des Gedenkens entwickeln können, bspw. die Afghanistan-Veteranen.“
So etwas könnte m.E. allenfalls im Verborgenen stattfinden. Die Bundeswehr war vor nicht langer Zeit z.B. der Ansicht, dass von deutschen Soldaten in Afghanistan nach Gefechten und Verlust von Kameraden spontan entwickelte Formen des Gedenkens der InFü widersprochen hätten, weil der Aspekt des Gefechts aus Bürokratensicht unangemessen in den Vordergrund gestellt worden sei. InFü bedeutet schließlich nach offizieller Definition u.a. das Anbiedern an „gesellschaftliche Werte“. Diesen Werten zufolge kann man jedoch allenfalls „den Helden spielen“, aber kein Held sein. Also leugnet man dessen Existenz selbst im Tode und stellt gefallene Soldaten im InFü-konformen Gedenken als schwache, passive Opfer dar.
Von diesem würdelosen Umgang mit den Gefallenen abweichende Formen des Gedenkens sind nicht erwünscht, und wer damit an die Öffentlichkeit träte, müsste mit den üblichen Diffamierungsversuchen einschlägig bekannter Politiker rechnen. Also gedenkt man eben nichtöffentlich und weist den „Werten“ dieser Gesellschaft dabei den Platz zu, den sie verdienen.
@Delta: Ich bin da deutlich optimistischer.
@Delta
Was Sie da schildern hat nichts mit der Inneren Führung zu tun. Das ist schlicht und einfach Bürokratie und Politik gewesen…
@Koffer und icharbeitegern:
Ich habe 12 Jahre in der Bundeswehr gedient. Als zuletzt Rettungsassistentin unter anderem auf dem Balkan und in Afghanistan, jeweils mehrmals. Mein Vater war als Wehrpflichtiger bei der NVA-er hatte nicht die Möglichkeit zu wählen (Belehrungen a la`“er hätte ja bausoldat werden können“, ersparen Sie sich bitte gleich) und für ein demokratisches Deutschland zu dienen.
Auch wenn icharbeitegern für mich nachvollziehbar argumentiert, sind mir das polnische, französische, das britische und amerikanische System lieber bzw. was M.Malucha schreibt. Wenn man natürlich die DDR Bürger und die WK II Leute erst mit dem Datum 03.10.1990 als vollwertige Deutsche zählt wie User Koffer, und nur harte Auslands-Bundeswehr-Kämpfer Veteranen sein dürfen, dann klappt das natürlich nicht.
Zu den Grenzern: was man gebrauchen konnte übernahm man in den BGS.
Wer soll es machen? Mir eigentlich egal. Aber der Bundeswehrverband soll bitte lieber die aktiven Soldaten vertreten. Da gibt es viel zu tun. Der Reservistenverband soll lieber aufpassen, dass seine 3S Reservisten-klar sind nicht alle so-keinen Unfug anstellen. Darum hat Sascha Stoltenow mit dem Bund Deutscher Veteranen schon Recht. Aber der sollte sich wohl lieber umbenennen in Bund Deutscher Passträger nach dem 03.10.1990, die im Auslandseinsatz geschossen haben…
Aber mal ne Frage: Wie kommen ausgerechnet Sie beide darauf, daß andere und ich Wert darauf legen, von Ihnen und Ihresgleichen als „Veteran“ geehrt zu werden? Das ist nämlich nach dem was Sie beide schreiben nicht der Fall. Sinn eines Veteranentages soll es doch gerade sein keine politischen Abrechnungen zu machen.
Und wie der Tag in Deutschland aussehen wird, weiß ich auch schon. Irgendwelche armen Gefreiten stehen irgendwo angetreten, müssen den salbungsvollen Worten irgendwelcher Honorationen lauschen, die Linken schmeißen dann Steine…die Rechten heben den Arm…der geneigte Deutsche schaut sich die Live-Übertragung vom Bendler Block bei phoenix an (oder doch lieber die Wiederholung von DSDS?), ein Tag der politischen Abrechnung eben. Nein danke!
Mitte der 90ziger Jahre – eingeladen zu einer Festveranstaltung einer größeren Stadt- fand ich mich in einer Reihe mit Wehrmachtsangehörigen und einigen Ritterkreuzträgern wieder.
Es bleibt im Bewusstsein wie unkritisch man mit der eigenen bundesdeutschen Geschichte umgegangen ist. Die offensichtliche und anhaltende Affinität zur Wehrmacht macht mich wütend. Wenn ich meine eigene Biografie als NVA Soldat dagegengestellt, ist man beschämt wie undifferenziert dieses Thema selbst nach über 20 Jahren behandelt wird. Offensichtlich stellt der Dienst in einem diktatorischem Regime ein größeres Verbrechen dar als die Teilnahme an einem vernichtenden Weltkrieg.
@Heike: Danke für die pointierte Meinung. Sie ist nicht meine, aber ich sagte ja bereits, dass ich optimistischer bin.
