Im Feldtest

So langsam kommt Struktur in das Kommunikationsmanagement der Bundeswehr. Derzeit laufen zwei Umfragen bzw. Feldtests zur Neugestaltung der Kommunikationsmedien. Auf Surveymonkey kann man seine Meinung zu dem nachfolgenden Plakatentwurf äußern.

Plakatentwurf

Grundsätzlich die richtige Richtung, selbst wenn der Flecktarn nicht nach Afghanistan passt. Auffällig ist die Bild-Text-Schere, denn das „Wir“ durch einen Soldaten zu symbolisieren, passt nicht, und die „Verpunkterei“ des Fließtextes weist eher auf eine massive Lese-Rechtschreib-Schwäche als auf den Dienst an Deutschland hin.

Wie wäre es mit einem alternativen Text? Zu realistisch?

Plakatentwurf alternativ

Aber er hätte vielleicht den Vorteil, dass dann die Richtigen zur Bundeswehr kommen. Die, die nicht schon nach vier Wochen die Flinte ins Korn schmeißen.

Auch Online tut sich etwas. Hier werden bei einer Umfrage die folgenden Startseiten zur Abstimmung gestellt.

entwurf-startseite-bundeswehr-1.jpg

entwurf-startseite-bundeswehr-2.jpg

Mir gefällt die grundsätzliche Richtung, allerdings erfolgt keine konsequente Trennung des Ministeriums von der Truppe. Besser wäre meines Erachtens ein eher neutraler Auftritt des Ministeriums, der sich auch gerne der Motive aus den Streitkräften bedienen soll sowie eigene, auch in der Bildsprache ihre Herkunft betonende, Auftritte der Teilstreitkräfte.

15 Gedanken zu „Im Feldtest

  1. Genau das Problem mit dem „Wir” und dann dem einzelnen Soldaten haben mein Freund und ich auch bemängelt. Außerdem finde ich, dass das Plakat für zukünftige Soldaten eher abschreckend wirkt und Vorurteile schürt. Den Begriff „Verpunkterei” für den Text finde ich sehr treffend.

    Grundsätzlich ist ein Relaunch der Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr sehr begrüßenswert. Das Plakat – wie oben gezeigt – erfüllt allerdings nicht meine Erwartungen an diese Neuausrichtung.

    Außerdem wäre es bei den Online-Testseiten schön gewesen, wenn auch das obere Textfeld (wie die anderen Kategorien etc.) mit einem vernünftigen Text und nicht mit Lorem Ipsum gefüllt gewesen wäre. So wirkt es unprofessionell und fehlerhaft.

    Hättest du noch einmal den Link zu der unteren Umfrage? Hier endet er mit ”/done.html” und somit kann man nicht mehr an der Umfrage teilnehmen.

  2. Hallo Fenja, danke für den Hinweis. Der korrekte Link, der auch über die Startseite der Bundeswehr (rechte Seite) erreichbar ist, lautet: http://op.tns-emnid.com/wi/bw/start.php?seite=1

    Ich habe ihn auch im Beitrag ergänzt.

    Zu den Webseiten-Entwürfen: Dabei handelt es sich um erste Scribbles. Da ist es durchaus erlaubt, Blindtext zu nutzen. Es ist zumindest ein gutes Signal, dass man das von Seiten der Bundeswehr offener als bisher diskutiert.

  3. Um einmal den ersten Kritikpunkt aufzugreifen…das „Wir“…
    Ich habe damit kein Problem. Die Uniform repräsentiert nicht den einzelnen Soldaten, sie repräsentiert „die Bundeswehr“. Da jedem bekannt ist, dass eben diese Bundeswehr aus mehr als nur einem Soldaten besteht, ist dieses Wörtchen „Wir“ durchaus angebracht.
    Die „Verpunkterei“ ist schon vielfach negativ aufgefallen und wird meistens ironisch bis zynisch kommentiert und abgelehnt.

