Macht und Inhalte

Gewohnt differenziert und klug kommentiert Geopowers die Diskussion in deutschen Blogs zu den Kommunikationsfähigkeiten des Bundesverteidigungsministeriums. Allerdings verkürzt Michael Forster die Kritik auf eine angebliche Forderung, die Bundeswehr müsse mehr Medienkanäle bedienen. Dem ist nicht so. Im Gegenteil: Massive Zweifel, ob die Kultur der Bundeswehr überhaupt vertrage sind nicht nur erlaubt, sondern geboten. Das wird unter anderem dort deutlich, wo sie den Schritt in die neuen Medien geht, also bei der Nachwuchswerbung. Diese ist teilweise so hanebüchen, dass es weh tut (und andererseits teilweise richtig gut).

Davon losgelöst schreibt Forster richtigerweise, dass es beim Thema Kommunikation um Macht geht: „Offensichtlich ist, dass die strategischen Implikationen der Kommunikationspolitik einem Mann wie Thomas Raabe, Pressesprecher seines Ministers, nicht unbekannt sind. In einem ist er Hardliner: Seinem Chef darf nirgendwo die Chance drohen, ein Haar gekrümmt zu bekommen.“ Sollte dies jedoch der Maßstab sein, hätte Raabe spätestens 2007 nach dem Spiegel-Artikel von Markus Feldenkirchen den Abflug machen müssen. Echte Macht erlangt man dagegen durch inhaltliche Kompetenz, nicht durch Kommunikationspolitik allein. Wie die aktuellen Äußerungen Jungs zeigen, fehlt es genau an dieser Kompetenz. Das ist zum Verzweifeln, selbst wenn es die BamS-Leserinnen und -leser vielleicht nicht aller merken. Selbst wenn also Jung als neuer Günstling Merkels eine weitere Amtszeit anstrebt, wäre es nicht verwunderlich wenn Raabes Palastorcherster in Berlin ab Oktober einen neuen Dirigenten bekäme – und wer weiß, vielleicht kommt dann ja auch mal ein neuer Ton dabei heraus, denn, wie Forster erneut richtig schreibt: „Kommunikation hat strategische Bedeutung. Ihr Ziel ist Meinungsdominanz (Umfragemehrheit), ansonsten Schadensbegrenzung.“ Bei beiden Zielen ist auch bei sehr positiver Bewertung sehr fraglich, ob die Führungsspitze des Ministeriums, das Klassenziel erreicht hat.

Nachtrag 13.8.: Hier legt Spiegel-Kollege Szandar noch mal nach.

3 Gedanken zu „Macht und Inhalte

  1. Gerade habe ich auf der homepage von http://www.bundeswehr.de folgenden Hinweis gefunden: „Wichtiger Hinweis: Wartungsarbeiten
    Wartungsarbeiten (Quelle: Bundeswehr/Wachholz)Berlin, 13.08.2009.
    Aufgrund andauernder technischer Wartungsarbeiten auf bundeswehr.de sind derzeit nicht alle Inhalte in vollem Umfang nutzbar. Die Einschränkungen betreffen hauptsächlich das Videoangebot der Seite. Wir bitten um Verständnis und werden uns bemühen, diesen Umstand zeitnah zu beheben.“
    ——————————————————————————–
    Mein spontaner Gedanke: Steht dieser Nutzerservice endlich im Herkules-Vertrag (ggf. finanziert aus dem Konjunkturpaket II im Rahmen der langjährigen „Priorisierungen und Konkretisierungen“ des IT-Amtes) – oder ist das eine freiwillige, kundenorientiert automatisierte Meldung der BWI aus Strausberg – oder hat die BWI etwa plötzlich ein Qualitätsmanagementsystem gestartet? Toll wäre jetzt, wenn alle Internetnutzer, insbes. Soldatinnen und Soldaten eine RSS-Meldung oder SMS oder Twitternachricht bei Wartungsarbeiten und sonstigen Systemstörungen bei http://www.bmvg.de und http://www.bundeswehr.de aus Strausberg bekämen. Vielleicht hat auch die Fa. KB-Impuls ein Einsehen mit den vielen Kameraden und Kameradinnen im Einsatz und überträgt deratige Nutzerhinweise kostenlos per Internet und aufs Handy – das wär mal echt kundenfreundlich – aber vielleicht hilft ja auch Beten. EAS und KAS haben jedenfalles die Zeichen der Zeit und die Bedeutung von sozialen Netzen im web 2.0 Zeitalter erkannt (Stichwort Infonet-bw > die Brücke zur Familie in der Heimat und zu aktuelles bmvg/bundeswehr – Informationen einschl. Bewegtbildern)

