20 Gedanken zu „Tag 19 …

  1. Hat es einen bestimmten Grund, daß alle interviewten deutschen Soldaten Vollbart tragen? Bei der US-Army ist das ja überhaupt nicht üblich.

  2. Wäre sowas eigentlich auch für deutsche Soldaten möglich? Ich habe nächstes Jahr eventuell sechs Wochen im Rahmen des Dienstes nichts besonderes zu tun, man könnte sich dann ja für so etwas melden?

  3. @ Thomas
    Die Soldaten der Spezialstreitkräfte tragen bei den US-Streitkräften auch Bärte. Der Grund hierfür dürfte zum einen die Anpassung an landestypische Sitten zwecks besserer Verkleidung sein. Zum anderen ist das Wachsenlassen eines Barts pflegeleichter. 🙂

  4. bin ich der einzige der über die schlechten englischfähigkeiten erschreckt war?
    also das unser schulsystem beim englischunterricht am laufenden band versagt durfte ich selbst 13 jahre lang erleben, aber ich hatte erwartet das zumindest bei der vorbereitung und/oder auswahl der soldaten für auslandseinsätze im kontext eines internationalen kommandos auf ausreichende englischkentnisse geachtet werden würde.
    haben die da zufällig genau die 3 erwischt die am schlechtesten englisch konnten oder (was ich irgendwie befürchte) war das schon das highlight an englischvermögen das da gerade aufzutreiben war?

    vor allem angesichts des kontexts der mission und der dafür notwendigen kommunikation mit der zivilbevölkerung sehe ich da ordentlich nachholbedarf…

  5. @ justsomeguy:

    Denken Sie wirklich, daß für den Kontakt zur afghanische „Zivilbevölkerung“ Englisch von Bedeutung ist?

  6. Nicht jeder Bartträger ist Kommandosoldat. Angesichts des staubigen Umfeldes würde ich auch lieber Bart tragen, als mich täglich zu rasieren.

    Zum Thema Englischkenntnisse: Westerwelle und Oettinger finde ich auch nicht wirklich überzeugend. Außerdem sind zwei der Kameraden Hauptfeldwebel, so dass ich auch nicht unbedingt flüssiges Englisch erwarte.

    Was aber viel interessanter ist: Die Soldaten haben sich den teilweise sehr persönlichen Fragen gestellt und diese offen und für mich überzeugend beantwortet. Das würde auch den meisten auf Deutsch schwer fallen, denn parallel läuft dabei im Hinterkopf nicht nur die Übersetzung, sondern immer auch der Abgleich mit den eigenen Gefühlen und der Vereinbarkeit mit der offiziellen politischen Vorgabe. Das machen die Kameraden auch deutlich.

    Schließlich: Wenn man bspw. amerikanischen Soldaten auf Deutsch befragte, würde man vermutlich überhaupt keine Antwort bekommen.

    Aber ja: In einem Land, in dem sich viele schon für native speaker halten, wenn sie erkennen, dass das „Sänk ju for trevelling“ in Zügen der deutschen Bahn nicht unbedingt der Aussprache der Royal Shakespeare Company entspricht, wundert es mich nicht, dass auch die Aussagen der Soldaten zu Lästereien verführen.

    Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin überzeugt, dass die Kameraden – auch in der Zusammenarbeit mit den Alliierten – einen guten Job machen.

  7. @Thomas S: ja, englisch ist nunmal die internationale sprache, und auch in afghanistan wurde/wird es als fremdsprache gelehrt (siehe zb http://news.bbc.co.uk/2/hi/south_asia/7493285.stm). viel kritischer sehe ich dieses englischdefizit aber in der kommunikation mit den anderen truppen, wo englisch eindeutig die verkehrssprache sein dürfte. die situation für die truppen ist schon schwierig genug, zusätzliche kommunikationsprobleme durch unzureichende fremdsprachenfähigkeiten sind da nicht nur ärgerlich, sondern können in manchen situationen lebensgefährlich sein.

    @sascha_stoltenow: meine kritik richtete sich nicht gegen die soldaten selbst, sondern gegen die stellen die für die planung, ausbildung und auswahl der soldaten für die auslandseinsätze zuständig sind. ich bin mir der misslichen lage unseres bildungssystems, was die vermittlung von kernkompetenzen wie fremdsprachenfähigkeiten angeht, mehr als bewusst, daher mache ich den soldaten auch keinen vorwurf.

