„Neu?“, „Nein, mit Perwoll gewaschen.“ Nachdem er in der Debattentrommel einmal gründlich weichgespült und konform zur Corporate Identity des YouTube-Kanals der Bundesregierung (man kann ja nie wissen, wo er eingesetzt wird) mit Worten unterlegt wurde, präsentiert sich nun der Bundeswehr-Trailer für …, ja, für was eigentlich?
Also im Abspann steht „Wir.Dienen.Deutschland.“ über „Karriere mit Zukunft.“ Aber war das erstere nicht die Kampagne zum neuen Selbstverständnis der Bundeswehr und also keine Nachwuchswerbung? Und ist es nicht eigentlich ein no go, zumindest aber fragwürdiges Hand- bzw. Kopfwerk zwei Claims übereinander zu hämmern? Und was soll der Appell „Informieren Sie sich!“ am Ende des Spots? Worüber – Karriere bei der Bundeswehr ist klar, aber wo? Kein URL, kein Link, kein weiterer Hinweis (Ich habe das hier mal händisch in 2 Minuten nachgebaut: http://www.youtube.com/watch?v=jEHo_h3yo0E)!
Aber, ganz wichtig, keine einzige Explosion, kein einziger Schuß. Das ist in Summe einfach nur gaga, aber sehen Sie selbst:
Die Vermischung der Claims ist übrigens kein Zufall sondern gewollt. Derzeit testet die Bundeswehr auf ihrer Karriereseite wieder einige mögliche Plakatmotive, die ebenfalls diese Dopplung tragen. Ich finde diese ja eher so mittelmäßig und frage mich, wen die Truppe damit hinter dem Ofen hervorlocken will? Na ja, vielleicht sprechen Herr Arnold und Frau Malczak damit ja in ihren Kreisverbänden gezielt junge, ernsthafte Menschen an:
Frau Malczak heißt inzwischen Brugger:
http://www.gruene-bundestag.de/cms/abgeordnete/dok/302/302355.agnieszka_malczak.html
Diese kleine Besserwisserei aber nur am Rande. 😉
@Louis: Danke. Hatte den Hinweis auch schon vor ein paar Tagen bekommen, aber der Kontinuität halber, mich hier für die old-school-version entschieden. Außerdem bloggt sie ja noch unter ihrem alten Namen: http://www.malczak.de/
Oh sehe gerade, erst Twitter lesen, dann Schreiben. Bendler-Bloger weiß das natürlich schon!
So war das nicht gemeint. Im Gegenteil, ich freue mich sehr über alle sachdienlichen Hinweise. Wollte hie rnur Kund tun, dass ich den Namen nicht aus Schlampigkeit gewählt hatte. 😉
…“einer der größten Arbeitgeber Deutschlands – für zivile und militärische Berufe“… Haha, weichgespülter geht es ja echt nicht mehr!! Boah…
@Koglinho: Beschwöre es lieber nicht …
Also _ohne_ die Vorgeschichte ist der Spot ja gar nicht mal schlecht Da haben wir doch schon deutlich mehr Fremdschämpotential auf diesen Kanälen gesehen!
@David: Doch, er ist schlecht, denn er nutzt das ableierte Archivmaterial zum 1000. Mal und der Call to Action geht ins Leere. Was soll das?
Was mich massiv ärgert:
„Wir sind einer der größten Arbeitgeber für ZIVILE und militärische Berufe.“
Also zuerst einmal ist die Bundeswehr eine Armee. Mit einer zivilen Verwaltung. Und nicht umgekehrt.
Hier sollte man mal überlegen, wer für wen da ist.
Aber auch in den tagtäglichen Befehlen und Weisungen werden oft zuerst die zivilen Mitarbeiter und dann die Kameraden angesprochen.
Das k**zt mich an. Jedes Mal mehr.
Besser ist nur noch die Werbung wie: Sie brauchen keine Uniform, um bei der Bundeswehr zu arbeiten.
Armselig.
Man sieht das rockige Werbevideo sich zu einem Kunduz für die Medienabteilung der BW entwicklet.
