Die Zahl der Gefechte in Afghanistan steigt. Thomas Wiegold hat nachvollzogen, dass bisher insgesamt 18 Soldaten im Einsatz gefallen sind. Soldaten, die in unserem Namen und mit Mandat des Bundestages ihren Dienst in Afghanistan leisteten. Doch welches Bild machen wir uns eigentlich von diesem Einsatz? Wie schon verschiedentlich angesprochen, liegt bei der Auslandsberichterstattung der deutschen Medien, insbesondere der Fernsehsender einiges im Argen. (Eine positive Ausnahme, allerdings einen Print-Beitrag, ist der Beitrag von Jochen Zepelin in der Financial Times Deutschland vom 18. Juni). Beiträge zu Afghanistan laufen, wenn überhaupt, in der Sendeschiene ab o.30 Uhr. (Dass es anders geht, zeigen die zahlreichen Videos, die britische oder niederländische Truppen im Einsatz zeigen, auf YouTube sehr leicht zu finden. Auch der regelmäßige Blick auf Soldatenglueck.de ist hier lohnenswert.)
Kein realistisches Einsatzbild
Auch die Bundeswehr tut nicht wirklich viel, um ein realistisches Bild der Einsätze und vor allem der Gefechte zu vermiteln. Zwar ist ausdrücklich zu loben, dass im Videoarchiv auf der Bundeswehr-Webseite regelmäßig aktuelle Bewegtbilder aus Afghanistan zu sehen sind. Diese beschränken sich aber ausschließlich darauf, das Gelingen zu zeigen. Aus Sicht der Regierungs-PR mag das genügen. Sie genügen aber nicht, um der Bevölkerung einen Einblick in die Entbehrungen und Gefahren des Einsatzes zu vermitteln und auch nicht, um den Einsatz zu legitimieren. Die mangelhafte Kommunikation des Verteidigungsministeriums ist damit mit-ursächlich für die Ablehnung des Einsatzes in der Bevölkerung. Darüber hinaus verweigert das Ministerium seinen Soldatinnen und Soldaten durch das „Bilderverbot“ die dringend nötige Anerkennung – etwas, was vor dem Hintergrund der umstrittenen Äußerungen von Generalinspekteur Schneiderhan besonders nötig wäre.
Was machen eigentlich die Einsatzkameratrupps?
Eine Frage, die sich in disem Zusammenhang stellen muss: Was machen eigentlich die Einsatzkameratrupps (EKT)? Angesichts der aktuellen Beiträge der EKT auf der Webseite der Bundeswehr frage ich mich ernsthaft, was das noch mit der ursprünglich beabsichtigten einsatzbegleitenden Dokumentation zu tun hat, die sich am Vorbild der Combat Camera Teams orientieren sollte? Entweder werden die EKT falsch eingesetzt, oder ihre Bilder werden unter Verschluß gehalten. Beide Lesarten sind geeignet, das Vetrauen in die Führung der Bundeswehr zu untergraben.
Hi Sascha, ich war für das Y Magazin der Bundeswehr vor einiger Zeit in Kunduz. Die entsprechende Reportage über den Einsatz der QRF samt Einatzfotos gibt es in der Juliausgabe des Magazins. Der Beitrag vermittelt sehr einsatznah (Gefechtsdarstellung, Leben im Felde etc.) das Geschehen vor Ort.
Genau das ist es: „einsatznah“, „Gefechtsdarstellung“: Die Bilder gibt es schon. Ein Blick auf die Verbündeten zeigt: die haben nicht Bilder von „Darstellungen“, sondern von dem, was wirklich passiert.
Y ist halt Regierungs-PR (was es auch sein soll), aber greift halt zu kurz, weil es keine gute PR ist. Und im Vergleich zu anderen Ländern ist auch der deutsche Journalismus noch nicht so weit. Wirklich exzellent fand ich den Artikel „A Change in Mission“ aus der Washington Post auf den ein Leser bei Augen Geradeaus verwiesen hat: http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2009/06/12/AR2009061202123.html Dort weist die Autorin auch darauf hin, dass die Soldaten sich teilweise mobile Kameras an den Helmen befestigen, um ihren Einsatz zu dokumentieren.
Den mahnenden Hinweis zu den medialen Ergebnissen der EKT (Einsatzkameratrupps) kann ich nur unterstreichen. Als ich die EKT 2005 verlassen habe, war die grundlegende Idee dieses Einsatzmittels, eine echte Einsatzdokumentation zu gewährleisten, längst nur noch eine Vision. In der Anfangsphase war das Interesse des BMVg an den „ungeschminkten“ Bildern enorm und Material konnte auch für die Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr genutzt werden. Das änderte sich mit zunehmendem Einfluss des Einsatzführungskommandos. Die Potsdamer übernahmen zusätzlich zur militärischen Führung der EKT im Einsatzland nach und nach auch die inhaltliche Steuerung. Aus reflektierenden Dokumentationen 2001 im Kosovo sind bis 2005 in Afghanistan Marschroutenerkundungen und Geländeorientierungen auf Videofilm geworden. Meine Gespräche mit ehemaligen und aktiven Kameraden der EKT in der jüngeren Vergangenheit haben keinen Richtungswechsel erkennbar gemacht.
Die Begriffe einsatznah und Darstellung waren vielleicht nicht so toll gewählt. Jedenfalls gibt es eine Reportage über ein reales Feuergefecht der QRF aus dem Frühjahr im Raum Kunduz aus diesem Jahr. Siehe auch: http://www.y-magazin.de
Generell stellt sich die Frage, wenn die Soldaten ihre eigenen Aufnahmen machen und dann selbst darüber schreiben, ob der klassische Journalist obsolet wird bzw. welche Felder er dann besetzen kann. Mir scheint, dass diese Frage besonders in Amerika insofern derzeit beantwortet wird, dass immer mehr Medienhäuser eingestellt werden. (Ist sicher eine Thematik, die für alle Fachbereiche gilt, siehe Mitmach- oder Bürgerjournalismus).
Und wo sind die Gefechtsbilder?
..und eine Frage stellt sich noch… wo ist denn das hochgelobte Bundeswehr TV??
Daniel Moj, schöne Grüße auch von einem Exkameraden des EKT.Ich kann deine Aussage auch als Kameramann bestätigen.Ich habe 10 Einsätze gemacht und meist war die Berichterstattung im eigenen Interesse.Ich war von 2004 bis 2010 dabei.Gruß Basti G.