Erinnerungen – persönlich

Genau heute vor 20 Jahren, am 2. Oktober 1989, fuhr ich mit der Bahn von Wiesbaden nach Lebach, um meinen Dienst als Offizieranwärter im Fallschirmjägerbataillon 261 anzutreten. Bis nach Saarbrücken war der Zug noch mit normalem Publikum besetzt. Dann, in der Bimmelbahn entlang Orten mit so sprechenden Namen wie Quierschied, Wemmetsweiler und Wustweiler, prägten junge Männer mit sportlichen Haarschnitten das Bild. Einer, mit rasiertem Schädel, saß mir schräg gegenüber. Maulfaul und unter dem Eindruck seiner Frisur rang ich mich zu einem „Na, auch 12 Jahre?“ durch. „Nö, nur vier.“ Es war der Beginn einer Freundschaft, die – mit Hoch und Tiefs -, heute noch Bestand hat. Auch professionell sind die Bande bestehen geblieben. Wir machen beide was mit Medien.

Medien 1989 war vor allem die Max. Das große Format, die Fotos waren eine Offenbarung, und wir wollten – noch bevor wir Fallschirmjäger waren, Werber werden. Am besten wie Holger Jung – der hatte schließlich auch keine Haare – und Jean-Remy von Matt. Vom Internet hatten wir mal gehört – und es gleich wieder vergessen. Es gab keine Blogs, es gab kein Twitter, keine Digitalkameras (d.h. sämtliches belastendes Material aus unserer Jungfallschirmjägerzeit ist allenfalls in analogen Archiven zu finden), kein YouTube. Wir lebten analog. Es war eine schöne Zeit.

Heute ist es auch schön, nur Teile der Bundeswehr scheinen vor allem in Fragen der Kommunikation vor 20 Jahren stehen geblieben zu sein. Auch das ein Grund, warum ich dieses Blog schreibe – ich will dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Was mich dabei am meisten erstaunt: Pro Tag interessieren sich zwischen 1.000 und 1.500 Leserinnen und Leser dafür, was ich schreibe. Allein im September waren mehr als 40.000 Besucher hier. Heute ist ein guter Tag, dafür Danke zu sagen: „Danke – und auf die kommenden 20 Jahre.“

10 Gedanken zu „Erinnerungen – persönlich

  1. Vernetzen – Verlinken und darüber in Kommunikation zu kommen. Das ist die Zukunft.
    Weiterhin, viel Erfolg

  2. Stehengeblieben schon – aber eher vor 60 Jahren. Das Gefecht hoher Intensität wird – jetztige Führungskultur vorausgesetzt – nach wenigen Tagen eingestellt werden müssen, weil jeder Stabsoffizier jede Lagemeldung mit der Begründung, am Bildschirm nicht lesen zu können, ausdrucken wird, um sie mit verschiedenfarbigen Schmierereien zu verzieren und sie dann zwecks Weiterleitung von einem Untergebenen abtippen zu lassen.

  3. Vielen Dank für die unermüdliche Informationsarbeit!

    Als junger Offizier nach dem Studium muss man öfter erleben wie mangelnde Medienkompetenz und steigender Dienstgrad korrelieren. Allein die Beantragung eines Internetzuganges ist an hohe Hürden geknüpft, von der Benutzbarkeit desselben durch die Verwendung veralteter Software mal ganz abgesehen.

    LoNo-Spam, nicht stattfindende Auswertung von Befehlen ( früher mal Kernkompetenz des militärischen Führers) sondern Weiterleitung mit „zur Kenntnisnahme“ sowie ein nicht vorhandenes Dokumentenmanagement geschweige denn verbindliche Vorlagen für Dokumente sind die interne Seite.
    Zu kleine Videobilder von den EKT auf nicht auffindbaren Seiten im Bw-Internet-Auftritt versteckt, verbunden mit stetigen Ausfällen der Server und einer, die Usability schon fast mutwillig herabsetzende, Barrierefreiheit und Standardisierung des Auftritts die externe.

