User Generated Content 1940

Bilder vom Krieg sind immer auch Bilder, die von denen gemacht wurden, die ihn erlebten. Ein lesenswerter Beitrag sowie der Hinweis auf eine ebenso sehenswerte Ausstellung findet sich bei einestages, der Zeitgeschichtscommunity des Spiegels. Das, was neudeutsch „User Generated Content“ heißt, gab es also auch schon 1940. Umso seltsamer mutet es an, dass wir in der Öffentlichkeit kaum etwas von den aktuellen Einsätzen der Bundeswehr sehen – vor allem so gut wie nichts aus der Perspektive der Soldatinnen und Soldaten. Stattdessen werden durch die Medien entweder die unappetitlichen Schädelfotos oder die beiden bei Kunduz zerstörten Tanklastwagen zu Ikonen hochgejazzt. Die restriktiven Vorgaben der Bundeswehrführung tun ihr Übriges, um hier die dringend benötigten Gegenbilder vom Gelingen im besten Sinne des Wortes zu befördern verhindern. Ebenso wenig wie Soldatinnen und Soldaten in der aktuellen Diskussion keine Stimme haben, scheinen sie auch keine Augen zu haben.

7 Gedanken zu „User Generated Content 1940

  1. Meine Meinung. Gibt es eigentlich irgendwelche bloggenden Soldaten oder fehlt in Afghanistan der Internetanschluss? (Natürlich gibt es in den deutschen Camps Netz…)

    Sind die Bw-Soldaten irgendeiner restriktiven Zensur unterstellt, dürfen sie nicht berichten? Und die wenigen Fotos, die im Netz kursieren, sind von eingebetteten Journalisten (oder der US-Armee). Das BMVg stellt wahrscheinlich die Informationssicherheit über den Einsatz/die Missionen höher als das Informationsbedürfnis der Bürger. Aber so wie es jetzt gerade steht, hat nicht Jung die Informationshoheit, sondern die Presse.

  2. Stimmt. Es gibt wenige Bilder (Fotos) von deutschen Soldaten im Netz. Aber es gibt sie doch – z.B. http://www.flickr.com/photos/chaser01/

    Keine Ahnung, welche Restriktionen da erlassen sind. Jedenfalls finden sich deutlich mehr Galerien von Angehörigen der anderen ISAF-Streitkräfte (zB http://www.flickr.com/groups/68983083@N00/pool/) – allerdings ohne direkte zeitliche Zuordnung. Kann sein, dass auch deren PicSouvenirs schon ein paar Kontingente alt sind.

  3. @Stefan:
    Es gibt meines Wissens nach keinen aktiven Soldaten, der gegenwärtig aus Afghanistan Beiträge für Weblogs schreibt. Ich würde das auch keinem Soldaten empfehlen. Die rechtliche Situation ist so unklar, dass man sich Risiken aussetzen würde, auch wenn man meint, alles richtig zu machen.

    Die Photos von Flickr könnten bereits als Dienstvergehen bewertet werden. Wenn ich Soldat wäre, hätte ich diese nicht veröffentlicht. Das ist kein Vorwurf an den verantwortlichen Soldaten, sondern einer an die Führung, die hier m.E. Potential verschenkt.

  4. @weblog Sicherheitspolitik

    Nun läßt sich jedoch auch festellen, dass Soldatinnen und Soldaten auch ,und unter Beachtung der gesetzlichen Rahmenbedinungen, ein Forum suchen und brauchen, um sich auch einmal etwas „von-der-seele“ schreiben. Bei aller Bedeutung „Ich grüße den Stabsgefreiten Michael“ muß es doch möglich sein, dass Soldatinnen und Soldaten auch über die zeitgemäßen Formen sich mitteilen dürfen.

    Hätten Sie eine Idee – jenseits der grundsätzlichen friedensethischen und sicherheitspolitischen Debatte über den Einsatz deutscher Streitkräfte außerhalb der bündnisbezogenen Landesverteidigung?

  5. die dringend benötigten Gegenbilder vom Gelingen

    Medial erfolgreiche Erfolgsbilder? Ich bin mir nicht sicher, ob die ein Soldat unter Einsatzbedingungen mit einer Digikam machen kann.
    Bilder von Brunnenübergaben etc. sind einfach nicht sexy. Da stehen ein paar austauschbare Uniformen mit ein paar austauschbaren Bärten vor einer austauschbaren Hütte und gucken.
    Diese Bilder erzählen nichts, sprechen nicht an, sagen nichts aus.
    Letztens hab ich in eine Afghanistan-Doku reingezappt. Da fuhr ein Konvoi über eine neue Betonpiste in einer Kurve in den Bergen. Gefilmt wurde von oben von einem Berg.
    Das wirkte. Man fragt sich zwar, wie lange die Straße halten soll, aber Afghanistan ist halt nicht Bayern, und erstmal muß überhaupt eine Straße her. Dieses ziemlich neue Betonband hat eine Geschichte erzählt.
    Man hatte einen Eindruck von der Arbeit dahinter.
    Das gleiche gilt übrigens auch für die Bilder der zerstörten Tanklaster. Da wurden Feinde in flagranti vernichtet. Das ist die Aufgabe der Soldaten dort.
    Die Bevölkerung weiß das, auch wenn viele Parlamentarier zu feige sind, sich die Wahrheit einzugestehen.
    Das Desaster ist ein oberhalb von Klein gebautes PR-Desaster, wobei McChrystal ein Ehrenpreis für gute Talibanpropaganda gebührt. Wer die Tagesschau sieht und sich sonst nicht weiter informiert, muß den Eindruck haben, da wäre ein Kriegsverbrechen verübt worden, und Jung wolle vertuschen.

  6. Langsam, langsam, wer will den 1940 mit heute vergleichen? Während „privat“ gemachte Bilder von 1940, anders als der Photograph vermutlich wollte, mit ein paar Jahrzehnten Verzögerung in der Anti-Wehrmachtsausstellung o.ä. auftauchen, kann die zeitnahe Einstellung aktueller Bilder nicht nur einfach ein Dienstvergehen sein, sondern auch sicherheitsgefährdend. Auch die Talibs dürften sich sehr für bestimmte Personen, Fahrzeuge, Besucher, mil. Einrichtungen, Vorhandensein bestimmter, Waffen, Einheiten u.ä. interessieren. Es ist ja nicht alles böse Zensur, sondern im Krieg und ähnlichen Zuständen ist manches eben nun Mal auch sicherheitsrelevant.

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