Endlich!

Das Bundeswehr eigene Fernsehprogramm bwtv bot ja auch im Rahmen dieses Blog schon reichlich Gelegenheit für Diskussionen. Nun scheint es, dass die Führung ein Einsehen hat und gewillt ist, das Programm von Menschen machen zu lassen, die es können (sollten). Die Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb der Bundeswehr (g.e.b.b.) lädt private Fernsehmacher ein, ein Konzept zum weiteren wirtschaftlichen Betrieb von bwtv zu entwickeln. (Unterlagen des Teilnahmewettbewerbs hier). Das entscheidende Wörtchen ist hier „wirtschaftlich“ und man darf gespannt sein, welche Kalkulation die Unternehmen, die sich an diesem Wettbewerb beteiligen erarbeiten, sobald sie die „vollständigen Unterlagen, die notwendig sind, um ein tragfähiges Konzept zu entwickeln und zu kalkulieren“ (Zitat aus der Ausschreibung) erhalten haben.

Qualitätsmaßstäbe – Die Bundeswehr legt die Messlatte höher

Anlass zum Schmunzeln liefert die Selbstbeschreibung, die die g.e.b.b. mit Blick auf die Qualität des Programms in ihrer Ausschreibung formuliert hat (oder auf Anweisung formulieren musste). Dort heißt es unter anderem: „Das Programm wird in state-of-the-art Fernsehqualität produziert und entspricht somit in Qualität und Anmutung öffentlich rechtlichen Sendeanstalten.“ Hier ist der Wunsch ganz eindeutig der Vater des Gedankens. Dennoch, der Anspruch ist richtig, die Wirklichkeit aber – noch – traurig. Prognose: um die Qualität des Programmes substantiell zu verbessern, muss die Bundeswehr etwas mehr Geld in die Hand nehmen als bisher.

Der potentielle Bieterkreis

Wenn die g.e.b.b. das Verfahren ernsthaft betreibt, sollte es ihr nicht schwerfallen, einen (oder mehrere) Anbieter zu finden. Wünschenswert im Sinne der Qualität wäre ein Stelldichein des Who-is-Whos der deutschen Corporate TV-Szene. In Betracht könnten unter anderem die Atkon AG aus Wiesbaden (haben bereits bwtv-Erfahrung), fischerAppelt, tvmedia (ehemals DaimlerChrysler TV Media und derzeit unter anderem für die Arbeitsagentur im Einsatz) oder Bavaria Film Interactive (arbeiten u.a. für Audi, BMW und SAP) kommen. Auch die ehemalige T-Systems-Tochter Media Broadcast könnte ihren Hut in den Ring werfen. Darüber hinaus dürften sich auch kleinere Anbieter die Sache mal anschauen, denn der kolportierte Etat des bisherigen Programms von unter 2 Millionen Euro dürfte auch von diesen zu stemmen sein. Entscheidend wird dabei sicher auch das Projektmanagement sein, wobei die Übertragungskapazitäten der Satellitenbetreiber das kleinste Problem sein dürften. Nach wie vor spannend ist, ob die Bundeswehr im Rahmen einer möglichen Vergabe endlich den längst überfälligen Schritt in Richtung Internet-Fernsehen gehen wird.

Noch offen – wer führt bwtv in Zukunft

Eine mögliche Vergabe von Redaktion und Produktion an einen privaten Anbieter ist richtig. Allerdings wird damit noch nicht die Frage beantwortet, wer auf Seiten des Verteidigungsministeriums das Medium führen wird. Formal wird das weiterhin der Presse- und Informationsstab des Ministeriums sein. Dessen Leiter ist allerdings bislang noch nicht dadurch aufgefallen, bwtv im Rahmen der Möglichkeiten zu nutzen oder gar zu fördern. Es bleibt also zu hoffen, dass der nun gestartete Teilnahmewettbewerb nicht der letzte Nagel für den Sarg des Programms ist, sondern der entscheidende Impuls, um dessen Möglichkeiten konsequent zu nutzen und die Bundeswehr im Wettbewerb der Bilder angemessen zu positionieren. Die Soldatinnen und Soldaten hätten es verdient.

2 Gedanken zu „Endlich!

  1. Das ist eben das Ergebnis von unfähigen Vorgesetzten im Streitkräfteamt das besonders Bürokratisch organisiert ist und sich selbst lähmt, besonders die IMZBw in St. Augustin hat sich in der ganzen Geschichte als Innovations-Bremse erwiesen. Ein starres Programm ausschließlich über Satellit zu senden und hoffen das die Dienststellen ihren Dienstplan nach dem Sendeschema ausrichten ist wirklich absurd. Die Folgen waren vorhersehbar. Die Fronten zwischen Auftraggeber BMVg PresseInfostab und IMZBw verhärten sich und das geht nicht lange gut. Schade ist, dass es meist die einfachen Mitarbeiter sind, die diese Managementfehler auflöffeln müssen, den die Entscheider und Vorgesetzten werden alle 3-4 Jahre umgebettet oder in den Ruhestand versetzt. Für einige wird es da auch Zeit! Also gibt es ja doch parallelen zu großen Wirtschaft. 🙂 Wir warten mal ab, was da noch so passiert. Bald sind Bundestagswahlen und dann gibt es bestimmt auch neue Minister. Und neue Akzente will dann ja dann auch jeder setzen.

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