Heute, am 4. September 2013, zeigt die ARD den Film „Eine mörderische Entscheidung.“ In einer Mischung aus Spielfilmszenen und Zeitzeugeninterviews versucht sich Regisseur Raymund Ley an einer Rekonstruktion der Ereignisse in der Nacht vom 3. auf den 4. September 2009. Diese, das kann man heute mit Gewissheit sagen, markieren einen Wendepunkt der deutschen Nachkriegsgeschichte, insbesondere auch in der Wahrnehmung der Bundeswehr. Die Bombardierung zweier Tanklaster, bei der bis zu 140 Menschen, darunter zahlreiche Zivilisten, starben, beendete schlagartig die Erzählung der Politik von einem Stabilisierungseinsatzes, an dessen Ende ein mehr oder weniger friedlicher Staat stehen sollte. Und so falsch und ehrabschneidend der Titel des Films auch ist, es gelingt ihm, die Erzählung der Soldaten und Soldatinnen wiederzugeben, die bereits weit vor dem September 2009 täglich erlebten, dass sie im Krieg waren. Besonders eindrucksvoll zeigt sich in der fiktionalen Darstellung, welchen Zwängen, Erwartungen und Eigenlogiken Menschen in (militärischen) Großorganisationen ausgesetzt sind, aber auch, dass es Möglichkeiten gibt, diese zu hinterfragen.
Es ist daher sehr zu begrüßen, dass die ARD der notwendigen Diskussion über die Ereignisse mit der nachfolgenden Talkshow von Anne Will einen angemessen Raum gibt. Manch einer mag sich angesichts der Gästeliste bereits sein Urteil bilden, denn die Rollen scheinen klar verteilt. Überraschungen sind nicht zu erwarten. Dennoch sollte man sich den Talk anschauen, denn er wird zeigen, wie wir über die Bundeswehr reden. Deshalb ist es auch zu bedauern, dass kein aktiver Soldat auf dem Podium sitzen wird. Aber lassen wir uns überraschen.
Zur Vorbereitung erstelle ich hier eine kleine Leseliste. Die Auswahl ist rein subjektiv und ich freue mich über Ergänzungen in dem Kommentaren.
Die Kommentare und Einordnungen des Ein-Mann-Kompetenzzenrums Sicherheitspolitik Winfried Nachtwei machen eindrucksvoll die Verantwortung – vor allem aber das Schweigen – der Bundesregierung zur Entwicklung in Afghanistan deutlich.
Der Bericht des Untersuchungsausschussesist eine hervorragende Quelle, um die eigene, durch die Berichterstattung in den Medien geprägte Wahrnehmung, kritisch zu überprüfen.