Immerhin, ein Anfang

Die Qualität von Videobeiträgen der Bundeswehr war bereits öfter Gegenstand dieses Blogs. Eine – fast schon etwas versteckte – Neuerung auf der Webseite der Bundeswehr gibt allen Interessierten jetzt Gelegenheit, sich selbst zeitnah ein Bild davon zu machen. Zu sehen gibt es entweder aktuelle, einsatzbezogene Beiträge von bwtv oder das „Einsatzvideo der Woche“ der Einsatzkameratrupps.

Grundsätzlich gute Idee

Grundsätzlich ist es eine gute Idee, bewegte Bilder aus den Einsätzen der Bundeswehr anzubieten. Allerdings ist die Qualität der Beiträge noch nicht so, dass sie für sich alleine stehen können. Besser wäre es, sie als zusätzliches Angebot innerhalb eines breiteren thematischen Fokus‘ einzusetzen. Damit ließen sich beispielsweise Redundanzen vermeiden wie bei den beiden aktuellen Beiträge von bwtv. Das Video zum Einsatzgeschwader in Mazar-e Sharif nutzt beispielsweise die gleichen Bilder wie das Interview mit dem Kommodore des Einsatzgeschwaders, Oberst Karsten Stoye. Der Nachrichtenwert ist damit entsprechend gering. Ärgerlich beim Interview ist vor allem, dass Stoye zwar jede Menge interessante Geschichten über den Auftrag und diverse Unterstützungsprojekte erzählt, bwtv aber nicht in der Lage ist, die entsprechenden Bilder zu liefern. Statt afghanischer Mädchen, die in die Schule gehen, ist der bwtv-Moderator im Studio zu sehen. Es gibt bessere Bild-Text-Scheren. Dass der Kommodore dabei nur als Standbild eingeblendet wird, und es offensichtlich nicht möglich war, eine Live-Strecke auf, passt da im wahrsten Sinne des Wortes ins Bild.

Auf dem Weg zum Journalismus

Auch die Beiträge der Einsatzkameratrupps sind noch ein gutes Stück davon entfernt, journalistischen Ansprüchen zu genügen. Ebenso wie die bwtv-Videos wären sie eher als so genannte Nachricht im Film, oder kurz „NiF“ geeignet. Denn rein technisch sind die Bilder in Ordnung. Die Kameraleute wählen den richtigen Bildausschnitt, lassen die Bilder stehen und beginnen nicht hektisch zu schwenken oder zu zoomen. Was fehlt, ist die redaktionelle Qualität. Vor allem kranken die Beiträge daran, dass sie zu weit von den Menschen weg bleiben. Das mag daran liegen, dass es nicht ausreichend Dolmetscher gibt, oder den Bundeswehr-Filmern  die Traute fehlt, mal ran zu gehen. Dennoch: Hier muss man eigentlich mehr erwarten, denn fast 10 Jahre, nachdem beide Einheiten ins Leben gerufen wurden, sollten sowohl bwtv als auch EKT aber schon deutlich über die ersten Kapitel von Fernseh-Journalismus, des Standardwerks zur Ausbildung, hinaus sein.

Zeichen der Hoffnung

Aber es ist ja nicht alles schlecht. Es ist gut, die Videos auf der Seite zu haben. Es ist gut, wenn die Macher, die sich sicherlich sehr bemühen, diese Öffentlichkeit als Chance sehen, sich zu profilieren. Und wenn dann noch etwas Wettbewerb zwischen bwtv und EKT entsteht, kann das nur beiden nutzen. Vielleicht sollte man im Ministerium in Erwägung ziehen, auch ausgewählte Fachmedienzentren (FMZ) zu ermutigen, ihre Beiträge einzureichen. Denn auch in der Heimat passieren interessante Dinge, wie beispielsweise dieser Beitrag des FMZ Hammelburg auf YouTube zeigt. Mut macht auch ein Beitrag von bwtv über die Hilfsorganisation Kinderberg, die sich in Afghanistan u.a. um mangelernährte Kinder kümmert. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob dieser komplett in Eigenregie von bwtv entstanden ist und ob die Angaben im Abspann zu bwtv-Mtarbeiterinnen und Mitarbeitern oder zu freien Profis gehören.

8 Gedanken zu „Immerhin, ein Anfang

  1. eine kurze Ergänzung zur Kritik. Bei Live-Telefon-Interviews gibt es häufig Probleme mit den passenden Bildern, gerade bei spontanen Anekdoten liegt natürlich kein Bildmaterial vor. Sollte das dennoch so sein, geht bei mir -als kritischer Zuschauer- die Alarmglocke bezüglich Glaubwürdigkeit an. In der Hinsicht finde ich die Kritik nicht gerechtfertigt. Eine Live-Satelliten-Schalte ist zwar schick, aber vom Aufwand schnell unterschätzt. Das meint nicht nur das Personal sondern auch die finanzielle Seite von Technik bis Satellitenzeit. Daher kann ich auch hier die Meinung nicht teilen. bwtv ist ja nicht die ARD…

    Jan

  2. Natürlich ist bwtv nicht die ARD, und die fehlende Satellitenstrecke ist auch nicht der Kern der Kritik. Wenn man sich aber den Anstrich von echtem Fernsehen geben will, kann man sich auch ein bisschen Mühe geben. Davon abgesehen: Einfach mal bei EKT anrufen und in einer Stunde steht die Strecke 😉 (Ich hab die Schüssel wirklich oft verladen, zusammengesetzt – sogar mal den Satelliten angepeilt -, mit Usingen telefoniert und das ganze Gerödel danach wieder zerlegt.)