  2. Die Internetportale der Bundeswehr haben sich seit etwa 2004 nicht wesentlich weiter entwickelt. Nach einer riesigen BundOnline 2005 Initiative der damaligen SPD/Grünen Bundesregierung ist bei der Bundeswehr nicht viel geblieben. Vor Herkules durfte nichts mehr gemacht werden und jetzt ist Herkules da und man streitet nur noch ob die Leistungen im Vertrag enthalten sind. Also auch wieder stillstand. Der Zeitplan ist weit hinter den Erwartungen und die Kosten explodieren. Die Bürokratie und 100.000 Schnittstellen lähmen den Prozess einer neuen und modernen IT-Infrastruktur so stark, dass es schon wichtige Kernbereiche der Kommunikation betrifft.
    Offenbar scheint es der Führung egal zu sein, wenn auf http://www.bundeswehr.de oder http://www.bmvg.de wieder mal eine Fehlermeldung der Firma IBM Websphere erscheint. Was soll es, wenn gerade mal wieder ein Anschlag in Kundus verübt worden ist, wer interessiert sich schon dafür? Ob deutsche Soldaten betroffen waren? Geht man halt auf http://www.spiegel.de oder so… Zittert und glaubt, was DPA gerademal irgendwo aufgeschnappt hat. Ach, die Angehörigen haben ja auch das Recht zu wissen was los ist! Oder?
    Aber sorgen sollte sich jeder machen, der sich die Frage stellt: Wenn die öffentlichen Portale schon nicht funktionieren, wie steht es dann mit der internen IT-Infrastruktur? Die Zustellung von E-Mails kann schon mal länger dauern. In den letzten Wochen wäre die alte gute Gelbe Post AG einiges schneller gewesen.
    Ein Rechenzentrum in Strausberg ist wie ein Staudamm in der Wüste, wo nur eine Pipeline mit Wasser hinführt. Wenn die Unterbrochen oder fehlerhaft ist ? Keine Redundanzen? Nicht möglich, weil steht ja nicht im Leistungsvertrag. Das eine oder andere kann dann länger dauern. Ein redundantes Rechenzentrum ? Wozu ? Noch sind es nur die Webpräsenzen und einige Politiker die sich blamieren. Was ist, wenn das Leben von Soldaten im Einsatz dadurch gefährdet werden sollte? Hätte ich die Verantwortung, dann würde ich unter akuten Schlafproblemen leiden.
    Wenn man sich also über Kommunikation auf mehreren Kanälen unterhält, dann müssen die Basics stimmen.
    Glücklicherweise sind es inhaltlich gerade eher die weichgeklopften Themen wie alte Fotoserien von der Bundeswehr in Afghanistan beim Brückenbauen und Brunnenbohren, Besichtigungstouren für das kommende Wochenende, Wartungsmeldungen, Sportjubel gepaart mit Fehlermeldungen ala IBM. Das könnte oder müsste sich aber jederzeit ändern können.
    Danke Herr Raabe, gute Arbeit ! Ich wähle HSP, da weiß ich, dass es Quatsch was er tut.

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