    Die Bemühungen, die Bundeswehr den Mitbürgern näher zu bringen, sie vielleicht sogar an dem Bundeswehralltag zu beteiligen, sind positiv zu bewerten und längst überfällig. Im Hinblick auf die immer weniger werdenden Berührungspunkte zwischen Bundeswehr und Gesellschaft letztendlich auch notwendig. Notwendig, um aus dem „freundlichen Desinteresse“ vielleicht Interesse werden zu lassen.
    Ich denke, dass aber „Information“ im Vordergrund stehen sollte und im Interesse der Glaubwürdigkeit und Akzeptanz auch eine offene, reflektierte und selbstkritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Bereich „Bundeswehr“ notwendig ist.
    Es bedarf einer anderen Informationsstrategie um den Bürger mit dem Staatsbürger in Uniform zu konfrontieren als die, die wir aus der Werbung für Autos oder Waschmittel kennen. Wenn die Bundeswehr nach Außen als „Dienstleister“ dargestellt wird, dann tut man damit weder der Institution selber noch den Angehörigen der Streitkräfte einen Gefallen.

    Vielleicht sollte man einmal die „Betroffenen“ fragen, wie sie sich eine Darstellung ihrer Person, ihres Berufes, ihrer Tätigkeiten…ihrer Bundeswehr vorstellen….!

    Nicht nachzuvollziehen ist daher die Tatsache, dass auf Surveymonkey Bundeswehrangehörige von der Umfrage ausgeschlossen sind…gerade die Gruppe, die von dieser Plakataktion doch am meisten betroffen ist…

    Aber im Hinblick auf das Problem mit der Nachwuchsgewinnung muß eben die eine oder andere Kröte geschluckt werden…

    Dass verwendete Foto scheint auch aus den Anfangstagen des Afghanistaneinsatzes zu stammen. Als Bundeswehrsoldaten noch relativ ungeschützt und ungefährdet durch die Straßen patrouillieren konnten…
    Etwas mehr Realitätssinn und ein Hang zum Zeitgemäßen – auch wenn es am Positiv-Image kratzt – ist für eine ernstzunehmende Außendarstellung allerdings unverzichtbar.
    Einfach mal ein wenig ehrlicher sein.

    Klar, es geht um den Nachwuchs. „Karriere Bundeswehr“…aber brauchen wir den jungen Soldatin oder die junge Soldatin die zwar wissen wie viel sie jeden Ersten auf dem Konto haben, die aber mit dem Begriff „Staatsbürger in Uniform“ überhaupt nichts anfangen können ?

    Es geht eben nicht um Imagepflege…sondern darum, die Bundeswehr, die Soldatinnen und Soldaten, den Mitbürger in Uniform, im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern. Das geschieht nicht durch Hochglanzprospekte im DIN A4 Format sondern durch Nähe, durch die Darstellung von Berührungspunkten und der Schaffung von Identifikationsfaktoren. Die Truppe zum Anfassen.

  4. @Stef: Sehr gute Punkte, vor allem der, die Betroffenen zu fragen. Hier geht beispielsweise die Mär, man habe den Sinnspruch „Wir.Dienen.Deutschland.“ ausreichend intern getestet. Ich habe da so meine Zweifel – selbst wenn ich ihn gut finde.

    Was den Dienst in der Bundeswehr attraktiv machen kann, ist die damit verbundene Anerkennung. Und die beginnt nun mal mit den aktiven Soldaten. Wer diese aber – wie im Falle der Radiospots – karrikiert, dem glaube ich nicht, dass er bereit ist, mich anzuerkennen.

    Zu dem Thema noch ein Verweis auf einen Artikel von mir in The European: http://www.theeuropean.de/stoltenow/5823-bundeswehr-in-der-mediengesellschaft

  5. Anerkennenswerte Aktivitäten! Dennoch haben diese Entwürfe wie alle Seiten der Bw stets etwas Staatstragendes geleitet von dem ehernen Ziel ein Motto, eine Botschaft vermitteln zu müssen. Ja, man will gefallen. Wir.Dienen.Deutschland. Mein Gott, geht’s auch etwas kleiner. Ein gesunder kritischer Umgang wäre weitaus besser. Für mich sind da die Seiten http://www.army.mil/ oder der US Air Force führend.

  6. @TestUser: Das Staatstragende ist auch dem Umstand geschuldet, dass das Militär nicht vom Ministerium getrennt auftritt (was meine Empfehlung wäre). Die Teilstreitkräfte in den USA (Army, Navy, Air Force, Marines, National Guard) sind da wesentlich eigenständiger.

  7. Danke! Wäre das nicht ein Ansatz? Nur nicht den Geißler spielen, aber bei so viel „Uniformität“ in den Publikationen, kann man doch nicht ernsthaft von „freier“ Berichterstattung sprechen. ….

