Lesetipps im Herbst

Herbstferien, Zeit zu Lesen. Wer mag, und sein mediales Bild von Afghanistan ergänzen möchte, folge den Empfehlungen der taz. Es dürfte sicher spannend sein, die Bücher von Malalai Joya und Kerstin Tomiak quasi gegeneinander zu lesen.

Die soldatische Perspektive bringt erneut Achim Wohlgethan in die Debatte ein. Sein neues Buch „Operation Kundus“ ist nicht ganz so sensationalistisch und kraftmeierisch wie der Vorgänger „Endstation Kabul“. Das ist angenehm, denn er vermittelt einen guten Eindruck in eine Gefühlswelt, die vielen Soldaten zutiefst vertraut sein dürfte: Einsatz ist häufig nervenzerfetzend unaufregend – wenn man zurückschaut. Der Alltag vor Ort ist dagegen von dauernder Unsicherheit geprägt.Natürlich verzichtet Wohlgethan nicht auf die schon aus dem Vorgängerwerk bekannten Polarisierungen zwischen „denen da Oben“ (den Offizieren) und ihm. Auch sein Urteil über Kameraden seiner Dienstgradgruppe bzw. den Feldwebel ist radikal subjektiv. Manchmal nervt es ein bisschen, dass die Bundeswehr offensichtlich nur einen echten Kämpfer – nämlich ihn – hervorgebracht hat, aber diese konsequente Nicht-Reflektion macht das Buch wirklich lesenswert. Und in der Tat, soldatisch gedacht, wenn ich in einen Einsatz zu gehen hätte, wäre ich froh, Wohlgethan an meiner Seite zu wissen. Störend ist, dass das Lektorat des Campus-Verlages offensichtlich stärker eingegriffen hat, als nötig. So klingt das lesenswerte Kapitel von Wohlgethans ehemaliger Lebensgefährtin quasi genauso wie der Rest des Buches, wird nur einer anderen Autorin zugeschrieben. Zu wünschen wäre dem Buch daher etwas mehr Mut zu weniger glatt geschliffenen Formulierungen gewesen. Außerdem bleibt zu hoffen, das Achim Wohlgethan nicht der einzige Soldat bleiben wird, der das Publikum mit etwas zeitlichem Abstand an seinen Einsatzerfahrungen teilhaben lässt. Hier lohnt sicher auch der Blick in den Erfahrungsbericht von Heike Groos, die als Bundeswehrärztin in Afghanistan war. Der Titel „Ein schöner Tag zum Sterben“ ist zwar popkulturell durch Filme wie Flatliners oder ein altes Album von Fury in the Slaughterhouse, „Hooka Hey“, in Deutschland verankert, klingt aber etwas ranschmeißerisch.

Abschließend noch ein Hinweis auf einen Artikel aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 18.10.2009. Unter dem anspielungsreichen Titel „Stolz und Freude am Gerät“ lobt Redakteur das neu gestaltetet Bundeswehrmagazin Y – zu Recht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.