Die Kunduz-Kampagne

Die beste PR-Agentur Deutschlands ist immer noch die BILD. Wenn sich also die Kommunikatoren im Verteidigungsministerium nicht sicher sind, wie Kampagne funktioniert, reicht es dieser Tage völlig aus, die Zeitung mit den großen Buchstaben zu studieren (Zivile und militärische Kommunikationseliteakademien in und um Berlin herum dürfen mitstaunen). Dank ihrer Informanten im Geschäftsbereich des BMVg und des Parlaments kann die Bild-Redaktion derzeit auf ihrer Sonderseite zum Thema Kundus-Bombardement eine umgekehrten Salamitaktik nutzen. Die Wurst wird jeden Tag länger. Leider dürfte sie weder den Entscheidern im Bendler-Block noch der Bundesregierung besonders gut schmecken. Zumindest das Publikum ist interessiert, und man muss der Bild schon fast dankbar sein, dass sie mit ihrer Kampagne eine etwas breitere sicherheitspolitische Debatte befördert.

Was und wem nutzt Transparenz?

Aus Sicht des Verteidigungsministers ist die Situation nicht nur erfreulich. Zwar haben ihm die Handlungen einiger Akteure nach dem Bombardement geholfen, einen personellen Neuanfang durchzusetzen. Allerdings bleibt er von den medialen Nachbeben des Bombardements nicht verschont. Könnte hier die von ihm viel beschworene Transparenz helfen? Vielleicht. Da ja nun offenkundig die Informationen tröpfchenweise aus seinem Hause sickern, könnte er die Schleusen auch gleich ganz öffnen lassen. Konkret: Die im Hause vorliegenden Berichte samt und sonders veröffentlichen (unter Wahrung der Geheimhaltungspflichten). Das Risiko, dass militärische Laien nicht verstehen, was darin steht, ist überschaubar. Was zählt ist die Geste, mit der den Spekulationen der Presse der Boden entzogen werden könnte. Genau hier liegt aber auch die größte Sprengkraft. Denn wenn die Berichte nicht veröffentlicht werden, liegt die Vermutung nahe, dass darin etwas steht, dass das öffentliche Wohl, oder wohl eher die Regierung, noch nachhaltiger stören würde, als es die Kundus-Kampagne der Bild schon ohnehin tut. Auch hier gilt also: Fragen, die man ihnen nicht selbst beantwortet, beantworten sich die Menschen selbst. Davon losgelöst bleibt das Kundus-Bombardement eine Ikone des Versagens.

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