Sicherheitslage in Afghanistan

Die Frage, warum trotz Stellenaufbau in diversen Ministerien, die Bundesregierung immer noch keine substantielle Berichterstattung zum Afghanistan-Engagement Deutschlands initiiert hat, muss erlaubt sein. Eine mögliche – aber nicht erlaubte – Antwort wäre, dass man das an Winfried Nachtwei outgesourct habe. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen hat nun eine aktualisierte Kurzfassung seiner Materialien zur Sicherheitslage in Afghanistan vorgelegt.

Eine Passage daraus illustriert nicht nur das freundliche Desinteresse der Bevölkerung, sondern auch das kollektive Versagen der politischen Parteien. Diese verharren lieber entweder in unkritischer Solidarität mit dem Militär oder in Totalverweigerung, nicht nur des Einsatzes, sondern des Nachdenkens darüber.

„Hierzulande dominiert – trotz aller Beschwörungen des comprehensive approach – eine militärfixierte deutsche Nabelschau:  auf die deutschen Soldaten, auf die Anschläge, Angriffe und eigenen Opfer, auf Einsatzregeln und Bewaffnung. Kaum wahrgenommen werden die Opfer auf afghanischer und alliierter Seite. Und notorisch ist die Nichtbeachtung der Arbeitsbedingen und Leistungen der deutschen Polizeiberater, Entwicklungsexperten, der afghanischen Friedenskräfte und -potenziale, der better news neben den vielen bad news, der Entwicklungen in anderen Provinzen des Norden, gar darüber hinaus.  Solche Wahrnehmungsmuster wirken systematisch entmutigend und lassen die notwendige „Phantasie für den Frieden“ vertrocknen. Sie garantieren, dass Chancen von Friedensförderung von vorneherein nicht erkannt werden, dass die Versuche, den Frieden zu gewinnen, aussichtslos werden. Die Ironie ist, dass gerade bei vielen Gegnern des ISAF-Einsatzes die Blindheit gegenüber Friedenspotenzialen in AFG besonders ausgeprägt ist.“ 

Es mag naiv klingen, aber statt Versorgungsposten für Parteifreunde zu schaffen oder Personal zur persönlichen Imagepflege einzustellen, wäre es eine sinnvolle Investition, wenn die angeblich an der „vernetzten Sicherheit“ so interessierten Ministerien in eine nachhaltige Berichterstattung investierten. Alternativ könnte man Herrn Nachtwei ja mal fragen, ob er mit etwas„crowd funding“ seine Aktivitäten auf diesem Gebiet ausdehnen würde. Ein Blick in das aktuelle Dokument beweist, dass sich das lohnen könnte.

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