@Peter: Guter Punkt, der aber auch zeigt, dass es für „Sieger“ nicht leicht ist, zu klären, wie mann mit „Besiegten“ umgeht – zumindest politisch. Auf der Arbeitsebene ging das ganz pragmatisch, denn wir waren Deutsche und wir waren Soldaten, was heißt, wir hatten die Gewissheit im Zweifelsfall von der Politik geopfert zu werden. Das solidarsiert. Ich wäre daher für eine Einzelfallprüfung.
P.S. Ich würde die Diskussion für gut halten, wenn sie aus und mit der Gesellschaft heraus geführt werden würde. Das tut sie nicht.
Offensichtlich ist es interessanter über die Lebensverhältnisse des design. Bundepräsidenten zu diskutieren…
@Heike
@Peter
Die NVA diente als klassenkamperische Organisation offen und offiziell d verbrecherischen, diktatorischen und die Freiheit der DDR-Bürger unterdrückendem System jemandem der in diesem System diente KANN von offizieller Seite kein ehrendes Andenken gewidmet werden.
Und von der Seite die die Freiheit auf der westlichen Seite des Eiserne Vorhangs gesichert hat (der Bw) bestimmt auch nicht.
Ich bin immer für differenzierte Betrachtung und sicherlich hat ein Wehrpflichtiger in der NVA Regelfall nichts getan wessen er sich schämen müsste.
Aber das heißt noch lange nicht, dass erfur diesen Dienst eine Ehrentag verdient.
Etwas anderes ist übrigens der einzelne Wehrmachtssoldat (SOFERN er ehrenhaft gekämpft hat). Wiewohl die Wehrmacht als Gesamtorganisation auf Grund ihrer Verstrickungen in Kriegsverbrechen nicht traditionsstiftend wirken kann, so kann doch der einzelne Soldat sehr wohl Anrecht auf ein ehrendes Gedenken haben. Denn er diente nicht dem Bruderkrieg, sondern versuchte nur seinem Vaterland treu zu sein.
Außerdem war die Whermacht bei alle Fehlern die sie sehr wohl hatte NICHT zur Unterdrückung des eigenen Volkes gedacht (im Gegensatz zur NVA). Deswegen ist es nur folgerichtig, das den Trägern der höchsten Auszeichnung seit dem Pour le Merite auch höchste Ehren erfahren!
@Koffer Ich respektiere Ihre Meinung. Aber es ist genau diese Argumentationskette, der ich nicht zu folgen im Stande bin. Wie haben Sie an anderer Stelle geschrieben.. Aber dennoch können Soldaten auf beiden Seiten ehrenvoll handeln.“
@Peter
Grundsätzlich können in einem Krieg (trotz der Tragödie des Krieges ansich) Soldaten auf beiden Seiten ehrenvoll handeln.
Dennoch ist ein freiwilliger Dienst in der NVA, deren Ziel die Unterdrückung der DDR-Bevölkerung und die Okkupation der übrigen deutschen Bevölkerung zum Ziel hatte nichts wessen die Bundesrepublik oder ihre Streitkräfte ein ehrendes Gedenken bieten darf, denn dadurch würde sie alles verhöhnen für das Bundeswehrsoldaten seit über 50 Jahren dienen.
Die NVA stand im November 1989 bereit um gewaltsam die Demonstrationen niederzuschlagen.
Was bitte ist daran zu ehren?
@Koffer: Habe da mal editiert.
@Sascha Stoltenow
thx!
Wenn man die bisherige Diskussion so verfolgt, dann wird die ganze Abgrenzungsmisere um den Veteranenbegriff offenkundig. Daher mal die umgekehrte Frage: Nicht wer „darf“, sondern wer „will“ oder „muss“ eigentlich Veteran sein? Oder überspitzt ausgedrückt: Was sagt zum Beispiel eigentlich eine 25-jährige Fernmeldesoldatin mit einem Afghanistaneinsatz, wenn sie nach ihrem Ausscheiden aus der Bundeswehr als „Veteranin“ bezeichnet wird. Ich bin mir da keineswegs sicher.
Also, irgendwie scheint es mir bessere Optionen als einen „Veteranentag“ zu geben, den soldatischen Dienst an dem eigenen Land (wobei Soldaten auch keinen Alleinstellungsanspruch in dieser Frage besitzen) zu würdigen. Und auch der sicherheitspolitische Dialog, der in unserer Gesellschaft so krankt, hätte andere Themen verdient. Die Diskussion um einen Veteranentag lenkt nur von den wirklich wichtigen Themen ab.
Übrigens: Einen Veteranentag mit dem Volkstrauertag verbinden zu wollen, so wie dies zu meiner großen Überraschung geschehen ist, zeugt nicht gerade von einfühlsamem Umgang mit der Geschichte.
