Marine auf großer (Kamera-)Fahrt

Kamerafahrt nennt man bei Film und Fernsehen eigentlich, wenn die Kamera sich bewegt und dabei filmt. Ein gutes Beispiel ist, wie Michael Ballhaus Michelle Pfeifer in den Fabelhaften Baker Boys auf dem Flügel liegend und singend umkreist.

Aufregende Bilder können wir auch, dachten sich die Staatsbürger-in-Uniform-Journalisten der Bundesmarine. Dank Thomas Wiegold können wir nun auch den Links zu google video folgen und aus zwei Kameraperspektiven (einer objektiven Totale und einer subjektiven Nahaufnahme) sehen, wie Schiffe versenken in echt aussieht.

Das Schönste daran ist, dass sich offensichtlich niemand ernsthaft verletzt hat. Aus der Perspektive des Bendler-Blogs ist aber vor allem interessant, dass diese Aufnahmen dokumentieren, dass auch die Bundeswehr die Kontrolle über ihren Content und den Kontext verloren hat. Genau damit habe ich mich recht intensiv in meiner Master Thesis beschäftigt. Mein Vorschlag: zum Corporate TV der Bundeswehr (wie jeden anderen Unternehmens auch) gehören insbesondere auch die Bilder, die andere machen. Und die richtige Strategie, damit umzugehen ist, massiv eigene Bilder zu produzieren und zu publizieren, denn nur so besteht überhaupt die Chance, die eigene Position zu vertreten.

So lange aber im Ministerium die Gelder für bwtv gekürzt werden, die Einsatzkameratrupps zum Filmen staubiger Straßen eingesetzt werden sowie Offiziere und zivile Angestellte, die meinen, man könne Plattformen wie YouTube kontrollieren oder verbieten, die Diskussion über die Kommunikation der Bundeswehr bestimmen, hoffe ich, dass noch viele Soldatinnen und Soldaten ihre persönlichen Aufnahmen veröffentlichen. Denn das ist genau der richtige Weg, den Außenstehenden ein Bild von der Truppe nahe zu bringen und die Diskussion um die Rolle der Bundeswehr in und für unsere Gesellschaft weiter zu entwickeln und die Position der kommunikativen Vordenker innerhalb der Organisation zu stärken.

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