Zu dem Karriere Trash braucht man wohl nichts mehr zu sagen.
Zu den Postern A und C kann ich nur sagen, dass kann ich als Architekt ( wir müssen unsere Projekte auch multimedial präsentieren) innerhalb einer Mittagspause besser realisieren.
Ich finde, dass der Spot gezielt Frauen, ethnische Minderheiten, Homosexuelle und Behinderte ausgrenzt, die dort praktisch nicht zu sehen sind. Zudem werden (außer durch den Sprecher) überkommene maskulinistische Männlichkeitsbilder beschworen, und die Bundeswehr wird trotz der richtigen Schwerpunktsetzung auf ihrem zivilen Charakter immer noch als „Armee“ bezeichnet. Wie will die Bundeswehr denn „Diversity“ als einen ihrer zentralen Werte jemals verwirklichen, wenn schon in der Nachwuchswerbung derart reaktionäres Gedankengut gepredigt wird?
Wäre eventuell einen eigenen kleinen Eintrag Wert : „Stolz“ und „Ehre“ sind für die Bundeswehr nach Ansicht des Politikers Hans -Peter Bartels (SPD) „problematisch“:
Aus der FAZ vom 11.12., S.9:
„Die Rekruten sind angetreten in Reih und Glied. „Papa`s Liebling“ steht-mit der schon gängigen falschen Verwendung des Apostrophs- auf der Werbekarte. Die Rückseite gibt die Antwort: „Gib ihm einen Grund stolz auf dich zu sein“.
Stolz und Ehre, so heißt es, kämen aber nicht von allein.Ehre bedeute, so wird der 20 Jahre alte Lars B. zitiert, „seinem Lande dienen zu dürfen und für die Ansichten des Landes kämpfen zu dürfen“. Mit der Karte wirbt die Bundeswehr um Freiwillige.
Der Verteidigungspolitiker Hans-Peter Bartels (SPD) findet ihre Aufmachung „problematisch“. Das schrieb er dem Parlamentarischen Staatsekretär Thomas Kossendey (CSU). „Es wird der Eindruck erweckt, familiäre Anerkennung reduziere sich auf die Frage, ob der eigene Nachwuchs bei der Bundeswehr gedient hat.“ schreibt Bartels. „Und wollen wir wirklich mit den Vokabeln `Stolz`und Èhre`für den Dienst in der heutigen Bundeswehr werben ?
Vierzig Tage später bekommt Bartels Antwort. Die Personalwerbung unterliege „den Bestimmungen des Corporate Design und des Design Manual für die militärische und zivile Personalwerbung“ schreibt Kossendey. Sodaten in Auslandseinsätzen könnten stolz auf die erbrachte Leistung sein und es als ehrenvolle Aufgabe ansehen, „in deutscher Uniform für eine bessere , gerechtere , freiere und sicherere Welt einzutreten“. Und weiter: „Diesen Stolz und diese Ehre kann und will die militärische Personalwerbung offensiv kommunizieren“.
@Hohenstaufen: Danke für den Hinweis. Ich hatte es auch schon gesehen, aber leider kein Exemplar der Postkarte online gefunden, denn die ist ja auch schon hinreichend fragwürdig, allerdings nicht so dämlich wie die erneute Intervention aus den Reihen der SPD.
Wenn ich mir das Poster zur „Sicherheit“ ansehe, dann weiß ich nicht, ob der Titel so recht trägt. Denn ich weiß, wann und wo das Foto gemacht wurde und was der eigentlich Hintergrund der Jungs darauf war bzw. von welchem Einsatz die zurück gekommen sind.
Gibt noch ein paar andere Bilder von dem Event und die Jungs sahen nicht nach Sicherheit aus, sondern v.a. nach Erleichterung, heil aus der Sch…e wieder ins Lager zurückgekehrt zu sein. Die Fahrzeuge waren teils in einem desolaten Zustand durch Gefechtseinwirkungen.
Aber gut… das weiß ja alles keiner und daher kann man mit dem Schlagwort „Sicherheit“ das Bild verkaufen.