@KeLaMe
Natürlich haben wir keinen Alleinstellungsgrad im dienen, aber anders her ist unser Dienst einzigartig. Weder Polizei noch Feuerwehr müssen sich aus Gesetz in Gefahr geben!
Von daher gibt es glaube ich derzeit wenige Diskussionen die so wichtig sind wie diese! Nur wenn DEU endlich unseren Dienst wertschätzen lernt können wir die anderen Fragen wie Geld, Ausrüstung und Nachwuchs in unserem Sinne lösen!
Und neben bei der Volkstrauertag müsste halt etwas umgewidmet werden vom Tah der Trauer über die gefallenen Kameraden hin zum Tag des Respekt für sie leben wie die gefallenen Kameraden. Das hätte auch den Vorteil, dass das ganze Gedrnken was an dieses Tah gar nicht gehört (Opfer des Nationalsozialismus et al) an den Tag verschoben werden müsste eines hingehört (in dem Januar).
@ KaLaMe
„Die Diskussion um einen Veteranentag lenkt nur von den wirklich wichtigen Themen ab.“
Und die wirklich wichtigen Themen sind?
Im Grunde genommen gebe ich Ihnen recht.
Ehrenmal und Veteranentag stehen stellvertretend für Fragen, die erst dann zu beantworten sind, wenn die vorgelagerten Fragen beantwortet sind. Jedoch, zum Ehrenmal und zu einem Veteranentag kann sich nahezu jeder und jede beteiligen.
Friedensethische und sicherheitspolitische Grundfragen, speziell in Deutschland, werden zumeist vornehem umschifft, halbherzig aufgegriffen und enden oftmals in dem Erlass neuer Vorschriften.
Jedoch: warten wir doch mal ab, was aus dem Vorhaben Veterantag werden wird.
Aus dem Ministerium gibt es mittlerweile eine Sprachregelung, in der es heißt: „Der Begriff Veteranen der Bundeswehr wurde bewußt gewählt (in Abgrenzung zur Geschicht der Wehrmacht und der NVA).“
@Koffer: Ich kann Ihrer Argumentation durchaus folgen, nur in einem Punkt bin ich doch skeptisch. Ich denke, die NVA verstand sich selbst natürlich nicht als als unterdrückerisch gegen das eigene Volk gerichtet. Zeitgleich behauptete man im Ostblock doch genau das von allen westlichen Armeen (und behaupten es altkommunistische bis neomarxistische Kreise ja noch immer). Ich meine, das ist kein klarer Maßstab.
Mich selbst überzeugt eher die von Ihnen angedeutete Argumentation, die auf das zu schützende deutsche Volk als Maßstab der Wertung abzielt. Diese dürfte aber in Zeiten, in denen das postnationale Denken als progressiv gilt, nicht durchsetzbar sein und wirft darüber hinaus die Frage auf, inwiefern sich die Bundeswehrsoldaten prä-1990 von den Soldaten der NVA überhaupt unterscheiden.
@Pferd
„Ich denke, die NVA verstand sich selbst natürlich nicht als als unterdrückerisch gegen das eigene Volk gerichtet. Zeitgleich behauptete man im Ostblock doch genau das von allen westlichen Armeen (und behaupten es altkommunistische bis neomarxistische Kreise ja noch immer).“
Ähm, natürlich war das nicht offizieller Sprachgebrauch in NVA und Ostblock. Aber auch die Stasi und die GeStaPo hat sich so nicht bezeichnet und dennoch waren beides Verbrecherorganisationen!
Nicht wie sie sich offiziell selbst gesehen hat, sondern was sie tatsächlich getan hat ist wichtig!
Da der Autor seinen Beitrag mit einem amerikanischen Zitat eingeleitet hat, möchte ich eine beliebte amerikanische Definition des Veteranen hier zur Diskussion stellen:
A veteran is someone who, at one point in his/her life, wrote a blank check made payable to „The United States of America,“ for an amount of „up to and including my life.“
Für mich bedeutet das, einen „offiziellen“ Veteranenstatus sollten nur sich freiwillig gemeldeten Soldaten erhalten. Keine Wehrpflichtigen. Schließlich werden Steuerpflichtige oder Schulpflichtige auch nicht gesondert hervorgehoben. Bei den Freiwilligen sollte es dann egal sein, ob Sie lange oder kurz, im Einsatz oder nur in der Heimat gedient haben.
Ein Tag der“Ehemaligen Soldaten“ wäre vielleicht ein Ansatz,da wäre die Diskussion um Einsatz oder nicht ,NVA oder Bw und irgentwelche Statusgeschichten wie Wehrpflichtiger, SaZ, BS, Uffz oder Offz ohne
Bedeutung.Alle die für unser Land Dienst in den Streitkräften geleistet haben könnten sich mit dem Tag identifizieren und die jenigen die in Ihrer Zeit besonderes geleistet haben (z.B. Sturmfluteinsatz) könnten geehrt werden.
