Miteinander reden

In seinem Artikel „Die Herrschaft des Inspekteurs“ in der Frankfurter Allgemeinen vom 29. November 2009 zieht Eckart Lohse eine durchaus kritische Bilanz der Amtszeit des ehemaligen Generalinspekteurs der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan. Eine entscheidende Frage stellt Lohse an das Ende seines Beitrags. Mit Bezug auf die Informationspolitik der Bundeswehrführung nach der Bombardierung in Kundus fragt er: „Warum sprechen der Minister und sein höchster Soldat in einer derart brenzligen Situation nicht mit einer Stimme?“ Vermutlich, weil sie nie wirklich miteinander geredet haben. Weil die offensichtliche inhaltliche Überforderung des einen (Jung), recht schnell dazu geführt hat, dass der andere (Schneiderhan) seine „Politik“ durchzog. Es klingt, abzüglich seiner persönlichen Verletztheit, durchaus plausibel, was General a.D. Jürgen Ruwe über diese Politik schreibt. Nur: Büsche gelb zu streichen, also die tatsächliche Lage den Stellungnahmen der übergeordneten Führung anzupassen, ist kein Phänomen, das erst mit Schneiderhan in die Bundeswehr Einzug gehalten hat. Ein ähnlich kafkaeskes persönliches Erlebnis – bei dem ich glücklicherweise nicht selbst Opfer war – ist mir hier eine bleibende Mahnung. Um von eigensinnigen und vorbildlichen Generalen zu lesen (von politischen Wirrköpfen abgesehen) muss man derzeit noch zu historischer Literatur greifen, beispielsweise zu Hans Magnus Enzensberger: Hammerstein oder Der Eigensinn.

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