Zu Guttenberg räumt auf

Man muss kein Prophet sein, um festzustellen, dass wir derzeit den Aufstieg eines überragenden Talents erleben, das das Potential hat, die Zukunft der deutschen Politik nachhaltig zu prägen. Mit strategischem Geschick, Stil und Konsequenz, hat sich Verteidigungsminister zu Guttenberg der militärischen und politischen Folgen der Bombardierung von zwei Tanklastzügen in Kunduz angenommen. Der Rücktritt des Generalinspekteurs Schneiderhan war ebenso folgerichtig wie die Demission von Staatssekretär Wichert. Sollten immer noch einige Akteure im Verteidigungsministerium daran gezweifelt haben, dass zu Guttenberg es ernst meint, wenn er Transparenz fordert, dürften sie jetzt eines Besseren belehrt sein. Die Zeiten des Herumlavierens sind vorbei. Auch personell ist der Weg nun frei, um eine neue Kultur im Bendlerblock zu etablieren, und zwar ohne die nun gechassten Personen unnötig zu beschädigen, wie dies beispielsweise Innenminister de Maiziere mit seinem Staatssekretär Hanning gemacht hat.

Auch die Kommunikatoren der Bundeswehr sind gut beraten, sich auf diesen neuen Stil schnell einzustellen und die Vorgaben des Ministers ernst zu nehmen. Zu Guttenberg ist kein Trickser. Sein Bluff ist die Realität. Er sagt, was er tut und tut, was er sagt – auch und gerade wenn er politisch agiert und zunächst unverbindlich bleiben muss. Bei einem Punkt aber ist er verbindlich – und vermutlich unerbittlich – diejenigen, die Verantwortung haben (wollen), werden sich dieser auch stellen müssen. Die Rücktritte von Schneiderhan und Wichert sind in diesem Sinne paradigmatisch. Es wäre nicht überraschend, wenn sich manch einer in der Stauffenbergstraße schon bald die Zeit des Herumwurschtelns der Ära Jung/Raabe zurückwünschen wird. Alle anderen können die Hoffnung haben, dass sie nicht dafür abgestraft werden, wenn sie es wagen, sich ihres Verstandes zu bedienen.

7 Gedanken zu „Zu Guttenberg räumt auf

  1. Sie sind weniger durch den Minister geschädigt. Die Bilanz ihrer beider Dienstzeit muss an anderer Stelle gezogen werden.

  2. @ brackmann: Fahnen wehen in stürmischen Fahrwassern heftig, aber immer in die vom Wind vorgegebene Richtung!

    Nun sind wir den Informationsverweigerungsminister endlich los – späte Befriedigung für alle Soldaten und Glück für die Mitarbeiter des Arbeitsministeriums.
    Es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis die weiteren willigen Vollstrecker der Jungzeit entdeckt und entsorgt sind. Der schlimmste Vogel hat sich vor Konsequenzen zunächst einmal in Sicherheit gebracht: wie zu hören ist, macht Th. Raabe (ehemaliger Informationszuchtmeister im BMVg) sich im Arbeitsministerium rar (zu einem Lehrgang?) und darf auf weitere Protektion seiner schwarzen Vogelfreunde hoffen – eine hochbezahlte Schreibtischstelle werde bereits für ihn vorgehalten. Soll mal einer sagen, Lügen hätten kurze Beine!

  3. 8 Jahre und vier Verteidigungsministern habe ich bei der Bundeswehr gedient.
    Aber keiner dieser vier Herren (Wörner, Scholz, Stoltenberg und Rühe) hat auch nur im Ansatz nach so kurzer Zeit einen solch positiven Eindruck hinterlassen wie zu Guttenberg.
    Damals wurde der Eindruck vermittelt, dass diese Herren lediglich eine repräsentative Aufgabe erfüllen.
    Endlich räumt mal jemand damit auf.
    Endlich zeigt ein Verteidigungsminister wer der Chef im Ring ist.

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