@pit1234
„,NVA oder Bw und irgentwelche Statusgeschichten wie Wehrpflichtiger, SaZ, BS, Uffz oder Offz ohne Bedeutung.Alle die für unser Land Dienst in den Streitkräften geleistet haben könnten sich mit dem Tag identifizieren“
???
Die NVA hat nicht für Deutschland ihren Dienst geleistet, sondern für das verbrecherische und unterdrückende System der SED!
@Koffer: Ich mag mir ja nicht vorstellen, was passiert wäre, hätten wir den kalten Krieg verloren.
Diese ganze Diskussion um die Rolle und Bewertung der NVA ist ja recht interessant, führt hier aber nur bedingt weiter. Zunächst ist doch zu diskutieren, ob ein Veteranentag überhaupt Sinn macht. Wir leben in Deutschland, und das finden wir hoffentlich auch nicht schlecht. Dann müssen wir aber auch die deutsche Gesellschaft mit ihren Einstellungen und geschichtlichen Erfahrungen so akzeptieren, wie sie ist.
Was ich damit sagen möchte: Ein Veteranentag, an dem sich die Veteranen (wer immer das ist oder sein möchte) nur selbst feiern, zielt an der Grundidee vorbei. Ob aber die breite Gesellschaft wirklich mitfeiern oder mitehren oder wenigstens positiv mitbegleiten möchte, wage ich eher zu bezweifeln. Ohne diese Voraussetzung sollte man es aber lieber bleiben lassen.
@Sascha Stolenow
„Ich mag mir ja nicht vorstellen, was passiert wäre, hätten wir den kalten Krieg verloren.“
In der Tat dürfte die Stasi und die NVA dann anders mit uns umgegangen sein als wir es umgedreht gemacht haben.
Aber ich finde es grundsätzlich richtig, dass wir ehrenvoller handeln.
Dennoch finde ich manchmal, dass wir es mit dem Vergeben und Vergessen etwas zu weit treiben…
Veteranen waren früher Leute, die in Kriegen mitkämpften. Bis zur bundesdeutschen Schulbildung war dieses Wissen auch Gemeingut. Da wurden die Teilnehmer der Kriege geehrte, die ihr Leben und ihre Gesundheit opferten. Deshalb hiess es auch, die Veteranen von 1866 oder 1870/71, von 1914 bis 18 und die Bevölkerung war hirnmässig noch nicht so verbogen wie heute. Denn sie wußte, das sind meine Kinder, Brüder, Väter oder Onkel, die da gekämpft haben. Weshalb sie ihre Soldaten auch nicht verstecken mußten.
Es belustigt den Kommentator einigermassen, wie die Diskussion hier läuft und er ist sich sicher, jeder der Diskussionsteilnehmer konnte sich aussuchen, wo er geboren wurde. 😉
Karl Eduardskanal (eigentlich ein s.. blöder Name) Ja, die Frage ist nicht von der Hand zu weisen, ich konnte das nicht, leider! Aber die Stahlhelmfraktion weiter oben scheint sich wirklich darin zu gefallen das Was wäre wenn wiederzubeleben. Mein Gott Koffer, wenn Sie Soldat sind, was ich annehme, dann ist ihnen sicher schon mehr als einer jener ehemaligen Soldaten dieses verbrecherischen Regimes über den Weg gelaufen. Und? Ist Ihnen schlecht geworden?, Haben Sie sich mal deren Bios angesehen?? Diese Form der Geschichtsbetrachtung ist nicht auszuhalten.
@User
Es geht nicht darum, ob man sich aussuchen konnte auf welcher Seite des eisernen Vorhangs man aufgewachsen ist.
Es geht darum, dass wir in DEU die Ostalgie die von berufener Seite gefördert wird nicht damit unterstützen sollten, dass wir irgendeinen Zweifel daran lassen was die geschichtliche Wahrheit ist: die DDR war ein Verbrecherstaat, die NVA diente unmittelbar der SED und unterstütze ideologisch und tatsächlich und ganz offen di Morde und Verbrechen die dabei über 16 Mio Deutsche zu unterdrücken und zu knechten.
Ein Dienst in diesem Mordregime kann keine Anerkennung finanziell oder gar emotional finden.
Akzeptanz für persönliche Biographien ist etwas anderes. Und ich habe auch einige Kameraden kennen gelernt, die durch ihren tagtäglichen Dienst nachgewiesen haben, das sie „zurück zur guten Seite der Macht“ gekommen sind.
Aber in meinen Aussagen ging es nicht um diejenigen, die durch ihr tagtägliches Handeln beweisen, dass sie gute Staatsdiener (geworden) sind, sondern darum ob der deutsche Staat, die deutsche Gesellschaft und die Bundeswehr dieser Taten der Vergangenheit und diesem verbrecherischen Dienst ein ehrendes Andenken gewähren sollen.
