Bundeswehr-Werbecheck #1

Ich probiere mal ein neues Format aus: Den Bundeswehr-Werbecheck. Das Prinzip ist sehr einfach, denn nicht ich bewerte darin aktuelle Werbe- und Kommunikationsmaßnahmen der Bundeswehr, sondern Ihr/Sie, also die Leserinnen und Leser dieses Blogs. Halt! Ganz so einfach ist es doch nicht, denn zumindest für mich gibt es ein entscheidendes Prüfkriterium. Ob Ihr/Sie Euch dem anschließt, bleibt Euch/Ihnen überlassen. Das Kriterium heißt:

„Beantwortet die Werbe- oder Kommunikationsmaßnahme zumindest mittelbar die Frage, warum Soldatinnen und Soldaten ihr Leben einsetzen  oder das Leben anderer nehmen sollen?“ – Denn genau darum geht es beim Dienst in den deutschen Streitkräften. Das macht – um im Werberdeutsch zu bleiben – den Markenkern der Bundeswehr aus, konkretisiert im Diensteid der deutschen Soldaten, mit dem sie geloben bzw. schwören, „das Recht und Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“.

Erster Kandidat im Bundeswehr-Werbecheck ist ein brandaktueller Spot aus der Nachwuchswerbung:

 

12 Gedanken zu „Bundeswehr-Werbecheck #1

  1. Handwerklich ist der Spot diesmal richtig gut geworden. Normalerweise lädt die Personalwerbung ja eher zum Fremdschämen ein, aber diesmal sieht es sogar interessant aus.

    Was ich eher kritsch sehe, dass mir persönlich erst zur Hälfte des Spots klar wurde, wer hier eigentlich wirkt. Ist schon klar das es hier eher darum ging die verschiedenen Facetten des Dienstes zu beleuchten, aber der soldatische Aspekt kam mir hier zu kurz.

  2. Ja, äh, treu dienen, tapfer verteidigen, hab ich da jetzt nicht so mitbekommen. Der Spot ist handwerklich gut gemacht, bringt die Bundeswehr als potentiellen Arbeitgeber in Betracht und macht vielleicht den einen oder anderen neugierig. Wenn das jedoch die Selbstdarstellung der Bundeswehr ist, dann muß das Soldatenhandwerk in weiten Teilen der Führung durchaus verpönt sein.

  3. Als ich den Spot im TV sah, war ich recht verwirrt, dass es sich um eine BW-Werbung handelt. Beim ersten Sehen, habe ich damit überhaupt nicht gerechnet, die Bundeswehr war in den ersten Szenen das Letzte an das ich gedacht hätte. Insgesamt wird für mich der Aspekt „Karriere machen“ überbetont und der Kern des Soldatseins „…tapfer zu verteidigen“ dafür ausgeklammert. Aber mit dem Inhalt des Diensteides lässt sich wohl niemand mehr für den Dienst bei der Bundeswehr interessieren. Da scheinen wohl Karriere und Geld entscheidender. Aber vielleicht war das auch schon immer so.

  4. Um es kurz zusammen zu fassen.
    Nein, um treues Dienen und tapferes Verteidigen geht es in dem Spot eher nicht. AAABer der Spot ist gut. Und er hätte mich damals (vor vielen Jahren) davon überzeugt, mich für die Bundeswehr zu interessieren und wenn ich heute nochmals vor der Wahl stehen würde, spräche er mich ebenfalls an. Und damit hat er einen (primär)Zweck wohl erfüllt.

  5. Technisch sauber realisiert. Die Frage, die sich mir aufdrängt:
    Wen sucht die Bundeswehr? Den Menschen, der vom Charakter in die Streitkräfte passt oder denjenigen, der von dem Wunsch nach Bildung getragen wird, um als moderner Manager sowohl im militärischen, wie auch zivilen Umfeld agieren zu können?
    Der Wesen aller Streitkräft ist die Befähigung zum Kampf – ihre Organisation und Wesen muss darauf ausgerichtet sein.
    Es gab einst eine Tradition in deutschen Streitkräften, die sich hervorragend im Kampf bewährt hat. Danach wurden Führungspersönlichkeiten gesucht – Menschen, die sich als Teil einer Gemeinschaft fühlen wollen, die Verantwortung übernehmen möchten. Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Personenkreis mit dem Clip angesprochen wird.
    Der Kreis zum Kern des Threads schließt sich, wenn die Frage auftaucht, warum ein junger Mensch kämpfen können soll oder gar bereit sein sollte, sein Leben zu geben…
    DAS ist letztendlich der entscheidende Unterschied zwischen einem zivilen Arbeitgeber und der Bundeswehr.

  6. Für mich zeigt der Spot, dass zumindest die für die Öffentlichkeitsarbeit/ Nachwuchswerbung zuständigen Teile der Bundeswehr es entweder nicht verstanden haben oder nicht kommunizieren wollen (warum?), dass die Bereitschaft, sich für andere Gewalt antun zu lassen, oder selbst Gewalt anzuwenden, etwas positives ist.
    Ich möchte im Gefecht jedenfalls keinen Vorgesetzten haben, der dieses Gefecht als eine weitere Sprosse seiner Karriereleiter sieht. Genau diese Arbeitnehmer (sic!) spricht die Bundeswehr in ihrer Nachwuchswerbung aber gezielt an.
    Dass die Bw sich nicht traut bzw es nicht schafft, sich zum Kern ihres Auftrages und ihrer Täätigkeit zu bekennen, ist ein Armutszeugnis.
    Ich kann nur hoffen, dass es genug Bürgerinnen und Bürger gibt, die sich auch ohne oder vor derlei Spots mit der Bw identifiziert und für diese interessiert haben.