    „Westerwelle und Oettinger finde ich auch nicht wirklich überzeugend.“
    ich auch nicht, aber man muss sich unsere politiker ja nicht unbedingt zum vorbild nehmen, nicht nur bei den fremdsprachlichen qualifikationen 😉

    „Schließlich: Wenn man bspw. amerikanischen Soldaten auf Deutsch befragte, würde man vermutlich überhaupt keine Antwort bekommen.“
    deutsch hat im gegensatz zum englischen aber auch nicht die internationale gewichtung und wird in den wenigsten ländern als fremdsprache unterrichtet. sicherlich gibt es bei den amerikanischen truppen auch probleme mit der fremdsprachlichen qualifikation, da für die aktuellen einsätze englisch alleine eben nicht ausreicht, gerade in den „rückständigen“ gebieten afghanistans wird man ohne pashto oder dari nicht weit kommen, aber ausreichende englischfähigkeiten sollten das absolute minimum sein für internationale einsätze.

  8. @Sascha Stoltenow: Wenn ich den Satz „Außerdem sind zwei der Kameraden Hauptfeldwebel, so dass ich auch nicht unbedingt flüssiges Englisch erwarte“ lese, stellt sich die Frage, was Sie von einem HFw erwarten.
    Aber, was ich von einem RO halte, der einen solchen Satz veröffentlicht ist nicht druckreif. Schwerpunkt muss auf Ausbildung liegen, sicher auch Englisch… aber wo fange ich an bei der langen Defizitliste.

  9. @User: Tun Sie sich keinen Zwang an, wobei mir nicht klar ist, was das mit meinem Status als Reserveoffizier zu tun haben soll. Allerdings bin ich sicher, dass es sich hier um ein Missverständnis handelt. Voraussetzung für die Feldwebellaufbahn ist ein Realschulabschluß. Das heißt bestenfalls 5 Jahre Englischunterricht (mancher hat auch Französisch gelernt). Ich finde, die Befragten im Interview machen ihre Sache gut, und ich habe weder den Willen noch das Bedürfnis, Angehöriger anderer Dienstgradgruppen als meiner eigenen abzuqualifizieren.

  10. ich finde diese Diskussion gelinde gesagt so überflüssig wie ein Kropf. Es ist doch völlig nebensächlich ob unsere Kameradinnen und Kameraden „akzentfrei“ englisch sprechen. Ich bin mir sicher, das unsere Partner vor die ANA udn ANP wenig Sinn für den heren Anspruch auf Oxford-Englisch haben. In dieser Diskussion tun sich doch Pseudo-Welten auf. Aus der Ferne wird aber auch alles diskutiert, was nicht von außerordentlichem Belang ist.
    Die Unterstützung unserer Truppem im Einsatz in der Bevölkerung und der tägliche Diskussion in der Öffentlichkeit, bringt dies nicht einen Millimeter weiter.
    Fakt ist, das unsere Soldaten hin- u. hergerissen sind zwischen dem lebensgefährlichen Auftrag, den sie in unserem Auftrag zu erfüllen haben und dem Bewusstsein, dass der Rückhalt in der Heimat immer mehr schwindet.
    Wir sollten uns die Frage stellen, ob eine solche Diskussion nicht „für die Katz“ ist. Es gibt wahrlich andere „Schlachtfelder“ auf denen Expertise und Rückgrat gebraucht wird. SO eine Diskussion ist m.E. wenig zielführend; meint am Sonntagvormittag – majornick

  11. @majornick: Ich würde das nicht trennen. Die Diskussion scheint ja für die Diskutierenden wichtig sein, sonst würden sie nicht diskutieren – vielleicht auch in Ermangelung einer Diskussion, die uns wirklich weiter bringt.

    Zu dieser wiederum gehört in jedem Fall die Frage, welche Kompetenzen den Soldatinnen und Soldaten vermittelt werden müssen (und natürlich welche Ausrüstung sie brauchen), um den Einsatz erfolgreich zu meistern. Sprachkenntnisse gehören da in jedem Fall auch dazu. Wenn man weiß, dass es bspw. in den US-Streitkräften Soldaten gibt, die gezielt auf bestimmte Sprachräume hin ausgebildet werden, wird das Defizit der deutschen Ausbildungsplanung umso deutlicher. Das wiederum ist ein Symptom von vielen und zeigt den Handlungsbedarf auf.

  12. Das liegt nicht an der schulischen Ausbildung. Selbst am Ende einer Gymnasiallaufbahn kann man nicht zwangsläufig vernünftig Englisch. Auch in Leistungskursen gibt es da so einige Leute, die sich mit Lernen durchmogeln als ein Gefühl für die Sprache zu entwickeln.