  8. @TestUser: Natürlich wäre das ein Ansatz. Es wäre sogar der „richtige“, aber auf mich hört ja keiner 😉

  9. Nur am Rande: Warum greift die Bundeswehr für die PÖ wie auch für die Nachwuchswerbung stets auf uraltes Bildmaterial zurück? Das erste Bild (FschJg in AFG) stammt von 2002/2003. Selbst in „aktuellen“ Broschüren wird die Multinationalität immer mit Bildern dargestellt, die aus Mitte der Neunziger stammen (PfP, IFOR), aber ohne zeitgeschichtlichen Bezug. Schwelgen die älteren verantwortlichen Offiziere da vielleicht zu sehr in eigenen Erinnerungen (Boah, damals in Belet Huen …“) oder liegt es daran, dass maßgeblich Externe beteiligt sind, die im Archiv nach allgemeinen Kriterien suchen („Wir brauchen da so ein Bild mit so ’nem Soldaten in der Bevölkerung und so …“), sich aber nicht mit lästigen Details beschäftigen wollen?

  10. @Ben: Gute Frage, auf die ich auch keine schlaue Antwort weiß, zumal ja im Flickr-Konto der Bundeswehr sehr geeignetes Material zu finden ist. Ein weiterer Faktor könnte sein, dass es kein Bundeswehr weites Media Asset Management gibt, das entsprechend verschlagwortet ist. Dessen Aufbau lohnte sich jetzt vermutlich auch nicht, bzw. dauerte.

    Was sich aber lohnte, wäre wohl eine Crowdsourcing-Initiative, mit der Bw-Angehörige und Journalisten ermutigt würden, Bilder – auch gegen Bezahlung – zur Verfügung zu stellen. In der Y oder der DBwV-Zeitschrift tauchen bspw. immer wieder gute Bilder auf. In kurz: Managementproblem 😉

  11. Die beiden Entwürfe für eine neue Bundeswehr-Homepage stammen aus einem frühen Stadium und zeigen in zwei Varianten, wie unterschiedlich man im gleichen Layout mit der Bildsprache arbeiten kann. Die beiden Plakatentwürfe sind nicht von uns (Pixelpark).

  12. Hallo Herr Wigger: Danke für die Information, und wie ich schon mal twitterte – Good, but you can do better! 😉

  13. Die Farbe und das „Wir“ erinnert sehr an die Selbstdarstellung EINER Partei und ist m. E. völlig unangebracht.
    Es ist der jämmerliche Versuch Gemeinschaft in einer Zeit zu suggerieren, in der aus politisch Fragwürdiger Sichtweite die Wehrpflicht abgeschafft wurde.

    Wie sagte Tommy Sands? „Those who give the orders are not the ones who die.“

    Wir täten besser daran Politiker zu wählen, die vernünftige, weitreichende Entscheidungen träfen, die uns begeistern, die uns nachvollziehbare Entscheidungen treffen.

    Wir sind nämlich lieber bei unserer Familie, denn am anderen Ende der Welt.

    Zum Plakat: Deutschland steht also völlig unbeteiligt, mit unpassender Ausrüstung (Sturmgewehr, aber kein Helm?, unpassende Tarnung für Sand/Wüste/Stadt), bewaffnet in einem Haufen exotisch anmutender Zivilisten/Kinder. Wir würden gerne helfen, haben aber leider beide Hände voll mit unseren wertvollen Waffen, die wir nicht wirklich einsetzen können, weil wir wissen, dass es dann (unschuldige) Opfer gibt.

    Ja, finde ich passt.

    Wie hieß es „damals“ bei der UN in Rest-Jugoslawien?

    Was ich hier mache? Einen schlechten Eindruck!

  14. @John-Nick
    „Deutschland steht also völlig unbeteiligt, mit unpassender Ausrüstung (Sturmgewehr, aber kein Helm?, unpassende Tarnung für Sand/Wüste/Stadt),“

    Was hat das Tragen eines G36 mit dem zwingenden Tragen eines Helms zu tun??? Barett ist im Zweifel bei einer Fußpatrouille die wesentlich sinnvollere Kopfbedeckung! (außerdem sieht man ja einen FschJg, da gehört das Barett ja quasi immer dazu 😉 ).

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