Ben

Zum Wochenende etwas Philosophisches. Sehr viele werden den Satz kennen, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings am Amazonas einen Wirbelsturm auf der anderen Seite der Welt auslösen könne. Physikalisch – ich bin kein Physiker – ist das vermutlich so richtig wie falsch. Natürlich hängt auf der Erde (im Weltraum, darüber hinaus) alles mit allem zusammen, aber genau den einen Impuls nachzuvollziehen, dürfte praktisch unmöglich sein.

Warum sagt uns dieser Satz aber dennoch etwas? Vermutlich, weil er darauf verweist, dass alles, was wir in unserem Leben tun und unterlassen, Konsequenzen hat. Ein toller Film, der das dahinter liegende Prizinp (was passiert, wenn) auf den Punkt bringt, ist Lola rennt.

Ich hatte im Mai einen Lola rennt-Moment, und heute ist ein guter Tag, um davon zu schreiben, denn morgen, am 20. August 2011 findet in Mayen die offizielle Feier zum 10-jährigen Jubiläum der Einsatzkameratrupps der Bundeswehr statt. Der EKT ist die Einheit, die ich – gemeinsam mit anderen – gründen und im Jahr 2001 in ihren ersten Einsatz im Kosovo führen durfte. Ich freue mich sehr auf morgen, und bin gespannt, wen ich treffen werde. (Auch, weil ich die Arbeit der EKT, vor allem aber die Art und Weise, wie sie von der übergeordneten Führung der Bundeswehr eingesetzt werden, hier regelmäßig scharf kritisiere).

Doch zurück zum Mai dieses Jahres. Ich war im Auftrag eines Kunden auf der Messe in Düsseldorf. Von dort wollten wir mit einem Partnerunternehmen eine Live-Übertragung via Internet produzieren. Bei diesem Partnerunternehmen hatte ein junger Mann, Ben, gerade seine Ausbildung zum Mediengestalter begonnen. Weil ich in einem Hotel in Neuss wohnte, wo auch Ben lebt, nahm ich ihn abends im Auto mit. Wie es so ist, fragte ich ihn, warum er denn gerade diese Ausbildung gewählt habe. Ben erzählte mir, dass er während seines Wehrdienstes auf die Idee gekommen sei. Weil er in einem Bunker arbeiten musste, und weil das doch arg langweilig war, hatte er einen Vorgesetzen gefragt, ob der nicht eine Alternative wüsste. Der wusste, und fortan tat Ben in einem Casino (Militärdeutsch für Gastronomie) Dienst.

In diesem Casino seien, so erzählte mir Ben, ohne den Begriff zu erklären, auch regelmäßig Soldaten des EKT zu Gast gewesen. Zu erkennen unter anderen an einem auffälligen Abzeichen. Und offenbar war das, was die Kameraden dem jungen Wehrpflichtigen von ihrer Arbeit und ihren Einsätzen berichteten, so überzeugend, dass er über seinen ursprünglichen Berufswunsch Fotograf nachzudenken begann, und sich dann für die bewegten Bilder entschied.

Mit einer Mischung aus Freude, Stolz und etwas Eitelkeit fragte ich Ben, ob er denn wisse, wer den ersten EKT gegründet hatte – eine Frage, die er natürlich unmöglich beantworten konnte -, um ihm dann zu seinem ungläubigen Erstaunen davon zu berichten, wie ich damals im Jahr 2000 im Schnittraum bei Roland einen Anruf aus dem Verteidgungsministerium entgegennahm, dem Anrufer erzählte, was ich über Satellitenübertragungen wusste, wie dann das Bataillon und also auch ich mit der Aufstellung der EKT beauftragt wurden, und was Daniel, Andreas, Jürgen und all die anderen, die ich hoffentlich morgen wiedersehen werde „damals“ noch so erlebt hatten, und Ben und ich, waren sehr erstaunt, wie unser beider Leben verbunden sind.

In diesem Sinne: alles Gute zum 10-jährigen an das Dezernat Einsatzkamera (so heisst das wirklich) und alles gute an alle Leserinnen und Leser. Alles, was Ihr tut, kann etwas bewirken, und ich bin sehr dankbar, dass ich das hier auf ganz besondere Weise selbst erleben durfte.

2 Gedanken zu „Ben

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