Nochmals: die NVA (und die Grenztruppen) waren dafür da einerseits das eigene Volk zu unterdrücken (mit allen verbrecherischen Mitteln) und andererseits hätte sich die Möglichkeit geboten die übrigen 60 Mio auch noch zu überfallen und uns UNSERER Freiheit zu berauben.
Wer diesem Dienst ein ehrendes Andenken gewähren will, sollte sich mal überlegen auf welcher Seite der Macht er steht!
@User
„…ist ihnen sicher schon mehr als einer jener ehemaligen Soldaten dieses verbrecherischen Regimes über den Weg gelaufen. Und? Ist Ihnen schlecht geworden?“
Nein, mir ist weder schlecht geworden als ich mit meinen Großvätern und deren überlebenden Brüdern sprach, noch im Gespräch mit Kameraden die aus der NVA in die Bundeswehr übernommen wurden. Mir wird auch beim Blick in die Biographien der größtenteils noch Wehrmachts- und sogar Waffen-XX-erfahrenen Soldaten der Aufbaugeneration der Bundeswehr nicht übel, und umzugsbedingt leben in meiner Nachbarschaft einige sehr anständige Männer über 40, die noch (z.T. freiwillig!) in der NVA gedient haben und sich dabei vermutlich als Soldaten genausoweniger „Verbrechen“ schuldig gemacht haben wie ihre Altersgenossen auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs. Manchmal denke ich sogar, dass die Bundeswehr etwas mehr von der im besten Sinne preussischen Haltung dieser Männer vertragen könnte. Arroganz gegenüber deutschen Soldaten, die nicht über das erhabene moralische Privileg verfügten im gleichen Staat geboren worden zu sein wie ich, ist meine Sache nicht.
Ja, Delta, das klingt gut.
@Delta 0219
„Arroganz gegenüber deutschen Soldaten, die nicht über das erhabene moralische Privileg verfügten im gleichen Staat geboren worden zu sein wie ich, ist meine Sache nicht.“
Arroganz wäre sicherlich nicht angebracht, aber darum geht es hier doch auch gar nicht. Es geht hier doch um die Frage ob der NVA ein „ehrendes Andenken“ bewahrt werden soll.
Das sind doch zwei vollkommen verschiedene Punkte…
@Koffer .. Ich hätte fast formuliert, dass Ihnen als Offizier ein differenzierteres und weniger arrogantes Geschichtsbild besser zu Gesicht stünde; das wäre aber eine anmaßende Feststellung. Die Bezeichnungen Verbrecherstaat oder Mordregime sind mit Sicherheit ebenso falsch wie die von Ihnen und mir genauso kritisierte Ostalgie. Ich hatte nicht vorgeschlagen die NVA in der Veteranendiskussion zu berücksichtigen, sondern äußerte mich kritisch hinsichtlich der gesellschaftlichen Wahrnehmung, dass der Dienst in einem diktatorischem Regime a la DDR offensichtlich ein größeres Verbrechen darstelle als die Teilnahme an einem vernichtenden Weltkrieg. Und eben dieses Sujet bedienen Sie.
@Peter
Natürlich war die DDR ein Verbrecherstaat und natürlich hatte die NVA unmittelbaren und maßgeblichen Anteil am Mordregime der SED. Von den Grenztruppen und von der Bedrohung der Freiheit der übrigen 60 Mio Deutschen durch die NVA und die Rote Armee ganz zu schweigen!
Jeder der das leugnet begeht Geschichtsklitterung unerhörtem Ausmaßes und besudelt das Andenken der in der DDR und an der Grenze ermordeten Deutschen!
„dass der Dienst in einem diktatorischem Regime a la DDR offensichtlich ein größeres Verbrechen darstelle als die Teilnahme an einem vernichtenden Weltkrieg.“
1. Ich habe niemals behauptet, dass der Dienst in der NVA (vor allem nicht der Wehrdienst) ein Verbrechen war.
2. Weder NVA noch Wehrmacht als ganzes können Tradition für die Bw begründen.
3. einzelne Soldaten der Wehrmacht – da sie DEU als ganzes dienten und im Gegensatz zur NVA auch keinen Bruderkrieg wollten – sehr wohl
4. Der Dienst in der NVA war kein deutscher Wehrdienst, sondern „Dienst in fremden Streitkräften“ – das ist die verwaltungsjuristische Formulierung für „Feinde der Demokratie und der Freiheit“ –> warum sollte man der NVA ein „ehrendes Gedenken“ im Sinne eines Veteranentages gewähren? Das Ziel der NVA war die Unterdrückung der Bevölkerung in der DDR und die Eroberung der freien und Demokratischen Bundesrepublik.
