Verliebt in Berlin – oder Masar-i-Scharif

So langsam wird mir klar, warum das Bundesfinanzministerium der Verfilmung des Hitler-Attentats mit Tom Cruise als Claus Schenk Graf Stauffenberg keine Drehgenehmigung für den Bendlerblock erteilt hat. Dort laufen nämlich momentan die Dreharbeiten für eine andere Seifenoper. Kein Wunder also, das u.a. Stern und Bild ganz schnell auf den schmierigen Stoff angesprungen sind, der unter dem Arbeitstitel „Verliebt in Masar-i-Scharif“ neue Maßstäbe für Formatentwickler setzen wird. Verbindet der Plot doch erstmals Elemente von Boy-meets-Girl mit einer öffentlichen Exekution nach dem Muster Knieschuß – Bauchschuß – Kopfschuß.

Nun hat die öffentliche Hinrichtung von Offizieren im Bendlerblock ja durchaus Tradition. Allerdings geschah das nach dem Hitler-Attentat 1944 noch relativ profan durch ein einfaches Erschießungskommando. Heute kommen dazu – wie im Orts- und Häuserkampf üblich – vornehmlich Heckenschützen zum Einsatz. Außerdem hat sich deren Munition geändert. Statt der 7,92 mm Munition des Karabiners 98k nutzen diese heute Urlaubsanträge, die sie quasi im indirekten Richten an Medien wie die „Bild am Sonntag“ weitergeben. Oder aber sie informieren die Kollegen des Berliner Büros der Leipziger Volkszeitung exklusiv über interne Ermittlungen. Wohlwissend, dass diese damit in Ermangelung echter journalistischer Qualität die bundesrepublikanische PR-Maschinerie anwerfen werden.

Einige Fragen bleiben: wird Viereck auch einen Platz im Ehrenmal der Bundeswehr bekommen, wo er doch nun quasi öffentlich für Frieden, Recht und Freiheit gefallen ist? Und: sollte ich mich wirklich so geirrt haben, und das Ministerium beherrscht tatsächlich die hohe Kunst des Kommunikationsmanagements auf Augenhöhe mit den Intrigantenstadeln deutscher Großkonzerne? (Vgl. den Artikel „Halt die Presse“ im Manager Magazin 06/07, auf der Website des Magazins kostenpflichtig, bei den Verlagskollegen von media.spiegel.de aber momentan kostenfrei zum Download). Wie dem auch sei, man wird den Verdacht nicht los, dass das eigentliche Anschlagsziel der Minister selbst ist. Während die Frage noch offen ist, ob die Querschläger aus seinem Hause auch ihn treffen, habe ich aber schon mal einen Vorschlag für den Titelsong seiner als Telenovela getarnten Amtszeit: „Killing me softly.“

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