Nichts ist gut in Hamburg

Auf die Idee muss man erst mal kommen. Wenn vom 1. – 5. Mai 2013 mehr als Hunderttausend Menschen zum 34. Evangelischen Kirchentag in Hamburg kommen, möchte man zwar über „Auslandseinsätze“ sprechen, aber nicht mit Soldaten oder Soldatinnen. Anders ist es nämlich nicht zu verstehen, dass bei der Veranstaltung „Willkommen zu Hause? Auslandseinsätze – Verantwortung und Folgen“ niemand auf die Idee gekommen ist, einen Veteranen oder eine Veteranin einzuladen. Oder ist das eine programmatische Entscheidung? Schließlich lautet die Losung des Kirchentages 2013: „Soviel Du brauchst“. Soldaten aber braucht die Kirche nicht, oder?

4 Gedanken zu „Nichts ist gut in Hamburg

  1. Nachtrag

    Ich habe jetzt noch offiziell bei der Kommunikationsabteilung des Kirchentages nachgefragt:

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ausweislich der Programmdatenbank des 34. Evangelischen Kirchentages findet am 3. Mai 2013 eine Veranstaltung mit dem Titel: „Willkommen zu Hause? – Auslandeinsätze – Verantwortung und Folgen“ statt.

    Laut Beschreibung befindet sich unter den Sprecherinnen und Sprechern zu diesem Thema keine Soldatin bzw. kein Soldat der Bundeswehr.

    Als Betreiber des Bendler-Blogs, einem Blog zu Sicherheitspolitik und Kommunikation, habe ich diesen Sachverhalt kritisch aufgegriffen, freue mich aber, wenn Sie kurz dazu, vielleicht sogar korrigierend Stellung nehmen und mir die folgenden Fragen beantworten könnten:

    – Wer ist die verantwortliche Ansprechpartnerin für diese Veranstaltung?
    – Wurden gezielt Soldatinnen bzw. Soldaten, insbesondere solche mit Einsatzerfahrung, angesprochen, an dieser Veranstaltung mitzuwirken? Wenn ja, welche? Wie war deren Reaktion? Wenn nein, warum nicht?
    – Beabsichtigen Sie bis zur Veranstaltung noch gezielt Soldatinnen oder Soldaten einzuladen mitzuwirken? Wenn ja, in welcher Rolle? Wenn nein, warum nicht?

    Danke für Ihre Unterstützung und beste Grüße

  2. Über Twitter (https://twitter.com/Kirchentag2013) erreicht mich heute die folgende Stellungnahme:

    „Der Kirchentag lebt ganz viel von freiwilligem und ehrenamtlichem Engagement, daher ist es manchmal nicht ganz so leicht bestimmte Verantwortliche und Ansprechpartner zeitnahe zu erreichen.

    Der Podiumsgast Dr. Helge Gölmer, Bundeswehr-Psychologe, ist Soldat. Die Projektleitung hat sich aus zwei Gründen dafür entschieden, ihn aufs Podium zu holen, weil 1. es deutlich werden sollte, dass die Traumata keine Einzelschicksale sind, die man als solche abtun kann, sondern ein Phänomen, das so häufig ist, dass es gesellschaftlich wahrgenommen werden sollte und 2. um verschiedene Ausformungen der Folgen von Auslandseinsätzen darstellen zu können, denn der Arzt kann aus der Praxis über mehrere Fälle sprechen. Außerdem werden viele Soldaten im Publikum sein und sie sind eingeladen, sich an der Diskussion mit dem Publikum zu beteiligen, wenn sie das möchten.“

  3. So ganz zufrieden macht mich die Antwort nicht. Gut, ein BW-Psychologe scheint schon angemessen zu sein. aber ist es denn so genial ÜBER Leute zu reden. „Traumata [sind] keine Einzelschicksale“: stimmt, aber nicht ALLE kehren traumatisiert heim – Gott sei Dank. Und sind (womögllich) trotzdem nicht willkommen, z.B. in ihren Kirchengemeinden. Und Einzelfälle, die NICHT repräsentativ sind, sind in der Vergangenheit vielfach auf Podien angetroffen worden: Opfer, Überlebende, Zeitzeugen …

  4. Freddy, das erinnert mich an die ganz lange Traditionslinie, die Du mir gezeigt hast, und die ich ich in der Formulierung der „Exkommunikation des Kriegers“ aufgegriffen habe.

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