Bundeswehr-Karriere auf Facebook – die Reise des Benutzers

Nachtrag 7.7.2011: Inzwischen kann zumindest ich über https auf die Seite zugreifen. Gut so.

So. Die Bundeswehr hat nun eine Karriereseite auf Facebook. Wenn ich den Link aufrufe, ist das Erste, was ich sehe:

Während also deutsche Soldatinnen und Soldaten auch meine Sicherheit am Hindukusch verteidigen, deutsche Politikerinnen und Politiker nicht müde werden, auf die Gefahren des Internets hinzuweisen und die aktuelle Titelgeschichte die Deutschen vor der Digitalen Unterwelt warnt, fordert mich die Bundeswehr auf, den digitalen Hades zu überschreiten, um an den Segnungen ihres Facebooks-Auftritts teilzuhaben. Na dann, wagen wir es.

Hier ist sie also die Karriere-Seite der Bundeswehr auf Facebook. Was sofort ins Auge fällt: Während das Ministerium mit allen ihm zur Verfügung stehenden Medien mehr schlecht als Recht versucht, das neue Selbstverständnis von Truppe und Verwaltung – „Wir.Dienen.Deutschland.“ -, zu kommunizieren, findet es hier einfach nicht statt. Stattdessen wird das sattsam bekannte „Karriere mit Zukunft“ mit dem Ende des Claims „Bundeswehr-Reform, Ihre Chance“ zusammengekleistert, dass es jedem professionellen Gestalter Angst und Bange wird. Ergänzt um den Fahndungsaufruf „Wir suchen Sie!“Auch auf der offiziellen Info-Seite kein Hinweis zu „Wir.Dienen.Deutschland.“

Wer gesucht wird, zeigt das Video auf der Startseite. Mannschaftssoldaten. Die meinen also gar nicht mich – wenn ich Abitur habe, wenn ich Offizier oder Unteroffizier werden will, wenn ich mich über Karrieremöglichkeiten für Kinder, Bekannte, etc. umsehen möchte, weil diese mich als Ehemaligen fragen, was ich davon halte, dass sie zur Bundeswehr wollen.Sämtliche Unterseiten sind dann nur via iFrame eingebetteten Links zu den offiziellen Bundeswehrseiten. Legitim, aber eine weitere verpasste Chance.Erster Eindruck: Dilettantisch. Kein Bezug zu strategischen Themen des Ministeriums. Schlichtweg ungenügend.

12 Gedanken zu „Bundeswehr-Karriere auf Facebook – die Reise des Benutzers

  1. Auf Anfrage beim Dezernat Personalmarketing im BMVg erhielt ich vor kurzem die Antwort, der neue „Slogan“ ist nicht für die Nachwuchsgewinnung im Speziellen gedacht, sondern vielmehr als Slogan für die Öffentlichkeitsarbeit der Bw. Ziel ist es in einigen Jahren dies zu einem Slogan für beide Bereiche zu verdichten. „Eine starke Truppe“ und „Gut entschieden, Entschieden gut“ etc würden dadurch irgendwann abgelöst werden.

  2. Das verwundert nicht, da die PR immer noch zweigleisig verläuft. „Wir.Dienen.Deutschland“ ist ein Produkt des PrInfoSt, während PSZ/PM sich daran nicht beteiligt. Der neue „allgemeine“ Slogan sollte auch in bewusster Abgrenzung zur Personalgewinnung gesetzt werden. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich das in nächster Zeit ändert, da PM bereits in den Workshops zur Erarbeitung des Slogans ziemlich marginalisiert wurde.

  3. Wer auch immer im Auftrag der Bundeswehr kommuniziert, kann immer nur das Gesamte repräsentieren. Das, was in den Kommentaren steht, klingt plausibel, weil es der Unprofessionalität des gesamten kommunikativen Auftritts entspräche.

  4. Ganz genau, man kann diese Baumarktmentalität ja direkt bei Facebook verfolgen. „Ich bin nicht Presse, ich bin Personal!“

  5. Wie sonst soll eine solche Großorganisation ein so fremdes Territorium bebauen als mit der Baumarkt-Methode?

    Ein schlüsselfertiges Haus für viele Bewohner mit vielen Bauträgern und noch mehr Baufirmen zu bauen geht halt nicht. Ich bin ein Freund der positiven Ansätze, also stellen wir nüchtern fest: auch die Bw hat den Sprung in Facebook gewagt. Mal sehen, wie sich dieses so weiterentwickelt.

    Die Baumärkte können ja immerhin Einstellung und Ziele vorgeben:

    Am treffendsten gibt es, um bei diesem Thema zu bleiben, wohl der Slogan des Hagebaumarkt wieder: „Hier hilft man sich“.

    Die Slogans von Hornbach („Es gibt immer was zu tun“) und Hellweg („Ideen muss man haben“) sind ja ziemlich wertfrei und Bauhaus
    („Wenn´s gut werden muss“) wohl ein wenig verwegen in diesem Zusammenhang.

    Hauptsache, der Praktiker ist nicht Vorreiter („Praktiker bringts“), das wäre ein wenig schlicht.

    Ich kann nur zurufen „Mach es zu Deinem Projekt“ und hoffe auf weitere solche Entwicklungen.

  6. „Wer auch immer im Auftrag der Bundeswehr kommuniziert, kann immer nur das Gesamte repräsentieren. Das, was in den Kommentaren steht, klingt plausibel, weil es der Unprofessionalität des gesamten kommunikativen Auftritts entspräche.“
    Schön erkannt. Leider scheint dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit im Pr/InfoStab diese Einsicht immer noch zu fehlen. Die bereits unter dem letzten BMVg vermeldeten Änderungen in der Kommunikation waren wohl doch nicht so anders, was angesichts des nahezu unveränderten Personals auch nicht verwunderlich ist
    Solange es nicht gelingt, ein gemeinsames Konzept (Stichwort Employer Branding) zu entwickeln, bei dem eine positiven Imagevermittlung dann in Folge personalwerblich nutzbar ist, wird dieses suboptimale Auftreten so bleiben.

  7. Sehr schön auch, daß bei mir der Hinweis erscheint:
    Sicheres Browsen abschalten?.Wir können diesen Inhalt nicht anzeigen, wenn du Facebook über eine sichere Verbindung (https) nutzt.Möchtest Du vorübergehend auf eine unsichere Verbindung wechseln, um diese Anwendung zu benutzen? Bei deiner nächsten Anmeldung wird eine sichere Verbindung hergestellt.
    Das schafft Vertrauen…

  8. Pingback: Senkrechtstarter Bundeswehr - Erfolgreiches Personalmarketing im Social Web

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