Ich kann wirklich keinerlei Sympathie für die NVA empfinden…
armes peterle eine mauer im kopf verhindert den durchblick Vaterlandsverteidiger waren Soldaten auf beiden seiten der mauer bis 1990 gab es auch keine auslandseinsätze der beiden armeen und keine der beiden armeen haben ihr Volk unterdrückt das gehörte nicht zu den aufgaben der armeen anders die heutige disskussion um den´einsatz derb Bundeswehr in Deutschland und den kampfeinsätzen ausserhalb deutschlands zur Unterdrückung anderer völker die frage ist will ich überhaupt ein solcher veteran sein
Natürlich war die DDR kein Verbrecherstaat. Also, es war nicht natürlich, daß Verbrecher die DDR regierten und willige Helfer dabei hatten. Immerhin hielten sich die Verbrecher ja für DIE GUTEN. Wie auch heute sich Leute wieder für DIE GUTEN halten, denen willig geholfen wird, weil viele Menschen glauben, sie wären es. Gut.
Aber leider hat sich die Veteranendiskussion vom Veteran sein wegbewegt. Schamvoll wird wohl jeder EX – NVA – ler zugeben müssen, daß die NVA leider nicht das Privileg hatte in Kriegen zu kämpfen, wie die Waffenbrüder der Bundeswehr. Die tat das natürlich, um ein neues Auschwitz zu verhindern, wie der Joseph Fischer damals im Falle Yugoslawien feststellte und der Verteidigungsminister Scharping erfand den passenden Hufeisenplan dazu. Nun, heute könnte man sagen, Partei zu ergreifen in einem Bürgerkrieg, das wäre so ähnlich, wie, wäre die NVA nach Polen marschiert um diesen General Jarulselki (bestimmt falsch geschrieben) zu unterstützen. Ist sie aber nie, hatte deshalb auch keine Bürgerkriegsteilnehmer und ist deshalb völlig fehl am Platze auf einem Denkmal für die Veteranen. Das haben die Verbrecher in der DDR – Führung nie hinbekommen. 🙂 Schande über sie!
Niemand muß auch Sympathie für die NVA empfinden, die ihre Soldaten übers Wochende in den Kasernen behielt, damit sie besser über die Bundeswehr herfallen konnten. Es kann nur jeder froh sein, daß er nicht in der DDR geboren und aufgewachsen ist und nun mit der Moralkeule herumwedeln kann.
Wie die das nach der Reichseinigung hinbekommen haben, daß sich Sachsen, Preussen, Bayern, Hessen usw. die 1866 immerhin noch aufeinander geschossen haben, gegenseitig als deutsche Soldaten anerkannten und die Veteranen dieses Feldzuges von 1866 nicht als Verbrecher und „gedient in fremden Streitkräften“ behandelten, das wird wohl ein Rätsel bleiben.
Ein Letztes. Von 1866 bis zum gemeinsamen Feldzug 1870 waren es nur vier Jahre und heute, über 20 Jahre nach der Wiedervereinigung ist bei einigen Leuten die Mauer im Kopf immer noch oder schon wieder da. Die Vorstellung, daß die deutschen Soldaten beiderseits der Grenze nur ihre Pflicht taten, muß eine wirklich fürchterliche sein. Daß in Afghanistan zehn verlorene Jahre lang nicht Deutsdchland am Hindukusch verteidigt wurde, muß auch der Dümmste eingesehen haben, stattdessen wurde ein verbrecherisches Regime gestützt, das sich nur marginal von den moderaten Taliban unterscheidet. Erinnert sich noch jemand an den Fall, wo die Bundeskanzlerin persönlich intervenieren mußte, damit ein Konvertit vom Islam zum Christentum nicht hingerichtet wird? Genau das schreibt aber die Scharia vor. Als Bösmeinender könnte man nun sagen, schau, was die Bundeswehr getan hat. Ach, sie hat auch noch Brunnen, Schulen und Brücken gebaut. Nun, die NVA hat in der DDR ebenfalls in der Landwirtschaft, im Hafenumschlag oder bei der Braunkohlegewinnung geholfen. Und mußte dazu nicht mal im Ausland Leute totschiessen. Aus Notwehr, versteht sich. Relativiert das irgendwas?
Und immerhin haben sich die Generäle geweigert, als es darauf ankam, die NVA gegen das Volk einzusetzen. Der Kommentator bezweifelt, ob die heutige Führung auch so viel Mut aufbringen würde, wenn der Einsatz „alternativlos“ ist. Um Europa zu retten oder den Euro oder ein neues Verdun zu verhindern. 🙂
@Karl Eduard
„Schamvoll wird wohl jeder EX – NVA – ler zugeben müssen, daß die NVA leider nicht das Privileg hatte in Kriegen zu kämpfen, wie die Waffenbrüder der Bundeswehr. “
Immerhin war eine insgesamt mindestens fünfstellige Zahl von „Militärberatern“ der NVA an zahlreichen interessanten Schauplätzen wie Angola etc. im Einsatz.