    @Mono: Welches Gefecht? Jeder KpChef wird doch erstmal den LVU wochenlang per Powerpoint vorbereiten lassen, verbunden mit 3 Generalproben und Dienstaufsicht. Und die ganze IT dürfen wir ja jetzt eh nicht mehr mitnehmen seitdem BWI das Ruder übernommen hat. Auch und zum Verlegen in den Einsatz müssen wir dann noch die Fahrzeuge 4 Wochen vorher bei BwFuhrpark bestellen. Wenn sie denn dann genug stellen können und die Budgets noch nicht ausgeschöpft sind für dieses Jahr.

  4. Die Herren Mono und Stefan scheinen in der Bundeswehr nicht die richtigen Bekannten getroffen zu haben. Ich habe einen anderen Eindruck von der Leistungsfähigkeit sowohl junger als auch älterer Offiziere gewinnen können, auch im Hinblick auf Kommunikation und Nutzung moderner Medien.

  5. @Hans Heinrich Dieter:

    Das mag sein, ich habe die Hoffnung auch noch nicht aufgegeben. Vor allem Kameraden aus anderen Organisationsbereichen haben durchaus Positives zu berichten.
    Es gibt eben gute und schlechte Beispiele, meistens bleiben einem leider nur die schlechten in Erinnerung.

    Manchmal habe ich aber das Gefühl von Verteidigungsbeamten umgeben zu sein. Vor allem in der so genannten „Etappe“ hat die Bundeswehr relativ viel Speck angesetzt, während die Truppe vor Aufträgen gar nicht mehr weiß wo sie anfangen soll. Dort wirken sich die schlechten internen Kommunikationsstrukturen besonders stark aus. Immer neue Verwaltungsvorschriften, Entzug von Kompetenzen auf der unteren Ebene, zusätzliche Meldetermine, alles verteilt per Email über ein überfordertes Netz, wichtige Informationen dann immer in den Anhängen usw. rauben der Ausführungsebene Zeit und Nerven.

  6. @Stefan

    Sie sprechen die Probleme der überbürokratisierten Bundeswehr richtig an. Diese Strukturprobleme gilt es zu überwinden und dann wird das Kommunikationsverhalten auch entspannter und besser. Gut, dass Sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben haben.
    Leider beeinträchtigt die Bürokratie auch die Auftragserfüllung im Einsatz. Hier müsste zunächst der Schwerpunkt von Reformanstrengungen liegen.
    Siehe auch: http://www.md-office-compact.de/BurokratieimEinsatz.htm

  7. @J König So nenne ich das wenn Befehle von obersten Kommandobehörden mit einem Rattenschwanz an Weiterleitungen, jeweils mit dem Zusatz „zur Kenntnisnahme“ ´verteilt werden. Auf Seite 268 des angehängten .pdf Dokumentes findet man den für einen selbst relevanten Satz. Vorher hat man aber den ganzen Befehl lesen müssen weil mit der Weiterleitung kein klarer Auftrag verbunden war.

    @Hans-Heinrich Dieter Ich sehe leider eher schwarze Wolken am Horizont. HERKULES verursacht einen neuen Schub an Bürokratie, mit SASPF wird es vielleicht ein wenig besser, wahrscheinlich nur kurz bis alle die neuen Kontroll- und Überwachungsmöglichkeiten entdeckt haben. Und mit besseren Kommunikationsmöglichkeiten wird die Bürokratie im Einsatz leider noch mehr zunehmen. Dann braucht man nämlich keine Inspekteure mehr schicken sondern lässt Leute mit Helmkameras durchs Lager laufen ob auch stets alle Brandschutzbestimmungen eingehalten werden. Das ist auch wichtiger als eine Neukonzeption der Logistik und der Ausbildung an Schulen.

    So lange nicht mindestens die Hälfte des Führungspersonals in AFG war wird sich daran nicht viel ändern.

  8. @Stefan

    AFG als Maßnahme zur „realitätsfokussierten Kampfwertsteigerung“ von Stabsoffizieren ? Die Idee hat Charme.

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