Weise Entscheidung

Die Entscheidung, Frank Jürgen Weise, mit der Leitung der Strukturkommission zum Umbau der Bundeswehr zu beauftragen überzeugt. Zwar darf man sich schon jetzt über zahlreiche Spöttereien freuen, die Zusammenhänge zwischen Arbeitslosigkeit und militärischen Beschäftigungsmöglichkeiten herstellen, das sind aber Kleingewinne. Ein großer Gewinn ist jedoch, dass Weise ein nicht so leicht zu findender Hybrid aus langjährigem aktiven Offizier, erfolgreichem Manager und Vorstand einer Großbehörde ist.

Gerne wird nämlich vergessen, das eine zukunftsweisende Struktur der Bundeswehr nicht nur den militärischen Bereich weiterentwickeln muss. Mit mehr als 100.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist beispielsweise die zivile Wehrverwaltung noch weit von der Zielstruktur von 75.000 Dienstposten entfernt. Auch die Privatisierung, wie sie die Bundeswehr beispielsweise mit der g.e.b.b. vorantreiben will, hat noch nicht die erhofften Einspareffekte erbracht. Eine weitere Baustelle dürfte die strategische Rüstungsplanung sein, in der die Bundeswehr bei der Beschaffung auf eine effiziente Zusammenarbeit mit der Industrie angewiesen ist.

Zu hoffen bleibt, dass die Weise-Kommission nicht das gleiche Schicksal erleidet, wie die vor knapp 10 Jahren ins Leben gerufene Weizsäcker-Kommission. Vergleicht man deren lesenswerten Bericht mit der Realität der Bundeswehr, macht sich eine gewisse Ernüchterung breit. Optimistisch stimmt, dass Verteidigungsminister zu Guttenberg eine interne Analyse zur Arbeitsgrundlage der Kommission machen will. Das sollte nicht nur vollmundige Versprechungen wie sie bei Scharping an der Tagesordnung waren verhindern, sondern auch Kopfgeburten wie das „Integrierte Reform-Management.“

Hinter dieser wohlklingenden Schöpfung, die weder personell noch organisatorisch mit dem Gegenstand der Reform integriert war, verbarg sich ein typische Beratungsvehikel zur Abrechnung überteuerter Leistungen. Den Umgang damit hat Weise bei der Arbeitsagentur gelernt, und er wird zu Guttenberg sicher nicht empfehlen, einen ähnlichen Weg zu gehen, wie dereinst Scharping. Stattdessen ist zu hoffen, dass der Minister das Prinzip Selbstverantwortung auch hier anwenden wird, und denjenigen das Mandat erteilt, die Vorschläge der Kommission umzusetzen, die damit leben müssen. Dafür, Kompetenz und Verantwortung zusammenzuführen, gibt es mit „Lean Production“ zwar auch ein schickes Berater-Buzzword, aber deshalb muss das Prinzip ja nicht falsch sein. Seien wir also auf weise Vorschläge gespannt.

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