Ansonsten danke für Ihre Kommentare. Ich kann den Großteil der Diskussion hier nicht nachvollziehen. Nach Jahren der Selbstzerfleischung hat man z.B. in den USA gelernt, in der innenpolitischen Diskussion zwischen Soldaten und ihrer politischen Führung zu differenzieren. In Deutschland hingegen greift man immer noch den NVA-Soldaten an, wenn man eigentlich die DDR meint, und umgekehrt greift die „Friedensbewegung“ den Bundeswehrsoldaten an, wenn sie eigentlich Schröder oder Merkel kritisieren müsste. Ich finde, dass man damit die Falschen trifft. Zudem führt es zu unwürdigen Szenen, wenn z.B. einem ehemaligen hochrangigen Offizier der NVA, der sich nach 1990 sicherheitspolitisch überparteilich anerkannt engagiert hat, wie allen ehemaligen Soldaten der NVA im militärischen Rahmen demonstrativ die Nennung mit ehemaligem Dienstgrad verweigert wird, während bei jedem Schnösel der „Lt d.R.“ bloß nicht vergessen werden darf. Ich weigere mich als in Westdeutschland geborener kategorisch, bei so unwürdigen Spielchen mitzumachen.
Auch was die Institutionen als solche angeht, schafften es z.B. einige militärische und auch politische Führer auf Alliierter Seite, zwischen Wehrmacht etc. einerseits und deren politischer Führung andererseits zu differenzieren. Insbesondere Amerikaner und Briten erkannten die Stärken ihrer Gegner (die sie sehr direkt erlebt hatten) an und bemühten sich nach Kräften, daraus zu lernen. Nur wir Deutschen müssen wieder zu 110% alles durchideologisieren und bloß keinen Raum für irgendwelche Differenzierung lassen.
@Karl Eduard
„Natürlich war die DDR kein Verbrecherstaat. Also, es war nicht natürlich, daß Verbrecher die DDR regierten und willige Helfer dabei hatten.“
Ihr Name scheint ja Programm zusein 🙁
Hunderte von Justizmorden (davon allein über 50 ganz offene Politmorde),
Hunderte Tote an der Innerdeutschen Grenze (das Museu
Checkpoint Charlie spricht von bis zu 1245)
150.000-250.000 politische Gefangene.
Dafür stand die NVA!
@Koffer
Ja, ja. Die NVA selbst hat es aber nicht so gesehen. Und es kommt auch immer darauf an, was als Wahrheit gilt und als öffentliche Meinung. Die NVA hatte übrigens von der Bundeswehr auch ein ganz schlimmes Feindbild. Insbesondere die Beispiele von Lehrern oder Postboten, die nicht mehr Lehrer oder Postboten sein durften, nur weil sie sich den Ideen von Karl Chemnitz verbunden fühlten, also, das war nicht so schön, stand Karl Chemnitz doch für den Menschheitsfortschritt.
Das ist übrigens heute Konsens, daß der Sozialismus alternativlos ist, den die NVA damals schon verteidigte und auch die Kanzlerin mahnt ja immer wieder, Freiheit für die Andersdenkenden ist zwar gut aber hilfreich ist es nicht, wenn einfach jeder Bücher schreibt, sogar als Bundesbanker. So gesehen, ist es heute nicht viel anders als früher, es gibt aber mehr Käsesorten, die Lieferfristen für Autos sind kürzer und man kann sogar das Land verlassen, um sich ein anderes Gesellschaftsmodell zu suchen und wird dabei nicht mal in den Rücken geschossen. Komischerweise ist der Übertritt der Linken nach Kuba oder Nordkorea sehr spärlich. Die haben vielleicht Probleme beim Koffer packen.
Wie dem auch sei, der Sieger der Geschichte hat immer Recht.
@Eduard Schnitzler
Ihre Versuche Mord, Folter und Unterdrückung zu bagatellisieren empfinde ich als unanständig und widerlich.
Werter @Koffer,
das macht mich betroffen und ein stückweit auch traurig.
Diese ziemlich bequeme pauschale Aufrechnung mit „der NVA“, die in diesem Blog aus vermeintlich sicherer Position heraus betrieben wird, irritiert mich. Ich will gar nicht bestreiten, dass die Institution NVA in ihrer Zielsetzung und als Instrument eines Systems, das grundlegende Aspekte des Menschenrechts mit Füßen getreten hat, keinerlei Rechtfertigung verdient. Aber diese Bewertung unterschiedslos auf alle NVA-Soldaten anzuwenden, das geht mir zu weit.
Ich versuche das am eigenen Beispiel erklären: Ich bin im Osten geboren und hatte das unverschämte Glück, dass meine Eltern kurz danach in den Westen geflohen sind. Mit 19 wurde ich Soldat der Bundeswehr in der kältesten Phase des Kalten Krieges. Ich wurde es aber nicht nur aus purer Liebe zum Vaterland, sondern vor allem deshalb, weil mir dieser Beruf unglaublich viel versprach: Führungsverantwortung, Vielseitigkeit, Sport, Kameradschaft und vieles andere mehr. Die rein staatsbürgerliche Motivation – das gebe ich gern zu – wuchs erst nach und nach im Zuge der Frage nach dem übergeordneten Sinn meines Berufs und im Besitz der dafür erforderlichen Informationen.
