Das Arbeitsleben ist kein Ponyhof

Eine wesentliche Fähigkeit – im Militär wie ein der Kommunikationsberatung – ist es, die Absicht der übergeordneten Führung (wir nennen es Kunde) zu erkennen und umzusetzen. Im Gefecht wie in der Kommunikation ist dabei Kreativität gefragt.

Wenn also die Chefin der Behörde, die für die Führung der Streitkräfte verantwortlich ist, sagt: „Das Verteidigungsministerium hat eine ganz besondere Aufgabe, aber es funktioniert ansonsten wie ein faszinierender weltweit tätiger Konzern. Dazu gehören eine Reederei, ein Flottenverband, ein Luftfahrtunternehmen, ein Krankenhausverbund, Logistik, um nur einige Themen zu nennen.“ würde ich von einer Kommunikationskampagne, die darauf abzielt, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen – und den bereits Gewonnenen Anerkennung zu Teil werden zu lassen – genau zwei Dinge erwarten: Die ganz besondere Aufgabe und das Faszinierende daran zu vermitteln.

Die Personalwerber und ihre Agentur, die sich zuletzt mit einer an Frauen gerichteten Kampagne, blamiert hatten, versuchen es jetzt so.

 

So richtig gut, kommt das bei vielen nicht an, wie unter anderem die Diskussionen bei Augen geradeaus! und auf der Facebook-Seite der Bundeswehr zeigen. Interessant ist dabei auch der folgende Dialog, der nicht nur zeigt, wie dünnhäutig die Verantwortlichen für die Facebook-Seiten sind, sondern auch, dass es dort jemanden gibt, der mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung Probleme zu haben scheint.

Die, zugegeben, nicht wirklich freundliche Bemerkung Vllt. sollte sich mal einer in anderen Ländern umgucken ,wie dort geworben wird und nicht Geld mit so einem Schwachsinn rauswerfen.“ beantwortet ein Sebastian mit dem Hinweis:Hallo, als Soldat bei der Bundeswehr solltest du auch über den §17 Soldatengesetz: Verhalten in der Öffentlichkeit bescheid wissen. Die Werbung deines Dienstherren als Schwachsinn zu beschreiben ist da eher nicht angemessen. /Sebastian

Das ist, salopp gesagt, Schwachsinn – und Community-Management aus der Hölle.

Diskussion-Facebook neu

 

Ach ja. Gibt es denn eigentlich weltweit tätige Konzerne, die Faszination vermitteln? In Deutschland? Ja, und dass diesem gelingt und der Bundeswehr nicht, lässt einen als Offizier und Kommunikationsberater dann doch die Haare raufen.

6 Gedanken zu „Das Arbeitsleben ist kein Ponyhof

  1. Der Spot der Bahn überzeugt – er zeigt spannende Seiten der vielfältigen Möglichkeiten bei dem Konzern und vermittelt sogar so etwas wie Freude beim Zuschauen. Ein Gefühl, dass mir persönlich oft fehlt, wenn ich Beiträge zum „Unternehmen“ Bundeswehr verfolge.

  2. Sehr geehrter Herr Stoltenow,
    Mit Interesse habe ich Ihren Blog überflogen und bin nun bei der Diskussion um den Werbespot der DB hängen geblieben. Ich selber bin auch Soldat und bereits mehrfach im Bereich der Nachwuchswerbung und Imagekampagnen tätig gewesen. Im Grunde bin ich auch nicht zu 100% von der Nachwuchswerbung der Bundeswehr, vor allem im TV überzeugt. Jedoch sollte man dabei immer folgendes bedenken. Zum einem steht da das Budget im Vordergrund. Die DB hat im wesentlichen ein Vielfaches an Geld zur Verfügung, als es der Verteidigungshaushalt den Streitkräften zur Verfügung stellt. Zum anderen ist es schwierig den Job des Soldaten der auch mit Tod, Einsatz und Verwundung konfrontieren kann als schmackhaft zu verkaufen. Persönlich finde ich übrigens, dass die Art und Weise der Spots der Bahm sich mit unseren nicht großartig unterscheiden. Jedoch ist das eine Diskussion die ins Unendliche schießen kann. Jedoch kann gesagt sein, dass auch die Bundeswehr in den verantwortlichen Stellen sich über die Außenwirkung eines Blogs durchaus im Klaren ist.

    Lg

  3. In Sachen Öffentlichkeitsarbeit:
    Es kann auch gut gemacht werden. Wie dieses Video zeigt:
    https://www.youtube.com/watch?v=ITeOOOoeFjk

    Es währe spannend zu wissen welche Medien Agentur dahinter steht.
    Noch interessanter wäre es zu wissen, wieso die BW nichts damit zu tun haben möchte. Andere auffallend gute Beiträge von dritten z.B. von öffentlich Rechtlichen Medien/ Rüstung etc. werden ja gerne, wenn Sie von der Länge her und thematisch einigermaßen passen, in eigene Medien w.z.B. dem YT Channel aufgenommen und bekommen sogar ein BW Branding.
    Hätte man die Übung besser in einem Solarpark abhalten sollen?

    Ansonsten, könnte man sich glaube ich ohne weiteres 3 dicke Scheiben davon abschneiden.

    Ein solches Video kommt ohne Kitsch und ohne „Karriere“ aus, es überzeugt einfach nur durch eins: Professionalität. Dies ist es, was man Erwarten darf, wenn es um „Staatbürger in Uniform und einem Gewehr im Anschlag“ geht.

  4. Hallo Frank. Danke für den Hinweis. Produziert hat das Video eine Produktionsfirma aus dem Saarland, brainworks unlimited, im Auftrag der VSE AG, einer Tochter des RWE-Konzerns (http://vimeo.com/106482093). Insofern ist ein gewisses Maß an Professionalität auch nicht weiter überraschend. So außergewöhnlich herausragend fand ich den Film zwar nicht, aber handwerklich ist das schon ok.

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