  7. Nein! Handwerklich mag es ja gut sein, aber wo ist der Zusammenhang zum eigentlichen Kern des Soldatenberufes? Diese ständige Betonung der sog. Karriere!! Das ist ja schon ein Witz für sich. Wer das System der Aufstiegsmöglichkeiten und die Willkür dahinter erkannt hat, wird zügig feststellen, dass das, was dort versprochen wird, nichts mit der Realität zu tun hat. Es ist wie immer bei diesem Arbeitgeber: Man täuscht und blendet, um so wenigstens ein paar Interessierte zu bekommen, die hinterher vielleicht bleiben wollen. Mit den wahren Inhalten und den Anforderungen an den Soldatenberuf hat diese Werbung nichts zu tun.

  8. Also der Spot ist ganz gut. Jedenfalls kann man den gucken ohne irgendwie in Verlegenheit zu geraten. Und mal abgesehen davon, dass zumindest ich die BW für die pc-mäßig glattgebügelteste Armee der Welt halte trifft der Spot die Sache doch ganz gut. Denn mal ehrlich: soooo viele Dienstposten die den „Markenkern“ (Töten und Sterben) erfüllen, haben auch alle anderen Armeen nicht wirklich.
    Und hier macht eher die Bundeswehr als ganzes für sich Werbung und nicht die Kampftruppen im besonderen. Vergleichbar etwa mit Bosch oder Siemens, die eine ähnliche Personalstärke haben und auch nicht nur aus Ingenieuren bestehen. Die machen doch auch ähnliche Werbung für sich als Arbeitgeber und nicht nur für einzelne „Markenkern-Berufsbilder“.
    Nichtsdestotrotz würde ich es begrüßen, wenn neben dieser Universal-Werbung auch einzelne Spots für Kampftruppen produziert würden (gerne cool! gerne mit Pathos!). Alleine ich glaube es nicht. Aber da wären wir wieder bei der political corrrectness.

    • Du weißt aber auch, dass bspw. im Irak der ein oder andere Nachschubkonvoi, der falsch abgebogen und dann unter Feuer geraten ist. Das passiert bei Bosch und Siemens eher selten.

  9. Wie hier schon viele gesagt haben, handwerklich gut gemacht und auch ansprechend, aber meiner Meinung nach viel zu typisch Bundeswehr! Seit dem Kampfeinsatz in Afghanistan predigt man, dass die Gesellschaft ein falsches Bild der Bundeswehr hat: Brunnen und Mädchenschulen bauen, Krieg kam da nicht vor. Dieser Spot bedient dieses Bild perfekt und hätte genauso gut der Nachwuchsgewinnung des THW’s dienen können. Ich finde der Werbespot ist gut und kann gerne so verwendet werden, aber dann nur in Ergänzung mit einem Spot, der zeigt dass Bundeswehr eben doch etwas mit Krieg und Militär zu tun hat. Ansonsten muss man sich über das Bild der Bundeswehr in der Gesellschaft auch nicht beschweren.

  10. Vielleicht ist es sinnvoll, das Machbare im Auge zu behalten: Der „Markenkern“ der Bundeswehr lässt sich nicht gefällig in 30 Sekunden verpacken. Genauso wenig wird irgendjemand allein auf so einen Spot hin seine Entscheidung für oder gegen den Wehrdienst oder andere Verpflichtungen treffen.
    Bei Tageslicht betrachtet: Der Spot kann äußerstenfalls potenziellen Nachwuchs anregen, mal genauer bei der BW nachzufragen oder im Gegenteil so abschrecken, dass anschließend alle Kanäle dicht sind, auf denen die BW ihre Botschaft rüberbringen will. In diesem Spektrum bewegt sich das Filmchen.
    Daran gemessen ist der Spot wohl jedenfalls nicht schlecht, er macht nichts kaputt und spielt ein bißchen mit der Bandbreite an möglichen Aufgaben, um die Neugier zu wecken und einen Hauch an postivem Image für die BW zu transportieren. Viel mehr ist in 30 Sekunden nicht drin.

  11. Auch wenn die Kommentare zum Beitrag schon älter sind, hier mal ein Link wie man auch werben könnte.
    https://www.youtube.com/watch?v=-bLHGZwQ_5w
    Könnte deshalb, weil sich die „Bw Werbemacher“ so etwas nicht trauen würden, und falls doch, wäre in unseren Staatsmedien ein Aufschrei sondergleichen zu vernehmen. Andere Nationen machen es vor, wie schon oft gezeigt worden ist.
    Es ist zwar zum Zeitpunkt unpassend, Russland ins Licht zu rücken, aber aufgrund meiner Recherchen zur Krimkrise fand ich das für den Beitrag passend.

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