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… – und zwar sehr aufmerksam – wird man wohl das erste „Enthüllungsbuch“ über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Die kommunikative Burka lüftet der zum Elite-Soldaten stilisierte Achim Wohlgethan. „Endstation Kabul“ heißt das Werk, das heute in Berlin vorgestellt wird. Dass mit so etwas zu rechnen war, hatte ich ja schon verschiedentlich geäußert. Dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht. Dass es allerdings der stern als Vorabmitteilung bringt, überrascht nicht. Schließlich bemüht sich das Magazin ja schon seit Jahren um Nähe zu den Spezialeinheiten der Bundeswehr.

Was jetzt – neben der genauen Lektüre des Buches – interessant sein dürfte ist die Reaktion der Bundeswehrführung. Die muss deutlich über das blutleere Statement des Ministeriums hinaus gehen, dass Wohlgethan aufgrund seines relativ niedrigen Ranges, die Sicherheitsstruktur nicht habe überblicken können. Ganz davon abgesehen, dass es eine der vornehmsten Aufgaben innerhalb der inneren Führung ist, allen Soldaten genau diesen Einblick zu geben, eben damit sie wissen, was sie tun. Diese Diffamierung wegen Dienstgrad hilft also nicht weiter.

Die FDP verlangt deshalb zu Recht Aufklärung und Die Linke beweist ihre sicherheitsspolitische Unkenntnis mit der Förderung nach einer Auflösung des KSK, dem Wohlgethan nicht angehörte (Er war Soldat in der 2.Kompanie des Fallschirmjägerbataillons 314 in Oldenburg, das im September 2002 aufgelöst wurde). Meine Prognose: Ein Untersuchungsausschuss des Bundetages sollte es schon sein.

Der wird dann unter anderem die offiziellen Antworten auf die Fragen zur Biographie von Wohlgethan finden, die u.a. Thomas Wiegold stellt. Dabei wird es hoffentlich auch gelingen, Verlags-Marketing und Fakten zu trennen. Noch spannender an diesen Fragen – vor allem aus der Kommunikationsperspektive – sind aber die inoffiziellen Antworten, die ehemalige Kameraden von Wohlgethan geben. In diesen habe ich bislang noch keine Unwahrheit entdeckt, und wenn die nun beginnen, in ihren Fotoalben und Videodateien zu kramen, können wir uns den ein oder anderen Track bald auf YouTube anschauen können. Obwohl sie es gern würden, dürfte es den Strategen im Ministerium schwer fallen, das zu unterdrücken. Darüber hinaus hoffe ich, dass die „Endstation Kabul“ vielleicht zum Startbahnhof einer intensiven öffentlichen Diskussion wird. Es wäre an der Zeit.

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