Waffenloser Dienst

Wer meinte, nur Studierende kämen auf die Idee waffenlos für die Bundeswehr zu werben, muss sich spätestens jetzt eines Besseren belehren lassen. Das kann die Bundeswehr schon ganz alleine. In diesem Fall für den Freiwilligen Wehrdienst. Film ab:

„Bürokauffrau light“

„Sonnenaufgang auf See“

Die Videos der design akademie berlin sind übrigens mittlerweile aus Vimeo entfernt worden. Es gibt sie jetzt „exklusiv“ auf dem YouTube-Channel der Bundeswehr. Ihre eigene Projektbox hat sich die design akademie damit auch zerschoßen. Soweit zum Thema virale Effekte nutzen. Spitzenleistung!

23 Gedanken zu „Waffenloser Dienst

  1. Minderheitenzentrierte Nachwuchswerbung war schon mal stilvoller:
    http://www.youtube.com/watch?v=jzFnGm_0f3o

    Ansonsten respektiere ich den Mut der Macher der oben gezeigten Videos. Bislang ging man davon aus, dass man für unspektakuläre Tätigkeiten geeignete oder interessierte Menschen indirekt über die spektakuläreren Aspekte des Soldatenberufs ansprechen kann. Nach dem Motto: „Beim KSK sind leider gerade keine Stellen frei, aber wir hätten hier noch was bei den Fernmeldern.“ Dass man hier den völlig entgegengesetzen Weg gegangen ist und die langweiligsten und unglamourösesten Aspekte in den Vorgrund gestellt hat zeigt, dass hier echte Querdenker am Werk waren!

    Durch den hyperkonventionellen Stil ist es den Machern zudem gelungen, die Langeweile des Jobs der Bürokauffrau besonders lebensecht zu vermitteln. Wer sich dennoch bewirbt, wird wohl keinerlei Illusionen anhängen oder unrealistischen Enthusiasmus oder gar Ehrgeiz mitbringen. Da beginnt die Bestenauslese schon bei der Werbung!

    Nur das mit der Phantom, die kurz im Hintergrund zu sehen ist, finde ich gerade in Zeiten eines Oberst Klein heikel (sind Arnold/Malczak schon informiert?). Gut, das Teil ist aus den 50ern und seit Vietnam nicht mehr im Einsatz geflogen, aber muss man Kriegstechnik derart zur Schau stellen? In Deutschland laufen genug kleine technikbegeisterte Rambos rum, die sich von so etwas angezogen fühlen. Nicht auszudenken, was passieren könnte wenn die aufgrund solcher dezenten Hinweise rausfinden, dass die Bundeswehr vereinzelt auch modernes Gerät verwendet. Am Ende bewerben die sich noch!

  2. @Delta: Ist die stillgelegte Phantom nicht eine hinreißende filmische Übersetzung dafür, dass wir es Ernst meinen mit Schwertern zu Pflugscharen?

  3. Ich mag den Stil. Er ist endlich mal ehrlich und nicht überzeichnet wie in der Vergangenheit. Langweilige Tätigkeiten gibts ja bekanntlich überall. Die meisten, die hier posten, gehen einer solchen nach ^^

  4. @Sascha Stoltenow
    „Ist die stillgelegte Phantom nicht eine hinreißende filmische Übersetzung dafür, dass wir es Ernst meinen mit Schwertern zu Pflugscharen?“

    Die philosophische Ebene des Spots ist mir glatt entgangen; danke für den Hinweis! Man könnte ihn glatt auf dem nächsten Evangelischen Kirchentag aufführen, ohne dass er dort provozieren würde.

  5. Immerhin den korrekten militärischen Terminus zum Stichpunkt Dienstgrade bei weiblichen Soldaten hätte ich mir im ersten Video dann doch gewünscht.
    Positiv:Die Szene des gemütlichen Kaffeekränzchens auf dem Flur hat für mich starken Wiedererkennungswert und zeichnet ein realistisches Bild von einer der eventuell wichtigsten Tätigkeiten in der begrenzten Dienstzeit eines/einer FWD im Stabsdienst.

  6. Wer ist eigentlich für solche Spots verantwortlich? Es kann doch nicht angehen, dass soviel Genius ohne angemessene öffentliche Anerkennung in irgendeinem Hinterzimmer sein Dasein fristen muss.

  7. @Delta 0219

    das sind wohl die neusten Produkte der neuen Medienprofis aus Straußberg! Die AIK ist hier federführend.

  8. @Blutze

    doch, die Filme sind im Auftrag vom Persamt von der AIK produziert worden. Gefilmt wurden die Filme wohl von einem eingekauften Filmteam.

  9. Den schwimmenden HG gibt es auch in der W.D.D.-Fassung. Hier lässt sich sehr gut erkennen, welche Bedeutung ein intellektuell überzeugender Rahmen für die Arbeit mit Bewegtbild hat. Auf Deutsch: W.D.D. ist als Format so gut, dass selbst die AIK es nicht falsch machen kann.

  10. Hauptsache, es gibt noch irgendeinen, der eine Waffe trägt. Und den man im Notfall betreuen kann. Vom Stab aus oder als Navigator. 🙂 Wenn der allerdings mal wegstirbt, dann sieht es bitter aus.

  11. Der Spot mit der OG Bürokauffrau läuft übrigens tatsächlich so im Fernsehen, habe ich am Wochenende zur besten Sendezeit feststellen dürfen.

  12. @planlos

    Personenauswahl, Maske, Statements, Endfassung, Kernbotschaft wurden vom PersAmt verantwortet. Zumindest bis letzte Woche. Also vor dem großen Erfolg.

  13. Zwar kann man sicherlich über die Art und Weise streiten, jedoch finde ich, gerade weil die Erfahrung der BW mit Werbung im TV noch in den Kinderschuhen steckt, kann man nicht erwarten, dass dort gleich ein Spot im Stile der Marines entsteht. Schaut euch mal Werbung der US Army aus den 90zigern an, das ist eins zu eins vergleichbar mit diesem nervtötenden „Studium und Beruf bei vollem Gehalt von Anfang an. Bundeswehr minus Karriere.de“-Gerede!!

    Als Beispiel: http://www.youtube.com/watch?v=U32WiOxmIBM

    Ganz abgesehen davon, glaubt denn jemand ernsthaft, dass in einem Land wie Deutschland eine andere Art Werbung wie die oben gezeigten Clips überhaupt denkbar ist?? Ein Land, in dass sich durch jahrzehntelange friedenspolitische Umerziehung das Bild des Samariters in Uniform mit der Waffe nur zur Zierde dermaßen eingebrannt hat? Ich würde jubeln, wenn anderes möglich wäre und die Spots ihren Fokus mehr darauf legen, was Soldatsein tatsächlich bedeutet, dass der Beruf eben auch Berufung ist und dass es einen mit Stolz erfüllen kann, dazuzugehören (Stichwort: 99% need not apply) Allerdings bin ich mir noch nicht einmal sicher, wie tief ein solches Selbstverständnis überhaupt in der Truppe selbst verwurzelt ist, die doch die Verantwortung für die fast schon ins Lächerliche abgleitende Selbstdarstellung („Lust auf neue Klamotten“ + diese unsäglichen Radiospots) trägt und jahrzehntelang am Freitag Mittag gar nicht schnell genug die Uniform ablegen konnte, um in Zivil nach Hause fahren zu können…

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