Kritik der Kritik

Es liegt an der Natur eine Blogs, dass es teilweise selbstbezüglich ist. Interessant – und deshalb will ich das hier kurz zum Thema machen – fand ich dennoch einen Kommentar auf meinen kritischen Kommentar zu einem Artikel über die Arbeit von bwtv, bei dem ich vor allem bemängelte, dass der Filmbeitrag über dessen Erstellung geschrieben wurde, nicht zu sehen war.

Am 25. Januar schrieb ein Leser des Bendler-Blog dazu den folgenden Kommentar:

„Wenn hier jemand schwadroniert, dann ist es der Autor dieses Artikels. Einen inhaltsschwachen Artikel als Vorwand zu nehmen um über bwtv zu polemisieren ist ärmlich. Wer so etwas vermutlich als Journalismus sieht, sollte mit Medienkritik sehr vorsichtig sein.“

Interessant an diesem Kommentar finde ich folgende Punkte:

1. Er ist anonym. Das ist das gute in der Blogosphäre. Wer sich nicht traut, oder andere, bspw. dienstliche Gründe hat, muss sich nicht exponieren. In diesem Sinne freue ich mich über weitere Kommentare. Wem also etwas auf der Zunge liegt, der soll es raus lassen.

2. Der Kommentar setzt meiner Kritik eine persönliche Beleidigung entgegen „… ist ärmlich.“ Die grundsätzlich lobenswerte Anonymität des Webs hat also auch negative Elemente, denn in einer offenen Diskussion würde man vermutlich anders agieren. Weiterhin interessant ist, dass der Kommentator darauf verzichtet ein Gegenargument, das sich auf den Diskussionsgegenstand, also die Beiträge von bwtv sowie die redaktionelle Nutzung der Bundeswehr-Webseite, bezieht. Wenn es diese Gegenargumente gäbe, wäre ich sehr gespannt, sie zu hören. Vor allem aber würde ich mich über hochwertige Beiträge von bwtv freuen.

3. Der Kommentar versucht Zweifel an der grundsätzlichen Berechtigung dieses Blogs zu wecken („Wer so etwas vermutlich als Journalismus sieht, sollte mit Medienkritik sehr vorsichtig sein.“) Nicht jedes Blog ist ein journalistisches Medium. Es gibt einige, die von Journalisten geschrieben werden, und die auch einen entsprechenden Anspruch erheben. Auf den Bendler-Blog trifft das nicht zu. Darüber hinaus offenbart dieser Satz, dass der Kommentator einem „alten“, hierarchisch geprägten Verständnis von Kommunikation – und womöglich Gesellschaft insgesamt? – anhängt, denn im Umkehrschluß bedeutet seine Aussage, dass nur „professionelle“ Journalisten Medienkritik über dürfen, bzw. jegliche öffentlich geäußerte Kritik irgendwelchen definierten Kriterien – von wem eigentlich? – genügen muss. Eine solche Argumentation provoziert deshalb sowohl Zweifel am Medien- als auch Demokratieverständnis des Kommentators.

Ganz klar: Wer wie ich gerne austeilt, muss auch einstecken können. Und wenn das zu einer regen Debatte über die sicherheitspolitische Kommunikation führt, bei der alle Beteiligte etwas mitnehmen, freue ich mich darauf. Von daher: Feuer frei!

3 Gedanken zu „Kritik der Kritik

  1. Wie heißt es so schön: Getroffene Hunde bellen.
    Ganz klar, der Kommentator weiß um die Schwächen von bwtv und fühlt sich angegriffen. Corporate TV an sich, gerade für so eine Riesenorganisation, ist im Grunde ja ein guter Gedanke. Aber die Machart muss sich an heutigen Medien messen lassen. Und da ist bwtv nicht konkurrenzfähig. An wem das letztendlich liegt, ist eine andere Frage.
    Immerhin soll demnächst an der UniBw München ein journalismusartiger Studiengang eingeführt werden. Vielleicht ein erster Schritt in die richtige Richtung.

    Die Zweifel am Demokratieverständnis des Kommentators finde ich allerdings ein bißchen übertrieben.

  2. Ja, das ist in der Tat übertrieben, vermutlich ist nur zu wenig Nachdenken der Grund. Ob Wollen oder Können ist da unerheblich.

  3. Ich stimme Oliver zu. Der Autor weiss ganz genau um die Missstände und die Unzufriedenheit der Truppe (und der Führung) mit Bundeswehr TV. Vermutlich ein Insider. Natürlich kann man nicht jede Unzulänglichkeit den handelnden Personen iin die Schuhe schieben – im Gegenteil: teilweise wird sich da ganz sicher redlich bemüht. Man darf nicht vergessen, dass viele die dort Fernsehen machen vor Ihrer Zuversetzung zu bwtv überhaupt keine Berührung mit Fernsehen hatten. Dies zeigt aber auch schon einen Missstand auf: wer gerade drin ist im Thema wird auch schon wieder versetzt, insbesondere die höheren Offiziere trifft dies natürlich immer gerne wieder. So kann natürlich keine Kontinuität entstehen.

    Fakt bleibt:
    1) Ihr Fernsehen muss die Bundeswehr nicht selber machen – das können andere nachweislich besser, professioneller und vermutlich auch effizienter sowie kostengünstiger
    2) Das Fernsehen muss bei den Soldatinnen und Soldaten auch ankommen und zwar im doppelten Sinne – es nützt wenig, ein Programm zu machen, dass dann keiner sehen will und möglicherweise auch keiner kann (wenn der Fernseher fehlt oder das Signal gar nicht ankommt…)
    3) Auch die Verantwortlichen müssen sich bewegen – die Inhalte die derzeit vermittelt werden haben oft den charme eines Deutsche Welle sendung (wobei ich hier schon der Deutschen Welle etwas unrecht tue im Vergleich zu bwtv) – das ist nicht das was die Zielgruppe sehen will. Unabhängig vom Inhalt ist auch die Aufbereitung wichtig, um die (Truppen-) information an den Mann und die Frau zu bringen. Ein Sender der sendet aber nicht angesehen wird, liegt sicherlich neben dem Ziel…..

    Fazit: Die gesunde Mischung macht es zwischen dem was „die in Berlin“ für richtig halten und dem was auch tatsächlich angeschaut wird.

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