    Die Skandinavier können deswegen so gut Englisch (nicht akzentfrei aber relativ flüssig mit einem großem Wortschatz), weil das Fernsehen dort alles außer Kindersendungen untertitelt. So lernen sie praktisch spielend die Sprache. Das merkt man auch selbst, wenn man mal anfängt Filme, Serien und Bücher nur noch auf Englisch konsumiert oder sich im englischsprachigen Internet bewegt. Es hilft ungemein. Am Anfang vielleicht tatsächlich Arbeit, aber irgendwann völlig natürlich.
    Die Schule ist dazu da ein solides Fundament zu legen. Aber um eine Sprache wirklich zu können, muss man darüber hinaus selbst etwas tun. Und außer tatsächlichen Auslandsaufenthalten ist Medienkonsum dazu ideal. Man wird unterhalten und lernt nebenbei.

    Abgesehen davon fällt doch der starke Unterschied zu den Soldaten anderen Nationen in den Interviews auf. Alle vermissen ihre Familien, aber sind vom Sinn ihrer Mission überzeugt und haben oft das Gefühl etwas zu bewirken. Das fehlt bei diesen Soldaten völlig und wird auch am Ende des Beitrags angesprochen.

  13. @majornick, Grundsätzlich gebe ich Ihnen recht, aber die Wahrheit liegt wie so immer zwischen den Dingen. Die Jungs haben sich im Interview Wacker geschlagen und sind garantiert Experten. Mir ist im Einsatz jedoch immer wieder aufgefallen, dass es z.T. grosse sprachliche Defizite quer durch alle Dienstgradgruppen gab (gibt?), so dass ich die Bemer-kung „Außerdem sind zwei der Kameraden Hauptfeldwebel, so dass ich auch nicht unbedingt flüssiges Englisch erwarte“ als überflüssig, wenn nicht sogar mit dem Anspruch von Arroganz herausstellen wollte.

  14. Anstelle sich ueber Baerte und vorgeblich ungenuegende Englisch-Kenntnisse zu echauffieren (franz., se echauffe = sich erhitzen), ist ein Fakt nicht aus der Welt zu schaffen: Solch ein Gespraech mit drei deutschen Soldaten in dieser Art hat es so zuvor nicht gegeben. Das nenne ich eine Entwicklung – weiter so.

    Fuer die Linguisten unter den Teilnehmern empfehle ich, die Kontaktaufnahme mit dem Bundesprachenamt zwecks Abgabe von Vorschlaegen zur Verbesserung der slp-curricula

  15. Der Punkt das man eine Sprache nur in Kursen nicht wirklich lernen kann. Mann kann sich damit einen Grundstock schaffen. Genauso wie in der Schule. Als Auffrischungskurse haben solche Lehrgänge sicherlich ihren Platz, aber damit ist es nicht getan.
    Um die Sprache zu verinnerlichen und die Feinheiten zu lernen, muss man ständig damit umgehen. Und genau daran mangelt es in Deutschland. Dadurch dass hier wirklich alles ständig übersetzt wird (z.B. selbst Reden von Politikern), kommt man fast nie in Kontakt mit der Sprache. Es sei denn man bemüht sich aktiv darum. Und dafür sind die meisten Leute zu faul, da es anfangs etwas Überwindung kostet und eine gewisse Lernkurve vorhanden ist. Irgendwann klappt es aber dann mal flüssig und man braucht keine Hilfsmittel wie Wörterbücher oder Untertitel mehr.

  16. Ich kann nur aus meiner Welt beitragen. Suchen sie mal auf einem französichen, italienischen, griechischen, türkischen, portugisichen, spanischen Schiff jemanden der Englisch spricht. Auf einem deutschen Schiff kann ihnen wenigstens jeder sagen der ihnen weiterhelfen kann. Auf deutschen Kriegschiffen wird sich auf Fernmeldeverbindungen immer in Englisch unterhalten. Das machen die vorher genannten garantiert nicht. Diese Englisch-Diskussion geht mir gewaltig auf den Keks denn damit wurde noch kein Krieg gewonnen. Und einem wiederkehrenden Afghanistanveteranen der sein und vor allem das Leben seiner Kameraden, jeden Tag verteidigt hat, möchte ich sicherlich nicht sagen: Ihr Englisch sollten sie aber dringend verbessern. Wenn er mir dann, Verzeihung, in die Schnauze haut, nehme ich ihm das keineswegs übel.

  17. „damit wurde noch kein Krieg gewonnen.“

    War Kanadiern, Australiern, Briten und Amerikanern aber sicher hilfreich in zwei Weltkriegen 😉

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