Fernsehen zum Lesen

Es ist schon erstaunlich. Da war offensichtlich ein Team des Bundeswehr eigenen Fernsehsenders zu Dreharbeiten im Kosovo. Vermutlich war dieser Einsatz derart anstrengend, dass sich der Schnitt des fertigen Beitrages noch einige Monate hinziehen wird. Um die Zeit des sehnsüchtigen Wartens auf die neueste kinematographische Meisterleistung der St. Augustiner Filmer zu verkürzen, haben sie die Redaktion der Webseite der Streitkräftebasis überredet, einen Text über ihren Einsatz zu verfassen (Auch die Top Story auf bundeswehr.de). In seinem Beitrag schwadroniert Autor Steffen Maluche derart auffällig über die fast schon unglaublichen Herausforderungen, denen sich das Filmteam ausgesetzt sah (u.a. Regen, hört, hört) und die enorme Erfahrung der Filmemacher, dass man nicht anders kann, als sich fragen, was das soll?

Ist die Ausschreibung zu einer eventuellen Vergabe von bwtv an einen zivilen Dienstleister mittlerweile derart weit fortgeschritten, dass man sich in St. Augustin ernsthaft Sorgen macht, dass dort bald jemand den Arbeitstakt eines modernen Medienproduktionsunternehmens vorgibt, und will man deshalb noch schnell dokumentieren, dass man ja doch schon mal einen Film selbst gedreht hat? Oder ist dieser Artikel nur ein weiteres Zeichen einer redaktionellen Planung, die völlig beliebig irgendwelche Artikel veröffentlicht, ohne Schwerpunkte zu setzen, Struktur zu geben und Themen zu entwickeln?

Wie dem auch sei: Was völlig daneben ist, ist mit einem riesen Bohei über angeblich so anstrengende Dreharbeiten zu SCHREIBEN und den Film dazu nicht zu zeigen. Das ist Dilettantismus in Reinkultur. Andererseits ist es angesichts der bisher in Regie von bwtv entstandenen Beiträge vielleicht auch besser, dass sie uns nicht ein weiteres Dokument des Scheiterns liefern.

13 Gedanken zu „Fernsehen zum Lesen

  1. Witzig zu lesen und leider sehr zutreffend. Meine zugegeben recht lang zurückliegende Erfahrung mit einem Einsatzkameramann der Medienzentrale hinterließ bei mir den Eindruck größten Diletantissmus. Dieser Eindruck konnte durch die Medienarbeit der Bundeswehr in den letzten Jahren leider nicht revidiert werden.

  2. Diese Antwort scheint wohl nichts mehr hinzuzufügen sein! So kann man nur auf das „oscarverdächtige Meisterwerk“ warten… Das schöne ist: Man kann nicht enttäuscht werden!

  3. Vorsicht Tiberius mit den Begriffen. Einsatzkamera (EKT) ist immer noch etwas anderes als die Kameraleute der Medienzentrale, die auch mal in ein Einsatzland fahren. Es gab gute Gründe dafür, dass bei der Aufstellung des ersten EKT, die Medienzentrale mit ihren tariflichen Angestellten nicht berücksichtigt wurde. Aber das ist eine andere Geschichte …

  4. Andere Geschichte – hört sich spannend – erzähl mal ..

    aber war bei der Bewegbild-Kommunikations-Attacke der BW nicht ursprünglich Atkon mit an Bord? so vor sechs Jahren oder so …

    Und jetzt Eigenregie?

  5. Die andere Geschichte ist die Gründungsgeschichte des EKT. Die erzähle ich irgendwann später.

    Die Geschichte von bwtv beginnt mit der Studie Truppeninformation 2000 von Kienbaum, in der die Berater u.a. empfehlen, ein eigenes Business TV der Bundeswehr einzurichten. Die Begründung dafür halte ich methodisch für sehr fragwürdig, die praktische Umsetzung noch viel mehr. Interessant daran finde ich, dass Kienbaum seinerzeit unter anderem als zentrales Projektbüro der Business-TV-Initiative NRW wirkte, also ein gewisser Bias nicht völlig auszuschließen ist.

    Atkon ihrerseits hatte damals gerade das Business-TV der Deutschen Bank aufgebaut, welches wiederum als eine Referenz in der o.g. Kienbaum-Studie diente. Insgesamt ist die Gründung von bwtv also eng mit der ersten Business-TV/Corporate-TV Welle in Deutschland verbunden. Nach meiner Bewertung hat Atkon damals angesichts der Rahmenbedingungen gute Arbeit abgeliefert. Angesichts des zur Verfügung gestellten Budgets, der formulierten Ansprüche, vor allem aber der Beharrungskräfte der Medienzentrale musste dieser Auftrag scheitern.

