Einhegung statt Identitätsstiftung – Die Misserfolgsgeschichte der Inneren Führung

Am 14. September war ich eingeladen, einen Beitrag zum 11. Kolloquium Innere Führung in Koblenz zu leisten. Einen ausführlichen Nachbericht zum Kolloquium hat der Veranstalter, die Karl-Theodor-Molinari-Stiftung, auf ihrer Webseite veröffentlicht. Im Anschluss an das Kolloquium habe ich die zentralen Gedanken meiner Rede für das von der Evangelischen Militärseelsorge herausgegeben Magazin „zur sache bw“ aufgeschrieben. Mein Ansatz war es, das Thema aus der Perspektive der Unternehmenskommunikation zu betrachten. Meine These ist, dass es trotz – oder vielleicht auch wegen – des allgemeinen Schulterklopfens für den Erfolg des Konzepts der Inneren Führung auch eine Misserfolgsgeschichte gibt. Die aber wird nicht erzählt, was wiederum das Konzept schwächt. Den vollständigen Text als PDF gibt es hier zum Nachlesen. Das gesamte Magazin steht unter dem Leitthema „Was den Laden zusammenhält“ und man kann es sich auf dessen Webseite herunterladen.  Wie immer gilt: Diskussion ausdrücklich erwünscht.

Ein Gedanke zu „Einhegung statt Identitätsstiftung – Die Misserfolgsgeschichte der Inneren Führung

  1. Sehr geehrter Herr Stoltenow,

    Ich bin über Ihre negative Sicht auf die Innere Führung als Konzept überrascht und muss auch sagen, dass aus meiner persönlichen Sicht der Artikel selbst (Die Innere Führung als Konzept des „Staatsbürgers in Uniform“ ist eine Geschichte des Misserfolgs,…“) deutlich weniger differenziert als es der Blog-Eintrag erwarten ließe.
    Ich war fast parallel zu Ihnen Soldat (Eintritt 1990) und habe grundsätzlich die geliche Laufbahn durchlaufen, nur dass ich bei der Instandsetzungstruppe des Heeres gedient habe. Meine durchaus abweichende Bewertung des Konzeptes der Inneren Führung sowie dessen Anwendung in der Bundeswehr mag bereits wesentlich davon beinflusst sein, dass in der InstTr das Prinzip der „funktionalen Disziplin“ im Vordergrund stand (und ich hoffe noch steht). Daneben habe ich nicht nur, aber eben doch immer wieder Vorgesetzte gehabt die sogenannte charismatische Führer waren.
    Ich kann die auf der OSH eingebimsten 10 Grundregeln der Inneren Führung nicht mehr rezitieren, das ist aus meiner Sicht auch gar nicht nötig, weil für mich insbesondere zwei Prinzipien besonderes wichtig waren und sind: Führen durch Vorbild und Auftragstaktik. Das von Ihnen angeführte „Elitenproblem“ sollte sich gar nicht stellen, wenn hinreichend stringent durch Vorbild (also auch im Bereich Innere Führung) geführt wird, dadurch ergibt sich ganz automatisch, dass auch die Prinzipien der Inneren Führung weitergegeben werden, ohne dass ich notwedigerweise dafür (eine trotzdem zweckmäßige) Schulung für „Menschen mit niedrigerem Bildungsgrad“ (wo ziehen sie denn da die Grenze?) erfolgen muss. Das Prinzip der Auftragstaktik wiederum fordert und fördert das Personal in allen Ebenen der Durchführung, sorgt für mehr eigenes Denken und Durchdenken der eigenen Handlungen und zeigt mir und erweitert im Friedens- und Übungsbetrieb das Potential der bzw. ggf. auch dessen Grenzen. Diese muss ich genauso kennen, damit ich im Einsatzfall die richtigen und richtig bemessenen Ressourcen zu Einsatz bringe. Ich bin daher weiterhin davon überzeugt, dass das Konzeot der Inneren Führung gut ist. Die Anwendung bedarf natürlich einer ständigen Anpassung.
    Ja, Soldaten sind Bandbreite an gemachten Erfahrungen exzellente Geschichtenerzähler, was sich aus meiner Sicht perfekt in das von mir skizzierte Bild einfügt. Warum, dass allerdings wichtig sein soll um Ihren Handlungen/Erlebnissen gerade „nachträglich“ einen Sinn zu verleihen, erschließt sich mir nicht. Hier schwingt für mich mit, dass die Handlungen ansonsten primär sinnlos wären, sollte das das Resümee Ihrer Dienstzeit sein wäre das sehr bedauerlich. Ich wiederum halte Storytelling für eine der besten Möglichkeiten, Information möglichst nachhaltig in Köpfen zu verankern und das tue ich möglichst im vorher und nicht nachher.
    In der Leitung von Seminaren zum Thema Fremdenfeindlichkeit, Extremismus und Gewalt an der TSH/FSHT sind mir durch Kameraden, die zeitweise in der Fallschirmjägertruppe verwendet waren, immer wieder Auffälligkeiten aus der Fallschirmjägertruppe berichtet worden (deutlich häufiger als aus jeder anderen TrGattung). Zusätzlich ist mir durch ein Familienmitglied, dass mehrere Jahre Fernspäher war, ein Einblick in die dort vorherrschende Interpretation des Konzeptes der Inneren Führung gewährt worden. Es mag also durchaus sein, dass auch Ihr (aus meiner Sicht) spezieller Verwendungsbereich Ihr Bild wesentlich mitgeprägt hat.

    Mit freundlichen Grüßen

    Karsten Benkel

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