Politisch korrekt

Das Süddeutsche Zeitung Magazin hat für seine Ausgabe vom 1. Juni den Politikwissenschaftler Dietmar Herz nach Afghanistan geschickt. Herausgekommen ist ein seltsam (politisch) korrekter aber abstrakter Text, den auch nicht die sterilen Fotos nicht beleben können (irgendwie hatte ich die Print-Fotos besser in Erinnerung. Kann es sein, dass für die Online-Version nur Agenturmaterial verwendet wurde?) . Unter dem Titel „Der Krieg am Ende der Welt“ liefert Herz eine umfassende, auch historische Analyse der Verhältnisse in Afghanistan und setzt diese in Beziehung zu seinen Erlebnissen.

Auf positive Resonanz trifft der Artikel unter anderem im Afghanistan-Blog von Boris Barschow. Barschow ist vor kurzem von seinem zweiten Einsatz zurückgekommen und hat im vergangenen Jahr mit seinem Buch „Kabul, ich komme wieder“ den Leserinnen und Lesern einen tiefen Einblick in die Einsatzrealität ermöglicht (siehe auch Kommentar vom 4. Januar).

Für mich sind an diesem Text vor allem zwei Aspekte interessant: Zum Einen wirft Herz der Bundesregierung vor, dass sie mehr tun müsse, um den Bürgerinnen und Bürgern den Sinn dieses Einsatzes zu erklären. Zum Anderen plädiert er für ein noch größeres materielles und personelles Engagement und fordert im Interview, dass die Truppen noch mindestens 10 Jahre in Afghanistan bleiben müssten. Die eigentliche Frage aber, ob dieser Einsatz überhaupt sinnvoll ist, und ob die Bundesregierung vielleicht gerade wegen einer etwaigen Sinnlosigkeit des Einsatzes nicht in der Lage ist, den Sinn zu erklären, stellt er nicht. Genau hier aber muss die Diskussion ansetzen.

Nachtrag: Ich habe nochmal nachgesehen. Die Bilder von Véronique de Viguerie sind in der Tat wesentlich aussagekräftiger als das Online verwendete Agenturmaterial. Weitere Bilder von de Viguerie, die einen Eindruck Ihrer Arbeit vermitteln, findet man u.a. hier, oder aber einfach mit Hilfe der Google-Bildersuche.

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