    Es wäre bereits damals konsequent gewesen, das Projekt in Richtung IPTV zu entwickeln. Stattdessen wurde mit sehr viel (zu viel, wie bei Rüstungsprojekten üblich) Geld in eine aufwendige satelliten-gestützte Infrastruktur investiert. Über die teuren Leitungen flimmern auch heute noch die meiste Zeit irgendwelche obskuren Texttafeln und die bwtv-Beiträge in der den meisten (zum Glück) unbekannten Qualität.

  6. Gut, ich korrigiere mich gerne: Es handelte sich um einen „Fotografen“ und „Kameramann“ der Medienzentrale im Auslandseinsatz. Das ganze liegt jetzt aber auch schon mehr als zehn Jahre zurück.

  7. Wenn hier jemand schwadroniert, dann ist es der Autor dieses Artikels. Einen inhaltsschwachen Artikel als Vorwand zu nehmen um über bwtv zu polemisieren ist ärmlich. Wer so etwas vermutlich als Journalismus sieht, sollte mit Medienkritik sehr vorsichtig sein.

  8. Treffer, oder warum sonst dieser persönliche Angriff (noch dazu anonym)? Wie dem auch sei: Um über bwtv zu polemisieren bedarf es tatsächlich keines Artikels. Dazu reichen die meisten der öffentlich verfügbaren Beiträge völlig aus.

    Und zur Klarstellung: Dies ist ein Blog. Ich bin kein Journalist. Zielrichtung des Blogs sind, wie es im Untertitel heißt, „Anmerkungen zur sicherheitspolitischen Kommunikation. Das bedeutet, ich setze mich gezielt mit den öffentlich verfügbaren Ergebnissen dieser Kommunikation kommentierend auseinander. Es bedeutet auch, dass ich mich freute, wenn ich mehr Grund hätte, dies lobend zu tun.

  9. ..eine weitere Episode aus dem Wirken der St. Augustiner „Medienprofis“. Leider klaffen Anspruch und Wirklichkeit hier mehr als deutlich auseinander. Im Arbeitszeugnis wird stehen „…war stets bemüht..“ Bleibt zu hoffen, dass die wohl aktuell laufende Wirtschaftlichkeitsuntersuchung dazu führt, dass hier bald professionelles Fernsehen gemacht wird, das die Jungs und Mädels im Einsatz auch wirklich sehen wollen.
    Kein Vorwurf an diejenigen, die sich da heute redlich bemühen – aber Fernsehen ist eine Sache für Medienprofis. Den Unterschied wird jeder sehen, der einmal die Nachrichten von bwtv mit einem wirklich professionellen Produkt vergleicht…..
    Aber wie gesagt: vielleicht tut sich ja was…..

  10. bwtv ist ein fester Bestandteil der Truppeninformation. Meine Kameraden und ich nutzen dieses Medium fast täglich. Danke nach Sankt Augustin zur Medienzentrale (….)

    Zitat:“…Das Haus ist modern ausgerüstet und die Macher arbeiten äußerst professionell. Was die (langjährige) partnerschaftliche Zusammenarbeit mit diversen Rundfunkanstalten (WDR,Phönix,DW usw.) beweist.“ – Der Medienstandort Köln/Bonn ist für die tägliche, professionelle Medienarbeit ein zusätzlicher Vorteil.

    In diesem Sinne: Weitermachen, Jungs & Mädels

    Gruß

    Heinz

  11. Das würde mich auch interessieren – scheint auf jeden Fall schon etwas älter zu sein. Im Übrigen wäre interessant wo denn Heinz und seine Kameraden das Medium täglich nutzen – da es ja nur im Ministerium und den Einsatzländern zur Verfügung steht…. oder meldet sich Heinz gerade aus Afghanistan?? Der Wehrbereich I steht ja wie man hört richtigerweise kurz vor der Abschaltung von bwtv.
    Was den Standort St. Augustin und seine Nähe zum Medienstandort Köln angeht: das ist doch nun wirklich Augenwischerei. Es spielt bei der heutigen Technik doch eine völlig untergeordnete Rolle wo sich die Studios befinden – wichtig ist vielmehr wo sich das Geschehen abspielt – und die Führung und Leitung sitzen ja mittlerweile in Berlin – insoweit wäre es nur konsequent, das Verzögerungsgefecht für St. Augustin zu beenden und endlich auch diese Redaktion nach Berlin zu verlegen und dem Pressestab des Ministeriums zu unterstellen!

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