    Und so spontan muss das ganze auch nicht sein. Wenn ich vor Ort bin und die Sendung vorbereite, purzeln mir die Geschichten einfach nur so entgegen und ich muss nur noch schnell ein paar Schnittbilder drehen. Habe ich dazu keine Zeit, hilft ein Blick ins Archiv, denn die rhetorische Figur „Afghanische Mädchen in Schule“ sollte mittlerweile zum Standardrepertoire der Bundeswehr gehören.

  3. Wenn das nicht ein Angebot an die Macher von Bwtv ist. Die lesen hier ja bestimmt auch mit. *g* Da bin ich mal gespannt ob die Dein Angebot annehmen.

  4. Sehr geehrter Herr Stoltenow,

    seit einigen Monaten verfolge ich regelmäßig, was es so neues bei Ihnen im Blog gibt. Sie befassen sich sehr intensiv mit dem, was sich bei bwTV und beim EKT so tut. Wenig schreiben Sie über die Printmedien der Bundeswehr. Dort gibt es doch auch interessante und spannende Entwicklungen. Zum Beispiel bei Y. Die, so hört man, verlegen die ganze Redaktion von der Bonner Hardthöhe nach Berlin. So sind sie näher am Presse-/Infostab. Außerdem soll dem Sozietätsverlag, der das Heft jahrelang produziert hat, der Vertrag gekündigt worden sein, weil die Höheren der Bundeswehr sehr unzufrieden mit dem Verlag waren. Jetzt soll das so eine Berliner PR-Bude machen. Wissen Sie mehr darüber? Ich denke, dass würde viele Leser hier interessieren.

    Ihr Ronny Matschinski

  5. Die verlinkte Videos auf der Bw-Website funktionieren nicht, zumindestens bei mir ist es eine endlose Download-Wartezeit mit anschließenden Abbruch.
    Es ist schon merkwürdig dass der ehemalige Kommandeur von Hammelburg (General Berger) sich youtube bedient um sein Video zu veröffentlichen. Dies funktioniert allerdings.

    Zu der Frage der Themenauswahl. Warum QRF bei einer Übung ?
    Gibt es keinen Einsatz der QRF oder will man darüber nicht berichten ? Soll die Bevölkerung nur das über den Afghanistaneinsatz der Bw erfahren, was ins ministerielle Meinungsbild passt ?

    Also wenn die Öffentlichkeit auf die von der Bw bisher veröffentlichten Inhalte (Videos, Bilder, Texte) angewiesen wäre, dann gäbe es keinen in Deutschland der auch nur ein einigermaßen objektives Bild über Afghanistan hätte.

  6. Liebe Kameraden, bwtv hat sich in den vergangenen 12 Monaten enorm gesteigert. Leider besetzte der Sender immer noch viel zu viele Allgemeinplätze (vor allem bei den Nachrichten). Hier müsste der Sender mehr seine Stärke – nämlich SPARTEN-Fernsehen – besetzten. Mehr über die Familien der Soldaten zuhause, mehr Lebenshilfe. Große \“Weltpolitik\“ machen andere Sender besser. Und das Zauberwort Privatisierung hat mittlerweile seinen Glanz auch längst verloren. Gerade bei der g.e.b.b. müsste man das wissen… lasst die Kameraden in Sankt Augustin mal machen. Wie ich in einem anderen Forum (soldatenglück) gelesen habe, gibt es Überlegungen, die Kompetenzen der IMZBw in Sankt Augustin noch auszubauen: SicK schrieb:

    „Ich weiß gar nicht warum hier immer so aufgeregt “spekuliert” wird. Ich habe gestern von einem Kameraden erfahren, dass die Medienproduktion in Sankt Augustin (dort wird bwtv nämlich gegenwärtig produziert), zukünftig noch ausgebaut werden soll! Man würde überlegen, andere Aufgabenbereiche der Video & TV- Produktion der Bundeswehr, von diversen (klein-) Standorten (Fachmedienzentren, Op-Info, usw.), mittelfristig nach Sankt Augustin in die Medienzentrale zu verlagern. Daneben würde bwtv weiter existieren. Sowohl die strategische Nähe des Studios zu Bonn und der Medienstadt Köln, als auch die technisch professionelle Einrichtung des Hauses, dürften bei dieser Überlegung eine wichtige Rolle spielen. Der Bereich Radio soll sich weiterhin in Mayen (Radio Andernach) konzentrieren…“

    In diesem Sinne: Macht mal! H. Winter Euskirchen

  7. H Winter scheint ja überzeugter Anhänger von bwtv zu sein. Man darf aber schon die Frage stellen, warum sich die von ihm identifizierte „deutliche Steigerung“ von bwtv erst in den letzten 12 Monaten eingetreten ist – und richtig da war doch was. Es läuft nämlich eine Untersuchung wie bwtv in Zusammenarbeit mit privaten Sendeanstalten besser gemacht werden kann. Es ist also Druck auf unseren bwtv-Machern, die sich bis dahin (sie hatten ja immerhin fast 7 Jahre Zeit) dann wohl eher wenig bewegt und gesteigert haben. Im Gegenteil – man wähnte sich in „Sicherheit“ und ruhte sich ind er bequemen Nische aus. Im Übrigen ist eine Steigerung immer einfach, wenn das Ausgangsniveau schön niedrig ist…..
    Die „Einschaltquote“ von bwtv in den Einsatzländern spricht doch Bände – ohne den Sport (und der kommt ja von Premiere) würde es wahrscheinlich gar keiner gucken!
    Man darf sicher nicht alles privatisieren – aber wenn ein anderer es besser kann dann sollte man im Sinne der Soldatinnen und Soldaten ernsthaft darüber nachdenken. Mal ehrlich – das Programm von heute ist doch nicht gerade ein attraktiver Sender den ich mir in Kabul gerne anschaue – da habe ich nämlich auch andere Sender aus Deutschland.

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