Spätestens nach dem Fall der Mauer habe ich mich oft gefragt, was ich im Fall eines Verbleibens im Osten Deutschlands getan hätte. Wäre ich auch Soldat geworden, dann in der NVA? Hätte ich das Regime DDR rechtzeitig durchschaut? Besäße ich überhaupt die nötigen Informationen dafür? Ich weiß es offen gestanden nicht, so wie ich auch nicht weiß, ob ich wie mein Vater einige Jahrzehnte früher in Hitlers Wehrmacht eingetreten wäre. Alles Spekulation, über die man im Nachgang und im Wissen um den Gang der Geschichte allzu leicht eine moralische Wertung aus überhöhter Position heraus abgeben kann.
Also: Ich plädiere sehr dafür, zwischen der Institution NVA und der jeweils persönlichen Motivlage der Soldaten zu unterscheiden, so schwer das auch für Außenstehende fallen mag. Wobei ich zugestehe: Ein „Augen zu“ nach dem Motto „Ich konnte ja nichts wissen“ reicht nicht aus, um sich reinzuwaschen. Und wo immer Unrecht geschehen ist, muss es vorbehaltlos angeklagt werden. Aber eine pauschale Verurteilung, die nicht zwischen konkretem verbrecherischen Tun des einzelnen und seiner subjektiven Rolle als Verteidiger seiner Heimat unterscheidet, ist meines Erachtens ungerecht.
Übrigens: Wer sagt uns, dass unsere nachfolgenden Generationen nicht auch einmal über uns höchst negative moralische Werturteile abgeben? Stichworte gäbe es genug: Umwelt, Klima, Ressourcenverschwendung, Kluft zwischen Arm und Reich in der Welt, und so weiter. Wir sollten uns also hüten, das allzu hohe moralische Ross zu besteigen und uns lieber auch ab und zu selbstkritisch prüfen.
@KeLaMe
Also: Ich plädiere sehr dafür, zwischen der Institution NVA und der jeweils persönlichen Motivlage der Soldaten zu unterscheiden, so schwer das auch für Außenstehende fallen mag.
Ich habe mehrfach deutlich darauf hingewiesen, dass ich nicht jeden NVA Soldaten (insbesondere die Wehrpflichtigen), mit dem verbrecherischen System gleichsetze.
Die Bundesrepublik hat ja auch niemanden nur weil er der NVA angehörte ins Gefängnis geworfen. Und die Rentenamsprüche wurden auch anerkannt.
Aber hier im diesem Thread geht es um die Frage ob diesem Dienst einoffizielles, staatliches, ehrendes Gedenken zuerkannt wird (denn darum geht es doch an einem Veteranentag) und das ist dann doch etwas anderes!
@ Koffer
Hier will ich nicht widersprechen. Ich habe allerdings einen Teil der bisherigen Diskussion so wahrgenommen, als ginge es um eine Art Generalabrechnung mit der NVA schlechthin. Daher meine persönlichen Bemerkungen, die mir nach gut vier Jahrzehnten soldatischen Dienstes in der Bundeswehr keineswegs leicht gefallen sind.
Zu einem Veteranentag habe ich mich schon weiter oben geäußert. Ich halte diesen Ansatz für lobenswert, aber wenig hilfreich, weil er erstens in unserem Land (heute und wohl auf absehbare Zeit) nicht von der Bevölkerung mitgetragen wird und zweitens aus Gründen mangelnder Definitionsschärfe eher alte/neue Trennungslinien zieht – so etwa zwischen West und Ost in Deutschland, zwischen Freiwilligen und Wehrpflichtigen, zwischen Soldaten im Kalten Krieg und danach, zwischen solchen mit und solchen ohne Einsatzerfahrung etc.. Wer ist denn nun „Veteran“ und wer nicht?
Aber es stimmt schon: Ein Dialog kann auch nicht schaden. Er darf dann nur nicht ablenken von wichtigeren Fragen zur Ausrichtung und Aufgabenerfüllung der Bw einschließlich der dazu nötigen Rahmenbedingungen. Darauf sollten wir uns vorrangig konzentrieren und darauf achten, uns nicht mit Ehrungen aller Art (so gut sie auch gemeint sein mögen) „abspeisen“ zu lassen.
@KeLaMe
Wenn ich eine Generalabrechnung machen würde, dann mit der DDR, diesem Verbrecherstaat, oder der SED. Aber dich nicht mit den kleinen Fischen, die im Detail dich nur versucht haben treu und redlich ihren Dienst zu tun (Grenztruppen mal ausgeklammert).
Ich bin einzig und allein dagegen, dass man die NVA mit der Wehrmacht gleichsetzt und das man ein „ehrendes“ Gedenken schafft.
„Ich bin einzig und allein dagegen, dass man die NVA mit der Wehrmacht gleichsetzt “ .. Ich auch!