Einen interessanten Einblick in die Bundeswehr ermöglicht Stephan Löwenstein in der FAZ von heute (im Volltext leider nur für Abonnenten). Zwei Sachen fallen bei seinem Portrait des Standortes Munster besonders auf: Wehrpflichtige werden immer stärker zu Zivildienstleistenden in Uniform, die der mehr oder weniger kämpfenden Truppe Routineaufgaben abnehmen, und die Entkopplung zwischen Wehrpflichtigen und dem länger dienenden Offiziernachwuchs schreitet durch die Neuordung der Ausbildung voran. Statt gemeinsam mit den Wehpflichtigen wird der Führungsnachwuchs des Heeres seit 2006 in eigenständigen Offizieranwärterbataillonen ausgebildet. Während die einheitliche Ausbildung grundsätzlich zu begrüßen ist, bleibt zu hoffen, dass die Trennung zwischen Mannschaften, Unteroffizieren und Offizieren nicht eine ähnlichen Entkopplung zwischen Führern und Geführten nach sich zieht, wie sie beispielsweise in den USA, Frankreich oder Großbritannien zu beobachten ist. Aus eigener Erfahrung ist es nämlich genau dieses gemeinsame Erleben, das wesentlich zur Kameradschaft beitrug und eine zentrale Stärke der deutschen Streitkräfte war.
Auch im Hinblick auf die Einbindung der Bundeswehr in die Gesellschaft, ermöglicht der Artikel von Löwenstein eine Prognose. Durch die Konzentration der Bundeswehr auf einige größere Standorte, ist – ähnlich wie in den USA – zu erwarten, dass sukzessive quasi zivil-militärische Communities entstehen. Dennoch wäre es zu begrüßen, dass mit dem Rückzug der Bundeswehr aus der Fläche nicht der Rückzug aus der Gesellschaft beginnt. Der Rückzug aus der Wehrpflicht – und das lässt sich auch in diesem Artikel deutlich zwischen den Zeilen lesen – hat dagegen schon begonnen. Es wäre an der Zeit, auch diese neue Realität intensiver und nachhaltiger als bisher zu dikutieren, anstatt wie bisher das ein oder andere politische Sommer- wie Winterloch damit zu stopfen.