Udpate: Schneiderhan macht es sich zu einfach

Das Redemanuskript Schneiderhans ist hier veröffentlicht. Obwohl er hier den Kontext natürlich weiter fasst, bleiben die Aussagen zum „Rundum-Wohlfühlangebot“ für mich sehr problematisch – und zwar grundsätzlich, nicht nur, weil sie in der Berichterstattung bevorzugt herausgegriffen wurden.

Ein anderes Argument der Rede muss ebenfalls zum Nachdenken anregen. Schneiderhan sagt: „Der andere Punkt, der mich mindestens so beschäftigt, hat mit der Kommunikationsstruktur oder Kommunikationskultur in der Bundeswehr zu tun. Gespräch, Meldung oder Beschwerde auf den Ebenen, wo der Mangel entsteht und wo die Instrumente zur raschen Abstellung zur Verfügung stehen, scheint nicht überall gut zu funktionieren und deshalb die Hinwendung ans Parlament oder die Öffentlichkeit. Wenn der Wehrbeauftragte in diesem Zusammenhang von Vertrauensverlust redet, muss das für uns mehr als ein Wecksignal sein.“ Im Klartext: Schneiderhan sieht es als Defizit an, wenn sich Soldaten an die Öffentlichkeit wenden und möchte Probleme intern lösen. Dieser Reflex ist aus Konzernen und Großorganisationen aller Coleur bekannt, aber unter den Bedingungen einer modernen Mediengesellschaft einfach anachronistisch.

Damit man mich nicht falsch versteht: Als (Reserve)Offizier bin ich ein Freund klarer Worte und auch überzeugt, dass die meisten Probleme des militärischen Alltags intern gelöst werden können. Allerdings habe ich schon sehr früh in meiner Dienstzeit erfahren (müssen), dass auch die Institution des Wehrbeauftragten nicht zwingend auf Seiten der Soldaten steht. (Dass ich es dennoch als SaZ12 zum Enddienstgrad gebracht habe, mag als Indiz dienen, dass diese Beschwerde nicht meinem renitenten Charakter geschuldet war.)

Die eigentliche strategische Herausforderung ist unter anderem die Frage, wie sich die Bundeswehr unter den Bedingungen der Mediengesellschaft führen lässt. Die Antworten, die die Bundeswehr bislang anbietet, sind alles andere als überzeugend.

2 Gedanken zu „Udpate: Schneiderhan macht es sich zu einfach

  1. Auch ich gebe internen Regelungen in Beschwerdeangelegenheiten den Vorzug, denn wir haben eine sehr gute Wehrbeschwerdeordnung, die den Beschwerdeführer schützt und die Vorgesetzten haben u.a. die Pflichten zur Kameradschaft und Fürsorge. Dieses Instrumentarium bietet sehr gute Rahmenbedingungen für die Bewältigung der meisten Konflikte.
    Wenn sich Soldaten sehr schnell und ohne versuchtes Gespräch mit Vorgesetzten und Kameraden an das Parlament, den Wehrbeauftragten oder die Öffentlichkeit wenden, dann spricht der Wehrbeauftragte mit Recht von offensichtlichem Vertrauensverlust in militärische Führung. Das muss tatsächlich sehr zu denken geben.
    Auch unter den Bedingungen einer modernen Mediengesellschaft sollten Probleme m.E.nur öffentlich bewältigt werden, wenn sie von allgemeinem und öffentlichem Interesse sind.

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